#69 Ostern heißt: Fürchte dich nicht!

Hossa Talk #69 Ostern heißt: Fürchte dich nicht!

Warum wir keine Angst vor Gott zu haben brauchen.

Hossa Talk #69 Ostern heißt: Fürchte Dich nicht!

Ostern auf Hessisch: „Mach ma des Lischt oa!“

Manche Aussagen in der Bibel können einem wirklich Angst einjagen. Unsere Hörerin Sanni fragt: Müssen Hossa Talk HörerInnen vielleicht den Zorn Gottes fürchten, weil sie alle abgefallen sind? Das wäre schlimm, finden Jay und Gofi, denn dann hätte niemand etwas zu lachen. Schließlich ist jeder Christ eines anderen Ketzer.

36 Kommentare zu „#69 Ostern heißt: Fürchte dich nicht!“

  1. Liebe Hossas,

    sehr spannende Folge. Was ich mich noch gefragt habe, warum spielt Angst eigentlich in der christlichen Religion so eine entscheidende Rolle? Ich bin mir nicht sicher, ob sich die verantwortlichen Leiter immer bewusst sein, welche Funktion Angst einnimmt, vielleicht wird Angst also oft ohne nachzudenken benutzt. Es riecht aber manchmal auch nach Strategie. Mit Angst kann man eben Menschen ganz gut zu allem Möglichen bewegen.

    Dann noch vielen Dank für die Grüße an uns Remix-Nööörds, wir sehen uns hoffentlich bald in Köln!

    1. 1. Business, mein Freund, Business. Warum, rein praktisch, werden in freien Gemeinden Evangelisationen gemacht? Um neue Mitglieder zu bekommen. Warum sollten die Leute Mitglied werden, wenn es ein langweiliger Verein ist, in dem es weder besondere Events gibt, noch man sonst einen vordergründigen Vorteil hat? Weil man Angst hat, was passieren könnte, wenn man es nicht ist. „Du solltest JETZT die Entscheidung treffen, denn es kann ja sein, dass du auf dem Weg nach Hause stirbst und dann kommst du in die Hölle!“ Außerdem muss der Aufwand, den man mit den Evangelisationen hat, gerechtfertigt werden, und der wird eben durch Zahlen gerechtfertigt. Wenn ein Evangelist keine Zahlen vorweisen kann, wird er nicht mehr eingeladen. Ist doch so, oder, ihr Ex-Evangelisten?
      2. Die Angst wirkt nach. Man darf nichts anderes denken als das, was von der Lehre genehmigt ist, denn Zweifel sind böse. Denn wenn man zweifelt, fällt man von Gott ab und wenn man von Gott abfällt, kommt man in die Hölle. Also: Pass auf, kleines Auge, was du siehst.
      Ich weiß, es ist grotesk. Traurig.

      1. Liebe(r?) Bithya,
        Ich finde man kann an evangelikalen Christen viel kritisieren, aber Berechnung würde ich den den meisten nicht zutrauen. Ich glaube sogar, dass wenn man in dieser Theolgie der Angst beheimatet und aufgwachsen ist, die Mission und die Bekehrung von Nicht-Christen ein gutes Ziel ist, da man nicht möchte, dass andere Menschen in die Hölle kommen. Damit lastet man sich selbst aber auch eine gigantische Verantwortung auf, unter der man auch kaputt gehen kann. Insbesondere wenn es um nahstehende Personen geht. Weil der enge Freund bis zu seinem Tod Jesus immer noch nicht als Erlöser anerkannt hat wird er auf ewig von Gott getrennt bleiben (an die ewigen Höllenfeuer glauben auch konservative heute eher nicht mehr). Aber wer, wenn nicht ich als enger Freund wäre den in der Lage gewesen diesem Freund unseren Herrn Jesus nahezubringen?
        Deshalb glaube ich, dass auch die Menschen die missionieren sich teilweise selbst kaputt machen und nicht berechnend ihre Mitgliederzahlen in die Höhe treiben wollen.

  2. Eine tolle Osterfolge. Ich frage mich: Heißt Evangelikal, niemals für Gott okay zu sein? Immer muss man müssen, so kam es mir in den Gemeinden, wo ich war, vor. Niemals okay in Gottes Augen, dass hat mein Gottesbild geprägt. Bekehrt habe ich mich auch „nur“ wegen der Angst auf dem Rückweg von der Veranstaltung einen Autounfall zu haben. Geschickt vom Pastor gefragt in der Predigt. Irgendwie baut mein ganzer christlicher Glaube auf Angst auf, stelle ich heute fest. Was ich dagegen mache? Ich bin froh, dass ich vor 8 Jahren im säkularen Bereich angefangen habe zu arbeiten, und bin heute im Brennpunkt tätig in einer Schule. Das weitet meinen Horizont. Dazu bin ich gerade in keiner Gemeinde, weil es mir in meiner alten reichte (Predigten die nichts mit meinem Leben zu tun hatten, lange Worship-Zeiten, „Demo für alle“-Fans, Pastor als AfD-Fan). Ich will auch in keiner Gemeinde mehr sein, die Homosexuelle ausgrenzt. Ich lese Bücher wie das von Steve Volke (sehr zu empfehlen). Aber die Angst ist trotzdem da, dass die Evangelikalen recht haben, wobei es ja auch nicht „die“ evangelikale Meinung gibt, was wichtig ist. Es reicht ja von Abgrenzung von der bösen Welt bis zu stundenlangen Worshipkonzerten. Da hilft mir aber ein Vers, den ich bei Volke fand, was in Gottes Augen wichtig sein könnte: Brich den hungrigen dein Brot. Wobei Brot ja unterschiedliche Sachen in Deutschland heißen kann, auch zum Beispiel Kinder zu stärken und weitergeben, was man selber kann, wie es Thorsten Hebel in Berlin macht. Auch ein gutes Buch.

    1. Lieber Donald,

      was du schreibst, berührt mich. Ich habe es selber in evangelikalen Gemeinden so erlebt. Zum Glück hatte ich seit Kindheit eine landeskirchlich-christliche Gründung, die hat mich letztlich gerettet. In meinem Glaubensleben stand zuerst der liebende Gott da, dann erst der „evangelikale“. Und nein, „die“ Evangelikalen haben nicht recht. In der gesamten Geschichte der Christenheit hat es die „reine Lehre“ nie gegeben. Die Evangelikalen sind im christlichen Spektrum relativ jung. Dass ausgerechnet sie sich als die Ober-Urchristen aufspielen, finde ich schon etwas vermessen. Attraktiv war für mich an evangelikalen Gemeinden die „Überzeugungstäterschaft“ und das große Engegement, welches ich dort vorgefunden habe. Aber das negative überwog. Ich fand vor ca. 4 Jahren neu zum Glauben, auf ganz andere Art, als jemals zuvor. Ich möchte dir hier gerne einen Facebookpost anfügen, den ich an einen Kommentator von Mickey Wieses Predtgtpodcast geschrieben hatte. Vielleicht hilft er dir. Alles Liebe und frohe Ostern für dich,

      Patrick

      Dies ist eine Antwort von mir in der Kommentarleiste von Mickey Wiese’s unrasiertem Predigerporcast. könnte vielleicht für mehr Leute interessant sein…

