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Jim Jones, der People’s Temple und was wir daraus über Macht und Manipulation in religiösen Gruppen lernen können
Laut Jay hat der Gast der neuen Folge, Gerrit Schönberger, den spannendsten Podcast des Jahres produziert: Jonestown – Geschichten einer Tragödie. In seiner akribisch recherchierten und fantastisch produzierten zwölfteiligen True Crime Doku-Reihe erzählt Gerrit die Geschichte von Jim Jones, der sich über die Jahre vom charismatischen Prediger zum selbsternannten Gott wandelt und schließlich 1978 seine Anhänger zum Massensuizid bewegt.
Der Fokus liegt in Gerrits Podcast aber nicht nur auf der schillernd-schockierenden Figur des Sektenführers, sondern vor allem auf einzelnen Personen und ihrer persönlichen Geschichte, die er durch zahlreiche Originalaufnahmen zu Wort kommen lässt. Wie kommt es dazu, dass jemand bei so etwas mitmacht? Was bewegt Menschen dazu sich einer solchen Gruppe anzuschließen? Was waren ihre Beweggründe, Hoffnungen und Sehnsüchte? Ausgehend von diesen Geschichten reden Jay, Marco und Gofi mit Gerrit aber auch über Parallelen in der Gegenwart. Natürlich ist Jonestown ein beispielloses Extrem, aber lassen sich vielleicht Machtstrukturen, Manipulations- und Kommunikationsstrategien herausarbeiten, die uns durchaus in kirchlichen und politischen Zusammenhängen begegnen?
Ein hochspannender Talk über Sinn und Sehnsucht, Machtmissbrauch und der Frage wie verführbar wir alle sind.
Hier findet ihr Gerrits Podcast „Jonestown – Geschichte einer Tragödie“: https://www.podcast.de/podcast/3492070/jonestown-geschichten-einer-tragoedie
Und hier geht es zum Instagram-Kanal zur Podcast-Serie: https://www.instagram.com/jonestown_geschichten/
Hallo Leute!
Der Talk war sehr interessant.
Allerdings kann man aus dem Fall nicht so viel lernen.
Dieser Jim Jones war ja extrem und letztlich erfolglos.
Als ich hörte, daß er auf der Bibel rumgetrampelt ist, war mir als Anhänger von „Sola Scriptura“ sofort klar, daß er ein überdeutliches Signal gegeben hat, daß er in die Irre führte.
Wirklich gefährliche Gurus sind Leute, die nicht durch offensichtliche Häresien auffallen, die angenehm klingen, die sich nicht selbst schädigen und nicht tot gehen, die von vielen gemocht werden, die immer wieder viele Bücher verkaufen und die es schaffen, ihre Kritiker unsympathisch aussehen zu lassen.
Also Leute wie der Enneagramm-Propagandist Richard Rohr, evtl. auch seine deutscher Verteter Andreas Ebert.
Da gehen auch die kritischen, dekonstruierenden Postevangelikalen auf den Leim, ebenso wie viele Evangelikale und sonstige Leute.
Man müßte aber auch nochmal den Luther mit seiner Exegese-Methode „oratio, meditatio, tentatio“ hinterfragen. Die tentatio, also die persönliche Herausforderung und Provokation, kommt bei Luther immer von außen, nicht von den eigenen Neigungen zum Bösen. Bei Luther sind es die Papisten.
Luther hat das aus Psalm 119. Was Luther zu meditatio sagt, steht tatsächlich im hebräischen Text und als medita* auch in der Vulgata.
Und im Psalm 119 kommt die Herausforderung immer von äußeren Feinden, den hebr. „rascha“ = Bösewichtern. Der Psalmist kommt nicht auf die Idee, daß er selbst Sünder sein könnte oder umkehren müßte. Das liegt aber daran, daß er ein junger Jude außerhalb von Israel (zur Zeit des zweiten Tempels) ist, der in niedriger Position im Hause eines Nicht-Juden lebt und der als Jude von seiner Umwelt abgelehnt wird. Die äußeren Feinde sind Antisemiten. Das kann man nicht auf die Probleme von Nicht-Juden mit ihren Mitmenschen übertragen, sonst kann jeder seine Feinde für von Gott verfluchte Leute erklären.
Alles Gute!
Moin Gerrit,
kannst du abschätzen, ob die Fluktuation dort groß war? war der harte Kern breit und hat sich durchgezogen? wie lange waren die meisten dabei?
dank dir, ich werd’s mir anhören.
hab als Kind zwei bücher zum Thema gelesen, wir waren damals in einer Pfingstgemeinde wo die Kuh flog – dA war das lesen schon ein thrill 😅
Hi Andi,
Meint du mit „dort“ Jonestown?
Da gab es quasi null Fluktuation.
