#238 Verzaubert und behext

Okkulte Gefahr oder phantasievolle Geschichten? 

Eine sehr spannende Hörerfrage hat uns erreicht. Einige von uns sind damit aufgewachsen, dass ihnen gesagt wurde, Geschichten wie die von Harry Potter, Bibi Blocksberg oder Die unendliche Geschichte seien böse, ja, dämonisch geradezu und als guter Christ solle man sich vor derlei Einflüssen fern halten. Was aber tun, wenn man den früheren Kontext hinter sich gelassen hat, aber sich nach wie vor unwohl fühlt mit diesen Figuren und Geschichten? 

‚Alle guten Geschichten verdienen es ausgeschmückt zu werden‘ lässt Regisseur Peter Jackson den Zauberer Gandalf zu Beginn der Hobbit-Filme sagen. Aber sind das wirklich gute Geschichten, die von magischen Wesen, Hexen und Zauberern bevölkert werden und die ganz anders als in den Märchen der Brüder Grimm nicht als Verkörperung des Bösen dienen, sondern oft genug als Heldinnen und Helden und als moralische Vorbilder gezeichnet werden? 

In dieser spannenden Trio-Folge reden wir über das Okkulte, über Bücher und Filme und das Phänomen des neu erwachten Interesses an Hexen in Literatur, Popkultur und feministischen Betrachtungsweisen und wie man aus christlicher Sicht damit umgehen könnte. 

14 Kommentare zu „#238 Verzaubert und behext“

  1. Heute habe ich im Internet eine Aufnahme von einem Timo gehört.
    Ein Schauder überfiel mich, als im Hintergrund eine Hexe lachte. Dämonische Stimmen.
    Plötzlich fand ich mich mit einem Messer in der Hand in der Küche stehen.
    In der Hand hielt ich ein totes Huhn.
    Wie ferngesteuert machte ich mir einen Burger.

    Ich, der ich einen Teil meines agnostischen Glaubensbekenntnis, dass Gott eine Ideenwelt und ein Archetyp vom Grund meiner Seele ist, von der Church of Satan abgeschaut habe.
    (toller Talk hierzu vom Reflab letztens: https://www.reflab.ch/der-satanismus-als-christentumskritik-und-befreiungsbewegung/ )

    Ich, der ich den Mächte-Podcast der beiden Tobiasse zu schwurbelig hielt, mein persönliches, einigermaßen-naturalistisches Mächte-Geschwurbel in der Memtheorie von Dawkins gefunden habe (siehe z.B. Wikipedia) …

  2. Sören von Blödefeld

    Auch, wenn Jay sich über Bibi Blocksberg-Hörer*innen lustig macht, könnte es nicht sein, dass Benjamin Blümchen, auch von Elfie Donnelly erfunden, der Antichrist ist und dass Bibi ihn verhext hat?
    Und mein Vater ist durch viele Autofahrten (damals mit meiner Schwester und mir) okkult belastet von Hörspielen wie Siggi Blocksberg und Benjamin Hühnchen. Hört lieber Friedhof der Kuscheltiere.
    Habe vor Kurzem übrigens den Song ‚Nothing else matters‘ (Metallica) in einer Kirche in Kopenhagen als Pop-Chor-Musik gehört. Sehr deep!
    Und liebe Kinder, bitte nicht bei Gewitter aufs Feld gehen. Denkt an Hartmut Luther.
    Ihr seid übrigens, lieber Jay, lieber Marco und lieber Gofy ein super Trio und ergänzt euch super! Es lebe die Vielfalt!
    Euer euch liebender okkult belasteter :-)) Hörer S.

