#150 Über Politik, Pornos und Dekonstruktion

16 Kommentare zu „#150 Über Politik, Pornos und Dekonstruktion“

  1. Erneut ein kleiner Metatalk.

    Zum „Pornographischen“ der Bibel.
    Die bloße mitunter bildhafte Beschreibung des Ehebruchs als Metapher für Israels Untreue nunmehr als „Ausrede“ für längere erotische Passagen in Romanen zu nehmen, liegt im Land zwischen fauler Ausrede, Klamauk und überspitztem Vergleich.

    Auch bei Luthers 2-Reiche-Lehre wurde in der Kürze der Zeit wohl ein Strohmann bekämpft, aber dafür müsste ich das selber nochmal nachschlagen, um richtig nachtreten zu können.

    Achja: Wann wurde der Talk denn gehalten!

    Und: Glückwüsch zur 150. 🙂

    1. Die bloße mitunter bildhafte Beschreibung des Ehebruchs als Metapher für Israels Untreue nunmehr als “Ausrede” für längere erotische Passagen in Romanen zu nehmen, liegt im Land zwischen fauler Ausrede, Klamauk und überspitztem Vergleich.

      Warum?

      Achja: Wann wurde der Talk denn gehalten!

      September 2019

      Und: Glückwüsch zur 150.

      Ja, geil, nicht wahr?

      LG,
      der Jay

      1. Danke für die postwendende Antworten.
        Die postwendende Frage: Es ist ja doch was anderes zu schreiben „Und Adam wohnte ihr bei.“ als in aller Breite und Ausführlichkeit den Akt an sich zu beschreiben. Darauf wollte ich dann hinaus.
        Ich kenne Gofis Beschreibungen nicht, aber es scheint ja mehr zu sein als der Deckmantel des Beiwohnens :D.
        Extrem seltsames Thema, bei dem man m.E. nicht mit der Bibel kommen muss (okay, das hört sich in dem Zusammenhang jetzt so falsch an, dass es einfach dort stehen bleibt =D).

  2. Zum pornographischen in der Bibel 2
    Schaurigerweise finden sich in der Bibel zutiefst pornographische Stellen, vor allem wenn man es so deutet, dass es um (öffentliche) Erniedriging geht. Game of Thrones sind da doch fast die gleiche Liga.
    Ein Tiefounkt, aber vielleicht auch der Wendepunkt war dann die Kreuzigung.
    Ehrlich gesagt… Das ganze verstört mich zutiefst. Je nachdem wie man die Kreuzigung deutet und die Gesetze im AT (als gottgewollt oder als schlimme menschliche Versuche Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten) komm ich damit besser oder schlechter zurecht.
    Den Rat von Jay auf den Gekreuzigten zu schauen, kann ich nur auch empfehlen…Das ist manchmal die einzige Art, mit der Brutalität der Welt incl. Der Biblischen Welt klar zu kommen.
    Sorry. … Das Thema hat mich gerade voll getriggert. Ist aber ok… Man wird ja doch immer wieder davon erwischt…hier und heute meistens als jemand, der davon hört. Und sollte doch irgendeinen Weg finden, um dagegen was zu tun. Oder mindestens für die Opfer einzutreten und ihnen beizustehen.

    Bibelstellen wie das Hohelied sind dagegen recht deutlich, aber schön…. Die taugen schon dazu, eine gewisse christliche Prüderie abzubauen und ja… Als „Ausrede“ für erotische Romane könnte man sie durchaus gebrauchen.
    ?

  3. Schade, das Pornothema hätte noch mehr Klärung bedurft. Dass das vor versammelter Mannschaft nicht ganz einfach ist, da ihr ja auch nicht thematisch vorbereitet seid, ist klar.
    Meiner Ansicht nach ging aber die Frage in eine andere Richtung. Wie kann man als gläubiger Mensch mit Pornos umgehen? Was ist, wenn man seinen eigenen und den gemeindlichen Moralvorstellungen nicht genügt.
    Wenn sich Singles natürlich selbstbefriedigen und dazu vielleicht noch aus „versehen“ auf youporn klicken. Oder gar verheiratete „schwach“ werden? Mir sind auf meiner „christlichen“ Reise schon so viele Menschen begegnet, die so kaputt waren, weil sie mit ihren natürlichen Bedürfnissen nicht umgehen konnten oder es von frommer Seite nicht durften. Sich und Sexualität verdammten und sich von Gott deshalb verurteilt fühlten. Darüber wird auch nie gepredigt.
    Immer noch kann man in frommen Kreisen hören, dass die Frau ihrem Mann „zur Vergügung“ stehen soll,
    auch wenn sie keine Lust hat, weil sie ja dem Manne untertan sei. Mit solchem Quatsch sind wir tatsächlich vor 25 Jahren in unsere Ehe geschlittert! Das war nicht gerade der Beste Ratgeber.
    Vielleicht macht ihr ja nochmal einen Talk darüber.