      Liebe(r) Calm Sunset,

      mir geht es da recht ähnlich. Ich bin auch ein Solochrist. Und das “mache,mache, Häusle des Herrn baue” in vielen Gemeinden habe ich als unerträglich erlebt. Ich empfand es immer als widersprüchlich. Einerseits wird da ein Gott gepredigt, der deinen Sturm zur Ruhe bringt und der dich begnadigt, andererseits ist die Praxis in solchen Gemeinden oft ein hektisches Leistungsgewurschtel. Und natürlich habe ich immer wieder an der Frage gelitten: Was denn nun? Gesetz oder Gnade? Oder ein bisschen Gesetz und ein bisschen Gnade? In der gemeindlichen “real-existierenden” Christenpraxis kann das total zermürbend sein. Ich musste mich von Gemeinden und Predigern etc. ertsteinmal völlig lösen. So langsam komme ich bei der Erkenntnis an, dass Gott mich tatsächlich liebt. Dass er ein “Ja” in meine Richtung ausschickt. Und dieses “Ja” WIRD NIE MEHR WEGGENOMMEN!!!!!!!!!!! Auch dann nicht, wenn ich den 10. nicht zahle, nie mehr in der Bibel lese und den Pastor nicht mehr für seine schöne Rasur lobe ? (das geht an Mickey!) Man kann irgendwann nur eine Entscheidung für sich selber treffen, ob man an Gnade oder Gesetz glauben möchte, denn Bibelstellen, die das eine unterstreichen gibt es ebenso, wie auch solche, die das andere unterstreichen. Ich habe mich der Gnade geöffnet, denn nur unter und mit ihr kann ich leben, atmen, sein! Das Einhalten von Geboten ist auf jeden Fall nicht die Voraussetzung für Gottes Liebe. Ja, Jesus erzählt das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen und setzt damit den Wert der Wachsamkeit als Ideal. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass niemand dieses Ideal erfüllen kann!!! Im Garten Gethsemane ermahnt er seine Jünger drei Mal (!!!) nicht einzuschlafen…und sie tun es trotzdem. Als er verhaftet wird, schlägt Petrus dem Wachmann ein Ohr ab und beweist dadurch, dass er die Lehren seines Meisters entweder nicht verstanden hat oder nicht beherzigt. Als Jesus abgeführt wird, fliehen alle Jünger. Petrus verleugnet ihn drei Mal, obwohl er vorher vollmundig versprochen hatte, ihm ins Gefängnis und sogar in den Tod folgen zu wollen. Liebe(r) Calm Sunset, wenn es im Neuen Testament ums Richtigmachen und das erfolgreiche Einhalten von Geboten ginge, würden ja alleine schon die Jünger mal ganz schlecht abschneiden. Und sie waren doch auserwählt, das Geheimnis des Reiches Gottes zu kennen!!! Wenn nicht sie bestehen können, wer dann!? Ja eben. Niemand nämlich. Daraus folgt nun nicht “Ja, siehste doch, der Mensch ist schlecht und ein Versager!”, nein, für Gott heißt das: “Der Mensch ist, was er ist, schwach, wankelmütig, brüchig, aber auch empfindsam, empfänglich, liebevoll und mitleidig.” Und Gott neigt sich in all seiner Liebe, in all seiner Gnade seinem Geschöpf entgegen und sagt: “Weine doch nicht. Es ist doch gut. Ich hab dich lieb und du musst dafür nichts tun.” Wir sind in der Gnade getragen. Dies zu fühlen entlastet und macht froh. Alles andere ist meiner Einschätzung nach ein falsch gepredigtes/gelebtes Evangelium. Denn erst, wenn wir vom Müssen zum Dürfen kommen, erst wenn wir zum Bewusstsein des Geliebtwerdens kommen, kann auch durch uns Liebe fließen. Leonard Cohen hat mal geschrieben: “Schlag die Glocke, die noch klingt. Vergiss dein großes Heiligsein. Da ist ein Riss, ein Riss in jedem Ding. So kommt das Licht herein.” Erst unsere Unperfektheit kann uns zu Liebenden machen…

      Alles Gute und Liebe für dich.

      Zum Schluss noch ein Gedicht, das ich vor einiger Zeit schrieb.

      Der nahe Gott

      Du sahst ihn hoch im Richterstuhl und weit von dir entfernt,
      du sahst ihn dich zerschmettern, so hast du es gelernt,
      du meintest ihn zu kennen, der kein Erbarmen kennt,
      der Sodom und Gomorrha nicht schont, sondern verbrennt.

      Du hattest keine Hoffnung, du warst niemals genug;
      Gebote einzuhalten, endete im Selbstbetrug.
      Dein falsches Ich im Spiegel, es widerte dich an,
      du glaubtest nicht, dass Liebe dich noch erlösen kann.

      Du hattest Furcht vor Gott, um nicht zu sagen, Angst,
      warst immer auf der Flucht, wenn du vor Strafen bangst,
      kamst niemals ihm entgegen, die Leiter nicht hinauf,
      es war ein armes Leben, ein hoffnungsloser Lauf.

      Doch dann nahm Gott die Binde von deinen Augen fort,
      und zeigte dir Jerusalem, den grünen Segensort.
      Er war vor deiner Haustür, und Gott dein Tischgesell,
      das Licht der Gnade macht dein Herz nun endlich wieder hell.

      Du musst nicht höher klettern, um Himmelslicht zu seh’n,
      dein Gott, er wagt den Abstieg, wird dir entgegen geh’n.
      Mein Kind, du bist gerettet, er liebt dich ohne Grund,
      und macht dir Herz und Seele und Geist heil und gesund.

      Die Stürme sind vorüber, du lachst und tanzt erneut.
      Kannst sicher sein, dass Jesus sich an dem Kind erfreut,
      das er gerettet eben vorm tödlichen Schafott.
      Er ist kein ferner Richter, er ist der nahe Gott.

      © by Patrick Rabe

    2. Ich frage mich dann eher, ob mit mir was nicht stimmt. Warum ich nicht so von dem ganzen Kram überzeugt bin und warum ich nicht das so toll finde, was ich laut ihnen (also den Evangelikalen) als Christ eigentlich toll finden müsste oder wollen/wünschen müsste. Ist dumm, ich weiß, ist ja auch keine kognitive Sache sondern eher unbewusst.

      1. Nee, Bithya,
        dumm ist das überhaupt nicht! Gemeinden – und je fundamentalistischer sie sind, desto mehr gilt das – haben eine Tendenz zum Gruppenzwang. Die Bibelauslegung des jeweiligen Pastors wird schnell verbindlich, bestimmte Dinge sind usus, z.B. ellenlanger Lobpreis, Röcke bei Frauen, oder dass man den Kantor, der auch einen Lobpreis-Plattenvertrag hat, immer für sein schickes Jackett lobt. Manche dieser Gruppenzwänge sind religiös motiviert, andere auch mal so gar nicht. Aber du meinst mit „gut finden“ wahrscheinlich so Dogmen wie, das Jesus real auferstanden ist, dass wir demütig sein sollen und das Homosexuelle ganz schlimme Sünder sind. Dass du diese Sachen nicht toll findest, muss nicht damit zusammenhängen, dass du keine „richtige“ Christin bist. Es könnte auch daran liegen, dass du ein eigenes Herz und einen eigenen Kopf hast. Mein Tipp: Schau dich mal jenseits von Evangelikalien in Gemeinden um (falls du das noch nicht längst getan hast!). Da wirst du schnell merken, wie relativ der evangelikale „Weg“ und seine realgemeindlichen Ausprägungen sind. Das „richtige“ Christentum gibt es einfach nicht. Die Evangelikalen haben nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Und meiner Meinung nach ist ihr regider Biblizismus und ihre Interpretation der Bibel als unfehlbares Wort Gottes, das wortwörtlich zutrifft und historisch absolut korrekt ist, aus Angst geboren. Eine Angst, die seit der „Aufklärung“ ab dem 17. Jahrhundert in der Christenheit umging. Da fing man dann an mit diesem Unsinn „Entweder es stimmt alles aus der Bibel oder gar nichts!“ Das ist eine Reaktion auf die aufkeimende Wissenschaft. Man befürchtete das Zusammenkrachen des Leibes Christi. Diese ganze Rigidität und Wortwörtlichkeit hat es so im Christentum vorher gar nicht gegeben! Geschichtsbewusstsein, Leute!!!!!