  3. Hallo ihr drei

    Ich hatte einmal eine Bibel gelesen, in welcher an einer NT-Stelle eine Besessene anstatt mit Dämonen mit der Erkrankungen Epilepsie beschrieben wurde. Das fand ich sehr hilfreich. Ich arbeite seit einigen Jahren mit chronisch psychisch erkrankten Erwachsenen und muss sagen, dass diese Sicht mir sehr weiterhilft: Vielleicht sind das einfach nur zwei Erklärungen für ein und dasselbe Phänomen. Irgendwann lass ich einen Artikel in einer Psychiatriezeitschrift. Der Arzt erklärte darin, dass im Mittelalter Menschen mit Epilepsie oder Schizophrenie die klassischen Hinrichtungen waren wegen Dämonenbesessenheit. Ich finde es bis heute sehr befremdlich, wenn mir Klient/innen erklären, dass die Personen im Fernseher mit ihnen reden etc. Wer sagen kann, dass er/sie Stimmen hört ist schon ein großer Schritt weiter. Immerhin weiß er/sie, dass es Stimmen sind und nicht die Menschen um sie/ihn herum. Durch meine Arbeit wurde ich auch sehr skeptisch, wenn mir jemand sagte, dass Gott ihm/ihr irgendwas offenbart oder gesagt hat. Da geb ich dem Freund von Gofi Recht: der Unterschied zwischen Glauben und Wahn ist oft fließend /ähnlich und definitiv nicht klar abzugrenzen.
    Gleichzeitig zeigt das aber auch sehr klar, dass jeder Mensch eine eigene Realität hat und diese sollten wir immer erst nehmen. Ob die hilfreich ist, ist erstmal nicht relevant, weil er/sie sowieso keine andere Wahl hat. Wenn jemand überall Dämonen sieht, dass mag das zwar super angsteinflößend sein, aber nur dadurch dass er/sie das rational versteht, heißt das noch lange nicht, dass die Angst weg ist. Ich glaube das ist das, was Timo zu Beginn meinte. Er schaut sich z.B. Harry Potter an und gleichzeitig meldet sich die konservativ eingetrichterte Angst in ihm, ob er das nun darf und ob ggf etwas schlimmes dann passiert. Diese Gehirnstrukturen sind so früh und damit so fest einprogrammiert, sodass es Jahre dauert, bis sich diese Angst lösen kann (siehe Neuroplastizität!)
    Ihr hattet vor einigen Jahren eine Gästin, mit welcher ihr über Dämonen geredet habt. Dieser Talk hat mir sehr geholfen, mit vielen beruflichen Dingen gut umzugehen. Sie hatte eine super entspannte Arzt mit der ganzen Thematik.

    Spannender Talk (obwohl ich noch gar nicht ganz durch bin). Danke dafür und alles Gute euch 🙂

  4. Hallo!

    Es ist ganz nett, daß ihr merkwürdigen Aberglauben zurückweist und ein paar Passagen aus Worthaus-Vorträgen zitiert.
    Aber man sollte sich nicht allein auf Worthaus oder deutsche Theologie verlassen.
    Offenbar habt ihr nie von „deuteronomy 32 worldview“ oder „divine council worldview“ gehört.
    Das wundert mich nicht, denn selbst Thorsten Dietz kennt den Namen Michael Heiser gar nicht, obwohl der Typ in den USA vergleichsweise bekannt und schon tot ist.
    https://www.youtube.com/watch?v=LxgLqXyNAjI

    Die Grundlage ist folgende:
    Alle übernatürlichen Wesen unterhalb von Gott gehören erstmal in eine Gruppe. Für die Wesen gibt es in und außerhalb der Bibel unterschiedliche Bezeichnungen: Götter, Gottessöhne, Engel, usw. „Elohim“ bezeichnet manchmal derartige Wesen, manchmal Gott, manchmal die Geister von Toten.

    Hiob 38: „4 Wo warst du, als ich die Erde gegründet habe? … 7 als alle Morgensterne jauchzten und alle Götter jubelten?“
    „Götter“: WLC wörtlich übersetzt wäre „Gottessöhne“.

