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Postkoloniale Perspektiven auf Mission und Evangelisation
Über Mission zu reden ist gar nicht so einfach. Die einen halten sie für ein übergriffiges Relikt aus kolonialen Zeiten, das es abzuschaffen gilt. Die anderen für den wichtigsten göttlichen Befehl, um Seelen vor der Hölle zu retten. In genau dieser Spannung setzt der aktuelle Talk an. Jay, Marco und Gofi unterhalten sich mit Claudia Währisch-Oblau. Sie ist Theologin und Leiterin der Abteilung Evangelisation der Vereinten Evangelischen Mission und hat gemeinsam mit 16 Mitautor*innen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten ein faszinierendes und diverses Buch zum Thema Mission geschrieben.
Gibt es eine postkoloniale Lesart der Bibel? Was bedeutet es in einer Schuldgeschichte zu stehen? Und ist der sogenannte Missionsbefehl vielleicht überhaupt kein Befehl?
Ein spanender Talk, der den Blick weitet und zum Hinterfragen von Vorurteilen einlädt.
Hier gehts direkt zum Buch unserer Gästin: https://neukirchener-verlage.de/catalog/product/view/id/2138522/s/mission-geht-s-noch-9783761570128/category/971/
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Oberfischbach ist hier gleich um die Ecke! Muss man sich für das Event anmelden?
Nicht, dass ich wüsste.
LG,
der Jay
Churchnight in Oberfischbach, am 31.10.2024 (Reformationstag), Johanneskirche, Kirchweg 4, 57258 Freudenberg-Oberfischbach. Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde. Keine Anmeldung erforderlich. Beginn 18.00 Uhr mit Vorprogramm, u.a. Giebelwälder Dudelsäcke, Gemäldeausstellung, Büchertisch, Eine-Welt-Laden, großes Fingerfood-Büffet. Ihr dürft gerne zur Bestückung des Büffets beitragen. Einfach Teller oder Platte, süß oder herzhaft mitbringen.
Beginn Hauptprogramm mit Hossa-Talk: 19:30 Uhr.
Anschießend: Offenes Singen mit dem Musik-Team der KG.
Das war richtig spannend… Und ich bin erst halb durch. Das mit der Lerngemeinschaft ist toll!
Vielen Dank für die erfrischend andere Perspektive zum Thema Mission.
Interessant, dass heutige Missionare nicht mehr primär „Seelenfang“ betreiben und das Ziel, alle Völker mit dem Evangelium zu erreichen, nicht mehr im Vordergrund steht, sondern eine demütigere Perspektive annehmen. Das fühlt sich würdevoller an, da man dem anderen auf Augenhöhe begegnet und ihn nicht bloß als „blind“ abstempelt. Dennoch empfinde ich Mission, selbst in dieser weiterentwickelten Form, als problematisch, was mir vor Augen geführt hat, wie weit ich mich mittlerweile von der christlichen „Bubble“ entfernt habe.
Ja, wir sollten als eine Lerngemeinschaft agieren, in der wir lernen, friedlich und freundlich zusammenzuleben. Doch mir stellt sich die Frage: Warum müssen diese Gedanken unbedingt einen christlichen Anstrich haben? Werte wie Nächstenliebe, Feindesliebe, Mitgefühl, Gerechtigkeit, Vergebung und Respekt sind zweifellos wichtig, und in Jesus haben wir eine besonders radikale Ausdrucksform davon. Diese Werte – die oft als universell betrachtet werden – werden häufig durch religiöse Geschichten vermittelt, aber sind sie deshalb nur in einem religiösen Kontext verstehbar?
Viele dieser Werte gelten doch als universell und finden genauso in den Erfahrungen nicht-religiöser Menschen ihren Ausdruck. Philosophen, der Humanismus oder sogar die evolutionäre Psychologie zeigen uns, dass Werte wie Mitmenschlichkeit, Kooperation und Friedfertigkeit tief in der menschlichen Natur verankert sind. Sie entwickeln sich aus der Notwendigkeit, friedlich zusammenzuleben und das Gemeinwohl zu fördern – unabhängig von Religion.