Nur sehr wenige konnten erfolgreich fliehen. Dass jemand einfach so gehen durfte kam nur im Fall einer Familie vor.
Wenn du mit „dort“ den Peoples Temple an sich meinst, kann ich sagen, dass es verschiedene (nennen wir es mal) Commitment-Level gab:
– Die losen Besucher*innen, die immer wieder zu den Veranstaltungen kamen. Die Zahl ist schwer zu bestimmen, liegt aber Mitte der 70er im hoch dreistelligen bis vierstelligen Bereich (mehrere Gottesdienste an drei Standorten)
– Die Mitglieder. Ab 1971 wurden feste Mitgliedsausweise eingeführt. Die Mitgliedschaft ist an strenge Vorgaben geknüpft. Die Zahl der Mitglieder stieg dennoch in den nächsten Jahren auf mehrere tausend an. Anfang bis Mitte der 70er stießen die meisten zum Tempel.
– Das Planungskommittee, bestehend aus bis zu 100 Mitgliedern, die besondere Funktionen ausübten und in organisatorische Prozesse eingebunden waren. Im PK saßen sowohl Loyalist*innen als auch Menschen, die für Jones noch zu wichtig waren, selbst aber schwankten. Im PK wurden sie enger an den Peoples Temple gebunden, durch die neue Verantwortung stärker re-integrierr und konnten so gleichzeitig kontrolliert werden.
Im PK gab es 1975 übrigens schon den ersten Suicide Drill mit angeblich vergifteten Wein…
– Der „innere Kreis“ um Jones waren knapp zwei Dutzend total loyale Anhänger*innen. Sie planten gemeinsam mit Jones und regelten die wichtigsten Angelegenheiten.
Zur Frage, wie lange die Mitglieder dabei waren, kann ich sagen, dass die meisten derjenigen, die in die höheren Level landeten, alle um 1972/1973 zum Peoples Temple stießen.
Menschen, die Jones seit Indianapolis treu waren, also zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa 15 Jahren, gehörten eher zum arbeitssamen Fußvolk. Das waren vor allem Afro-Amerikaner*innen und weiße untere Mittelschicht.
In die Leitung holte sich der ach so anti-rassistische und egalitäre Jones hauptsächlich die gebildete obere weiße Mittelschicht…
Ich freue mich, dich als Hörer gewonnen zu haben!
Liebe Grüße
Warum???
Weil Mensch immernoch konfus-gespalten in gleichermaßen unverarbeitet-instinktiver Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und systemrational-egozentriertem „Individualbewusstsein“ vegetiert – Der zeitgeistlich-reformistische Kreislauf des geistigen Stillstandes / der „göttlichen Sicherung“, anstatt das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch von einem Geist, von einer Seele, für einen neuen/weiteren Geist, für eine neue/weitere Seele, im Freien Willen, zur gottgefälligen/vernünftigen Entfaltung der ganzen Kraft des Geistes / eines UNKORRUMPIERBAREN Zentralbewusstseins der Schöpfung!!!
Wenn der Pastor zum Gott werden kann, dann stimmt etwas / die Wahrheit in der Interpretation der biblischen Philosophie nicht.
👋😇
„… aber lassen sich vielleicht Machtstrukturen, Manipulations- und Kommunikationsstrategien herausarbeiten, die uns durchaus in kirchlichen und politischen Zusammenhängen begegnen?“
WIR SIND ALLE IM SELBEN MAßE „DURCHSTRÖMT“ VOM GEIST DER GOTT/VERNUNFT IST – wenn also dies daraus resultierende („Individual“-)Bewusstsein, für die Prägung, durch Geist und Gemeinschaft / durch Bildung, also AUCH (oder vor allem?) durch religiöse und hauptsächlich systemrationale Bildung (aufgrund falscher Interpretation der jeweiligen spirituellen Philosophie), zu wettbewerbsbedingt-konfuser materialistischer „Absicherung genutzt/kanalisiert wird, dann bleiben den Macht- und Manipulationsstrukturen, auf JEDER Bildungs-/Hierarchiestufe, bis zum heutigen nun „freiheitlichen“ Wettbewerb um die Deutungshoheit, stets alle Türen/Grenzen zeitgeistlich-reformistisch offen und nichts ist Wunder oder Phänomen – NICHTS GEHÖRT DEM „EINZELNEN“/“INDIVIDUALBEWUSSTEN“ MENSCH ALLEIN, SOGAR UNSERE GEDANKEN NICHT, WEIL DIESE AUCH IMMER ABHÄNGIG VON GEIST UND GEMEINSCHAFT GEPRÄGT WACHSEN, daraus sollte das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch und das globale Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik gestalten („wie im Himmel all so auf Erden“).
Macht doch mal ein Regio-Treffen in Österreich, jetzt wo Marco doch hier lebt. Da würd ich sogar kommen.