    5. Mose 4: „19 Und blicke nicht auf zum Himmel, und schau nicht auf Sonne, Mond und Sterne, das ganze Heer des Himmels, und lass dich nicht verführen, sie anzubeten und ihnen zu dienen. Der HERR, dein Gott, hat sie allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugeteilt. 20 Euch aber hat der HERR genommen und herausgeführt aus dem Schmelzofen, aus Ägypten, damit ihr sein eigenes Volk sein solltet, wie es heute der Fall ist.“
    5. Mose 32: „8 Als der Höchste den Nationen ihren Erbbesitz zuteilte, als er die Menschen voneinander schied, bestimmte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Gottessöhne / Israeliten.“ „Gottessöhne“ steht in den älteren Handschriften. „9 Der Anteil des HERRN ist sein Volk, Jakob ist sein Erbteil.“
    Gott war also lange Zeit nur für Israel zuständig und hatte einige himmlische Wesen als Untergötter über die Völker eingesetzt.

    Gott war aber mit den Leistungen der Untergötter unzufrieden und hat sie zum Tode verurteilt: Psalm 82: „6 Ich habe gesprochen: Götter seid ihr und Söhne des Höchsten allesamt. 7 Doch fürwahr, wie Menschen sollt ihr sterben und wie einer der Fürsten fallen.“

    Ursprünglicher Vernichtungsplan: Jesaja 34: „2 Denn der HERR ist zornig über alle Nationen und wütend über ihr ganzes Heer; er hat sie der Vernichtung geweiht, hat sie zur Schlachtung freigegeben. … 4 Und das ganze Heer des Himmels verfault“

    Konflikt: Daniel 10: „13 Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien. … 20 Und er sprach: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Und jetzt muss ich wieder hin und mit dem Engelfürsten von Persien kämpfen; und wenn ich das hinter mich gebracht habe, siehe, dann wird der Engelfürst von Griechenland kommen. 21 Doch zuvor will ich dir kundtun, was geschrieben ist im Buch der Wahrheit. Und es ist keiner, der mir hilft gegen jene, außer eurem Engelfürsten Michael.“

    Ich denke wie folgt weiter:

    In Sacharja 3 wird eine Eingabe des Satans zurückgewiesen mit der Bekräftigung, daß Jahwe Jerusalem erwählt hat, also mit dessen bleibender Zuständigkeit. Hebr. bacher = erwählt steht auch in 5. Mose 7, 6-7 mit Bezug auf Israel. Satan ist laut Sach 3, 5 nicht mehr dabei, als Joschua entsündigt wird.

    Der leidende Gerechte leidet nur für die Sünden seines Volkes, nicht die aller Völker: Jesaja 53: „8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wen aber kümmert sein Geschick? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war.“
    Um Menschen aus den Völkern erlösen zu können, muß er jene zunächst zu Mitgliedern seines Volkes machen.

    Universeller Heilsplan: Daniel 7: „13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. … 27 Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“
    Epheser 1: „20 Diese Kraft hat er an Christus wirken lassen, als er ihn von den Toten auferweckte und in den Himmeln zu seiner Rechten setzte: 21 hoch über jedes Regiment, jede Macht, Gewalt und Herrschaft und über jeden Namen, der nicht allein in dieser, sondern auch in der kommenden Weltzeit genannt wird.“

    Kolosser 2: „14 Zerrissen hat er den Schuldschein, der aufgrund der Vereinbarungen gegen uns sprach und uns belastete. Er hat ihn aus dem Weg geräumt, indem er ihn ans Kreuz heftete. 15 Die Mächte und Gewalten hat er ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt, ja im Triumphzug hat er sie mit sich geführt.“
    Der „Schuldschein“, gr. cheirographon = mit der Hand Geschriebenes, ist ein Vertrag. Gott hat also die rechtlichen Verbindungen zwischen den Völkern und ihren Göttern gelöst und seine Zuständigkeit für alle Welt wieder hergestellt.

    Offenbarung 5: „9 Und sie singen ein neues Lied: Würdig bist du, das Buch zu empfangen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast erkauft mit deinem Blut für Gott Menschen aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation.“
    „erkauft“ = gr. agorazo bezeichnet einen Einkauf auf dem Markt: https://www.blueletterbible.org/lexicon/g59/kjv/mgnt/0-1/
    „Nation“ = gr. ethos bezeichnet die Gojim, d.h. die nicht-jüdischen Völker.
    Das Lösegeld wurde also für die Nicht-Juden bezahlt, nicht für die Juden.
    Gott hat also seine Zuständigkeit über alle Nationen durch das Blut Christi wiederhergestellt.
    Die Wirkung des Blutes als Sühnopfer ist eine zweite Funktion des Kreuzes.