    1. Ja, ich würde auch sagen, dass das Thema Pornografie keineswegs erschöpfend von uns behandelt wurde. Da ist noch ne Menge Luft. Aber es hindert Dich und die anderen ja nun auch niemand, das nun ausgiebiger hier in den Kommentaren zu erörtern. 😉

      LG,
      der Jay

  4. Hi,
    ich will auch noch meinen Senf zu dem Pornothema geben. Ich muss sagen, dass ihr leider einen wichtigen Aspekt ganz ausgelassen habt. Mein Eindruck bei dem Thema ist leider ganz oft, dass vergessen wird, dass Pornos nicht einfach nur ein Mittel sind, um sich Erleichterung zu verschaffen, sondern etwas, das den Konsumenten verändert.
    Die Hirnforschung ist inzwischen ziemlich weit, was das Thema Pornos angeht und man kann heute sagen, dass Pornos eine ganz ähnliche Wirkung auf das Gehirn haben, wie Heroin. Gerade die Kombination von Pornos und Selbstbefriedigung bringt einen emotionalen Kick, der sonst kaum zu haben ist. Klar ist echter Sex viel besser, aber auf dem Weg zu echtem Sex muss man viel höheren Hürden nehmen, weil man es mit einem anderen Menschen zu tun hat. Das Problem ist, dass der Porno-Kick so krass ist (besonders, wenn man den Reallife-Sex-Kick noch nicht kennt) und gleichzeitig sofort und quasi überall verfügbar ist. Damit ergibt sich ein sehr großes Suchtpotenzial, wie immer, wenn etwas kickt und leicht verfügbar ist.
    Ein zweiter Aspekt davon ist, dass – wie bei stofflichen Drogen auch – der Kick von Mal zu Mal nachlässt und man da aber immer wieder hin will. Junkies nehmen deswegen auch immer härtere Drogen und so ist es mit den Pornos oft auch. In die Ehe eingebunderen Kuschelsex anzuschauen ist irgendwann nicht mehr genug und dann kommen Pornos, die sich nicht mehr darum scheren, ob die Frau will, was mit ihr gemacht wird… Das verändert schleichend auch das Menschenbild des Konsumenten und wirkt in reale Beziehungen zurück. Dann wird es zunehmend schwerer, Menschen als Menschen wahrzunehmen.
    Also, das nur mal in Kürze, aber es war mir wichtig, denn euer Talk war für meinen Geschmack und leider auch meine Erfahrung zu nah am „ach, macht doch nichts, probier doch einfach mal, wenn alle Darsteller glücklich lächeln…“ Hoffe es ist deutlich geworden, dass es mir nicht um einen moralische Keule geht, aber dem Ganzen eine Dynamik innewohnt, die unfrei macht.
    Gruß

  5. Bin mir nicht sicher, das Thema Pornografie hat viele Facetten..
    Wenn man das rein kulturkritisch betrachtet, könnte man in eine Einseitigkeit wie bei den Killerspielen rutschen.
    Vielleicht braucht es ähnlich wie bei Medien eine Pornokompetenz.
    Es gibt ja auch ganz bewußt feministisch gemachte Pornokunst.
    Also bewußt konsumieren statt immer den schnellen Youporn Kick.
    Dann kann Genuß statt Sucht draus gezogen werden.

      1. Bin halt auch Pädagoge 😉 Denke aber über das Thema sollte viel mehr geredet werden. Untereinander, in der Schule, Eltern mit Kindern. Aber auf Augenhöhe und nicht mit der moralischen Keule. Statt dass es dann immer im geheimen stattfindet. Und bei sexfaulen Pandas helfen ja anscheinend Pornofilme, damit sie dann zur Sache kommen. Finde es aber gut, dass auch in dem Bereich langsam die Forschung ankommt.

  6. Johannes, was du schreibst kann ich nur voll unterstützen.
    Was ich zusätzlich noch für sehr problematisch halte ist der freie Zugang zu Pornographie im Internet für Kinder und Jugendliche. Wenn im Alter von 12 bis 14 Jahren das sexuelle Interesse zunimmt und mit Pornographie zusammentrifft , kann ich mir gut vorstellen dass viele dann Schwierigkeiten haben eine gesunde sexuelle Beziehung aufzubauen.
    Es ist auch ein Unterschied ob man etwas liest oder sieht. Visuelles brennt sich viel mehr im Gehirn ein.