        Insofern: Bleib, wie du bist. Nicht DU bist das Problem!

        Liebe grüße und frohe Ostern von Patrick

        1. Danke 🙂
          Ja, ich weiß, es geht viel Angst um. Die Angst, zu zweifeln, oder andere zum Zweifeln zu bringen, denn wenn man zweifelt, fällt man vom Glauben ab und wenn man vom Glauben abfällt, landet man direkt in der Hölle. Und das kann einfach nicht von Gott sein, denn Gott ist die Liebe und in der Liebe ist keine Angst.
          Ist ja auch eher unbewusst. So eingebaute Blockaden im Denken, Ergebnis einer leichten Bewusstseinskontrolle. Hat keiner mit böser Absicht getan, ich weiß, aber das Ergebnis ist trotzdem da.

        2. Liebe Bithya (und wer sich sonst noch angesprochen fühlt…)
          Vielleicht ist das ganz banal, was ich jetzt schreibe, wenn ja, vergebt mir: Warum der Gruppenzwang so leicht greift, ist – so hab ich das erlebt – weil man mit dem Eintritt in eine religiöse Vereinigung seine „Bewertungshoheit“ über Situationen Schritt für Schritt verlernt. Und weil das Verlernen dieser Fähigkeit als Grundvoraussetzung der Heiligung verkauft wird. Banaler ausgedrückt, es wird zur geistlichen Notwendigkeit, sein Gefühl nicht (mehr) ernst zu nehmen. Als ich mich taufen ließ, stand außerhalb jeder Diskussion, dass das für alle Täuflinge der schönste Tag des (bisherigen) Lebens werden würde. Bin mir einerseits ziemlich vertrottelt vorgekommen, als ich mit einem kratzigen, an die „Harlem Gospel Singers“ erinnerndem bodenlangen Sack bekleidet, mit enganliegender Badehaube (so war das in den späten 70ern..) vorm Taufbecken aufmarschierte, war aber trotzdem ziemlich gespannt, was jetzt kommen würde. Es kam, wie’s immer kommt, aber so herausragend war das Feeling nicht. Es war ehrlich gesagt, überhaupt nix Besonderes…
          Dann kam der nachfolgende Reigen mit Glückwünschen und Gebet und ich dachte mir: Ich muss jetzt wohl was spüren, hab mich sehr bemüht und für einen kurzen Moment kam dann was …. war aber gleich wieder weg. Alle Mittäuflinge waren ganz hin und weg, weil das der schönste ( was sonst?) Tag in ihrem Leben für sie war, und ich hab mich erst Jahre später getraut zu sagen, dass mich der ganze Zinnober ziemlich kalt gelassen hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der „Neue Mensch“, der ich dann angeblich war, sich auch nicht postwendend bei mir gemeldet hatte…
          Parallell dazu wurde man nicht müde, von der Kanzel herunter vor der Gefahr der Gefühle (ganz allgemein und im besonderen der sexuellen) zu warnen und so entwickelte sich über die Jahre bei dem Umfeld, dass ich beobachtete – bei mir haben die Warnungen irgendwie nie so gegriffen – eine seltsame „Zustimmungskultur“ zu allem und jedem, was in der Kirche passierte. Das Bewerten, das Einschätzen von Situationen wurde an die Prediger und Jugendleiter delegiert, die aber ihrerseits – systembedingt – schon fleißig verlernt hatten, beim Nicht-Stimmigen innerlich ( und ganz zu schweigen nach außen hin ) aufzubegehren. In anderen Gruppen glaubte ich zu beobachten, dass die „Bewertungshoheit“ vom Individuum auf Gruppen überging (Worship, Gebetstreffen, …). Hier herrschte einerseits der erwähnte Gruppenzwang, andererseits hatten zumindest viele der Anwesenden scheinbar schon längst verlernt, auf ihr ureigenes Gefühl zu hören, insofern hatte der Gruppenzwang ein leichtes Spiel. Die Phrasen der Worshipleiter austauschbar (die Arrangements der Worhipsongs übrigens auch…) , die Moves und Gesichtsausdrücke der Beter wie choreographiert (warum fangen eigentlich die Kameramänner dieser Events immer die innbrünstig Schluchzenden ein???) , die Sprache, mit der diese Ereignisse hinterher beschrieben wurden, …. und alles wiederholt sich beim nächsten Event identisch, nachdem der Schlagzeuger eingezählt und die Band die ersten 4 Takte heruntergenudelt hat….
          Hier weht entweder der alles einebnende Geist oder etwas (oder einiges) geht nicht mit rechten Dingen zu…
          Was mich immer trifft und wirklich zornig macht , ist , dass die, die noch spüren können, die sich das GESUNDE: „Häh?? Moment mal?????“ erhalten haben, die, die sich , aus welchen Gründen auch immer, ihre Sensibilität und ihr „Wahrnehmen“ nicht nehmen ließen, fragen: „Was stimmt eigentlich MIT MIR nicht?“
          Fragt besser (oder zumindest AUCH!!!!! weil Selbstkritik ja im Grunde was Gutes ist) was stimmt nicht, wenn mein Gefühl sagt, es stimmt was nicht! Und traut euch, euch zu (ver)trauen!
          Holt euch eure Bewertungshoheit zurück! Der Heilige Geist freut sich, mit euch zusammen zu arbeiten.Da geh ich jede Wette ein!
          Alles Liebe an Euch Willi

          1. Danke 🙂 Tut gut, zu hören, dass andere etwas Ähnliches erlebt haben.
            Bei mir war es eher, dass sich alles, was man denken und fühlen durfte (vom Reden ganz zu schweigen, mit dem Handeln war es nochmal was anderes) mit der Bibel begründen lassen musste. Und natürlich auch mit der Bibelinterpretation der Gemeinde, ich konnte ja nicht einfach mit der historisch-kritischen Sache kommen, denn die war ja gefährlich. Wenn ich also zum Beispiel ein ungutes Gefühl hatte bei einem bestimmten Thema in einer Predigt, wenn sich mir innerlich alles zusammen zog, dann war es entweder der Teufel, der mich abbringen will oder es war Gott, der meine Sünden aufdeckt und mich heiligen will und je nachdem musste ich entweder die Gefühle verdrängen (geistliche Kampfführung) oder ich musste sie als ein Anzeichen verstehen, dass etwas Gutes und Richtiges passiert und ich es gut finden sollte, denn es wäre ja der Wille Gottes und das Beste für mich. Jetzt, wo ich es schreibe, erinnert es mich sehr an Gaslightning.

