#77 Islam in der Krise (mit Dr. Michael Blume)

 

 

Michael Blumes Buch ist im Patmos Verlag erschienen.

Sein Blog ‚Natur des Glaubens‘ findet ihr hier.

35 Kommentare zu „#77 Islam in der Krise (mit Dr. Michael Blume)“

  1. Das mit der verbotenen Schrift wusste ich nicht, das ist wirklich interessant und erklärt auch einiges. Ich hab mich auch schon gefragt, wie es (platt gesagt) von den klugen, toleranten Moslems in „Der Medicus“ zum IS kommen konnte. Allerdings habe ich mich auch noch nicht näher damit beschäftigt.

    Übrigens haben die Leute von Remix ein ähnliches Thema behandelt, ich finde, das ergänzt eures ziemlich gut: http://wirsindmosaik.de/podcast/episode-43-ist-das-alles-religion-interview-mit-martin-und-esther-kurani-spiegleinspieglein/ Geht darum, warum Jugendliche aus arabischen Ländern sagen, ihnen sei das Grundgesetz egal.

  2. Na, überrascht mich, unerwartete religionswissenschaftliche Bestätigung meiner letzten Investition: Mit meiner Solaranlage und mit meinem Elektroauto rette ich nicht nur die Umwelt, sondern den Weltfrieden., – fatalerweise ( aber nicht mehr überraschend ) wieder in Opposition zu den erzkonservativen Frommen, die in Einklang mit ihrem selbsternannten Oberhäuptling des Universums ( der Hossa-Endgegner ) gegen erneuerbare Energien und für „Weiter so!“ bei der Umweltzerstörung argumentieren.
    Gruß,
    Werner

      1. Ich sehe in meinem Umfeld Zustimmung konservativer Frommer zu Berichten mit folgenden Aussagen, bzw. Titeln:
        – Die positive Bewertung des Elektro-Autos ist falsch.
        – „Öko-Schwindel E-Autos“
        – „Der Glaube an einen menschengemachten Klimawandel trägt religiöse Züge.“
        – „… mit Trump ist sogar eines möglich, das Freiheit und Wohlstand höher bewertet als die emotionale Beruhigung klimabewegter Volkserzieher.“

        Bibelstellen werden dabei nicht zitiert, es gibt natürlich keine. Soweit ich sehe, kommt die Ablehnung von Aktionen im Bereich Umweltschutz etc. von der uralten und überholten ( s. z. B. Micha Initiative ) Frontenbildung. Diese Anliegen wurden ursprünglich im Raum der Kirche von der theologischen Opposition aufgegriffen, von den Frommen aber als nicht wesentlich abgewertet. Es könnte auch die Angst dahinter stecken ( s. letztes Zitat bez. Trump ), dass Umdenken im Bereich der Wirtschaft Wachstum und Wohlstand gefährdet, was aber in manchen Kreisen gleichbedeutend mit Segen Gottes gesehen wird.

        1. Ich meinte das so: Viele Erzkonservative sagen ja, dass sie die Bibel ganz ernst nehmen und auf jeden Bereich des Lebens anwenden. (Was natürlich nicht stimmen kann. Sie glauben es vielleicht, aber oft wenig reflektiert.) Meine Frage zielte eher auf die Selbstreflektion des Glaubens und des Weltbildes aus, wenn sie sagen, sie beziehen sich komplett auf die Bibel in allem, müssten sie auch dafür Bibelstellen haben, die eindeutig auf ihrer Seite stehen.
          Leider scheinen grade wir Christen anfällig für Verschwörungstheorien und einfache Lösungen zu sein.

          1. Ja sicher, die Bibel ist sehr heterogen und jeder kann sich für sein Weltbild die passenden Bibelstellen zusammensuchen, konform interpretieren und das Ergebnis anders oder überhaupt nicht „bibeltreuen“ um die Ohren schlagen. Allerdings gibt die Bibel für unser Thema wenig direkte Handlungsanweisungen, aber man braucht dafür auch keine biblische Begründung, etwas Nachdenken und Menschlichkeit reicht aus, um seine Verantwortung für die Schöpfung und für die nachfolgenden Generationen zu erkennen. Es wird auch nicht biblisch für „Weiter so!“ bei der Umweltzerstörung durch fossile Brennstoffe argumentiert, die „likes“ für Trump, gegen Umdenken, usw. kommen eher aus der allgemeinen (politisch) konservativen Grundstimmung und aus der Ablehnung, mit Un-, Anders- oder Nicht-richtig-Gläubigen zu kooperieren, die viel früher diese Themen aufgegriffen haben. Es wird nicht argumentiert, es fehlt auch die kritische Auseinandersetzung, es werden einfach zum ( angeblich ) biblischen, aber mehr politisch und historisch/kulturell fundierten Weltbild kompatible Meinungen von irgendwelchen Leitwölf(inn)en übernommen und unreflektiert weiter verbreitet. Ich habe leider auch ein halbes Leben lang gebraucht, um zu merken, dass diese Themen mich sehr viel angehen, hole aber grad einiges nach. Solange man Irrtümer einsieht und nach Kräften korrigiert, bleibt man jung 🙂

    1. Kann man so machen, @Werner, oder auch anders betrachten:
      Mit deiner Solaranlage schöpfst du durch die garantierte Einspeisevergütung Geld ab von minderbemittelten Menschen, die sich nun weniger Strom leisten können, denn die „Erneuerbare-Energien-Gesetz Umlage“, die mittlerweile über 20% des Strompreises in Deutschland ausmacht, zahlen alle Haushalte.
      Mit deinem Elektroauto beutest du (natürlich nur indirekt und ein gaaanz klein wenig – aber immerhin) die Menschen im Kongo aus, die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen das für deinen Elektromotor zur Erhöhung des Wirkungsgrads notwendige Kobalt abbauen.
      Der Feinstaub, den dein Elektroauto beim Bremsen und Beschleunigen (Reifenabrieb, Bremsenabrieb) erzeugt, unterscheidet sich nicht von dem Feinstaub aller anderen Fahrzeuge. Er ist genauso wie der Feinstaub des mit Volllast anfahrenden Linienbusses mit Dieselantrieb bis in die Gehirne derjenigen hinein nachweisbar, die ihn eingeatmet haben.
      Die Solaranlage, die du über deinen Händler in China hast bauen lassen (du wolltest wahrscheinlich eine günstige haben, nicht wahr?) wurde von einem Menschen verachtenden, unterdrückerischem Regime subventioniert, nur um sehr, sehr viel Geld zu verdienen und die weltweite Konkurrenz auszuschalten, was besonders in Europa zum Verlust fast aller Arbeitsplätze in der Produktion von Solaranlagen führte und in Industriestädten die Menge der Langzeitarbeitslosen erhöht hat.
      Der Strom, den dein Elektroauto aus der Steckdose zieht, wird derzeit vor allem in Kohlekraftwerken erzeugt, weil eine ausreichende und funktionierende Zwischenspeicherung von Strom aus Windkraft und Sonnenenergie nicht vorhanden ist und noch lange Zeit nicht vorhanden sein wird. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Dimensionen, über die man eigentlich mal reden müsste, sind gewaltig. Wer Lust hat, kann sie hier in einer Zusammenfassung nachlesen: http://hd.welt.de/Sonderseiten-edition/article166916155/Kurzschluss-bei-der-Energiewende.html
      Ach, es wäre so schön, wenn wir die Gesetze der Physik mit einer guten Tat kurzfristig ändern könnten. Doch bekanntlich können wir keine Wunder aus uns heraus bewirken. Also versuchen manche, die Schäden, die wir mit unserm eigenen Lebensstil (egal mit welchem) anrichten, zu negieren und heftig auf andere zu zeigen. – Eva war es!, sprach schon Adam.
      Ich verstehe sehr gut, wenn ein wohlhabender Hausbesitzer sich Solarpaneele installiert, dazu ein E-Auto kauft und mit einem reinen Gewissen durch die Gegend rauscht. Wenn das aber (auch) die alleinerziehende Stadtbewohnerin mit der Stromrechnung in ihrer kleinen Mietwohnung gezwungenermaßen mitfinanzieren muss, in Afrika Menschen im Erzabbau ausgebeutet werden und in China der Reichtum eine immer mächtigere Weltmacht formt (ich wende jetzt mal eine ähnlich vereinfachte Wirkungskette wie Michael Blumes „E-Auto für den Weltfrieden“ an), dann hoffe ich sehr darauf, dass zumindest gesunde Selbstkritik wieder einsetzt, bevor auf andere Menschen gezeigt wird, die andere Entscheidungen und Kompromisse für sich getroffen haben. – Das Leben ist (leider) fast immer ein Kompromiss und man ist nie auf der Seite der Immerguten. – Das schreibe ich als „Strom aus 100%-Wasserkraft-Verbraucher“, Windkraftanlagenteilhaber, berufsbedingter Vielfahrer mit Diesel nach Euro 6 und „Chronischer-Nicht-Alles-Durchblicker“.