Hinzu kommt, dass es gerade auch in Laienkirchen oft zu patriarchalen Strukturen kommt, bei denen Minderheiten und Frauen unterdrückt werden – selbst wenn sie diejenigen waren, die die Kirche ursprünglich gegründet haben. Es wurde zwar kurz angesprochen, dass es manchmal „Wildwuchs“ gibt, doch ich glaube, dass gerade in kleinen, unabhängigen Gemeinden oft ungesunde Abhängigkeiten und Machtstrukturen entstehen. Man könnte jetzt argumentieren, dass solche Strukturen nicht „Gott gewollt“ seien, aber auch dafür lassen sich biblische Erzählungen leider gut missbrauchen.
Wenn Mission tatsächlich Freiheit und die Bestärkung von Unterdrückten bedeutet, ist das sicherlich eine gute Sache. Ich sehe jedoch die Gefahr, dass Menschen in neue Abhängigkeiten geführt werden, was die ursprüngliche Absicht, sie zu ermächtigen, konterkariert.
Liebe Geramila,
danke für den klugen Einwadt. Wenn es „nur“ um die Vermittlung dieser universalen Werte ginge, würde ich dir vollumfänglich zustimmen. Den christlichen Glauben darauf zu reduzieren, erscheint mir aber auch zu wenig. Für mich erschließt sich die christliche Lerngemeinschaft mindestens gerade auch in all den dem christlichen Glauben eigenenständigen Inhalten. ZB all dem, was aus dem Glauben an der Inkarnation, der Passion und der Auferstehung Jesu resultiert. Da gibt es eine Menge, was eine christliche Lerngemeinschaft in meinen Augen zu einem durchaus eigenständigen Angebot macht.
LG,
der Jay
Hallo Leute!
Oh Mist! Ich habe die Termine von Gofi im Osten verpaßt. Ich hatte die notiert, aber den Monat verwechselt. So ein Ärger!
Zur Übersetzung von Mt 28, 19:
Gr. „eis“ heißt tatsächlich „hinein“.
Es gibt aber verschiedene Übersetzungen. In einigen heißt es, wie bemängelt: „im Namen“.
In der Vulgata steht „in nomine“.
„nomine“ ist von der Form her Ablativ oder Dativ.
Auf „in“ folgt Akkusativ als Antwort auf Wohin? oder
Ablativ als Antwort auf Wo?
Hier ist „nomine“ offenbar Ablativ, aber originalgetreu wäre der Akkusativ.
Die Formulierungen „Ich taufe in den Namen“ klänge im Deutschen schräg.
Ein Versuch der eher originalgetreuen Übersetzungen ist daher „auf den Namen“.
Dieser steht in der ZB, aber auch in Luthers Katechismus laut
https://www.ekd.de/Kleine-Katechismus-Vierte-Hauptstueck-13472.htm
Es gibt auch verschiedene Taufformeln laut
https://www.institut-afw.de/fileadmin/user_upload/Gottesdienst_und_Kirchenmusik/FAQs_Taufe_Antworten_und_Faelle.pdf
Leider hat Währisch-Oblau diese Sachverhalte nicht differenziert dargestellt.
Muß die Taufformel den Bibeltext wiedergeben?
Die reformierte Taufformel folgt anscheinend dem regulative principle: Im Gottesdienst nur tun, was in der Bibel steht!
Wir Lutheraner sind da liberaler.
Meint gr. „baptizontes“ das Taufritual oder irgendein anderes Reintunken?
M.E. irrt Währisch-Oblau hier.
Fundamentalistisch gesehen wurde das Taufritual laut Apg von Anfang an praktiziert.
Historisch-kritisch gesehen war das Taufritus bekannt, als Mt geschrieben wurde, da er ja zu ähnlicher Zeit wie Lukas geschrieben hat, laut dem in der Apg das Taufritual von Anfang an auftaucht.
„Einladung in die Lerngemeinschaft“ ist eine interpretierende Übersetzung, wo die Übersetzerin ihre Interpretation in den Text der Übersetzung einträgt. Ob das gut ist, hängt vom Übersetzungsgesamtkonzept ab.
Eine starke Hierarchie zwischen Lehrenden und Lernenden im Vers erscheint in der VOLX von Martin Dreyer.
Wird die nicht gerade als offenes Projekt überarbeitet?