          2. Oh ja, an diese „einzigen“ beiden inneren und äußeren Erklärungen solcher Gefühle erinnere ich mich auch noch gut… 🙁
            Es war nahezu verstörend und schließlich erlösend,als ich vor knapp 18 Jahren in meine heutige Gemeinde kam, und feststellte, dass hier solche Gefühle als ganz normale, legitime Reaktionen gewertet und gewürdigt wurden, die hilfreich sind, dazugehören und weiterhelfen können. Dass Dissens nicht als Bedrohung sondern als Inspiration empfunden wurde. Am Anfang dachte ich gar,dass sei nur ein Trick,um mich einzufangen…
            Die eigene Verkorksung loszuwerden,ist gar nicht so einfach.
            LG,
            der Jay

          3. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich so eine Gemeinde schon gefunden habe. Ich hab da eine im Auge, aber ist alles noch ganz frisch.
            Sonst… naja, ich bin eigentlich eher da jemand, der nicht die Klappe halten kann. Seit ich gemerkt habe, dass das ungesund ist und Gott es sicher nicht so wollte, sag ich das auch. Vielleicht ist es einfach ein „Überbleibsel“ aus meiner Phase wo ich allen die „Wahrheit“ sagen musste, aber dieses Überbleibsel ist mir wichtig. Klar, irritiere ich damit einige Leute und manche halten mich auch für abgefallen. Aber ich finde es für mich einfach unzumutbar, bewusst Masken aufzusetzen um in einem System überleben zu können, das ich als schädlich wahrnehme. Entweder sie akzeptieren mich oder sie lassen es bleiben, ich habe auch Freunde, die zu mir halten.
            Vielleicht ist dieses Wahrnehmen und das Wissen, dass man diese Wahrnehmungen ernst nehmen darf etwas, das man in Erinnerung behält, wenn man es einmal erkannt hat und wenn man sich daran erinnert, kann man nicht mehr von diesem System gecatcht werden. Eigentlich beruhigend, oder?

          4. Danke Willi,
            deine beschreibungen der evangelikalen/Pfingstszene ist absolut zutreffend. Deutlicher geht es eigentlich nicht mehr. Woran MIR aber wirklich gelegen ist, und das sage ich auch in Richtung von Bithya: Die Pfingtszene ist nicht das Christentum!!!!! Ich traue mich jetzt mal einen Satz, den ich bisher aus Rücksicht auf manche Leute in diesem Forum immer zurückgehalten habe: Die heutige evangelikale Pfingstszene IST nicht christlich. Sie hat lediglich das Potenzial des Christentums als Marketingidee entdeckt. (Schluchzende Menschen vor der Kamera, Worship-Phrasen). Das traurige an der Sache ist, dass viele Menschen, die irgendwann dahinterkommen, dass der Laden nicht „echt“ ist, dann denken, die christliche Botschaft sei nicht echt. Und da geht bei mir mittlerweile echt das Messer in der Tasche auf. DENN DIE CHRISTLICHE BOTSCHAFT IST ECHT, HERRGOTTSAKRA NOCHMAL!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich kann jedem evangelikal geschädigten menschen nur empfehlen, einmal eine andere Kirche aufzusuchen (nach Möglichkeit Landeskirche). Da hört man dann endlich mal Predigten, die nicht aus Phrasen bestehen und die keine Gehirnwäsche sind! Sorry. Aber mir kocht’s grade. Und bei den meisten Evangelikalen (zumindest vor 15 jahren!) nahezu null Perspektivwechsel!!!!! Viele unbeleckte Jugendliche in unserer säkularisierten gesellschaft denken doch heute ernsthaft, die evangelikalen seien die einzig denkbaren Christen! Naja, ich hör mal auf, sonst wird’s ’n Pamphlet. Aber, danke Willi. In wenigen Worten absolut prägnant auf den Punkt gebracht. Hossa Talk erspart mir den therapeuten! Was ich in diesem Podcast und den anschließenden Diskussionen nicht schon alles gelernt habe! Danke! Groß und Kleinschreibung übe ich dann noch mal 😉

          5. 😀 Zumindest sind die Evangelikalen/Charismatiker/Pfingstler nicht die Einzigen, die sagen können, sie sind Christen. Und eigentlich klar, dass es in jeder Gemeinde schwarze Schafe gibt. (höhöhö, schwarze Schafe… verstehste? Öh, ok, war schlechter Witz) Mal mehr, mal weniger. Blöd nur, wenn diese schwarzen Schafe zu viel Macht und Einfluss auf alle anderen haben. Weil sie in Leitung sind.
            Mir fällt meine letzte Gemeinde ein, die würde wirklich zu diesem Marketing passen. Eigentlich ein richtiges Wirtschaftsunternehmen, und je länger ich da war, desto unwohler war mir dabei. Es gibt Konferenzen und Konzerte, für die Leute direkt von Amerika eingeflogen werden, es gibt einen Bücherladen, ein Bistro, das schon mehr ein Restaurant ist als Gemeindecafe, auch von den Preisen her, sogar einen eigenen Second-Hand-Shop, wo man umsonst seine alten, noch guten Sachen abgeben kann, die dann zu Gunsten der Gemeinde verkauft werden. Alles absolut professionell, perfekt. Sogar die Toiletten sind so toll, dass man sich vorkommt, wie im Urlaub. Vor nicht allzu langer Zeit sind die Birnen im Gemeindesaal durchgebrannt und da hat die Gemeinde für mehrere 10 000 € eine ganze neue Lichtanlage gekauft, weil ja die Birnchen eh kaputt waren. Gleichzeitig hat man sich gefragt, ob eine ehrenamtliche Arbeit in einer Skatehalle, wo einfach offene Jugendarbeit gemacht wird, noch weiter laufen soll, wegen der hohen Heizkosten. Muss ich dazu noch was schreiben?
            Ach ja… . Gemeinde ist schwierig, was? Man liebt und hasst sie gleichzeitig.

