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Sonderfolge zur Bundestagswahl in Deutschland
Wie angekündigt haben sich Jay, Marco und Gofi am Dienstag nach der deutschen Bundestagswahl vor die Mikrofone geschleppt, um miteinander die Geschehnisse zu besprechen.
Die drei erzählen von ihren ersten Gedanken und Emotionen am Wahlabend, analysieren das Ergebnis und geben Einblicke, was sie gefreut, frustriert oder überrascht hat.
Es geht aber nicht nur um das Hier und Jetzt, sondern auch um die Frage, wie mit der „neuen Realität“ umgegangen werden kann und welche Art von Gemeinschaften es möglicherweise jetzt und in der Zukunft braucht und wie wir diese gestalten können.
Was aus christlicher Perspektive jetzt und für die kommende Zeit wichtig sein könnte, wie man hoffentlich die Hoffnung nicht verliert und warum Gofi findet, wir sollten alle mehr die Bibel lesen – das alles hört ihr in dieser hossarchistischen Sonderfolge.
Hi zusammen,
ihr habt beklagt, dass viele Menschen im Wahlvolk anscheinend eher ein Problem damit haben, dass es anderen „zu“ gut geht, statt ihnen selbst zu schlecht bzw. dass sie lieber so wählen, dass es schlecht für andere ist als gut für sie selbst (geschweige denn: gut für alle).
Auch dieser Gedanke findet sich wiederholt in der Bibel und ich glaube sogar, das war eins von Jesus‘ stärksten Themen (wenn es nicht sogar eins seiner Lieblingsthemen war).
Als erstes fällt mir mein Lieblings-Gleichnis ein, die Arbeiter im Weinberg.
Sie haben NICHT damit ein Problem, dass sie selber „zu wenig“ kriegen, sondern damit, dass andere genauso viel (nicht „mehr“!) kriegen. Sie waren die ganze Zeit einverstanden mit ihrem Los / ihrem Deal, bis plötzlich andere da waren, denen es „zu gut“ geht.
Das ist auch das beliebteste Argument gegen das Bürgergeld: Diejenigen, die hart arbeiten im Niedriglohnsektor haben angeblich nicht genügend Abstand zu denen im Bürgergeld. Abgesehen davon, dass diese Rechnungen oft gar nicht stimmen (weil sie Wohngeld etc. ausklammern), ist das der gleiche Move. Die „fast“ unten werden gegen die „ganz“ unten ausgespielt.
Eine Gegenposition finde ich in den Seligpreisungen, über die Siggi Zimmer einen tollen Worthaus-Vortrag gehalten hat. Die Zielgruppe der Bergpredigt sind Leute, die gerade so über die Runden kommen (Niedriglohnsektor) – und Jesus sagt ihnen „selig sind die Armen im Geist“, das Wort im Original sind lt Siggi in etwa: die am totalen sozialen Boden. Jesus sagt denen, denen es ZIEMLICH schlecht geht, dass die, denen es NOCH SCHLECHTER geht, keine bösen Leute sind – sondern sie sind „selig“, sind sogar Vorbilder.
Ähnliche Mechanismen deckt Jesus auch in anderen Gesellschaftsschichten auf. Da ist das Gleichnis vom „verlorenen“ Sohn, das anscheinend in der Oberschicht spielt. Der ältere Sohn hat ERST DANN ein Problem, sobald es dem Jüngeren wieder „zu gut“ geht. Nur deswegen beklagt er, dass er zu wenig abkriegt. Ohne diesen Vergleich „nach unten“ hätte er das Problem gar nicht und könnte sich, wie der Vater ihn einlädt, „freuen, denn dieser Sohn ist verloren und wieder gefunden“.
„Der ältere Sohn hat ERST DANN ein Problem, sobald es dem Jüngeren wieder „zu gut“ geht. Nur deswegen beklagt er, dass er zu wenig abkriegt.“
Steht das da tatsächlich so? Vielleicht war er ja vorher schon genervt, dass sein jüngerer Bruder einfach abhaut und er zuhause die ganze Arbeit machen muss, während der Andere sein Erbe verprasst.