Wie sieht es bei der Offenen Bibel aus?
https://de.wikipedia.org/wiki/Offene_Bibel
Das mit der Lerngemeinschaft ist jedenfalls eine sehr gute Idee und ein schöner Begriff. Allerdings muß man dann auch was lernen. Am besten lernt man, indem man in die ursprachlichen Texte und in Studienbibel aus ganz verschiednenen Richtungen guckt.
So konnte ich in letzter Zeit für fast alle Bibelverse, die laut https://www.jesusreformation.org/2020/bibelstellen-zur-rettung-aller-menschen/#more-115 angeblich die Allversöhnung lehren, herausfinden, daß die Verse anders interpretiert werden können oder oft auch müssen. Schwierig war u.a. die Frage, ob Jes 25, 6-8 durch die Vernichtung von Moab in V. 10 relativiert wird. Die klarste Bestätigung dieser Vermutung kam durch die vom Siggi empfohlene historisch-kritische Stuttgarter Studienbibel.
Daß Gott alle Menschen liebe, steht übrigens nicht in der Bibel. Stattdessen steht in der Katholiken-Bibel explizit das Gegenteil: Weisheit 7: „28 Denn Gott liebt niemanden, er bleibe denn bei der Weisheit.“ Da nun aber Thorsten Dietz mir gegenüber gemeint hat, daß er nix dagegen hätte, die Apokryphen als kanonisch zuzulassen, sehe ich den Bedarf einer Krisen- und Klärungssitzung innerhalb der postevangelikalen Lerngemeinschaft 😉 Wann ist die nächster Podcaster-Konferenz in Zürich?
Irgendjemand benutzte im Talk den Begriff „Hölle“.
Das ist leider unseriös, da der Begriff früher als Übersetzung von zwei ganz verschiedenen Phänomenen fungierte:
1.: Totenreich, Scheol, Hades
Ort der Aufbewahrung
betrifft alle Menschen
1. Tod
zeitlich begrenzt
Alle kommen durch Auferstehung raus.
aktiv vor dem Weltgericht
Jesus holt alle raus.
fühlt sich neutral an
Aufenthalt dort ist wünschbar
Vernichtung des Körpers
Jesus predigte darin.
ist vor dem ewigen Leben
Die Gerechtigkeit Gottes ist darin nicht verwirklicht.
2.: Tag des Herrn, Tag des Gerichts, Gehenna, Feuersee, äußere Finsternis, Gott als Feuer
Ort der ewigen Strafe
betrifft nur die Verdammten
2. Tod
zeitlich unbegrenzt
Keiner kommt da wieder raus.
nach dem Weltgericht
Jesus steckt einige rein.
fühlt sich unangenehm an
Aufenthalt dort ist nicht wünschbar
Vernichtung der gesamten Person
Das ewige Leben ist die bessere Alterbative.
Die Gerechtigkeit Gottes ist darin verwirklicht.
Satan ist ein künftiger Insasse.
Meine Analyse ist noch nicht ganz ausgefeilt. Irgendwann muß ich mal alles als Tabelle auflisten und die biblischen Belege mit angeben.
Man sieht aber schon klar den Kontrast zwischen beiden Phänomenen, für die man daher auch verschiedene Namen verwenden sollte.
Ein Begriff, in dem früher beides durcheinandergeworfen wurde, bringt nur Verwirrung und sollte daher vermieden werden.
Währisch-Oblau irrt. Die Hölle als Ort ewiger Folter ist keine evangeikale Idee, sondern stammt von Tertullian und Augustinus.
Sie ist auch die offizielle Lehre im Katechismus der Katholischen Kirche.
„Gott hat die Welt geliebt.“
Das ist schön. „kosmos“ muß aber nicht jedes Individuum umfassen. Hat der Altgriechischlehrer von https://www.youtube.com/@bma auch irgendwo erklärt.
Währisch-Oblau meint, sie könne Dämonen austreiben.
Das ist zweifelhaft.
Laut John MacArthur konnten das nur Yeschua und die Apostel:
https://www.youtube.com/watch?v=I9JXyDH0ZPM
Alles Gute!
Zum Einstiegsteil mit den Ankündigungen:
Ausspracheschwierigkeiten? – Der Einheimische hilft gerne:
Neuendettelsau = NeuENdettelS-AU.
Kommt von der grünen Wiese, nicht vom Nutztier. 🙂
Bis morgen!
Hallo zusammen,
danke für die befreiende und empowernde Folge.