          6. Lieber Patrick,
            jetzt denk ich schon eine ganze Weile über deinen Befund „die Pfingstszene ist nicht christlich“ nach…. Irgendwas arbeitet in mir, ich komm aber auf keinen günen Zweig. Vielleicht hat es mit meinem Background zu tun. Ich komm ursprünglich ja aus der einzigen wirklich richtigen Gemeinde,
            die die unumwunden zugibt, die größte Gotteserkennnis zu haben (ich red von Ö, vieleicht ist es bei euch anders…) und von dieser privilegierten Position aus alle andern professionell und geisterfüllt (ab) zu werten im Stande ist. (Jetzt könnt ihr raten, wer die sind:)) Ein Grund, warum ich gehen musste, war genau das:
            „In die Landeskirchen geh’n eh nur Taufscheinchristen, die Pfingstler sind eigentlich mit dem Teufel im Bund (Weil Sprachengebet heißt AUSSCHLIESSLICH in anderen, bestehenden Sprachen zu beten und wer vorm Herrn umfällt, fällt immer IMMER!!!! (das ist ein BIBLISCHER BEFUND!!!) auf sein Angesicht. Wer demnach nach hinten umfällt, ist…) Im besten Fall wurde (früher, vielleicht ist es heute ein wenig anders) folgender Status zugestanden: Es sind EH auch Christen, BEISTRICH, ABER…..(Forget anything before the BUT…. sagen da die Therapeuten!)
            Da bin ich echt ein gebranntes Kind. Gleichzeitig nehme ich Schräges, Unreflektiertes und ja – jede Menge Mißbrauch – bewußt eingesetzt oder unbewußt praktiziert, auch sehr deutlich wahr.
            Aber da gibt’s diese Hirtenhundseele in mir, die (mich nervt und) sagt, das Individuum (lass ma mal Strukturen, die auch wieder von Individuen geschaffen werde, beiseite) wird ja nicht absichtlich zum Arschloch…
            Vielleicht ist es ein bissl zusammengebastelt und theologisch superschnell zerlegbar (die Ex -Brothers würden das in Windeseile schaffen…), mir hilft da die Geschichte von Jesus und dem Reichen Jüngling weiter.
            „Verkauf alles, was du hast….“ interpretiere ich (auch) so: „Trenn dich von dem, das deine Sicherheit ist, und folge mir nach…!“ Ich denken an „Sicherheiten“ sind ganz viele von uns reich, das kann Materielles sein, mein Status, mein Anders-Sein, mein Nicht-Festlegen-Wollen, meine Tattoos und Körperkunst, mein Wissen, mein politisches Bekenntnis, mein Highspeed-Internet, die Nespressomaschine, der Sozialpädagogenlook, aber auch die Sicherheit eines gemeindlichen Stalles mit allen komischen und weniger komischen Ausprägungen (ist ja eh meist eine Sache des Blickwinkels..) Deswegen find ich die Geschichte so genial, weil sie uns alle hinterfragt und – durch das Nachgehen Jesu – so auch zum Gnädigwerden (in allem kritischen Hinsehen) einlädt, weil:
            DIE CHRISTLICHE BOTSCHAFT IST ECHT!!!!!HERRGOTTSAKRA NOCHMAL!!!

            In Herrn Zimmers „Nefesch Interpretation“ haucht Gott seiner Staubbastelei in die Nase und so wird „der Mensch zu einem „bedürftigen Wesen“!
            So cool, wie uns das alle eint.

  3. Wie man Gedankenfestungen ein“reißt“. Vielleicht indem man Gott als Künstler sieht…
    Muss wieder den Herr Schleske zitieren:
    „Die Bibel zeigt mir mit Blick auf Gott viel eher das Herz eines Künstlers, als das eines unerbittlichen Konstrukteurs…
    Müssten wir uns für göttliche Konstruktionen halten, so müssten wir wohl glauben, unter dem chronischen Nörgeln eines verbissenen Planers zu stehen, dem alles nicht so recht gelingen will……..Was mich bewegt, ist die innere Ahnung, dass Gott viel eher das Herz eines Künstlers hat, der die Wirklichkeit nicht auf Biegen und Brechen und gegen jeden Faserverlauf (M. Schleske schreibt seine Überlegungen vor’m Hintergrund des Geigenbaues) gefügig macht. In der Weisheit ist keine Verbissenheit. Sie hat eine aktive, formende, gestaltende, erneuernde Kraft, die alles durchweht und durchzieht, die den inneren Menschen nährt. Sie ist eine aufbauende und berufende Kraft, sie ist der allem Leben eingesenkte Sinn… “ (Der Klang S.121/122)
    Ich denke, eine größere Freude, als „Ausschau“ nach dem „Herz Gottes“ zu halten, können wir unserm Papa nicht machen. Dazu gehört doch auch, dass ich dort, wo mein Bild von ihm – aus welchem Gründen auch immer – nicht mehr passt (wo ich vielleicht gnädiger und liebevoller zu denken im Stande wäre, als der Gott der mir vermittelt wird oder wurde es angeblich tut…) dranbleibe und mein Herz und meine Fragen nicht zum Schweigen bringe. Außerdem impliziert ja mein Weg mit Gott (oder vielmehr sein Weg mit mir) dass mein Glaube sich verändert, weiter und weicher , empfindsamer und liebender wird. Dass er Störungen und Nicht-Stimmiges wahrnimmt. So erlebe ich die Zweifler und Hinterfrager: Nicht in erster Linie ein Evangelium zurechtbastelnd, in das dann der eigene Lebensentwurf reinpasst, sondern mitfühlend und nachdenklich, nicht (vielleicht manchmal auch zu „wenig“ wie bei mir?) dem Buchstaben zugewandt, sondern dem, was dem Leben dient, dem Miteinander, das glücken soll und nicht ausgrenzt.
    Wenn es einen Geist Gottes gibt, der die „Tiefen der Gottheit“ erforscht und uns in alle Wahrheit leitet, warum auch nicht in Wahrheiten abseits eines kirchliche Mainstreams, dem der Zugang dazu freilich auch freistünde, der – im Moment vielleicht – aber noch kein Bedürfnis danach hat.
    Das allerschlimmste, das mir passieren kann, wenn ich mich doch irre, und Gott doch ein verbissener, chronischer Nörgler ist, ist, dass ich am Jüngsten Tag nach der kurzen Vorsprache (nebst Anschiss) bei ihm in ein Nichts verwandelt werde. Da gehe ich doch gern das Risiko ein, ihn für einen kreativen, einfühlsam-zugewandten, lebensspendenden Künstler zu halten, der mein Papa ist.

  4. Klasse vonJay über Angst. Von mir dazu:

    ?
    Meine Mama 79 rief mich an, Angst vor dem Tod.
    Wenn der Glaube von Jesus Christus nicht reicht,
    wenn die Auferstehung seiner Person, der Sieg am Kreuz,
    letztlich nur hinterlässt solch eine Not,
    dann behalt den Gott!

    Und zum Thema Auferstehung, „er ist wahrhaftig Auferstanden.“?

    Nochmal sowas auf den Punkt Klasse Gofi, Gofi läuft weg vor den Phrasen.
    Hab ich auch gemacht! Solange auf der Toilette bis der Godi anfing. Von mir dazu:

    ?Was wenn alle total euphorisch von ihrer Auferstehungserfahrung berichten, aber du keine hattest?

    Klar bist du auch Christ. Aber irgendwie ist dein Jesus nicht so lebendig wie ihrer. Sie sagen “ Ich bin mit Christus auferstanden, um in Neuheit des Lebens zu wandeln. “ Röm6,4

    Hm! Und was, wenn ich nicht? Darf ich dann sagen, das „ob ER wahrhaftig auferstanden ist, kann ich nicht bezeugen. War selbst noch nicht dabei. Auch bin ich mit Christus nicht gekreuzigt, so wie Paulus.“
    ich bin mit Christus gekreuzigt., ich lebe jetzt nicht ich, es lebt in mir Christus; bin dem Gesetz gestorben, auf daß ich Gott lebe;

    Eure theologischen Belehrungen in Hossa sind grausig. Aber die selbstempfundenen Reflexionen sind Gold wert. Auch für die Hörer. Dafür auf jeden Fall mehr davon !

    U

  5. Danke für die Blumen am Anfang 🙂
    Ehrlich gesagt finde ich, nicht (nur) wir haben bewiesen, dass es anders geht im Netz, vor Allem ihr zwei. Eure Ehrlichkeit motiviert, selber ehrlich zu sein und wenn man mit einander auf diese Weise ehrlich ist und sich verletzlich macht, bringt das viel eher andere auch dazu, freundlich mit einem umzugehen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

  6. Den Film „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ habe ich auch extrem gut in der Erinnerung. Ich habe ihn 2010 beim Kirchlichen Filmfestival in Recklinghausen gesehen, mit anschließendem Interview des Regisseurs und auch 2 der Priester aus der Kirche kamen zu Wort. Grandios, lustig, aber der Film hat mich auch nachdenklich gemacht.
    Fände großartig, wenn ihr mehr solche Bezüge zur Kultur hättet. Wie beim soziopod. Dort leider mehr zur Popkultur, was nicht so meins ist, aber generell finde ich das klasse.
    Danke für euere Talks, ich profitiere auch sehr von ihnen!