    Satan, der nun scheinbar der Generalbevollmächtigte oder Anführer aller rebellischen Untergötter geworden ist, wurde zwar fair ausbezahlt, hat aber diese Zahlung nicht angenommen oder wertgeschätzt. Was soll auch Satan mit dem Blut Christi anfangen? Dasselbe trinken und mit Gott versöhnt werden? Er hat weiterhin Eingaben im himmlischen Gericht gemacht und dabei die Autorität Gottes derart mißachtet, daß er rausgeworfen werden mußte: Offenbarung 12: „10 Und ich hörte im Himmel eine mächtige Stimme rufen: Jetzt ist erschienen das Heil und die Kraft und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten. Denn hinabgeworfen ist der Ankläger unserer Brüder und Schwestern, der sie Tag und Nacht verklagt hat vor unserem Gott.“

    Bei den ganzen Stellen bei Paulus, die wie Allversöhnung klingen, geht es wahrscheinlich nur um Gottes wiedergewonnene Allzuständigkeit.

    In diesen Gesamtzusammenhang kann man Satan einordnen.
    Damit löst sich auch der Widerspruch zwischen 1. Chr 21, 12 und 2. Sam 24, 1 auf: Satan war da noch nicht total mit Gott verkracht, sondern noch seine Handlanger. Oder aber der Engel Jahwes, der eine Erscheinungsform Gottes ist, agierte selbst als Satan = Hindernis, wie in 4. Mose 22, 22.

    Alles Gute!

  5. Ich glaube schon, dass es so etwas wie Hexerei gibt. Warum sollte Gott im Alten Bund etwas verboten haben, was es doch gar nicht gibt?
    Darüber ging mir dieser launige Talk etwas zu schnell hinweg.

    Auch dazu, warum diese Themen in Büchern und Filmen immer wieder gebracht werden.
    Welche Motivation steckt dahinter? Nur Provokation kann es ja nicht sein.

    Hinter allem dem Teufel zu sehen, führt auch in die Irre.
    aber sinngemäß heißt es doch irgendwo, dass es die größte Leistung des Teufels war, dass die Menschen gar nicht mehr glauben, dass es ihn gibt.

    …wobei mir jetzt auch kein Fall bekannt wäre, wo jemand durch Potter oder Blocksberg zur Hexerei kam. Da gibt es sicherlich fachlichere Lektüre.

    Insgesamt ein eher weirder Talk – oder kann man das schon Sommerloch nennen? 😀

    1. aber sinngemäß heißt es doch irgendwo, dass es die größte Leistung des Teufels war, dass die Menschen gar nicht mehr glauben, dass es ihn gibt.

      Das soll ja C.S. Lewis gesagt haben. Überzeugt mich dennoch nicht. Als die Menschen noch an den Teufel geglaubt haben, hatte dieser Glaube viel mehr Macht über sie, als es heute der Fall ist. Ich sehe nicht den Nutzen, den der Teufel davon hätte, dass Menschen weniger an ihn glauben. Da hat C.S. Lewis sich von der wohlklingenden Logik seiner eigenen Worte dahinreißen lassen. Die Vorstellung, dass der Teufel einen heimlichen Homerun einfährt, weil die Menschen seine Existenz anzweifeln, ist absurd. Alles, was Leute in Kontakt mit magischen Vorstellungen bringt, hängt davon ab, dass sie eine Realität dahinter annehmen. Und wer nur an Gott glaubt, um dem Teufel zu entkommen, zeigt, dass das Evangelium noch weit davon entfernt ist, im Leben Anwendung gefunden zu haben. Ich bleibe dabei, CS Lewis hin oder her (den ich sehr verehre), der Glaube an eine satanische Realität ändert das Leben nie zum Besseren. Dann kann man auch getrost darauf verzichten.
      LG,
      der Jay

      PS Meine Gegenfrage zu dem CS Lewis Statement wäre einfach: Welche positive Erkenntnis oder Gesinnung liefert ein Glaube an die Existenz des Teufels, die ohne solch einen Glauben nicht genauso oder sogar besser zur Verfügung stünde? Und wenn es diesbezüglich keine Antwort gibt, die tatsächlich einen Mehrwert liefert, warum um alles in der Welt, sollte ich von der Existenz eines solchen kosmischen Widerlings und Strippenzieher ausgehen?

      1. C. S. Lewis hat das ja in seinem Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ (ISBN 978-3-451-03307-0) geschrieben.
        Hinter all dem steckt ja die Frage, ob Dinge „einfach passieren“ oder ob es eine interessengeleitete transzendente Beeinflussung des Geschehens auf der Erde gibt. Also parallel zur Fragestellung „Glaubst du, dass Gott bewusst zum Guten eingreift“ die Frage „Glaubst du, dass es eine böse Macht gibt, die bewusst versucht Geschehnisse auf der Erde negativ zu beeinflussen“.
        Beide Fragen finde ich gar nicht so einfach zu beantworten.
        Aber ich würde auch vom Nutzen her argumentieren, dass es es mir keinen Mehrwert bringen würde die zweite Frage zu bejahen. Und zwar deswegen, weil ich deshalb ja nichts an meinem Verhalten ändern könnte, um das zu verhindern.

  6. Lustigerweise geht das Zitat wohl auf Charles Baudelaire zurück.

    Der Teufel als Chef-Verführer findet auch im Jakobusbrief seine Grenzen; dort wird festgestellt, dass jeder von seinen eigenen Begierden verführt wird, was dann wieder zu der Frage führt, warum es am Anfang eine Schlange gebraucht hat, wenn doch die eigene Begierde dafür ausgereicht hätte.

    Man muss an den Teufel ja nicht als kosmischer Widerling und Strippenzieher glauben, sondern als in Christus besiegter einst gefallener Engel, dessen Rolle man anhand der Bibel erstmal näher untersuchen müsste; ein manichäisches schwarz-gegen-weiß kommt da sicher nicht heraus.
    Ich sehe den Teufel eher als Projektion/Urbild der Tatsache, dass der Mensch es kaum schafft, (göttlich) geordnete Zustände zu behalten und es immer wieder durcheinanderwirbelt und sich so gegen Gott auflehnt.

    Es gibt noch ein paar Zitate zum Teufel: https://www.spruecheportal.de/teufelssprueche.php
    „Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, die Menschen machen selbst die Höll‘ einander heiß.“ – Friedrich Rückert, Die Weisheit des Brahmanen

    „Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann.“ – Karl Kraus (1874-1936)

    „Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, sonst kömmt er.“ – Wilhelm Hauff (1802-1827), deutscher Schriftsteller

    1. Ich sehe den Teufel eher als Projektion/Urbild der Tatsache, dass der Mensch es kaum schafft, (göttlich) geordnete Zustände zu behalten und es immer wieder durcheinanderwirbelt und sich so gegen Gott auflehnt.

      Ja, so oder so ähnlich sehe ich es ja auch.

      Allerdings sehe ich da immer noch nicht ein, warum der größte Sieg des Teufels sein soll, dass Menschen nicht mehr an ihn glauben würden? Welchen Gewinn hat er davon? Ich sehe bloß, dass weniger oder gar nicht an die Existenz des Teufels zu glauben, den Menschen besser bekommt.

      LG,
      der Jay

  7. Ich kann mich noch gut erinnern, dass in meiner Kindheit in unserer damaligen, sehr dualistisch-apokalyptisch geprägten FeG das Thema Satan und Dämonen völlig omnipräsent war. Jedes Jahr gab es ganze Predigt- und Vortragsreihen, in denen versucht wurde, aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen endzeitlich einzuordnen, um aufzuzeigen, wie der Satan in der Welt zunehmend sein Unwesen treibt. Ich weiß zum Beispiel noch, als damals davor gewarnt wurde, in Geschäften einzukaufen, welche die neu eingeführten Barcodes verwenden, weil das ja offensichtlich das ‚Zeichen des Tieres‘ sei. Meine Eltern kauften in der Folge aus lauter Angst eine ganze Zeit nur noch bei kleineren Läden ein, in denen die KassiererInnen noch die Artikelnummern per Hand in die Kasse eingeben mussten.