  7. Zum Thema Pornografie:

    Was man unbedingt beachten sollte ist der Umstand, dass da eine Industrie dahintersteht. Von ehemaligen PornodarstellerInnen hört man sehr viele Geschichten über diese Industrie, die absolut verstörend sind. Ihr habt das auch angesprochen, „Die machen das ja freiwillig.“ ist kein Argument. Ich habe den Eindruck, dass die Pornoindustrie so ein Bereich ist, der aufzeigt wie schizophren unsere Gesellschaft ist. Gleichstellung wird gefordert, Menschenrechte werden gefordert, aber wenn man was gegen Pornos sagt wird man für prüde und konservativ und intolerant gehalten. Wenn man darauf aufmerksam macht, dass viele PornodarstellerInnen Opfer sexueller Gewalt sind, vielleicht schon als Kind missbraucht worden sind, heißt es gleich, dass das nicht stimmen würde. Aber aus psychologischer Sicht macht es absolut Sinn und es stimmt mit den Geschichten überein der ehemaligen DarstellerInnen.
    Die Wahrheit ist dann doch, viele Leute sind eigentlich Egoisten und es geht ihnen nur um ihre Rechte, ihren Komfort und ihren Spaß. Und ethisch denken tun sie eigentlich nicht wirklich.
    Also, Pornofilme sind schlichtweg ethisch höchst fragwürdig.
    Ähnlich unethisch wie Fleisch kaufen (vielleicht ein etwas derber Vergleich), wenn man nicht weiß wo es herkommt, wenn man das Schwein nicht persönlich kannte, weiß man nicht genau wie die Produktion abgelaufen ist – da kann das Schnitzel noch so lecker aussehen und schmecken. Das Thema ist ja derzeit hochaktuell – also, machen wir uns bitte nichts vor.
    Als Gesellschaft ist noch viel Luft nach oben bei uns, wenn es ums ethische Bewusstsein geht. Das merke ich immer wieder, aber es fällt einem nicht leicht, von Gewohnheiten abzulassen und man sucht immer wieder nach Rechtfertigungsstrategien. So tun das auch Menschen, wenn es um Pornos geht.
    Die Frage, ob Sexszenen in Filmen irgendwie „böse“ sind oder Nacktheit schlimm ist, ist eine ganz andere. Ich würde hier wirklich zwischen Erotik und Porno unterscheiden, auch wenn es hier natürlich einen fließenden Übergang gibt. Nacktheit ist ja auch nicht immer erotisch, sondern erst einmal natürlich. Eine Schamkultur will man ja auch nicht…aber ich finde, das Pornografie deutlich dazu beiträgt, dass Nacktheit so sexualisiert ist, dass man sich irgendwie dafür schämen muss.

  8. Dass erinnert mich daran, dass ich mit meinem alten Blog mit dem Begriff „Pornodarstellerin“ im Google Ranking unter den Top 5 Sucherergebnissen war. Eigentlich hatte ich was über Willensfreiheit geschrieben, aber da – Gott weiß warum – das besagte Wort im Text vorkam und Google scheinbar sonst nicht so viele seriöse Seiten im Index hat, war ich dann ganz oben mit dabei. Ich befürchte, für die Personen, die mit bereits geöffneter Hose auf meiner Seite gelandet sind, war das ein ziemlicher Abtörner. Gemessen an der hohen Absprungrate hatten jedenfalls die Wenigstens Bock darauf, das Thema mal ausgiebig zu penetrieren, geschweige denn, sich auf eine Meinung zu versteifen…

  9. Jay:“Ich glaube, wir haben gerade die Hälfte unserer Hörer verloren.“ . . . Also ich bin noch dabei – jetzt erst recht 😉
    Schön, dass ihr euch mal explizit für sexuelle Vielfalt und Spielarten ausgesprochen habt, die bei einigen immer noch thematisch tabubehaftet sind!
    In Sachen Pornographie stimme ich mit euch überein: Es gibt Exhibitionisten, die’s schön finden. Es gibt Menschen, die manipuliert worden sind und herabgewürdigt – daran ist nichts mehr OK, auch nicht der Konsum solchen Materials … und ja, es ist manchmal schwierig immer zwischen dem einen und dem anderen zu unterscheiden zumal man niemandem hinter die Stirn schauen kann. Genauso muss man aber in Betracht ziehen, dass beide bzw, alle Beteiligten auch großen Lustgewinn aus dem Sich-zur-Schau-Stellen ziehen können.
    Wie immer im Leben muss man sich konkreter mit dem Leben vor sich befassen, um der Vielfalt des Lebens gerecht zu werden!

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