  7. Hey auch von mir noch etwas Senf:
    Knacke selber an diesem Angst Thema rum und bin dann immer hin und her geworfen zwischen den Einflüsterungen meiner evangeikalen Kindheit und Jugend und der Freiheit, die uns doch in Gott verheißen ist.
    Da hilft mir auch Richard Rohr. der sagt Gott ist immer der Liebhaber und niemals der Buchhalter, der dir deine Sünden vorrechnet und mit vorwufsvoller Miene deinen tiefroten Himmel Dispo anmahnt. „Junge, wenn du weiter zweifelst, wird das mit uns nichts mehr!“ Bullshit, wir sind erlöst, nur fällt es uns manchmal sehr schwer diese Liebe anzunehmen.
    Dann sind selbst die Bibelstellen nicht mehr so furchteinflösend, weil ich weiß Gott steht über dem Gesetz und hat es mit seiner Liebe erlöst.
    Und zum Regio Treffen Stuttgart: Es wahr sehr schön, in entspannter Gemeinschaft zu brunchen und einfach zu erfahren, wer die anderen sind. Man konnte auch Fragen in die Runde werfen und dann wurde nachdenklich und in Liebe drüber gesprochen.
    Also wenn ihr es einrichten könnt, kann ich das nur empfehlen, zum NRW Treffen zu gehen.

  8. Liebe Hossas, mir hilft mein Trotz, wenn mich mal wieder die Angst vor dem „bösen, strafenden, fordernden Gott“ heimsucht:
    Wenn Gott tatsächlich das „Arschloch“ ist, das alle in die Hölle steckt, die nicht an ihn glauben oder aber nicht „richtig spuren“, dann will ich mit dem eh nichts zu tun haben und gehe mit den „Ungläubigen“ freiwillig in die Hölle, egal wie arg man da gebraten wird. Denn so einen Gott will und kann ich nicht lieben, basta, aus.
    In Wirklichkeit glaube ich aber gar nicht (mehr) daran, dass Gott so ist, weil ich ihn selber in meinem Leben nicht so erlebt habe. Das Bild vom „bösen Gott“ ist gar nicht mein eigenes, sondern das von meinem Vater, von den Predigern aus meiner Kindheit/Jugend und heute noch von Familienmitgliedern und Freunden. Ich musste mich vor allem von der Verbalinspiration und der Hölle befreien, bevor der Weg zu dem guten Gott, nach dem ich schon immer Sehnsucht gehabt habe und an den ich in meinem tiefsten Inneren ganz fest glaube, frei ist. Ich habe mich so lange mit den beiden Themen beschäftigt (Bücher gelesen, pro und contra, Podcasts und Predigten gehört, Gespräche mit Befürwortern und Gegnern geführt), bis ich für mich zu dem Schluss gekommen bin, dass es keine überzeugenden Argumente dafür gibt. Klar bin ich für meine evangelikalen Familienmitglieder und Freunde die Ketzerin. Aber wenn ich mit ihnen darüber spreche, dann merke ich immer wieder, dass sie sich über die vielen widersprüchlichen Sachen gar keine Gedanken gemacht haben/machen wollen, und dass sie einfach nur wiedergeben, was ihnen in der Gemeinde erzählt wurde. Auf meine Fragen haben sie überhaupt keine Antworten. Also, mein Verstand ist schon ziemlich befriedet, was mein Bild vom guten Gott betrifft. Was mein Gefühl angeht, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis ich mich von der Angst befreit habe, aber das ist auch kein Wunder bei meiner Sozialisation. Wenn man das Bild vom strafenden Gott so verinnerlicht hat, dann braucht es eine lange Zeit der Heilung. Mir hilft es vor allem, neue Deutungen für die Bibelgeschichten/Bibelstellen zu finden, die immer benutzt wurden/werden, um Angst zu erzeugen. Mein Motto ist: Sag mir, welches Deine Lieblingsbibelverse sind und ich sage Dir, was für ein Gottes- und Weltbild Du hast. Und vielleicht gibt es ja einfach auch mehrere Arten an Gott zu glauben, denn einige meiner Gesprächspartner meinen, dass die Angst vor Strafe wichtig für sie ist, um sich selbst anzuspornen, „das Richtige zu tun“. Das kann zwar sein, aber meistens machen sie doch nur den anderen Angst, um ihnen den eigenen Willen aufzuzwingen. Ich habe so viel Machtmissbrauch in Familie und Gemeinde erlebt, bis mir klar geworden ist, dass jeder sein eigenes Welt- und Gottesbild hat und dann seine Wahrheit als die einzig richtige verkauft. Leider passiert das, oft auch unbewusst und die Leute sind gleichzeitig Opfer und Täter. Ein Teil meiner Heilung ist der Hossa Talk. Und ich würde mir wünschen, andere Hossa-Talk-Fans kennen zu lernen. Gibt es wohl auch welche in Hannover?

    1. PS: Ich wollte noch meine Lieblings-Ostergedichte mit Euch teilen. Da ich nicht weiß, ob ich sie hier reinschreiben darf, müsst Ihr sie googeln: „Entwurf für ein Osterlied“ von Rudolf Otto Wiemer und „Die Liebe ist lächerlich, sie reitet auf einem Esel…“ von Eva Zeller. Die haben mich in der langen Zeit der Dekonstruktion immer wieder getröstet.

  9. @ Malin & Hossas & Leser:

    Ich möchte hier wirklich nicht immer als derjenige auffallen, der seine „Predigten“ hier reinklatscht, aber mein jüngster facebookpost passt so gut zu dem, was Malin schreibt, dass ich es mich trotzdem traue, ihn hier mit euch zu teilen. Das Umdeuten, Neudeuten von Bibelstellen muss kein Ketzertum sein, keine Angleichung der Bibel an meine Lebensumstände, wie es auch Willi weiter oben schreibt. Es kann auch dazu führen, die Bibel anders, vielleicht sogar tiefer, und vor allem endlich wirklich heilsam zu verstehen. Dass in jedem theologischen Ansatz Lücken stecken und er schlimmstenfalls ein Irrtum sein kann, ist doch klar. da befinden wir uns in der guten Gesellschaft aller Christlichen (Mit-) Denker seit Beginn unserer Zeitrechnung. Hier mein Post:

    Schuld(en), Gnade und „Weltgeist“ – Die Osterbotschaft des Beschenkens

    „Die ganze Welt liegt in den Händen dessen, der böse ist.“ (1. Johannesbrief, 5,19)

    Was bedeutet das eigentlich? Bedeutet das, dass der Teufel über die Welt herrscht? Dass Gott die Kontrolle über seine Schöpfung entglitten ist? Dass wir uns als Christen tunlichst von allem, was uns umgibt, fernhalten sollten? Zumal dann, wenn wir das oben erwähnte Zitat ganz zitieren: „Ihr wisst, dass wir aus Gott sind, aber die ganze Welt liegt in Händen dessen…“ Ist Gott demnach nicht mehr in der Welt? Erde schon aufgegeben? Einzige Chance ein Upload ins nächsthöhere Level?