Hallo,
das war ein sehr spannender Talk. Vielen Dank dafür.
Ich war 12, als Jonestown passierte, bei uns zuhause gab es neben 2 Tageszeitungen auch die Bildzeitung, und ich weiß noch sehr genau, dass da Leichenfotos veröffentlicht waren (in den beiden Tageszeitungen ziemlich sicher nicht) und ich davon äh irgendwie fasziniert war. Das war so prägend, dass ich das auch nie vergessen habe, und deshalb immer genau wusste, was gemeint ist, wenn mal jemand Jim Jones oder Jonestown sagte.
Ich habe auch mit Interesse vor einiger Zeit die Secta-Folge angehört, die fand ich schon extrem informativ, denn außer dem Vorfall an sich, wusste ich im Prinzip nichts darüber.
Den Podcast von Gerrit habe ich mir gleich in den Podcatcher geladen am Sonntag und jetzt muss ich mir nur noch 4 Folgen anhören, und ich musste mich zwingen, das nicht binge-zu-hören.
Ich bin sehr beeindruckt von der Fülle an Informationen, von dem Konzept, pro Folge eine Person aus der Sekte herauszugreifen und intensiv von Anfang bis zum bitteren Ende zu begleiten. Ich finde die dazugehörigen Fotos auf Instagram ganz toll, weil sie den handelnden Personen im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht geben.
Besonders interessant ist die politische Weltlage in dieser Zeit, und wie Jones diese geschickt nutzte, um seine Leute zu beeinflussen, und letztendlich vermutlich selbst in vielen Teilen daran glaubte, was er da so redete.
Insgesamt ist die ganze Geschichte erschütternd für die einzelnen Personen, wie sie da reingeraten sind und sich selbst dann so schrecklich verändert haben und wirklich schlimme Dinge getan haben. Herr der Fliegen/die Welle/Migram-Experiment, nur im Real Life.
Was sehr gruselig ist, sind die Parallelen zum Trumpismus, eine noch viel größere Massengläubigkeit, an einen Mensch, der lügt und betrügt und nur schlechtes will.
Ein gemeinsamer Nenner scheint hier „der Glaube“ zu sein, es scheint, als seien gläubige Menschen leichter zu verführen.
Oder wie es der Podcaster Holger Klein einst im Zusammenhang mit Esoterik formulierte „glaubste einen Scheiß, glaubst Du bald auch jeden anderen“.
Vielen Dank nochmal an Gerrit für die viele Arbeit, seine Mühe, seine Geduld und sein Herzblut, das man sehr spürt, beim Anhören.
Eure Stef
Ich danke dir für dieses tolle Feedback!
Freut mich, dass der Podcast dir gefallen hat/gefällt!
Hallo,
ich wollte mich nochmal mit ein paar abschließenden Gedanken melde.
Ich habe nun sowohl den Podcast fertig gehört, wie auch eine 3teilige Doku auf Disney+ gesehen. Diese Doku zeigt sehr viel Material von den NBC-Aufnahmen. Es kommen außerdem einige Überlebende zu Wort.
Mit dem Podcast-Wissen im Hinterkopf ist dies eine sehr gute Ergänzung.
In der 10. Folge wird Jim Jones eingespielt, wie er sagt, dass Flüchtenden künftig in die Beine geschossen werden.
Auch hier wieder eine Paralle zu Trump, der bei den Unruhen nach George Floyd den Protestierenden ja auch am liebsten zumindest in die Beine geschossen hätte, wenn er sie nicht schon gleich hat erschießen dürfen, wie er wollte. Das Zitat ist von einem General aus der damaligen Administration überliefert.
Zu den letzten Stunden in Jonestown, und wie Jones selbst starb, erschien vor meinem inneren Auge Szenen aus „der Untergang“.
Das Ganze war sehr sehr düster in den letzten 3 Folgen des Podcasts, und es hat mich richtig runtergezogen. Die armen Menschen, die dort gefangen waren, ich denke, es haben doch sehr viele mit sich gehadert, wie ihnen das passieren konnte.
nochmal Grüße und Danke
Eure Stef
vielen Dank für diesen sehr informativen Podcast. ich sehe auch die Gefahr dass dies in religiösen und politischen Kreisen jederzeit wieder passieren kann. finde eure Warnhinweise bezüglich AFD und Trump auch richtig. allerdings fehlen mir auch die Hinweise auf dad linke Spektrum. Schließlich haben wir aktuell eine linke Partei die nach ihrer Gründerin genannt ist, und auch sektenähnliche Strukturen aufzeigt. Auch Herr Scholz stellt sich immer mehr das er der einzige Kanzlerkandidat ist der Deutschland führen kann und entwertet dabei seine Gegner!