Ein toller Talk, der mich sehr bewegt hat. Endlich wissen wir, was Jays „Kreuz“ , seine Geistesgabe ist: Sein Zweifel… Und ich meine das durchaus ernst. (Mit einem kleinen Augenzwinkern) Ich bewege mich da irgendwo zwischen euch beiden. Den kleinen Mystiker, der ganz im Moment lebt, hab ich durchaus auch. Aber manchmal, gerade auch in meiner Kunst, muss ich den „religiösen Zensor“ im Kopf doch etwas härter ausknocken, um das, was ich gerne sagen möchte, auch sagen zu können. Weiß gar nicht, ob das immer gut ist. Ich glaube, man muss da zwischen Zensor und Gewissen unterscheiden. Mutige Fragen, mutige Antworten. Und jetzt mach ich 10 Minuten vor Schluss ’ne Pause, um ein paar beherzte Schritte in Gottes Schöpfung zu tun. (Wie wär’s mal mit dem Thema „Inwieweit sind second life und soziale Netzwerke noch Teil von Gottes Schöpfung?“)
Liebe Grüße, Patrick
Dominic
ich bin dafür, die Phrase „Jesus, der einzige weg zum leben“ einfach mal wegzulassen. ich muss zugeben, dass ich wirklich denke, dass die welt dann ein friedlicherer ort wäre. die liebe wird niemals wegfallen (auch ohne Religion und Christentum nicht). und wenn Gott universeller gefasst wird als im Christentum, dann denke ich, kann auch eine Prise Gott nicht schaden. aber meine Meinung ist ja jetzt bekannt.
Reverend Mole
Ich glaube, dass manche Formen von Evangelisation noch nie wirklich gut waren. Evangelisation nach dem Motto: „Kopf auf, vier geistlichen Gesetze rein, Kopf zu“ oder nach vorne zum Kreuz kommen ist vielleicht ein Anfang, aber mehr noch nicht. Ich frage mich auch manchmal, ob da nicht auch viele bei sind, die einfach nur glauben, weil sie einen Ritus getan haben, dass sie nun gerettet sind. Dabei ist doch die „Frohe Botschaft“ etwas, was man immer wieder neu im Leben erfahren und begreifen darf. Natürlich gibt es Aussagen von Jesus, die Bekehrung als etwas sehr punktuelles beschreiben, aber in der Regel ist es doch ein Prozess, ein Weg, der damit beginnt, dass man versucht in die Fußstapfen des Rabbis zu treten. Und wie das so in der Praxis aussieht, da könnte man mindestens 130 mal drüber reden, mit lachen, weinen, Bestürzung und und mit Staunen.
Von daher denke ich, das ihr viel Frohe Botschaft unters (fromme) Volk bringt.
Lieben Gruß
Daniel
Tobias
Ein sehr interessanter Talk!
Danke dir Jay für deine sehr persönlichen Einblicke in deine Zweifel. Ich kann das nachvollziehen und ich bin da auch nicht so mystisch unterwegs. Widersprüche sind Widersprüche. Nun ja, wie auch immer. Am Ende des Talks haben sich mir aber doch noch ein paar Fragen aufgedrängt. Ich kann die Kritik an der evangelikalen Bewegung nachvollziehen. Sie ist absolut berechtigt. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die postmodernen Postevangelikalen ihr positives Erbe der evangelikalen Bewegung vergessen oder verneinen. Ich bin selber davon geprägt und sehe einiges kritisch. Aber dennoch schätze ich die Bewegung auch für ihr Engagement. An der kirchlichen Basis, sowohl in Freikirchen als auch in Landeskirchen, weisen oft gerade konservative Evangelikale das größte Engagement auf, so ist zumindest mein Eindruck. Korrigiert mich gerne.(Vielleicht werden sie auch die Zukunft der Kirche, neben der Katholischen Kirche, wesentlicher prägen als postmoderne eher linksorientierte Christen, na ja nur eine These) Die evangelikale Bewegung besteht im Mainstream aus Konservativen, wenn auch nicht ausschließlich.
Linksorientierte Evangelikale sind in der Menge recht klein. Und, so ist zumindest mein Eindruck, sie verlieren sich oft in Debatten über den Glauben. Die Frage nach dem positiven Glaubensleben sprich wie kann ich als Postevangelikaler noch ein konstruktives Verhältnis zu meiner evangelikalen Prägung entwickeln, ist für mich auch eine wichtige. Ich habe darauf keine gute Antwort und bin selber auf der Suche. Aber vielleicht ist die Frage, wie mich die (konservative) evangelikale Bewegung positiv geprägt hat, wofür ich dankbar bin, ein etwas anderer Weg (bzw. das mit einer Bekehrung zu einem Glauben evangelikal-konservativer Prägung nicht nur vermehrt Probleme auftreten, die man vorher nicht hatte, sondern dass das einem auch viel Kraft und Hoffnung gegeben hat, wenn auch mit fragwürdigen theologischen Positionen, dass man eine Gemeinschaft kennengelernt hat, die Glauben wirklich ernst nimmt usw.) Vielleicht wäre das auch mal ein Thema für einen Talk? Danke euch jedenfalls für eure positiven und wertvollen Impulse. LG Tobias
Ja, das sind gute Fragen und Impulse. Danke. Ich habe schon das Gefühl, dass wir bei HT unser evangelikales Erbe auch immer wieder würdigen. Ich bin da jedenfalls gar nicht in einer komplett ablehnenden Haltung. Ich kämpfe auch gar nicht dagegen, sondern viel mehr dafür, dass alternative Blicke Platz darin finden.
LG,
Der Jay
ein Mensch
Wie verstehst du “ Engagement“?
Rebekka Tünker
Noch ein Gedanke (diesmal fremden Ursprungs) zu der Frage, was wir vielleicht auch von Atheisten lernen können: Die Diesseitigkeit wirklich ernst zu nehmen!
„Am gleichen Tag [21. Juli 1944] schreibt Dietrich an Eberhard [Bethke] einen Brief, der so etwas wie ein Vermächtnis ist. Er rechnet damit, dass er früher oder später in den Untergrund der Opposition hineingezogen wird, und legt Rechenschaft ab über seinen Weg:
>> Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr die tiefe Diesseitigkeit des Christentums kennen und verstehen gelernt. Nicht ein homo religiosus, sondern ein Mensch schlechthin ist der Christ, wie Jesus Mensch war … Ich dachte, ich könnte glauben lernen, indem ich so etwas wie ein heiliges Leben zu führen versuchte … Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde, dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. <<“
(Renate Wind, „Dem Rad in die Speichen fallen – Die Lebensgeschichte des Dietrich Bonhoeffer“, S. 144 f.)
Danke!
Ein toller Talk, der mich sehr bewegt hat. Endlich wissen wir, was Jays „Kreuz“ , seine Geistesgabe ist: Sein Zweifel… Und ich meine das durchaus ernst. (Mit einem kleinen Augenzwinkern) Ich bewege mich da irgendwo zwischen euch beiden. Den kleinen Mystiker, der ganz im Moment lebt, hab ich durchaus auch. Aber manchmal, gerade auch in meiner Kunst, muss ich den „religiösen Zensor“ im Kopf doch etwas härter ausknocken, um das, was ich gerne sagen möchte, auch sagen zu können. Weiß gar nicht, ob das immer gut ist. Ich glaube, man muss da zwischen Zensor und Gewissen unterscheiden. Mutige Fragen, mutige Antworten. Und jetzt mach ich 10 Minuten vor Schluss ’ne Pause, um ein paar beherzte Schritte in Gottes Schöpfung zu tun. (Wie wär’s mal mit dem Thema „Inwieweit sind second life und soziale Netzwerke noch Teil von Gottes Schöpfung?“)
Liebe Grüße, Patrick
ich bin dafür, die Phrase „Jesus, der einzige weg zum leben“ einfach mal wegzulassen. ich muss zugeben, dass ich wirklich denke, dass die welt dann ein friedlicherer ort wäre. die liebe wird niemals wegfallen (auch ohne Religion und Christentum nicht). und wenn Gott universeller gefasst wird als im Christentum, dann denke ich, kann auch eine Prise Gott nicht schaden. aber meine Meinung ist ja jetzt bekannt.
Ich glaube, dass manche Formen von Evangelisation noch nie wirklich gut waren. Evangelisation nach dem Motto: „Kopf auf, vier geistlichen Gesetze rein, Kopf zu“ oder nach vorne zum Kreuz kommen ist vielleicht ein Anfang, aber mehr noch nicht. Ich frage mich auch manchmal, ob da nicht auch viele bei sind, die einfach nur glauben, weil sie einen Ritus getan haben, dass sie nun gerettet sind. Dabei ist doch die „Frohe Botschaft“ etwas, was man immer wieder neu im Leben erfahren und begreifen darf. Natürlich gibt es Aussagen von Jesus, die Bekehrung als etwas sehr punktuelles beschreiben, aber in der Regel ist es doch ein Prozess, ein Weg, der damit beginnt, dass man versucht in die Fußstapfen des Rabbis zu treten. Und wie das so in der Praxis aussieht, da könnte man mindestens 130 mal drüber reden, mit lachen, weinen, Bestürzung und und mit Staunen.
Von daher denke ich, das ihr viel Frohe Botschaft unters (fromme) Volk bringt.
Lieben Gruß
Daniel
Ein sehr interessanter Talk!
Danke dir Jay für deine sehr persönlichen Einblicke in deine Zweifel. Ich kann das nachvollziehen und ich bin da auch nicht so mystisch unterwegs. Widersprüche sind Widersprüche. Nun ja, wie auch immer. Am Ende des Talks haben sich mir aber doch noch ein paar Fragen aufgedrängt. Ich kann die Kritik an der evangelikalen Bewegung nachvollziehen. Sie ist absolut berechtigt. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die postmodernen Postevangelikalen ihr positives Erbe der evangelikalen Bewegung vergessen oder verneinen. Ich bin selber davon geprägt und sehe einiges kritisch. Aber dennoch schätze ich die Bewegung auch für ihr Engagement. An der kirchlichen Basis, sowohl in Freikirchen als auch in Landeskirchen, weisen oft gerade konservative Evangelikale das größte Engagement auf, so ist zumindest mein Eindruck. Korrigiert mich gerne.(Vielleicht werden sie auch die Zukunft der Kirche, neben der Katholischen Kirche, wesentlicher prägen als postmoderne eher linksorientierte Christen, na ja nur eine These) Die evangelikale Bewegung besteht im Mainstream aus Konservativen, wenn auch nicht ausschließlich.
Linksorientierte Evangelikale sind in der Menge recht klein. Und, so ist zumindest mein Eindruck, sie verlieren sich oft in Debatten über den Glauben. Die Frage nach dem positiven Glaubensleben sprich wie kann ich als Postevangelikaler noch ein konstruktives Verhältnis zu meiner evangelikalen Prägung entwickeln, ist für mich auch eine wichtige. Ich habe darauf keine gute Antwort und bin selber auf der Suche. Aber vielleicht ist die Frage, wie mich die (konservative) evangelikale Bewegung positiv geprägt hat, wofür ich dankbar bin, ein etwas anderer Weg (bzw. das mit einer Bekehrung zu einem Glauben evangelikal-konservativer Prägung nicht nur vermehrt Probleme auftreten, die man vorher nicht hatte, sondern dass das einem auch viel Kraft und Hoffnung gegeben hat, wenn auch mit fragwürdigen theologischen Positionen, dass man eine Gemeinschaft kennengelernt hat, die Glauben wirklich ernst nimmt usw.) Vielleicht wäre das auch mal ein Thema für einen Talk? Danke euch jedenfalls für eure positiven und wertvollen Impulse. LG Tobias
Ja, das sind gute Fragen und Impulse. Danke. Ich habe schon das Gefühl, dass wir bei HT unser evangelikales Erbe auch immer wieder würdigen. Ich bin da jedenfalls gar nicht in einer komplett ablehnenden Haltung. Ich kämpfe auch gar nicht dagegen, sondern viel mehr dafür, dass alternative Blicke Platz darin finden.
LG,
Der Jay
Wie verstehst du “ Engagement“?
Noch ein Gedanke (diesmal fremden Ursprungs) zu der Frage, was wir vielleicht auch von Atheisten lernen können: Die Diesseitigkeit wirklich ernst zu nehmen!
„Am gleichen Tag [21. Juli 1944] schreibt Dietrich an Eberhard [Bethke] einen Brief, der so etwas wie ein Vermächtnis ist. Er rechnet damit, dass er früher oder später in den Untergrund der Opposition hineingezogen wird, und legt Rechenschaft ab über seinen Weg:
>> Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr die tiefe Diesseitigkeit des Christentums kennen und verstehen gelernt. Nicht ein homo religiosus, sondern ein Mensch schlechthin ist der Christ, wie Jesus Mensch war … Ich dachte, ich könnte glauben lernen, indem ich so etwas wie ein heiliges Leben zu führen versuchte … Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde, dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. <<“
(Renate Wind, „Dem Rad in die Speichen fallen – Die Lebensgeschichte des Dietrich Bonhoeffer“, S. 144 f.)