      P.S.: Anmerkung zu 1% des Talks:
      Manchmal merkt man in den Talks, wenn die Gäste ihren Fachbereich verlassen. Dann reden sie aus persönlichen, politischen oder moralischen Beweggründen auch schon mal nicht ganz zu Ende gedachte Dinge. Dann reden sie nicht mehr als Experten. Diesmal war es das „bessere Auto“. Aus Sicht eines Ingenieurs gibt es weder gute noch schlechte Autos. Es gibt nur Autos, die für den Anwendungsfall passen und welche, die nicht passen. Es gibt nie optimale technische Lösungen, sondern immer nur solche, die die wenigsten Nachteile in einem Kompromiss mit den meisten Vorteilen kombinieren. Die Ableitung, durch den Kauf eines E-Autos Saudi Arabien und die dortigen Extremisten zu schwächen, ist natürlich ein Kracher, der erst einmal für Aufmerksamkeit sorgt. Kann man machen; man vermeidet dadurch aber leider nicht den „Schaden“ der nun woanders entsteht (siehe ganz oben in meinem Geschreibsel) und es ähnelt als Aussage letztendlich dem sehr, was man neuerdings inflationär als Populismus bezeichnet.
      Die Welt ist sehr kompliziert. Wir durchschauen das meiste nicht, selbst dann, wenn wir in der Lage sind mehrere Perspektiven einzunehmen. Die Neigung, monokausale Ursachen und Wirkungen zu formulieren, wirkt auf mich manchmal irgendwie hochnäsig. Besonders wenn es heißt „Wir Wissenschaftler sagen das schon lange“. Welche Kompetenz haben aber Religionswissenschaftler beim Umbau der weltweiten Energieversorgungssystems vorzuweisen? Sie können anmahnen (dazu haben sie Kompetenz), sie können wünschen (das kann jeder), sie können für sich Entscheidungen treffen (das kann auch jeder). Sie können aber keine Lösung aufzeigen, weil sie – Entschuldigung, wenn ich das noch einmal so deutlich schreibe – weder Thermodynamik, Steuerungs- und Regeltechnik, Informatik, Elektrotechnik oder Physik noch Chemie und schon gar nicht konstruktive Ingenieurwissenschaften ausreichend beherrschen, um bei den Experten in diesen Gebieten mitzumischen. Sie sind in diesen Dingen – wie fast alle anderen auch – nur interessierte Laien. Ich habe dennoch herzhaft mit Jay und Gofi mitgelacht…

      P.P.S: Anmerkung zu 99% des Talks:
      Das eigentliche Thema war hoch spannend! Der Talk war super! Das Buch ist bestellt! Und ich freu mich auf den nächsten Talk mit Michael Blume.

      P.P.P.S: Gofi: Dein neues Buch ist zu billig. Wie kann man den Preis bei der Bestellung erhöhen?

      1. Michael Blume hat nicht gesagt: Fahrt alle Elektro-Autots, dann kehrt der Weltfrieden ein, und alles wird gut. Er hat gesagt: ICH fahre inzwischen Elektro-Auto. Und: WIR müssen von dem schwarzen Gift wegkommen (Und ICH versuche es auf diese Weise) Denn: Das Problem eines radikalen Islams hängt mit dem Problem der Rentierstaaten zusammen, deren wirtschaftliche Macht vom Öl herrührt und die diese Art des Islams unterstützen. Dass die Lösung eines Problems neue, anders gelagerte Probleme hervorruft, würde er sicher nicht bestreiten. Er hat sich außerdem mit seiner Aussage, ‚das‘ sei wissenschaftlich schon lange hinlänglich bekannt, auf das Problem der Rentierstaaten bezogen. Und damit hat er nicht die Religionswissenschaften gemeint, sondern die Wissenschaft an sich.

        Was den Preis meines Buches angeht: Du kannst ihn nicht erhöhen. Freu dich doch einfach über ein geiles, unfassbar günstiges Buch.

        1. @Gofi: Ich wollte gar nicht groß auf diesem Ding herumreiten, aber Michael stellte den Zusammenhang von sich aus her und sagte tatsächlich wörtlich: „Aber wenn jemand etwas für den Weltfrieden tun will: Ich fahre inzwischen Elektroauto und kann nur empfehlen, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten, so schnell wie möglich von diesem schwarzen Gift wegzukommen. Es vergiftet nicht nur unsere Umwelt, es vergiftet auch das Miteinander der Menschen, unsere Staaten und unsere Religionen. Also das wäre das eine und das zweite […], [Einwurf von Jay und Gofi] […] fahrt bessere Autos. Wenn die deutsche Autoindustrie statt zu schummeln ordentliche Elektroautos entwickelt hätte, dann wären wir heute schon in Sachen Weltfrieden ein Stück weiter. Solange wir dieses Gift verheizen, finanzieren wir autoritäre Regime und Terrorgruppen und das ist ein Zusammenhang [wissen sie] der ist in der Politikwissenschaft seit Jahrzehnten bekannt. Ich hatte den schon im Studium. Das weiß nur kein Mensch. Die Rentierstaatstheorie, da denken die Leute immer noch, das hat was mit Rentieren zu tun, das ist eine der besten politikwissenschaftlichen Theorien und es ist uns Wissenschaftlern nicht gelungen, dieses Wissen aus den Elfenbeintürmen in die Öffentlichkeit zu bringen. […]“
          Ich denke, mit meiner (für das eigentliche Thema wirklich unbedeutenden) kleinen Kritik liege ich inhaltlich nicht total daneben. Und mir ist natürlich klar, dass es eine lockere, humorvoll gemeinte Bemerkung war – was für den Weltfrieden tun – also E-Auto kaufen. 🙂
          Die Wissenschaften an sich bestehen aus tausenden von Disziplinen, die jede für sich in ihrem Fachgebiet die Grenzen des Machbaren erforschen bzw. postulieren. Die Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften sagt, was grundsätzlich geht und was nicht geht. Aus den Ingenieurwissenschaften stammen im Fall der Energiewende und der nun propagierten Verkehrswende die Teil-Lösungen, die das Erdöl in Zukunft ersetzen sollen. Die Medizin hat gute Gründe geliefert, um Emissionen zu verringern. Die Wirtschaftswissenschaften haben ihre Sicht auf das Thema. Und dann gibt es da noch die Rentierstaatentheorie der Politologen, die weitere Gründe liefert. Alles irgendwie wichtig.
          Was ist aber im Fall der Energiewende (also in dem hier vorliegenden Fall) der limitierende Faktor bei der Suche nach Lösungen? Wer kann Auskunft über unverrückbare oder zumindest vorerst feststehende Grenzen in einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung geben? Das sind (meiner Meinung nach nur speziell in diesem Fall) die Naturwissenschaften und die Ingenieurwissenschaften. Die einen sagen, was aufgrund der Wirklichkeit, aufgrund der Stofflichkeit und der Naturgesetze maximal gehen könnte, und die Ingenieure suchen Lösungen für die praktische Anwendung der Erkenntnisse. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Es sind in diesem Fall diese beiden Wissenschaften, die die Lösungen entwickeln müssen oder es läuft auf Verbote und die Einschränkung von Freiheit hinaus – so ginge es natürlich auch.
          Ich möchte keine Wissenschaft grundsätzlich höher bewerten als eine andere. (Vielleicht klang das so. Das ist nicht meine Absicht gewesen.) Jede Wissenschaft hat ihre Existenzberechtigung. Im fachübergreifenden Austausch lernt man viel voneinander. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass es sehr gefährlich werden kann, wenn Leute, die aufgrund ihres zur praktischen Umsetzung fehlenden Knowhows Grenzwerte, Quoten und Technologien vorschreiben wollen. Das war im Fall der „schummelnden Autoindustrie“ auch der Fall. Politiker setzten Grenzwerte, Kaufleute forderten die Umsetzung des physikalisch Unmöglichen – was übrigens jeder Maschinenbaustudent weiß. Hier kann ich Michael Blume wörtlich wiederholen: „Ich hatte das schon im Studium. Das weiß nur kein Mensch.“
          Dass die Mehrheit der Menschen vom Öl als Energieträger weg will, ist für mich unstrittig. Ich will das auch. Der Stoff ist nebenbei viel zu kostbar zum Verbrennen! Nur wie, mit welchen Übergangstechnologien und wie schnell das gehen kann, darüber sind sich Techniker und Naturwissenschaftler mit Politikern und Gesellschaftsarchitekten uneins. Die Probleme in diesem Prozess sind unübersehbar, hoch komplex und eben nicht einfach mal so zu lösen, wenn wir uns nur alle etwas anstrengen und heute Elektroautos kaufen. Es ist genau anders herum. Wenn das nun schlagartig viele machen würden, dann fingen die Probleme erst richtig an, weil viele in Echtzeit benötigte Technologien noch nicht funktionsfähig sind. Es sind nämlich gigantische Energiemengen, die derzeit in den Tanks der Autos durch die Gegend kutschiert werden und die dann als wesentlich schlechter zu speichernder Strom zur Verfügung stehen müssten. Darüber könnte man auch mal nachdenken, wenn man nach Gründen für die derzeit zögerliche Politik suchen sollte …

          Es sollte eigentlich nur ein kleiner ergänzender Gedankenanstoß sein. Falls sich jemand gelangweilt haben sollte, sorry, oder einfach was anderes lesen.

          Das Gespräch war super spannend und hat vor allem mehr Lust auf Erkenntnisse der Religionswissenschaft aus dem Munde von Michael Blume gemacht.

          @Gofi: Hast mich überredet. Ich freu mich wie Bolle und kaufe dann nachher zwei Bücher 🙂

      2. Lieber Ralf,

        du gehst von ein paar unzutreffenden Annahmen aus:

        – Die Einspeisevergütung ist inzwischen so gering, dass sie wirtschaftlich aus Sicht des PV-Anlagenbetreibers nicht mehr sinnvoll ist. Als Anti-Subventionist habe ich deshalb mit meiner Investition so lange gewartet, bis die Preise für Solaranlagen auf einem Stand sind, wo sie wettbewerbsfähig ( auch in großem Stil ) gegenüber konventionellen Anlagen sind, ohne deren gravierenden Nachteile ( z. B. die Risiken atomarer Verseuchung s. Tschernobyl und Fukushima und Entsorgungskosten), die in Wirtschaftkeitsberechnungen immer unter den Tisch gekehrt werden.

        – Rendite ist für für zweitrangig. Die Leute, bei denen Rendite erstrangig ist, richten gerade rücksichtslos die Welt zugrunde. Ich beziehe ich den wirtschaftlichen Nutzen nicht aus der Einspeisevergütung wie die subventionierten Anlagen, sondern durch eine möglichst hohen Eigenverbrauch und somit Autarkie, die durch einen angemesse Batterie gewährleistet wird.

        – Kobalt ist auch im Anlasser und in der Lichtmaschine, aber da wo ich kann, versuche ich die Ausbeutung in diesen Bereich gering zu halten, ich habe ein Fairphone.

        – Ich bremse mit dem Elektroauto grundsätzlich nicht, nur im Notfall. Da wo andere Energie vernichten und Feinstaub erzeugen, nutze ich die kinetische Energie, um meinen Akku durch Rekuperation zu laden.

        – Mein Strom für das E-Auto beziehe ich nicht von Kohle- und Atomkraftwerken, sondern von meinem Dach.

        – Meine Solar-Panels kommen nicht aus China. Aber wo wurde dein Smartphone gebaut? Wenn es unter Erhalt der deutschen Arbeitsplätze hier gebaut worden wäre, hättest du vermutlich keines. Ich habe für mein fair gebautes Fairphone etwa doppelt so viel bezahlt, wie für ein vergleichbares marktübliches. Das ist mein Beitrag an dieser Stelle, betrifft auch Kleidung und Nahrung.

        Zusammenfassend: Man kann alle Versuche, verantwortlich zu leben angreifen, indem man mit Randeffekten ( z. B. Kobalt ) argumentiert, oder nicht eingetroffenen Erwartungen anprangert. Leider ist die ganze Diskussion weltanschaulich so vorbelastet, dass Argumente und Fakten nicht der Wahrheitsfindung dienen, sondern den eigenen, betonierten Standpunkt untermauern sollen, und was nicht ins Weltbild passt, wird einfach ignoriert ( s. Oberhäuptling Trump ). Aber spätestens, wenn in Deutschland, oder Belgien, oder Tschechien ein Atomkraftwerk hochgeht, dann sieht die Bilanz plötzlich ganz anders aus, dann wäre es besser gewesen, man hätte nie ein Atomkraftwerk gebaut und sich wesentlich früher mit nachhaltiger Energieerzeugung beschäftigt. Ich vermute mal, für Japan trifft das nach Fukushima jetzt schon zu.

        Bin leider grad in Eile, schick das einfach mal so los, ist sicher auch genug für’s erste.

        Gruß,
        Werner

        1. Jau Werner, danke dir.

          Es geht mir überhaupt nicht um betonierte Meinungen und schon gar nicht um gezielte Angriffe auf Lebensentwürfe. Ne, es geht mir genau um das Gegenteil: Reflexion meines eigenen Verhaltens und der Beweggründe dafür. Ich denke, es ist z.B. nicht nur im Glaubensleben schädlich, wenn „die Angst vor etwas“ (Thema Kernkraftwerke) zum Hauptbeweggrund für das eigene Handeln wird.
          Und sich aufgrund von Entscheidungen, die andere für sich getroffen haben, dann moralisch über diese zu erheben, ist ein Muster, dass ich auch aus manchen christlichen Gemeinschaften kenne. Interessanterweise sind das Phänomene, die gerade bei Umweltthemen eine enorme Rolle spielen: Angst und Moral. – Über sowas stolper ich momentan öfters.

          Bin sehr interessiert an einer (gerne auch auch komplett anderen als der heutigen) aber auf jeden Fall funktionierenden Energieversorgung in der Zukunft. Da gibt es spannende Sachen.

          Lassen wir es damit gut sein?
          Ralf

  3. Ach freue ich mich, dass es euch gibt. Ich wünsche von Herzen weiter gute Themen/Stichworte, weltoffene gebildete Gäste und das aus dem Schneeball ‚Hossa-App‘ eine Lawine wird. Unser barherziger Vater- Mutter-Alles-Gott segne euch und eure Familien und die unbezahlbar wichtige u. gute Arbeit, die ihr leistet.
    Dr. Blume –> toll!!
    Gruß Reinhardt

    1. Gell!!! Der Börner!!! I will die Doktorarbeit lesen! Lieber Michael Blume, kann man die irgendwo beziehen? Crazy Britta und crazy Steffi sind gleich am Start 😉
      I dät au gschwend noch Filderstadt fahra nochm Gschäft 😉 Wenn des ned digital geht…

  4. man, war das en geiler Talk!!! Heute morgen wurde ich noch von einem aggressiven, eskalierenden Murmeltier aufs Übelste beschimpft…und heut abend im Nestle liegend….diese wunderbare Versöhnung mit der Welt 😉 ….Hossa wirkt fast bissle wie Schokolade, hihi. Guts Nächtle, alle miteinander!

    1. Da hab ich doch glatt erst Nestlé gelesen und wollte die Steffi rügen, weil doch Nestlé böse ist… Hättest du mal Neschtle geschrieben… Aber der Talk ist wirklich richtig gut und hat uns heute unsere nervige Zugfahrt versüßt!

  5. Wirklich guter Talk. Eine sehr entspannte Art und Weise mit so einer aufgeladenen Thematik umzugehen. Ein großes Kompliment.
    Auch die Aussagen zum Ölverbrauch waren gut und richtig.
    Ob die E-Auto wirklich die Lösung sind, wage ich noch zu bezweifeln. Hier hätte man auch etwas kritisch hinterfragen können. Denn, ob die Rohstoffe dazu (Lithium u.ä.) aus besseren Ländern kommen, ist doch fraglich. Da wird auch unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut, damit wir unsere Akkus bauen können.
    Aber, das wäre eine neue Problematik.

  6. Hallo Jay, hallo Gofi,
    wir kennen uns noch nicht…d.h. …..ich kenne EUCH über Hose-Talk schon eine ganze Weile.
    Ich höre Euch mit Begeisterung beim Bügeln meiner Wäsche – sonderbarerweise geht Bügeln dann viel schneller. Heute habe ich mich riesig gefreut, dass Ihr wieder aus derPause zurück seid. Ich hatte mich so an Euch gewöhnt. Habe mich heute dreimal (!!!) am Bügeleisen verbrannt, weil ich vor lauter Begeisterung und Faszination über den den Talk mit Michael Blume ständig daneben gelangt habe. Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Ihr ihn nochmals einladen würdet zum Thema „Spiritualität und Gehirnforschung“ .Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema und bin immer offen und neugierig auf Neues. Schön, dass es Euch gibt….Ihr macht eine tolle Arbeit! Liebe Grüsse aus Oberbayern von Ulli

    1. Toll, Ulli. Kommst du spontan zum Regiotreffen am kommenden Samstag? Wir sind in deiner Nähe! Schau mal bei den Terminen nach, da sind alle Infos. Liebe Grüße!

  7. Hah ihr Helden. Wirklich wichtiges Thema, um mal wieder den Bogen zu schlagen. Verschwörungstheorien sind ja groß in Mode in vielen Lagern. Manchmal hat man den Eindruck wir ärgern uns mehr über Parzany und Idea & AFD als für die Werte der Liebe und Toleranz einzustehen. Mein kleiner Beitrag .

  8. Tolle Sendung!
    Was mich noch interessiert hätte wäre die politische Dimension des Islam. In wie weit sieht Michael Blume eine echte Trennung von Staat und Kirche auch im Islam möglich, oder gibt das der Koran vielleicht nur bedingt her? Es klang ja mal mit der Frage nach der Weltherrschaft des Islam an, wurde aber dann eher in Richtung Verschwörung abgetan. Hier hätte ich mir noch mehr Tiefe in der Diskussion über den politischen Anspruch des Islam gewünscht. Ich höre von muslimischen Bekannten (und lese es auch im Koran), dass der Islam trennt zwischen dem Haus des Islam und allem was außerhalb des liegt – und entsprechend liegt das Ziel nahe, alles dem Haus des Islam einzuverleiben und zwar ganz im Hier und Jetzt und nicht als ein zukünftiges Friedensreich, ass Gott am Ende herstellen wird.
    Vielleicht könnte Michael Blume auch direkt hier antworten, wenn ihr ihn auf meinen Kommentar stoßt? Das wäre super cool. Herzliche Grüße, Tobi

    1. Hai Tobi,
      habe Michael auf deine Frage hingewiesen. Ich hoffe, er findet die Zeit hier zu antworten (nach allem, was ich auf Facebook von ihm mitkriege, ist sein Leben mit all den Anfragen zum Buch gerade recht turbulent 🙂 ). Wir werden sehen.
      LG,
      der Jay

    2. Hallo Tobi,

      vielen Dank für diese Frage!

      Der Islam wird wie jede andere Religion selbstverständlich ständig interpretiert. Das in meinen Augen eindrücklichste Beispiel ist das Judentum vor und nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels um 70 n. Chr.: Davor dominierte ein klar politisch, theokratisch-monarchisches Modell inklusive scharfer Gewaltanwendung nach Innen und Außen. Doch dank mutiger Reformer wie Jochanan ben Zakkai überlebte das rabbinische Judentum die Katastrophe und reorganisierte das Judentum neu auf Basis von Gewaltverzicht, Bildung und Kinderreichtum. So konnte es fast zwei Jahrtausende der Unterdrückung und auch Verfolgung schließlich überstehen.

      Auch der Islam kann gewalttätig oder friedlich, theokratisch oder demokratisch ausgelegt werden – und wird das in der Realität auch. Beispielhaft nenne ich neuerliche, sensationelle Aussagen eines Gelehrten der NU, der größten islamischen Selbstorganisation der Welt:
      http://www.katholisches.info/2017/10/terrorismus-und-islam-gehoeren-zusammen/

      Kann der Islam also friedlich und demokratisch ausgelegt werden? Ja, das geschieht schon. Werden sich solche Auslegungen in naher Zukunft in der islamischen Welt allgemein durchsetzen? Leider nein, die Krise des Islams ist noch (lange) nicht durchschritten. Darum geht es ja in meinem Buch. Wir sollten aber den islamischen Radikalen nicht den Gefallen tun, diejenigen Muslime zurück zu stoßen, die sich ernsthaft um Dialog und Demokratie bemühen. Auch zwischen Isaak und Ishmael weiß die Bibel am Ende von einer Versöhnung am Grab ihrer Eltern…

  9. Hallo liebe Hossa-Talker!

    seit einigen Tagen höre ich mich durch Eure Sendungen und muss sagen, ds was ich da höre gefällt mir seeeeeeeeehr gut! Ich bin jemand, der gerne tiefer verstehen will, wie die Welt, der Mensch und unser Glaube funktioniert, also nach der Verbindung zwischen Bibel, wissenschaftlichen Erkenntnissen und meiner Lebensrealität sucht. Und am liebsten suche ich in Vorträgen etc. die ich aus dem Internet herunter lade und in den wenigen ruhigen Momenten die mir als Mama bleiben, z.B. beim Küche aufräumen während die Kinderbande shcon schläft, anhöre. Keine ahnung, warum google mir eure Seite angezeigt hat, als ich nach was über die theologie des Paulus gesucht hab. Aber ich bin google (und Gott, der anscheinend gerne durch Google wirkt) dankbar, hier gelandet zu sein.

    In diesem Talk hier, unter den ich grade poste, hat mich besonders fasziniert zu hören, dass ‚Bibellesen‘ im arabischen und hebräischen ganz anders funktioniert als im deutschen und dass unser Gehirn daran ’schuld‘ ist. Bisher dachte ich, es läge an mir, dass ich dafür keine Begeisterung entwickeln kann wie der Schreiber von Psalm 119, der ja den längsten Psalm der Bibel hindurch eigentlich nur darüber geschwärmt hat, wie toll es doch ist, sich mit Gottes Wort zu beschäftigen. Und als wir neulich das thema Bibellesen im KIndergottesdienst mit den 10-12 jährigen hatten, habe ich bei der Vorbereitung sehr mit mir gerungen, wie ich es schaffen kann, den Kids freude an etwas zu vermitteln, was mir keine macht. Da kam uns die idee, dass das bloße Wort wohl mit einem emotionalen Erlebnis verbunden werden muss. Und weil im Psalm steht, dass der Schreiber Gottes Wort als ’süßer als Honig‘ empfindet, haben wir ihnen honig zum naschen mit gebracht und ihnen Honigbonbons an Bibelstellen getackert, die sie zu Hause beim Lesen nebenher lutschen können.
    Und auch, wenn das kein schlechter Ansatz war (kam bei den Kids gut an und hat einige Aha-Erlebnisse produziert) habe ich glaub erst durch Euren Talk wirklich begriffen, warum wir deutsche Christen bibellesen oft als eine so lästige trockene Pflicht empfinden. ich bin ja wirklich neugierig, ich will wissen, was in der Bibel steht, ich will es in mich aufsaugen mich damit ernähren, aber irgendwie bleibt es in dieser Form gerne mal im Hals stecken. ber wir wäre es denn, wenn ich den Bibeltext von rechts nach links und ohne Vokale lesen könnte? Würde mein gehirn dann anders reagieren? Und mein Herz?
    Dummerweise muss den text, bevor ich ihn lesen kann, jemand so schreiben. Also hab ich mich gestern mal dran gemacht, einen Teil des Jesajabuchs so abzuschreiben, von Hand. Kurz gesagt, ein krasses Erlebnis. Die 45 min während die Kleine schließ bis die Jungs von der Schule kamen gingen vorbei wie im Flug. Es hat richtig viel spaß gemacht und ich habe gemerkt, wie nicht nur mein Gehirn sondern auch mein Herz (das wohl in der nicht für logik sondern eher für emotionales zuständigen Gehirnhälfte sitzt) angesprochen wrde. Ich konnte mich wirklich richtig dran freuen, wie gut Gott ist und spüren, wie sehr er sich bemüht hat, seine Liebe zur Schöpfung und seinem Volk in Worte zu fassen u sie für uns begreifbar und erlebbar zu machen. Wow… danke…

    Lg Doro (die schon super neugierig ist, was sie in euren Talks noch alles entdecken wird)

    1. Hallo Doro,
      herzlich willkommen. Google sei dank… 😉
      Großartige Idee, die Bibel einfach mal von rechts nach links abzuschreiben.
      Danke für’s mitteilen.
      LG,
      Der Jay

  10. Morgens gehört aufm Weg zur Arbeit im der Bahn gehört. Abends Buch bestellt. Ölverbrauchsarm in der lokalen Buchhandlung. 🙂 Macht Lust auf mehr!

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