    Ich weiß, dass viele Evangelikale – und auch andere Christen- so denken. Und auch ihre ganze Lebenspraxis geht in diese Richtung. Man darf keine Rockmusik, keinen Jazz und keinen Beethoven hören, man darf keine Medikamente nehmen, man darf nicht rauchen, man darf mit Unglaübigen nicht verkehren…alles nicht von Gott. Solchen Leuten möchte ich zurufen: „Ihr denkt verquer. In eurer Lieblingsbibelstelle steht: „Die GANZE Welt liegt in Händen dessen!“ Also bitte: schnell aufhören zu essen, zu trinken und zu atmen. Alles nicht von Gott, Leute!“

    Das Problem an der der klassisch evangelikalen Deutung ist, dass man glaubt, die Bibel sei quasi als inspiriertes Komplettpaket vom Himmel gefallen. Dem ist nicht so. Die Bibel hat sich über einen sehr langen Zeitraum entwickelt und zum ursprünglich jüdischen Denken und Glauben, welches wir in der Thora vorfinden, kamen immer wieder neue Einflüsse und Erweiterungen hinzu.

    Dem urjüdischen Denken ist jeder Gott-Welt, jeder Licht-Finsternis-Dualismus fremd. Das jüdische Denken ist allumfassend, der jüdische Gott ist nicht die eine Hälfte einer Polarität. Man schaue beispielsweise in die Schöpfungsgeschichte. Gott ist nicht das Licht und grenzt sich von der (bösen) Finsternis ab, sondern er ERSCHAFFT Licht UND Finsternis und UMFASST sie beide, segnet sie auch beide (Am siebten Tag ist ALLES GUT).

    Das dualistische Denken, welches das Neue Testament durchzieht und bestimmt, (am Stärksten im Johannesevangelium und einigen Briefen) stammt aus dem Hellenismus, also aus dem Griechentum, das durch die Römer nach Israel getragen wurde (bzw. erste dualistische Modelle finden sich auch schon im AT, durch babylonischen Einfluss). Deswegen ist das dualistische Denken aber weder falsch noch verunreinigt jüdisch oder eine Irrlehre, es ist einfach nur die Erweiterung des jüdischen Denkens durch Aspekte, die nicht aus dem Judentum stammen.

    Um diesen Gott-Welt-Dualismus aber korrekt verstehen zu können, müssen wir seine Quellen kennen. Mit naivem Evangelikalen-Bibelverständnis kommen nur Schräglagen heraus. Ich kann aber aus Platzgründen hier nicht die gesamte hellenistische Philosophie erläutern. Deswegen destilliere ich jetzt ein Bisschen.

    Wichtig ist zu wissen, dass mit WELT nicht SCHÖPFUNG oder ERDE gemeint ist!!!! Was ist das denn auch für eine abnorme Vorstellung! Gott soll seine schöne Schöpfung an den Teufel verloren haben!? Ja, und wann denn bitte? Beim Sündenfall etwa? Nein! Noch in den Psalmen wird Gottes Wirken in seiner Schöpfung gepriesen! Wenn im Neuen Testament von „Welt“ oder „Weltzeit“ gesprochen wird, dann ist damit ein bestimmter, die Menschenwelt „regierender“ „Geist“ gemeint. Dieser hier gemeinte Geist ist die Philosophie des Gebens und Nehmens, des Reinsteckens und Rauskriegens, des Säens und Erntens, des Hastewas Bistewas, des Karmas, der Schuld, des Rechnens und Be-Rechnens, der (ausgleichenden) Gerechtigkeit, des Gerichtes Gottes über die Menschen und des Gerichts des Menschen über den Mitmenschen. Man muss sehr differenziert an die Sache herangehen. Denn wenn wir jetzt sagen, diese Gesetze stammten vom Teufel, kürzen wir gedanklich brutal ab. Das Gesetz des Karmas ist göttlich und ist das der Welt (hier auch Schöpfung!) zugrundeliegende Prinzip. (Die alttestamentarischen Gebote stammen ja auch von Gott und nicht vom Teufel!) Deswegen finden wir diesen Gedanken auch in ausnahmelos ALLEN Religionen. Ich bekomme raus, was ich reingebe. Immer. Solange das Gesetz der Welt (für mich) gilt. Das Problem ist nur, dass wenn wir in diesem Wirkungsprinzip leben (Vergeltungsprinzip), sind wir spätestens dann richtig angearscht, wenn wir groben Mist bauen, und er auf uns zurückfällt. Je höher unsere Lebensschuld, desto Aua. (Und damit sind nicht nur moralische Schulden gemeint). Dazu kommt, was Jesus uns ja sehr schön immer wieder aufzeigt, unsere Eigenblindheit. (Splitter/Balken). Das heißt: Wir merken es noch nicht einmal, wenn wir Schulden machen!!! Das Prinzip dieser Welt ist tatsächlich nur für den von Vorteil, der auf der Haben-Seite steht. Im Hinduismus und Buddhismus finden wir das sehr diffizil dargestellt. Die Bibel zeigt uns nun: Ende der Illusion! Hier steht niemand mehr auf der Haben-Seite! Ihr seid alle schon tief in den roten Zahlen! Ihr könnt alle nur noch aufrecht gehen, weil ihr alle beieinander verschuldet seid!!!!! (Wir finden das mittlerweile bis hinein in wirtschaftspolitische Weltzusammenhänge!!!! Schaut hin, deutet die Zeichen richtig und erbleicht!!!!!) ES GIBT KEINE PROFITEURE MEHR!!!! NUR NOCH SCHEIN-PROFITEURE!!!!!!!

    Und nun tritt ein fundamental neues Wirkungsprinzip auf den Plan. Das Prinzip der GNADE. Nur, wenn das Karma-Prinzip ausgehebelt wird, ist der Menschheit noch zu helfen. Das hat bitteschön NICHTS mit dem unsäglichen „Der Mensch ist schlecht und muss sich schämen-Quatsch“ der Kirchen zu tun! Ich hoffe, das konnte ich schlüssig darstellen! Es geht hier lediglich um Lebensschulden. Aber was heißt „lediglich“. Das Problem ist massiv.

    Gott „installiert“ die Gnade in Jesus Christus, um uns wieder zu Gewinnern des Lebens zu machen. Er macht einen radikalen Schuldenschnitt. Alle Schuld(en) vergeben! Für immer. Konto wieder gedeckt! Mit Gottes Liebe! Aber dieser Schuldenschnitt kann nur greifen, wenn der Mensch ihn auch er-greift. Das heißt, dieses neue Prinzip kann nur wirksam werden, indem der Mensch selber Schulden erlässt. Wer das nicht tut, dem geht es wie dem ungerechten Knecht, dem sein Herr die Schulden erlässt, der aber dann seinen Schuldiger zum Zurückzahlen zwingen will. Dieser ungerechte Knecht muss dann eben auch ins Gefängnis und jeden Heller zurückzahlen. Nochmals. Das hat nichts mit Moral zu tun. Nichts mit verquasten Schuldgefühlen. Nichts mit Himmel und Hölle. Nichts mit dem Jenseits. Das passiert hier und jetzt. Das Einzige, worum es hier geht, ist Ursache und Wirkung. Die Gnade ist quasi ein cleverer Trick, um aus der Schuldenfalle rauszukommen. Denn das Karma-Prinzip bleibt ja aktiv. Säen und ernten, reinstecken und rauskriegen gilt weiter und wird immer gelten. Ich schmiere halt nur dieses Gesetz an, indem ich es zur Wirkung bringe. Ich schlage den „Feind“ mit seinen eigenen Waffen. Denn, völlig logisch: Wenn ICH allen Menschen ihre Schulden erlasse, werden auch mir meine Schulden nachgelassen. Denn was ich reingebe, kommt zurück. Ich hebele somit das Karmagesetz aus, indem ich es anwende. Genau das meint Jesus, wenn er sagt: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen. Solange Himmel und Erde bestehen, wird nicht ein Strichlein vom Gesetz weggenommen.“ Dieser Satz ist esoterisch (Oh nein, das böse Wort!!!!). Fasst man ihn „exoterisch“ auf, muss man zu dem Schluss kommen, Jesus meine die Verhaltenscodizi aus der Thora. Die SIND auch gemeint. Aber nicht zuförderst. Denn all diese „Gebote“ sind ja nur Ausdifferenzierungen des „Gesetzes“. Und das ist das Gesetz des Säens und Erntens. „Exoterische“ Christen hat dieser Satz schon wahnsinnig gemacht. Weil er scheinbar der Theologie der Gnade widerspricht. Tut er aber gar nicht. Er zeigt nur, dass wir das Wirkungsprinzip der Vergeltung nur aushebeln können, indem wir es anwenden (und innerhalb dieser Gesetzmäßigkeit die Schulden vergeben). Das heißt „Nicht auflösen, sondern erfüllen“!!!

    Zurückkommend zur Ausgangsfrage: Gott möchte, dass wir uns aus dem be-rechnenden Weltgeist lösen und alle in seiner vollkommenen Fülle leben, in der alles allen gehört. Er möchte, dass wir uns zu einem Geist der Liebe uns des Schenkens hinwenden. „Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben, denn mit demselben Maß, mit dem ihr messt, wird euch wieder gemessen werden!“ Amen, so ist es und so wird es sein in Ewigkeit. Einen frohen Ostermontag!

    © by Patrick Rabe, Ostermontag 2017.

    1. Ja, du fällst auf als derjenige, der hier immer seine Predigten reinstellt ?
      Aber ich kann mir’s Predigen hier ja auch selten verkneifen…
      Und die hier ist auch wirklich gut, lieber Patrick!!
      Liebe österliche Grüße von
      der Preachersister Britta

  10. Übrigens:

    ich habe mir einen Hossa-Ordner zugelegt, in dem ich die Ausdrucke der für mich wichtigsten und prägnantesten Diskussionen gesammelt habe. Toll! Ein echter Pool der Inspiration!

    Bis denne, Patrick

  11. ….aber wenn ich „angst“ habe, dann nicht davor, dass Gott mich nicht (mehr) (so sehr) liebt oder ich gar in der hölle lande, sondern vielmehr vor dem leben jetzt. also hin und wieder erhascht mich ein leiser zweifel, ob nicht doch die anderen recht haben und ich am eigentlichen vorbei lebe (ohne dass dieses vorbeileben unmittelbaren einfluss auf die liebe gottes oder meine heilsgewissheit haben muss). und so habe ich sannis anruf auch verstanden. aber ich denke, da lässt sich keine antwort drauf finden, sondern lediglich ein umgang und ein aushalten dieser spannungen und zweifel.

    1. „aber ich denke, da lässt sich keine antwort drauf finden, sondern lediglich ein umgang und ein aushalten dieser spannungen und zweifel.“

      Hat Jesus Christus am Kreuz schon für die Menschen getan.
      Wir dürfen jetzt mit IHM sterben und Auferstehen.
      Unser „Ostern“ Auferstehung wäre die Antwort
      Gal2,18-21

        1. Es ist die Auflösung der Eigenliebe, hin zur Selbst-/.Christusliebe. Und wenn wir mit Christus so leben, wenn wir tatsächlich mit ihm begraben sind der Welt (kol 2,20)
          dann ist die Angst in der Welt („In der Welt habt ihr Angst!“Jesus), aber wir leben nicht mehr in ihr.
          Welt ist ungleich Erde!

    2. Hallo elka,
      wie meinst Du das „am eigentlichen vorbeileben“, was soll denn „das Eigentliche“ sein? Was könnte man verpassen, wenn „die anderen“ recht haben?

  12. „Du bist mein geliebter Sohn!“ Yesss!!
    (Sohn bedeutet übrigens meiner Meinung nach der Mensch als Two in One – der wiederinsichvereinigte Mensch – männlichundweiblich; außenundinnen)
    Heißer Buchtipp dazu dieser göttlichen Zusage: Henri Nouwen (gespr.: Nuwen – ist Holländisch ; )
    „Du bist der geliebte Mensch“ – eine kleine Kostbarkeit und günstig : )

    Ja, dieses JA Gottes gilt auch für uns – danke Gofi für die Beweisführung! – und in unserer Wüstenzeit (in der wir wohl alle zumindest immer wieder, wenn nicht dauerhaft stecken ; ) wird diese Zusage auch immer wieder in Frage gestellt! (s. Versuchung Jesu: Markus 1, Matthäus und Lukas 4)
    Wir sind immer wieder ‚mal ver(w)irrt und denken dann, dass wir irgendwie beweisen müssen, dass wir Gottes geliebter Mensch sind, oder?!: Durch Wunder, durch Bewahrung (wer von uns war nicht schon ansatzweise versucht, so ein Brot-aus-Stein oder Berge-versetzen-Wunder oder ein Sich-irgendwo-runterstürzen-und-bewahrt-werden-Wunder auszutesten… ; ), oder dadurch, dass wir geistlich über allem stehen, also mit Christus über alles herrschen; alles richtig machen…
    Jesus lehnt die Beweisführung Satan gegenüber interessanterweise ja immer ganz cool ab ; )
    Wir brauchen es nicht zu beweisen – weder anderen noch uns selbst!
    Danke für den Talk!

  13. Die „messerwetzenden Calvinisten“ sind entgegen dem Klischee keine den armen Menschen Angst eintreibende Unholde. Vor 454 Jahren schrieb ein junger Theologieprofessor aus Heidelberg diese Sätze, die schon vielen Generationen Halt, Ruhe, Geborgenheit und Trost gegeben haben – der Anfang des beliebtesten (warum wohl?) und am weitesten verbreiteten calvinistischen Bekenntnisses, das sicher auch „Hossa“ überdauern wird (sorry, Jungs, aber der musste sein):
    „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.“ Der Heidelberger Katechismus, 1. Frage und Antwort. – Manche Christen haben eben mit manchen Dingen eben kein „massives Problem“. In die meditativen Therapiestunden kann man ja auch mal den Heidelberger miteinbeziehen, der EKHN-Mitgliedern ja noch in Erinnerung sein sollte.
    Nebenbei bemerkt: Was würden die Links-, Post- oder Wie-auch-immer-evangelikalen wohl dazu sagen, wenn sich eine Gruppe Calvinisten mit intensivem und lang anhaltendem Gelächter, ja Gepruste über sie lustig machen würden? Reflexhaft heiße es doch sogleich: Haben wir‘s doch gewusst – lieblose Jäger von Irrlehrern. Aber wenn man die Empathie für sich gepachtet und alles Grausige auf die Calvinisten ausgelagert hat, geht das natürlich.

Schreibe einen Kommentar zu willi Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert