#124 ICH und ICH oder ICH und WIR?

7 Kommentare zu „#124 ICH und ICH oder ICH und WIR?“

  1. Eigentlich ergänzen sich Talk 123 „die einzige Annettistin der Welt“ und Talk 124 „Ich und ich und ich und wir“ recht gut – ich nehme fast eine tiefe, biblische Balance wahr! 😉

    Die Annettistin hat mir gut gefallen – wobei ich den Gedanken einer Religionsgemeinschaft, zu der nur ich gehöre, wohl als sehr pointiert und augenzwinkernd wahrnehme… „Ich und ich und ich und wir“ gleicht das – wie gesagt – ganz gut aus, und Gofi klingt fast so, als wenn er „Gemeinde“ doch (wieder) ganz schön viel abgewinnen kann (was ich immer vermutet habe).

    Und da bin ich dann bei mir: Ich kenne aus meinem Leben beides – die Euphorie, nach einem desaströsen Leben mit desaströsen Beziehungen schließlich in der Gemeinde eine Art Paradies gefunden zu haben, eine Zugehörigkeit, eine neue Familie. Und die zum Teil bodenlosen Enttäuschungen, die ich im Paradies erfahren und anderen bereitet habe…. „Erwartungen und Enttäuschungen“… Und die Erfahrung: „Es gibt kein Paradies ohne Schlange“… noch nicht… Diese Erkenntnis macht mich etwas gelassener und demütiger und vorsichtiger.

    Heute lebe ich es so – und ich spreche nur von mir: Ohne Einbindung in eine Gemeinde läuft es bei mir nicht. Dazu bin ich zu „blöd“, zu schwach, zu versuchbar, da komme ich ganz schnell auf „Abwege“. Ich lasse mich aber nicht mehr vereinnahmen oder leicht manipulieren (jedenfalls bemühe ich mich). Eine Gemeinde, die mir vorschreibt, wie ich zu leben oder zu denken oder zu glauben habe, kommt für mich nicht (mehr) in Frage. Eine Gemeinde, die eine gewisse Pluralität abbildet ohne dabei beliebig zu sein, die mir Luft zum Atmen und Entfaltungsmöglichkeiten für meinen Dienst gibt – das passt! Aber letztendlich bin ich ein freier Christenmensch, und da lass ich mir von keinem mehr dran rütteln…

    Seht Ihr – solche und andere Gedanken bekomme ich beim Hören von Hossa – Talk. Daher wieder einmal: Herzlichen Dank!

  2. Liebe Hossa-Talker,
    Danke für diesen neuen Talk, der – wie ich finde – auch ganz gut zu dem Abend in Gevelsberg passt, an dem Ihr mit uns über Kirche der Zukunft gesprochen habt.
    Quintessenz aus beidem scheint mir: Its’s complicated.
    Weil die Menschen eben sind, wie sie sind. Nervig und unangenehm (wie in doofen Hauskreisen), gestresst und unverbindlich (wie immer dann, wenn Mitarbeitende gesucht werden) und bedürftig und wunderbar emotional (wie hoffentlich dann, wenn die Ruach sie packt…).
    Und genauso erlebe ich das auch bei mir selbst. Ich bin grundsätzlich überzeugt vom Konzept der Ortsgemeinde, sprich Landeskirche, und fühle mich der auch zugehörig. Sonntagmorgen schaffe ich es aber nur selten in den Gottesdienst, weil unser Familienleben das nicht anders hergibt (und Kinder in unserer Ortsgemeinde kaum vorkommen…) und ich oft genug die Prioritäten anders setze. Wenn ich da bin, erlebe ich ähnlich wie Gofi öfter eine Art von Gemeinschaftsgefühl, ich nenne das für mich Geschwister-Gefühl. Das geht aber dann nicht so weit, dass ich privat auch viel mit den anderen zu tun hätte.
    Ich wünsche mir das einerseits, hab aber andererseits auch keine Lust auf bedrückende Enge und noch mehr Termine, als das Familienleben eh schon mit sich bringt.
    Im Bibelkreis der Ortsgemeinde (wir sind ’nur‘ zu acht) fühle ich mich manchmal total aufgehoben und gepackt von der Geistkraft, manchmal sitze ich die Zeit auch mehr so ab.
    Es geht also immer so hin und her und auf und ab, ich glaube, das ist bei den meisten Leuten so. Ich will trotzdem dran bleiben, weil ich so aufgewachsen bin, weil ich merke, dass ich ohne Impulse durch Gottesdienst und Bibelkreis wenig in Kontakt komme mit Glaube und Geistkraft und weil ich mir für unseren Ort wünsche, dass es Gemeinschaft erlebbar gibt.
    Dafür braucht es glaube ich auch von jeder und jedem eine gehörige Portion Demut, um den eigenen Platz in solchen Gemeinschaften (aus)halten zu können.
    Ich wünsche Euch und den anderen HörerInnen auch immer wieder mal positive Gemeinschaftserlebnisse und Gottes Segen für Eure Begegnungen!

  3. (bin noch nicht ganz durch, werde aber schonmal einen Kommentar los) – Ihr nennt so oft die katholische Kirche als Beispiel beim Thema Gemeinschaft – ich finde das immer schwieriger. Es hat sicher Vorteile, überall auf der Welt „gleich“ Gottesdienste feiern zu können, aber wie ihr auch sagt, sie bleiben gleich durch eine Autorität. Und durch diese Strukturen bleibt die Kirche auch so starr in ihren theologischen Dogmen. Wie lange wird schon um Frauenordination/ Zöllibat rumdiskutiert und es gäbe einige Teile der Welt (besonders hier) an denen sich da sicher etwas ändern würde, wäre diese Kirche anders strukturiert. Aber sie ist nun mal zentralisiert und rückt kein Stück von ihrem „Konsens“ ab.

  4. Fein Jungs, 10 Minuten vor Schluss kommt ihr zum Punkt: Ist Gemeinschaft (im Sinne von „Veranstaltung“) notwendig um seine Beziehung zu Gott/Menschen zu pflegen/erhalten?
    Im Prinzip ersetzt diese Gemeinschaft das alte Dorfleben. In den begrenzten (räumlich und Mobilität) Dörfern gab es Regeln und Sicherheit. Ein Sozialgefüge wo sich einer auf den anderen verlassen konnten. Wenn man die Regel nicht einhielt war es ganz schnell aus mit der Gemeinschaft. Was ist der Unterschied zu Kirche/Gemeinde?

    Im Gegensatz zu Eurer Meinung („Gott im Anderen im Gottesdienst“) glaube ich, dass mir Gott in jedem Menschen begegnet, auch in Brschlöchern, Heiden & Trumps.

    Deshalb sind für mich gelebte Beziehungen in einem überschaubaren Rahmen elementar wichtiger als Programm/Veranstaltung und Organisiertes. Sozialpsychologisch gesehen ist es gesund tiefe Beziehungen zu 2-3 Personen zu haben, 7-8 Menschen für nicht ganz so tiefe und den Rest als Bekannte/Kumpels etc. einzusortieren. Persönlich habe ich 30 Jahre Gemeinde in 3 verschiedenen Prägungen als etwas erlebt, was an den eigenen Ansprüchen scheitert und eine Spur der Verwüstung in vieler Menschenleben hinterlässt. Immer verbunden mit dem normativen Anspruch „Wir haben es“. Klar kann ich nicht zum Maßstab machen. Aber was ist der Unterschied zu einem Kaninchenzüchterverein, der sich auch auf gemeinsame Standards, meistens der kleinste gemeinsame Nenner, geeinigt hat?

    Anyway… Weiter so mit ganz doll viel doofen Fragen stellen!

  5. Vieles was in dieser Folge thematisiert wurde und wo ihr beide nach Erklärungsansätzen gesucht habt, hört sich für mich nach dem soziologischen Begriff der „Resonanz“ von Hartmut Rosa an.
    Wahrscheinlich kennt ihr sein gleichnamiges Buch sogar schon.
    Er wäre definitiv ein spannender Gast für eine Folge 😉

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