    Fantasyliteratur, Gruselfilme oder Rock- bzw. Metalmusik waren strikt verboten, weil man sich dadurch unmittelbar in den Einflussbereich von Satan und seiner Dämonenarmee begab. Überhaupt alles, was in irgendeiner Form Begeisterung auslösen konnte, war für sich erst einmal suspekt. Dementsprechend war es uns Gemeindekindern auch verboten, Jahrmärkte zu besuchen, ins Kino zu gehen, einen Sportverein zu besuchen oder sonstigen Aktivitäten außerhalb der Gemeinde nachzugehen. Auch engere Freundschaften mit Nichtchristen fielen darunter.

    Als dann irgendwann auch das Thema Mädchen und Sexualität in der Pubertät relevanter wurde, hieß es für uns Jungs in der Gemeinde, dass wir uns unter allen Umständen von Mädchen, vor allem solchen außerhalb der Gemeinde, fernhalten müssen, weil sonst ebenfalls dämonische Mächte von uns Besitz ergreifen könnten. Und zur Hölle ja, wie haben wir diese dämonischen Kräfte in uns gespürt und uns vor uns vor uns selbst gefürchtet.

    Apropos Furcht: Angstzustände oder Depressionen wurden bei alledem immer sofort als dämonische Besessenheit gedeutet Ebenso natürlich wie Homosexualität. In den Gottesdiensten wurde regelmäßig berichtet, wie Leute, die unter derartigen Phänomenen litten, durch die Ältesten der Gemeinde „freigebetet“ werden konnten.

    Ich habe über 40 Jahre gebraucht, um mich aus dem Trauma der ständigen Teufels- und Endzeitangst zu befreien, und bin heute zu 100 % überzeugt, dass dieser ganze Satans- und Dämonenglaube nur christlich eingefärbter Aberglaube ist, abgeleitet von einer handvoll metaphorisch gemeinter Bibelstellen. Natürlich gibt es das Böse, aber es ist genau wie das Gute ein Teil von mir, und lässt sich daher nun mal nicht einfach in Form von irgendwelchen fiktiven Figuren mit Hörnern und Fledermausflügeln „outsourcen“. An den Kernaussagen der Bibel ändert es doch nichts, nur weil man es ablehnt, an den Teufel als Person zu „glauben“.

    Das Prinzip, ein Feindbild zu konstruieren und dann Menschen durch das Schüren von Ängsten und Vorurteilen in einen ständigen Abgrenzungskampf zu zwingen, funktioniert ja auch heute noch auf allen möglichen Ebenen unserer Gesellschaft ganz hervorragend.

  8. Hallo Jay,

    ich höre euren Podcast seit ca. einem Jahr und bin – nach anfänglicher Skepsis – sehr froh, dass ich euch gefunden habe. Ich gebe zu, dass fast jede Folge mich herausfordert. Das empfinde ich dennoch als extrem positiv. Mein enges Denken und mein „gelernter“ Glaube ist teilweise komplett hinterfragt worden bzw. hinterfrage ich Vieles noch immer. Es gibt mir fast schon ein befreiendes Gefühl, Dinge einfach aus einer ganz anderen Sicht zu sehen. Vielen Dank dafür schon einmal.

    In dieser Folge hast du, Jay, sehr häufig erwähnt, dass Teufel und Dämonen für dich kein Thema sind oder du nicht daran „glaubst“. Kannst du das begründen oder woran machst du das fest? In der Bibel gibt es doch viele Stellen, die eindeutig auf Dämonen (auch die Geschichte mit den Schweinen) und Teufel hinweisen. Oder nicht?

    Mich würde deine Ansicht dazu interessieren. Vielleicht kann ich wieder was Neues entdecken ;-).

    Liebe Grüße und vielen Dank nochmal,
    Simon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert