#110 Eine andere Art von Gemeinde (m. Kathy Pithan)

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16 Kommentare zu „#110 Eine andere Art von Gemeinde (m. Kathy Pithan)“

  1. Herzlichen Glückwunsch, Gofi!

    Das war ein SCHÖNER Talk (ich glaube, „schön“ ist das Wort, was Kathy am häufigsten sagt :-)). Toll, dass es so ein Pionierprojekt gibt! Hach, auch wenn viele Marburg nicht schön finden – für mich wäre das ein weiterer Grund, im nächsten Leben Marburgerin zu werden 😉 Gerne auch in Kombination mit „klassischen“ Landeskirchengottesdiensten mit Liturgie und Predigt in schönen Kirchengebäuden.
    Was das Lustprinzip angeht – da ihr den Bezug zum vergangenen Talk hergestellt habt, tu ich das jetzt auch: für mein Empfinden geht es hier um ein anderes Lustprinzip als bei dem, was ich bei Markus wahrgenommen habe (möglicherweise falsch, aber das weiß ich nicht, Markus hat die „Mutmaßungen“ bisher noch nicht geklärt) – mal abgesehen davon, dass es eine ganz andere Art von Projekt ist, nämlich keins, wo eine Einzelperson vor einer Masse performt und „predigt“ (in Form von Büchern, podcasts, Events) und eine Art Großgemeinde entsteht, in der aber jeder individuell für sich im Flow ist/ nach dem Flow sucht und persönliches Kennenlernen/Gespräche/Austausch nicht auf der Tagesordnung stehen oder gar nicht erwünscht sind.
    Ich habe den Eindruck, hier geht es um das, was Reverend Mole bei #108 beschrieben damit hat, dass Menschen merken, welche (Lebens-/Glaubens-)Fragen sie gerade beschäftigen und dass sie ihnen nachgehen, ihnen Ausdruck verleihen und das auch und bewusst im Miteinander. Und nicht um den individuellen „Ich-fühl-mich-gut-Flow und meide grundsätzlich alles, worauf ich keinen Bock habe“. Da ist ganz viel Tiefe drin, vielleicht auch gerade deshalb, weil es so familiär ist. Und auch um die Auseinandersetzung mit sich selbst, gerade in der Stille, das klingt so wellnessmäßig, aber Stille mit sich selbst, Stille vor und mit Gott, lernen, zur Ruhe zu kommen, das kann wirklich erstmal herausfordernd sein.
    Ja, auch hier steht die Frage im Zentrum, was für einen schön ist, was gut tut – aber irgendwie klingt es anders als das, was ich in dem Flow-Talk gehört habe. Ich kann es nicht genau beschreiben, die Stimmung ist irgendwie anders, es klingt für mich friedvoller, mitmenschlicher, bescheidener, ruhiger, jesusorientierter, „runder“.
    Ja, es geht auch um Tabubrüche. Aber gerade auch im Hinblick auf das Herauswagen aus der Komfortzone („Er führte mich hinaus ins Weite. Er RISS mich heraus, denn er hatte Lust zu mir“ – Ps. 18,20/ 2.Sam.22,20), im Bewusstsein, dass die sich anfangs nicht schön anfühlen können, aber hinterher zu viel mehr Weite führen kann. Und es gibt den Freiraum, Tabus auch nicht brechen zu können.
    Ja, es gibt esoterische Bestandteile, aber ich habe den Eindruck, es geht um esoterische Formen, und nicht um Inhalte – für mich wär das Osho-Schütteln nix, aber das muss man ja nicht machen und es würde sich auch nichts ändern, wenn man es nicht macht, bzw. es ist nicht „inhaltlich“ oder „theologisch“ relevant, ob man es macht oder nicht.

    Interessanterweise hab ich dadurch einen neuen Blick bekommen für das, was in der Landeskirchengemeinde passiert, der ich offiziell zugehörig bin. Da gibt es auch viele Verschiedene Möglichkeiten, sich auszudrücken, Gemeinschaft zu pflegen, Glauben zu leben – „Neigungsgruppen“ sozusagen, Treffen bei Leuten zu Hause, Musik, Bibellesen, Andachten…Und es motiviert mich, mich da auch mit einzubringen, mit dem, was ich SCHÖN finde, wie ich Glauben ausdrücken kann.

    1. Es hat mir echt Freude gemacht, deinen Kommentar zu lesen! Danke für deine Wertschätzung! Und was ich richtig cool (oder auch schön 🙂 finde), dass du Neues wahrnimmst, in Bezug auf deine aktuelle Gemeinde-Situation, oh, sowas mag ich!
      Im Austausch mit einer anderen Weiter Raum Frau kam auch noch der Gedanke auf, dass die Lustfrage bei uns auch insofern nichts egozentrisches ist, weil es ja immer auch um den/die andere*n geht, wenn wir bewusst als Gemeinschaft unterwegs sind- nicht im Sinne von Anpassung, aber von Kooperation, und das ist so eine Mischung aus Mut und Ehrlichkeit und dann wieder sich auf den/die andere*n einzulassen und sich in das Gegenüber hineinzudenken, nachzufragen, verstehen zu lernenl
      Fühle mich von dir gut verstanden! Herzliche Grüße aus dem weiten Raum Marburg!

      1. Liebe Kathy,
        Das freut mich! ?❤
        Mir wird Gott im Anderen immer wichtiger. Und ich merke, wie ich mich selbst durch den Anderen, durch die Begegnung mit Anderen besser kennenlernen kann. (das hatte ich bei #109 schon geschrieben: Ich glaube, es steckt ganz viel in dem „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, das Gott sagt, als der Mensch ja gar nicht allein war, sondern in einer ganz engen, intimen – er war nackt!!- Beziehung mit Gott im Garten Eden lebte).
        Wenn ich mal wieder in MR bin, will ich mir auf jeden Fall einrichten, im Weiten Raum vorbeizukommen!

  2. Ich weiß nicht, ob man die 2 Sachen so einfach vergleichen kann..
    Jede Situation und Person ist anders.
    Markus Roll hat für sich und Interessierte einen Weg gefunden.
    Kathy Pithan eben mit ihrer Gemeinde wieder einen anderen.
    Das spannende ist doch doch, dass beide Ansätze zu funktionieren scheinen 🙂

    1. @einMensch
      Das wollte ich in meinem Kommentar deutlich machen – dass man die zwei Sachen nicht so einfach vergleichen (bzw. gleichsetzen) kann, wie es aus meiner Sicht im Talk sowohl im Positiven als auch im Negativen (dieselbe Kritik am „Lustprinzip“) passiert ist.
      Für mich ist das Funktionieren kein Argument.
      Auch fundamentalistische Gemeinden funktionieren, und zwar so gut, dass es da ganz viele Leute gibt, die sie massiv verteidigen. Auch fundamentalistischer Glaube funktioniert – und zwar sogar nach dem urmenschlichen Lustprinzip, die Kontrolle zu haben, Gott im Griff zu haben, nach dem Tod alles in trockenen Tüchern zu haben. Nur dass die Gläubigen das niemals zugeben würden, dass sie sich dabei richtig wohl fühlen.
      Auch Drogen funktionieren, auch ein Leben orientiert an Macht, Sex und Geld funktioniert für viele total gut, und folgt einem Lustprinzip – aber da sind sich wesentlich mehr Leute einig, dass es irgendwie nicht gut ist. Da darf man dann auch gern Kritiker des Lustprinzips sein.

  3. Sehr sympathische Gesprächspartnerin und ein Konzept, das mich sehr anspricht. Würde ich in Marburg wohnen, wäre das wohl eine passende Gemeinde für mich. Und dann noch Marina-Abramovic-Meditationstechniken ?
    Mir ging’s bisschen wie Katja: ich fand den Unterschied zum letzten Talk (den ich allerdings nicht zuende gehört habe) auch sehr krass. Mich ermutigen irgendwie Menschen wie Kathy mehr als Geschichten, in denen es letztlich dann doch wieder um Erfolg und Weiterkommen geht. Aber das ist vielleicht auch Typsache.

    1. Marina Abramovic, genau! du kennst ihren Film also auch 🙂 ! Kennst du auch die Filme von Andy Goldsworthy? (Landart aus Schottland) Die finde ich auch sehr inspirierend!

      1. Ich kenn von beiden nur die Bücher. Abramovics Autobiographie ist super lesenswert. Und die Retrospektive in Bonn war eindrucksvoll. Dort hab ich auch Linsen sortiert. Ich finde es sehr interessant auch für uns fromme Leute, was sie so macht. Bin mal in so nem anderen Ding von ihr in Basel einer Fremden gegenüber gesessen und wir haben uns 30 Minuten nur angeschaut. Das war irre. Und sauanstrengend. Was zwischen Menschen ist… Die Alten nannten ja den Heiligen Geist das „Vinculum Caritate“, das „Band der Liebe“ zw Vater und Sohn. Muss ich oft dran denken bei diesem so dazwischen.
        Goldworthy ist auch fein, stimmt! Yoko Ono lieb ich auch, fällt mir da ein.

        1. Ja, wir hatten auch schon mal über diese Übung mit dem Blickkontakt nachgedacht. In dem Film geht es um die Ausstellung in New York, auch als Retrospektive und da wird erzählt, wie sie studierende angeleitet hat, ihre Body Performance während der Ausstellung zu übernehmen und sie selbst saß als Blickkontaktpartnerin an einem Tisch den gesamten Ausstellungstag, jeden Tag !! und Menschen konnten ihr in die Augen blicken. In dem Film ist das Mega berührend und sehr beeindruckend.

  4. Hallo ihr Lieben,

    Bin mir nicht sicher ob das geplant war oder nicht. Doch die letzten drei Folgen finde ich thematisch sehr stimmig. Ausgehend von der Frage braucht es überhaupt noch Predigt werden alternative Wege aufgezeigt. Die bei einem selber funktioniert können aber nicht müssen.

    Selber bin ich auch auf der Suche nach dem Sinn von Gemeinde. Was hat sich Gott dabei gedacht? Wie kann Gemeinde heute sinnvoll gestaltet werden.

    Lese gerade ein sehr spannendes Buch von Gerald Hüther über Würde. Er beschreibt die zwei Grundsäulen der Würde: (ich gebe das mit meinen nicht wissenschaftlichen Worten wieder) als bedingungsloses angenommen sein (ich darf sein) und der Möglichkeit zur weiter Entwicklung. Meine Potentiale entfalten & neues an mir entdecken.

    Egal für welchen Weg als Gemeinde Frau/Mann sich entscheidet. Es sollte immer die Würde des Einzelnen berücksichtigen. Ein System das aus Belehrung & Bewertung besteht missachtet die Würde des Menschen.

    Weiterhin viel Spaß & freu mich auf weitere spannende Folgen.

    Mari

    1. Gerald Hüther ist wirklich ein korrekter Typ. Habe mir vor einigen Monaten, nachdem er mich in einer Talk-Show begeistert hatte, ebenfalls das Buch „Würde“ gekauft und werde Deinen Beitrag zum Anlass nehmen es nun endlich zu lesen. Es gibt auch ein interessantes Interview mit ihm beim Podcast „Seelengevögelt“ von Veit Lindau. Dort beschreibt er wie Strukturen von Gruppen, die sich von anderen abgrenzen, die Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen verhindern.

  5. Extrem inspirierender Podcast. Hab viele Anregungen mitgenommen. Bin gerade selbst dabei hier in Berlin was ganz Neues zu machen und freue mich zu sehen, dass Gemeinde auch ganz anders sein kann.

    Es gibt noch viel zu tun und auszuprobieren 🙂

    1. Hallo Christian, freut mich sehr! bin auch neugierig zu lesen, was du in Berlin unternimmst und entwickelst- nimm gerne mal Kontakt mit mir/uns persönlich hier in Marburg auf- wir finden netzwerken gut!

    2. Die weitere Entwicklung kann man dann vermutlich über deeinen Blog verfolgen?
      Hier ist das spannende ja, dass es in der Provinz passiert und nicht nur in Berlin..

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