Ich fand die Geschichte irgendwie schon immer komisch… Mir kam es immer so vor, als hätte der Vater dem Älteren nie gezeigt, dass er sich auch darüber freut, dass er da ist. Da steht nichts von Lob oder Freude über den Älteren, sondern nur dass alles, was dem Vater gehört auch ihm gehört. Aber das ist ja quasi „Pflicht“… Beim Jüngeren schmeißt er gleich eine ganze Party.
Ich finde es auch immer befremdlich, von dem Älteren zu erwarten, dass er sich mitfreuen soll. Die anderen haben schon gefeiert und er war noch auf dem Feld. Er wurde nicht mal eingeladen oder benachrichtigt, dass die Feier stattfindet. Da braucht man sich doch nicht wundern, wenn er wütend wird.
Beide Geschichten zielen auf unsere Emotionen (die Verursacher der „Todsünden“), die wir überwinden sollen/müssen, um, als ganzheitlich-ebenbildliches Wesen Mensch, eine Vernunft im Sinne unserer gottgleichen Vernunftbegabung zu erlangen und das Gemeinschaftseigentum, OHNE die irrationale Prägung in wettbewerbsbedingter Symptomatik, „wie im Himmel all so auf Erden“.
Was mir im Wahlkampf negativ aufgefallen ist, dass immer nur unterschieden wurde zwischen den „Fleissigen“ und den „Faulen“. Wer Bürgergeld bekommt, gehört automatisch zu den Faulen. Dabei ist das gar nicht so. Man landet schneller in Bürgergeld/Hartz IV als man denkt. Ich hatte auch schon Alg2, weil ich im Studium länger krank wurde. Ich hätte liebend gerne studiert oder gearbeitet, aber ich konnte nicht. Auf dem Amt wurde ich allerdings immer behandelt, als würde ich nur nicht wollen.
Die Leute, die arbeiten wollen, aber nicht können, existieren in der Gesellschaft nicht bzw. sind total unsichtbar.
Genau, wenn wir eine GLOBALE Gesellschaft hätten, wo die unkorrumpierbare Gemeinschaft bestimmt, in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein (NICHT egozentriertes „Individualbewusstsein“), was und wie Verantwortungsbewusstsein (Ökonomie und Ökologie) in wirklich-wahrhaftiger Vernunft ist, so daß mit göttlicher Gelassenheit und Kraft gestaltet wird, dann …
Hi. Ich habe auch einen schrecklichen Kater, der aber vermutlich noch lange anhalten wird – ich glaube wir spüren alle die Vergiftung vom Leben in einer von Hass, Gier, Lüge und Verzweiflung vergifteten Welt. Das kleine „High“ nach den 8,8 % der Linken hat die Angst und die Übelkeit kurz betäubt.
Was ist das Gegengift??? Die Hoffnung aus den Berichten der Bibel ziehen ist schon mal echt gut. Rudelgemeinschaft auch – ich denke auf irgend eine Art brauchen wir jetzt ein paar Gleich- oder Ähnlichgesinnte um uns rum. Auch Lobpreis ist für viele Menschen ein Zugang zur Hoffnung und Gottesnähe, das würde ich nicht nur kritisch sehen. (Selbst Lobpreis, den man selber vielleicht nicht mag), Vielleicht Musik und Lieder die uns jetzt nochmal anders abholen und Räume öffnen.
Die Frage, was Gott nun den nichtfrommen Menschen geben will, und durch wen oder was, sollte nun auch ganz hoch auf die Prioritätenliste, und gleichzeitig müsste es irgendwie ohne zusätzlichen emotionalen Druck aufs Schlechte Gewissen sich entwickeln.
Lauter offene Fragen….
Hallo ihr Lieben,
ich finde die letzte halbe Stunde von diesem Talk mit das Beste und Wichtigste, was ihr in letzter Zeit so produziert habt. Ja, es geht nur in der Gemeinschaft, und wir müssen die Gemeinschaften pflegen, ob das größere Gemeinden sind wie UND Marburg oder die berühmten „zwei oder drei in Seinem Namen“, Das ist das Christentum von morgen, das die Botschaft von der bedingungslosen Liebe wachhält und hoffentlich pflegt, so gut wir es eben können. Wie gut, dass ihr einen Teil dazu beiträgt, dass solche Gemeinschaften entstehen und bestehen.