#108 Braucht es die Predigt noch?

41 Kommentare zu „#108 Braucht es die Predigt noch?“

  1. bin noch ganz am Anfang der Folge, aber die Hintergrundmusik bei den Ansagen finde ich grob überflüssig. Macht richtig aggro beim hören – wollt ihr sie das nächste Mal weglassen?

    1. Lieber Andy. Der Musik im Hintergrund ist dann wohl mal wieder voll Geschmackssache.
      Ich fahr da voll drauf ab. Erinnert mich daran, dass wir bei diversen JESUS FREAKS Veranstaltungen sogar PREDIGTEN mit Chillout Beats unterlegt wurden, um sie aufzupeppen. Kam weitgehend gut an.

      Aber ich verstehe dich. Manchmal will man sich konzentrieren und dann ist es reizüberflutend.

  2. Puh…ich mag euch, aber das war theologisch schwere Kost, weil einige Dinge durcheinander geworfen wurden. Ich möchte nur auf die beiden, aus meiner Sicht wichtigsten eingehen.
    1) Warum predigen?
    Kurz: Gott redet – deshalb sollen auch wir reden!
    Etwas ausführlicher: In Jesus Christus hat Gott ein für allemal unzweideutig von sich selbst gesprochen (Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben = 1. Barmer These). Dass uns Menschen vergeben ist, dass Gott mit uns ist – kurz: Evangelium – dies ist uns gesagt in Jesus. Diesen Jesus „haben“ wir aber nicht anders, als in dem Zeugnis der Bibel. Deshalb muss gepredigt werden: es gibt den Anspruch und die Erwartung das hier nicht nur menschliche Rede von Gott (oder welchen Dingen auch immer…) stattfindet, sondern das Gott selbst zu Wort kommt und das bedeutet, dass was passiert, dass sich Versöhnung (->Evangelium) ereignet… Ziel ist es, das sich Menschen die Güte Gottes gönnen lassen.
    2. Person des Predigers/der Predigerin
    Dort wo ihr über die Person des Predigers/der Predigerin redet (x/y brennt dafür / lebt für seine Sache / ist so autentisch…“ ), wurde eine entscheidende Gefahr nicht ausreichend bedacht.
    Kurz: Das Leben und die Erfahrung(en) der Predigenden sind weder das (vorrangige) Thema der Predigt, noch dessen Bestätigung.
    Etwas ausführlicher: Niemals darf es sein, dass das Evangelium mit dem Leben und Erleben des Predigers/der Predigerin steht oder fällt. Das wäre fatal, nicht nur für das Evangelium, auch für die Predigenden. Nicht an mir als Prediger und auch nicht an meinen Erfahrungen (oder auch nicht gemachten Erfahrungen) ist abzulesen und entscheidet sich wesentlich, wer und wie Gott ist, sondern Gottes Wort selbst (=Jesus…). Beispiel: Dass Gott die Traurigen und Einsamen tröstet und dass wir als Christen Tröster sein können und sollen ist nicht deshalb wahr/gut/richtig usw., weil ich es vielleicht erlebt habe. Es ist wahr, weil es uns gesagt und gezeigt ist in der Geschichte Jesu Christi.
    PS: Ich entschuldige mich für diese „dogmatische“ Sprache. Es ist der Versuch, möglichst präzise zu sein.

  3. Im Gottesdienst möchte ich nicht nur anderen Menschen begegnen, sondern vor allem Gott. Das kann durch Kunst, Musik durchaus auch geschehen und kann die Verbindung zum Schöpfer unterstützen helfen, sie kann die Kommunikation mit dem Wort m. E. jedoch nicht ersetzen. Es geht gehört zu einer menschenwürdigen Begegnung zwischend dazu, dass man mit mir redet. Wenn meine Mutter sauer auf mich war, hat sie mich eine Zeitlang durch Schweigen gestraft. Das war sehr schlimm für mich.

    Religöses Sehnen fragt doch nach zwei wesentlich Dingen: 1) Nach dem verlorenen Paradies, weil wir uns heute außerhalb dessen erfahren und 2) nach meinen Ursprung, weil er mir Aussagen zum Sinn geben kann. Und da hoffe ich, wenn man zu seinem Ursprung zurückfindet, dass man nicht nur bei der Amöbe landet, sondern bei einem guten Wesen, das Person ist, mind. so komplex wie das menschliche Gehirn, mit dem man sprechen kann und das mit mir spricht.

  4. Als Predigteule hab ich natürlich tausend Gedanken dazu.
    Fang mal damit an:
    Diese Idee, dass die Predigerin hinter ihrer eigenen Predigt verschwinden soll – dass sich das so hartnäckig hält, beschäftigt mich. Das ist etwas, was in der praktischen Aus- und Fortbildung schon sehr lange nicht mehr gelehrt wird. Und dennoch kehrt es dauernd wieder und sind viele Predigten auf eine Idee von „Objektivität“ oder „dem gesamten Text gerecht werden“ (was für ne Hybris einem heiligen Text gegenüber!) hin gemacht.
    Als eine, die die Aufgabe hat, mit anderen an deren Predigten zu arbeiten, kann ich nur allen Predigenden sagen: vergesst es! Eure Sprache verrät euch – ich merke, wo ihr euch versteckt und nicht aufrichtig seid und meint, ein Bonhoeffer-Zitat oder ein Zeltevsngelisations-Begeisterungston könne verschleiern, dass ihr nicht gründlich hingeschaut und hingefühlt habt oder dass Ihr Angst vor etwas habt. Und die Gemeinde merkt das intuitiv auch.
    Natürlich sagen wir mehr und Größeres als das, was wir wissen – aber wir sagen es mit unserer Sprache, Stimme, Körper. So wie Johannes es anders sagt als Lukas, Paulus anders als die Autor*innen der Schöpfungsgeschichte etc etc.
    Die Frage nach der guten Predigt ist eben auch eine geistliche Frage. Ich kann gar nicht sagen, wie unendlich beglückend für mich als Begleiterin es ist, wenn einer nach u nach so viel Vertrauen hat, dass er wahr spricht und schreibt und sagt. Gerade in unserer Schwachheit ist Gott mächtig – und nicht in irgendeiner angeblichen Richtigkeit einzelner Sätze.

  5. Ich konnte mich mit der Hintergrundmusik auch nicht konzentrieren. Ist ne nette Idee, aber ich finde was Unaufdringlicheres passender.

    @Johanna: Mich irritiert deine Aussage darüber, dass und warum du die Kommentarfunktion lieber abschalten würdest. Was ist Hossa-Talk für dich? Eine Plattform, auf der du deine Meinung kundtun kannst, aber dass/wie deine HörerInnen davon berührt werden, sie ihre Meinungen und Geschichten dazu teilen, möchtest du nicht hören? Als SpenderInnen sind sie dir willkommen, aber sie sollen bitte keine persönlichen Statements hier abgeben oder sich mit ihren Geschichten gegenseitig inspirieren (oder auch dich?)? Was sind für dich die Regiotreffen&Live-Talks? Persönliche Begegnungen oder eine live-Bühne mit sichtbaren Fans?
    Glaubensgeschichten sind immer auch Lebensgeschichten. Gottesbegegnungen sind nur denkbar, wenn Gott einem bestimmten Menschen persönlich begegnet.
    Oder analog zu Jay gefragt: Was willst du mit HossaTalk? Ist das nur eine regelmäßige „Veranstaltung“ oder ist das mehr?
    Wenn ich mich recht erinnere, sprechen Jay&Gofi in dem ein oder anderen Talk die HörerInnen an mit: ‚Liebe Hossa-Gemeinde…‘ Das ist witzig gemeint, aber hinter jedem saloppen Spruch steckt auch ein Körnchen Wahrheit. Da ist für mich der Schnittpunkt zum Thema Predigt: Was ist Predigt? Ist das nur, wenn in einem Gottesdienst jemand vorne steht und einen Bibeltext auslegt/ über ein Thema spricht? Oder ist das immer, wenn Menschen über ihre Gottesbegegnungen sprechen, darüber, wie sie Texte verstehen, was die mit ihnen im Innersten machen, wo sie berührt werden, welche Themen ihnen auf dem Herzen liegen? Ist nicht unser Leben auch eine Predigt? Dein Leben/ eure Lebensgeschichten als Hossas? Eure HörerInnen-Lebensgeschichten?

    Und ja, hinter der Anfrage stecke ich persönlich:
    Für mich ist das Hossa-Hören so etwas wie Gottesdienst. Und vor allem das Austauschen in den Kommentaren danach. Ich hab momentan keine Gemeinde und auch sonst keine Leute direkt in der Nähe (oder überhaupt recht wenige), mit denen ich mich über Gott austauschen kann. Das hier ist für mich gerade wegen der Kommentarfunktion wirklich inspirierend. Und die einzige Möglichkeit, mich mit Leuten auszutauschen, die Ähnliches erlebt haben wie ich (und auch Leute real kennenzulernen). Super, wenn du sozial und gemeindemäßig so gut vernetzt bist, aber das sind halt nicht alle Leute, vor allem nicht solche, die gerade ihren Glauben neu sortieren müssen und damit aus ihrer Gemeinde raus sind – und in meinem Fall auch nahezu aus dem sozialen Netz, denn ich bin in diese Gemeinde hineingeboren worden und hatte auch kaum Kontakt zu anderen Leuten (denn „draußen“ ist es ja mindestens weniger fromm, wenn nicht sogar gefährlich…).

    1. Liebe Katja, ich würde gerne Johanna ein wenig in Schutz nehmen, so sehr ich deine kritische Anfrage nachvollziehen kann. Wir haben intern ziemlich intensive Gespräche darüber geführt, wie kostspielig die Arbeit für uns in emotionaler Hinsicht sein kann und darf und wieviel Zeit wir darauf verwenden können und wollen. Ich kann hier ja mal ganz offen sagen, dass ich nicht in der Lage bin, Pastor einer online-Gemeinde zu sein. Das wollte ich auch niemals sein. Dass Hossa Talk sich inzwischen in diese Richtung entwickelt hat, finde ich einerseits faszinierend, anderseits aber auch beängstigend. Wenn ich deine Situation betrachte, verstehe ich vollkommen, welche Bedeutung der Podcast für dich hat. Wenn ich dagegen meine Lebenssituation betrachte, weiß ich, dass ich deinen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Ich bin Künstler. Kein Pastor. Und Hossa Talk ist für mich keine Gemeinde, sondern ein Unterhaltungsformat. Was ich hier abliefere, ist gute, tiefgehende Unterhaltung bis an die Grenzen der Selbstaufgabe. Ich finde das schon an sich ziemlich viel.
      Du findest das toll (deshalb bist du gerne hier), aber nicht genug, denn du wünschst dir zusätzlich noch Austausch, Kontakt usw. Das läuft aber nicht losgelöst von unserem Talk, sondern auch das muss von uns moderiert und begleitet werden. Und dafür fehlen uns eigentlich die Kapazitäten. Wir machen es trotzdem, weil wir euch schätzen und eure Bedürfnisse ernst nehmen. Aber wenn Johanna offen sagt, dass sie die Kommentarfunktion abschalten würde, dann ist das kein Angriff auf die Community (jedenfalls ist es nicht so gemeint), sondern eine realistische Selbsteinschätzung. Sie sagt damit eigentlich, dass sie nicht die emotionale Power hat, um den Austausch hier auch noch zu begleiten und zu moderieren. Und darin stimme ich ihr zu. Ich hab die auch nicht. (Deshalb macht das vor allem Jay.) Was das für Hossa Talk bedeutet? Das finden wir gerade heraus.
      Ich kann dich wie gesagt wirklich verstehen. Ich hoffe, du verstehst jetzt aber auch ein bisschen unsere Sicht der Dinge. Liebe Grüße! Gofi

      1. Lieber Gofi,
        danke für die lange Antwort!
        Ja, das verstehe ich. Nicht nur ein bisschen. Dein Einblick in den Hintergrund der Aussage von Johanna hilft mir.
        Für mich klang das im Talk eben so nach „Ich mach hier gerne einen podcast und spreche auch direkt die HörerInnen an, aber die Leute, die ihn hören, sind mir mit ihren Lebensgeschichten eigentlich nicht wichtig und auch nicht, was das, was ich sage, mit ihnen macht“.
        Wahrscheinlich, weil das im Talk nicht in Zusammenhang kam mit dem Intro-Teil, in dem ihr über die zeit- und kräftemäßig anstrengende Arbeit gesprochen habt.

        Liebe Grüße!
        Katja

      2. Lieber Gofi (& Johanna & Jay),

        mir ist vollkommen klar, was das für eine Arbeit ist, die Diskussionen hier zu moderieren. Jay hat meinen größten Respekt dafür, dass er Tag und Nacht hunderte megalange Kommentare zu den Talks mit Markus Till und dem Ketzer-Podcaster gelesen hat, bevor er sie freigeschaltet hat!

        Dazu kommt, dass das Forum hier für viele ein Treffpunkt mit Gleichgesinnten ist, wo sie sich (im Gegensatz zu ihren (Ex-)Gemeinden) gut aufgehoben fühlen. Auch das ist nicht immer einfach. Ich teile Eure Skepsis, wenn „die Hossa-Gemeinde“ manchmal den Anschein hat, eine eigene Kirchengründung werden zu können.

        Trotzdem ist das hier etwas sehr Besonderes, um das andere christliche Podcasts Euch beneiden. Ihr setzt damit Maßstäbe in der deutschen Landschaft. Ist so, ob Ihr das wollt oder nicht.

        Ich fand Johannas Bemerkung auch schräg und dachte „Hä? Die Neue im Boot kommt aber sehr flott ganz schön selbstgewiss daher. WTF?“ Ich kann daher Katjas emotionale Reaktion ganz gut nachvollziehen, auch wenn für mich persönlich Hossa-Talk keine Alternativ-Gemeinde ist.

        Wenn Ihr Euch irgendwann mal entscheidet, die Kommentarfunktion abzuschalten, weil Jay es nicht mehr schafft, kann ich das gut verstehen. Aber der Ton macht die Musik! Und für mich war Johannas Ton zu dem Thema ein bisschen zu forsch. Wir waren bisher hier ja nicht bei irgendwelchen Popstars, denen man passiv lauscht. Und jemand, die gerade erst in ein Erfolgsprojekt eingestiegen ist, sollte für meinen Geschmack da mal ein bisschen vorsichtiger sein. 😉

        LG, Ina

        P.S.
        Das Spendenthema sehe ich davon unabhängig. Fand ich gut, wichtig und richtig!

      3. Falls das Kommentieren zu viel Zeit in Anspruch nimmt, macht doch mehr Talks über Künstler da wird dann nicht so viel diskutiert. 😉 Oder gibt es evtl. Personen, die euch helfen könnten? Oder möchtet ihr das nicht so gerne?

        1. Das sind zwei super Vorschläge, an denen wir tatsächlich schon arbeiten. Danke! Wir unterhalten uns sowohl darüber, ob wir inhaltlich den Schwerpunkt etwas verlagern können. Und darüber, wie wir das Team verstärken können. Mal sehen, was so klappt.

        2. Ein weiterer Vorschlag: Lasst die Kommentarfunktion an, aber kommentiert selber nicht. Oder versperrt euch bewusst gegen den Druck, antworten zu müssen. Die Community selber kommentiert ja schon fleißig genug und geht auf sich ein, da bedarf es gar nicht immer eine Antwort vom Team. Die einzige Aufgabe wäre es dann, nur die Kommentare freizuschalten, was aber nicht der allergrößte Aufwand sein müsste.

          1. Wir antworten ja schon nur punktuell. Das Freischalten, bzw lesen jedes Kommentars, ist schon die Hauptarbeit. Die mache ich aber meistens gerne. Glaube ja an die Sache. Uny freue mich auch immer über die guten Gespräche, die hier entstehen.
            LG,
            Der Jay

  6. Hallo Leute,

    sehr spannendes Thema!

    Puh, ich schwanke zwischen den Überlegungen Christians und Frau Auges… Während des Talks wurden meine Gedanken ziemlich dogmatisch in Christians Richtung und ich dachte, hey, die Predigt soll Verkündigung der Guten Nachricht sein, Gott spricht, nicht Herr oder Frau xy. Alles andere macht sowieso der Heilige Geist… (Ist übrigens auch die Auffassung meines ziemlich „liberalen“ Heimat-Pfarrers, der meistens echt klasse predigt.)

    Frau Auge hat aber ebenso recht, denn man kann und darf sich nicht hinter Unpersönlichem verstecken. Jede/r hat einen eigenen Stil und andere Erfahrungen. Allerdings sollte das dann doch auch nicht mehr als eine Hintergrundfolie sein. (Ich bin z.B. davon überzeugt, dass Zweifel nicht aktiv auf die Kanzel gehören, aber dass es eine Predigt besser und tiefer macht, wenn der/die Prediger/in aus eigener Erfahrung Zweifel kennt.)

    Mir persönlich ist sehr wichtig, dass der/die Prediger/in die Verantwortung für die konkrete Auslegung übernimmt, d.h. sich VORHER Gedanken darüber gemacht hat, in welche z.T. verschiedenen Richtungen die Interpretation einer Bibelstelle gehen kann (je nach Gemeinde-Kultur sind die Erwartungen andere) und warum er oder sie die eine oder andere Auslegung wählt oder sich sogar aktiv gegen eine übliche Auslegung entscheidet. Das muss in der Predigt selber gar nicht begründet werden (im Gegenteil kann das sogar stören), aber die/die Prediger/in sollte sich dessen bewusst und vorbereitet sein… Und das bedeutet eine gewisse Schulung (wie auch immer die aussehen kann).

    Noch was ganz anderes zum Thema Predigt: Wie lang sollte sie sein?

    Ich war überrascht, wie lang Predigten im freikirchlichen Bereich zu sein scheinen. Da fühlte ich mich richtiggehend zugelabert (und die letzten 10-20 Minuten einer 30-40minütigen Predigt sind oft sowieso nur noch Wiederholungen oder ethische Appelle auf Deibel komm raus…).

    Ich bin ein Fan von kurzen knackigen Predigten über konkrete Bibelstellen (wobei man die offizielle Perikopenordnung ja nicht unbedingt einhalten muss 🙂 ) In den beiden landeskirchlichen Gemeinden, wo ich den Gottesdienst besuche, dauert die Predigt 12 bis 20 Minuten. Reicht vollkommen für die zeitgemäße Auslegung der Guten Botschaft. Und wenn der/die Prediger/in mir nicht gefällt, hab ich es schnell hinter mir und kann die anderen Teile des Gottesdienstes entspannter aufnehmen. 😉

    Liebe Grüße
    Ina

  7. @Christian:
    Ich gebe dir insofern recht, dass es das Ziel einer Predigt sein sollte, dass Gottes Wort zu Gehör gebracht wird und die Zuhörer erreicht.
    Ich wende jedoch ein, dass es nicht genügt, im dogmatischen Sinne „Wahres“ zu sagen. Das gilt natürlich nicht nur für die Predigt. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass ich in Gemeindesettings war, in denen sehr viel Korrektes von der Kanzel gesagt wurde und die Bibel sehr hoch gehalten wurde, aber die realen Personen, die Prediger und die Gemeinschaft, haben mir letztlich etwas ganz anderes vermittelt und DAS war es, was ich am lautesten gehört habe. Ich stimme Gofi zu: Das Abenteuerliche am christlichen Glauben ist es, dass Gott/der Heiligen Geist letztlich in den Gläubigen Gestalt annimmt. Zumindest in erster Linie. Das scheint uns u. U. als risikoreiches Unternehmen; denn es kann ja so gründlich in die Hose gehen. Da rufen wir gern nach Qualitätssicherung. Natürlich ist es auch wichtig, um Qualität zu ringen, sei es dogmatische Qualität, sei es rhetorische Qualität und was es sonst noch alles zu bedenken gibt. Aber es gibt keine letzte Sicherheit, kein Prinzip, dass ein für allemal sicherstellt, dass wirklich Gott redet. Es bleibt immer ein Ringen, ein Suchen, ein Hinhören und Hinspüren.
    Um es an deinem Beispiel mit dem Trösten zu verdeutlichen: Wenn jemand tausendmal von der Kanzel hört, dass Gott tröstet, und erfährt in der Gemeinschaft niemals Trost, dann kann er/sie das nicht als Wahrheit erfahren. Es bleibt ein leeres Wort.

  8. Puh, da kommen mir total viele Gedanken, als einer, der jede Woche auf der Kanzel steht.

    In meiner letzten Gemeinde hatte ich ein sehr „buntes“ Publikum. Vom Hossa/Worthaushörer, über langjährige und eingefleischte Freikirchler über Ex-Katholiken, Ex-Pfingsler, Ex-Brüdergemeindler, Ex-Landeskirchler bis hin zu Ex-Mennoniten. Und zu der theologischen Prägung kommen auch noch die Lebensalter mit ihren Themen und die ganz individuelle Lebenssituation.
    Ich habe mir dann bei meinen Predigten immer nur vorgenommen eine dieser Gruppen anzusprechen, manchmal hatte ich auch nur eine Person vor Augen. Meistens fühlten sich dann mehrere angesprochen, aber es war nie mein Ziel alle zu erreichen. Mal habe ich eine Themenpredigt gemacht, mal eine Auslegungspredigt, mal eher intellektueller, mal praktisch und dann auch wieder seelsorgerlich und manchmal auch provozierend. Und mache Predigt habe ich auch nur gehalten, weil es mich selber interessiert hat.
    Als Pastor sollte man schon allen in der Gemeinde entgegenkommen, nur nicht an einem Sonntag. Das geht nicht. Und ich denke es ist auch gut, wenn man einen Gottesdienst betritt und dabei sich bewusst macht, dass man selber vielleicht nichts neues hört, aber für den Menschen neben mir passt es wie die Faust aufs Auge.

    Ein Problem sehe ich aber auch bei den Predigern selber. Es wird sich nicht genügend Zeit für die Predigtmeditation genommen, also die Zeit zwischen Exegese und der eigentlichen Ausarbeitung der Predigt. Ich mache z.B. Dienstags meine Exegese und gehe dann mit dem Text bis Donnerstag / Freitag schwanger. In der Zeit kommen so viele Gedanken, Fragen und Ideen, dass die Ausarbeitung der Predigt wesentlich leichter fällt und auch an Tiefe gewinnt.

  9. Es erinnert mich an eine Sendung auf WDR3, wo der Erfolg des amerikanischen Films gegenüber dem deutschen dadurch erklärt wurde, dass die Deutschen immer noch am Geniebegriff festhalten, während beim Amerikaner der Teamgedanke im Vordergrund steht. So erarbeitet sich ein deutscher Autor das Drehbuch allein für sich, während die Amerikaner im Team auf gegenseitige Synergie- und Inspirationseffekte setzen. Möglicherweise würde auch bei einer Predigt mehr bei rumkommen, wenn sie nicht am Pastorenschreibtisch, sondern aus der Gemeinschaft heraus geboren würde, wie auch immer das in der Praxis aussieht.

  10. Zwei Anmerkungen:
    Ich untertütze die Sicht von Ina. Besonders in freikirchlichen Gemeinden dauern Predigten oft 30 Minuten und länger. Das trägt nicht zu ihrer Qualität bei. Häufig wird es belanglos oder redundant. Allerdings, wer es sprachlich komprimiert auf den Punkt bringt, braucht mehr Zeit zur Vorbereitung. Goethe soll gesagt haben, „ich hatte keine Zeit einen kurzen Brief zu schreiben, deshalb ist er so lang geworden.“ Ich selbst habe nach vielen , vielen Jahren freikirchlicher Gottesdienste kaum noch Erwartungen an eine Predigt. Was mich spirituell interessiert organisiere ich mir per Literatur, im Web oder im direkten Austausch.

    Ein anderer Aspekt ist die soziologische Bedeutung des Gottesdienstes. (Frei-) Kirchliche Gemeinden waren früher fast geschlossene Subsysteme, die in der Abgrenzung zur „Welt“ ihre Identität sicherten. Die Predigt diente u.a. der sprachlichen Inszenierung von Unterscheidungen, um die Systemgrenzen zu festigen. Die Gestalt von vielen Gemeinden hat sich in den letzten Jahren langsam geändert – Systemgrenzen werden durchlässiger und kommunikativer (andere natürlich auch fundamentalistischer). Mir scheint, viele Predigten passen noch nicht in diese neue Zeit und orientieren sich an einem Gemeindebild der Vergangenheit. Ich merke, dass meine Themen, Interessen und Fragen von diesen Predigten nicht mehr berührt werden.
    Theo

  11. @mARi
    Wenn jemand tausendmal von der Kanzel hört, dass Gott tröstet, und er erfährt in der Gemeinschaft niemals Trost, dann kann er/sie das nicht als Wahrheit erfahren. Es bleibt ein leeres Wort.—
    Müssen denn erst Menschen das Wort erfüllen, bevor ich daran glaube?
    Ich suche Jesus und nicht die Unvollkommenheit von anderen Christen, erst dann wird aus einem leeren Wort ein Trostwort!

    1. Ich würde sagen: Ja und nein.
      Nein insofern, dass Menschen tatsächlich ja niemals in der Lage wären, in ihrer Unvollkommenheit Gott gänzlich darzustellen. Von daher kann ich Menschen mit diesem Anspruch nur überfordern und werde selbst enttäuscht. Und es steckt sicher sehr viel Tröstliches darin, dass Gott immer größer ist als alles, was wir in Menschen sehen.
      Ja insofern, dass wir Menschen nur über Erfahrung verstehen. Wenn ich also von Trost rede (oder von Liebe, oder…), dann referiere ich automatisch auf eigene Trosterfahrungen, z. B. aus der Kindheit. Ich kann keinen abstrakten Begriff von Trost entwickeln, es steckt immer eine emotionale Erfahrung dahinter. Diese Erfahrungen kann man natürlich reflektieren und einordnen, aber sie werden uns immer prägen. Ich denke, andere Menschen stehen Modell für das, was Gott für uns sein will. Deshalb verwendet Jesus ja diese vielen Bilder: Gott als Vater, Gott als Mutter, Gott als Hirte etc. Und es ist wohl natürlich, dass man diese Modelle in religiösen Gemeinschaften besonders sucht, bewusst oder unbewusst.

      1. @mARi
        —Und es steckt sehr viel Tröstliches darin, dass Gott immer größer ist als alles, was wir in Menschen sehen.—
        Wo finde ich denn hierbei eine Orientierung für mein Leben? Dass Gott größer ist als alles……? das brauch ich aber im ,,Notfall“ genauer, denn wenn Menschen versagen, und Gott ,,nur“ größer ist, mir aber weiter nichts zu sagen hat, dann bin ich ganz schön aufgeschmissen.
        —Diese Erfahrungen (z.B. aus der Kindheit) kann man natürlich reflektieren und einordnen, aber sie werden uns immer prägen.—
        Gibt es nicht eine neue Prägung? bei negativen Erinnerungen? Wie sieht es aus mit ,,Vergebung“ und Neuanfang.
        —andere Menschen stehen Modell für das was Gott für uns sein will.—
        Auch das hält dem Ernstfall nicht stand. Du sagst selber, das würde den Menschen überfordern, also muss ein Fundament her, worauf ich mich 100% verlassen kann!

        1. Hallo Lilli,

          warum gehst Du mARI eigentlich derart an? Könntest Du bitte mal erklären, was genau Dich stört?

          Ich jedenfalls verstehe Deine Kritik und Deine Formulierungen nicht. Was meinst Du damit, Du willst Jesus erleben und nicht andere Menschen? Wie kann ich mir das vorstellen? Er ist ja schließlich „zu den Himmeln“ aufgefahren. Wie kann man ihn Deiner Ansicht nach dann hier und jetzt erleben?

          Was meinen „fromme“ Christen eigentlich immer, wenn sie sagen, sie sind Jesus begegnet? Die wenigsten hatten das, was man eine Vision nennen würde. Aber andere Menschen oder biblische Zeugnisse scheinst Du auch nicht zu meinen. Wie sieht denn dann die oft beschworene „persönliche Beziehung zu Jesus“ aus? Du mahnst bei mARI Konkretes an, bist selber aber nicht minder unkonkret.

          „… wenn Menschen versagen, und Gott ,,nur” größer ist, mir aber weiter nichts zu sagen hat, dann bin ich ganz schön aufgeschmissen.“

          Richtig, so ist das manchmal. Daher haben Menschen durchaus auch Lebens- und Glaubenskrisen. Manche nennen es das „Schweigen Gottes“ oder die „Dunkle Nacht“.

          Dass Gott größer ist, hat für mich nichts mit „nur“ zu tun. Es ist die ehrfurchteinflößendste Erkenntnis, die man meiner persönlichen Erfahrung nach überhaupt haben kann.

          Was ist das überhaupt für eine Formulierung? „Versagen“?
          Du scheinst sehr fordernde Ansprüche zu haben, jedenfalls gegenüber Menschen… Auch an Dein Gottesbild?

          „Wo finde ich denn hierbei eine Orientierung für mein Leben?“

          mARI ging es, wenn ich sie richtig verstanden habe, konkret um Trost, nicht um Orientierung. Wenn Du nach Orientierung suchst, wäre es gut, auszubuchstabieren, wovon genau Du sprichst. Moral? Heilsgeschichtlicher Fahrplan? Etwas ganz anderes?

          „Gibt es nicht eine neue Prägung? bei negativen Erinnerungen? Wie sieht es aus mit ,,Vergebung” und Neuanfang.“

          Das ist eine Zusage Gottes, die sich in der Regel nicht holterdipolter realisiert. Und so, wie Du es formulierst, habe ich fast den Eindruck, da stehen quasi-magische Vorstellungen dahinter… Übergabegebet und *zack* alles ist gut?

          „… also muss ein Fundament her, worauf ich mich 100% verlassen kann!“

          Du scheinst da sehr genau Vorstellungen zu haben über Gott. Und möglicherweise Forderungen an ihn bzw. an Glauben. Würdest Du das bitte näher erklären? Ich verstehe nicht, was genau Du meinst.

          Für mich persönlich ist Gott übrigens nicht nur die Liebe, sondern auch transzendent und „überbegreiflich“. Daher wäre ich eher zurückhaltend mit solch starken Aussagen…

          Danke schonmal vorab & viele Grüße
          Ina

          1. Hallo Ina,
            Also, ich habe meine Fragen und Bemerkungen nicht direkt an die Person mARi gestellt, sondern es waren Fragen mit ,, offenem“ Ausgang. Fragen die sich schon viele Menschen in ihrem Leben gestellt haben und sich nicht mit oberflächigen Antworten zufrieden geben wollten, so, du unterstellst mir hier allehand und schiebst die Vorurteile gleich hinterher.
            Du veränderst auch den Inhalt von dem was ich gesagt habe, z.B. …was meinst du damit: Du willst Jesus erleben, und nicht andere Menschen?… Lies nochmal nach, was ich wirklich geschrieben habe. Du machst hier deine ganz eigene Geschichte , das kam in den kurzen Kommentaren von mir alles gar nicht vor, Forderungen an Menschen und evtl. an Gott usw.
            Ich habe Fragen aufgeworfen denen man ,,nachdenken“ kann, um dann gemeinsam darüber ins Gespräch zu kommen, mehr is hier nicht, was du daraus machst übertrifft das was du mir hier alles vorwirfst bei weitem.
            Trost, ist schon in der Bibel nachzulesen, ein tiefes Bedürfnis von Menschen, was auch häufig in den Psalmen vorkommt, da frag ich mich was diese selbstbeschäftigung von widersprüchlichen Gedanken hier für eine Berechtigung haben. Ich denke doch nicht , ihr seid kleine Gören, die meinen die Welt wäre ein großes Sonnenstudio, und man könnte sich ein paar schöne Gedanken über Gott machen.
            …du scheinst fordende Ansprüche zu haben, jedenfalls gegenüber Menschen,…..,ist also geklärt, es geht hier nicht um fordern, es geht um gemeinsamen Austausch.
            ….wie die oft beschworene Beziehung zu Jesus aussieht?….
            forderst du jetzt Rechenschaft von mir? od. willst du wissen was ich damit meine, ,,ich suche Jesus“?
            ….du mahnst bei mARi Konkretes an….. ich mahne an?? was liest du denn da.
            ,,Vergebung und Neuanfang“………Übergabegebet und zack alles ist gut?…….
            Man weiss doch aus der Psychologie, das für Menschen mit schweren traumatischen Erinnerungen, neue Systeme entwickelt werden, die das Trauma blockieren um Erinnerungen ansatzweise zu löschen od. auf eine neue Ebene zu verlagern,( mal schlicht ausgedrückt) Gott kann den Menschen vollständig heilen, aber auch das läuft meißtens in längeren Prozessen ab, hat also erstmal nichts mit ,,Übergabegebet“ zu tun.
            Es ist nicht ungewöhnlich das Menschen versagen, und ich fordere nicht weil ich niemanden überfordern will. Kein Mensch kann die Lasten eines anderen bis ins letzte tragen, es gibt grosse und schwere Nöte, da kann nur Gott helfen, ,,wie kann ER helfen? Wenn ich ihn kennnenlerne, Ihn beim Wort nehme und vertraue, das gibt meinem Leben Trost, Orientierung und Halt.
            Schon merkwürdig, das du dich wegen ein paar Worten von mir, so herausgefordert fühlst.
            ….von Gott fordern? wie kann man das so missverstehen, es geht doch darum, wem ich mein Vertrauen schenken will.
            So, jetzt kannst du dich aufregen, bei meinen jetzigen Aussagen hast du hier und da vielleicht Grund dazu!

        2. Hallo Lilli,
          Ich versuche noch mal, mich genauer zu erklären und auf deine Anfragen zu antworten.

          „Wo finde ich denn hierbei eine Orientierung für mein Leben? Dass Gott größer ist als alles……? das brauch ich aber im ,,Notfall” genauer, denn wenn Menschen versagen, und Gott ,,nur” größer ist, mir aber weiter nichts zu sagen hat, dann bin ich ganz schön aufgeschmissen.“

          Nun, ich meinte es konkreter, als es hier klingt. Wieder am Beispiel Trost: Ich meine, dass ich an anderen Menschen lernen kann, was Trost bedeutet; trotzdem kann ich mich (grundsätzlich, aber vielleicht besonders dann, wenn ich von Menschen enttäuscht werde) daran festhalten, dass der Trost Gottes größer ist im Sinne von verlässlicher, beständiger, usw. Das kann doch eine recht konkrete Sache im persönlichen Erleben sein und mir sehr viel zu sagen haben, oder?

          „Gibt es nicht eine neue Prägung? bei negativen Erinnerungen? Wie sieht es aus mit ,,Vergebung” und Neuanfang.“

          Doch, definitiv. Ich meine sogar, dass der christliche Glaube das Potential hat, zu so einer positiven (Um-) Prägung viel beizutragen. Ich meinte das auch nicht zwingend negativ. Wer beispielsweise aus einer liebevollen Familie stammt, hat unschätzbare Ressourcen für sein restliches Leben – auch (aber nicht nur) für sein Glaubensleben. Denn hier kann man in Bezug auf seine Gottesvorstellung auf positive Modelle zurückgreifen. Negative Erfahrungen können entsprechend sehr hinderlich in der persönlichen Entwicklung sein; aber wenn sie gut verarbeitet werden, haben sie ja trotzdem das Potential, zu einer Ressource zu werden. So oder so werden uns diese Erfahrungen ein Leben lang begleiten, weil sie ein Teil unseres Lebens sind. Aber das muss nicht negativ sein.

          „Auch das hält dem Ernstfall nicht stand. Du sagst selber, das würde den Menschen überfordern, also muss ein Fundament her, worauf ich mich 100% verlassen kann!“

          Nun ja, hier ist wohl am ehesten der Punkt, in dem wir uneins sind. Ich sehe das als ein Spannungsfeld: Ja, der Mensch ist damit überfordert – und TROTZDEM denke ich, dass wir als Christen dieses Modell für andere sein sollen. Und zwar aus dem Grund, den ich weiter oben angeführt habe: Weil Worte an sich leer bleiben, wenn sie nicht mit Erfahrung gefüllt werden. Ich denke schon, dass es auch andere Arten gibt, Gott zu erfahren, z. B. Gotteserfahrungen, die sehr unmittelbar erlebt werden. Das scheint mir aber der wesentlich seltenere Fall zu sein.
          Und was deine Forderung nach 100%iger Sicherheit angeht: Ich kann dieses Bedürfnis sehr gut verstehen. Aber mit 100%iger Sicherheit in religiösen Fragen wäre ich immer vorsichtig. Ich bin mir nicht sicher, ob es so etwas gibt. Natürlich gibt es Zusagen in der Bibel, die wir voll und ganz für uns in Anspruch nehmen dürfen und sollen. Beim Beispiel Trost: Gott will unser Tröster sein und daran darf ich mich auch festhalten und Gott sozusagen an dieses Versprechen erinnern. Aber was ist, wenn ich diesen Trost trotzdem nicht erlebe? Was nützt mir dann die 100%ige Eindeutigkeit als Fundament?
          Verstehst du, worauf ich hinaus will? Das Leben ist nie schwarz-weiß. Und der Ruf nach solchen absoluten Aussagen als „Fundament“ führen oft dazu, dass Menschen sie missbrauchen. (In unserem Beispiel: „Gott ist dein Trost. Punkt. Wenn du nicht getröstet bist, stimmt was nicht mit dir.“ )

  12. Ich erlebe in unserer (reichlich konservativen – oh nein! ;)) Freikirche teilweise Predigten die 50 Minuten dauern. Und Unsere Gemeinde genießt das. Es kommen sogar iranische Besucher, für die übersetzt wird, weil sie das Evangelium von Jesus hören. Gott hat sich nun mal das Mittel der Predigt ausgesucht, um den Menschen Jesus zu zeigen.
    Nichtsdestotrotz, die Beobachtung, dass Gottesdienst und Predigt häufig der Pflege einer bestimmten Gesinnung/Subkultur dienten und dienen, habe ich auch beobachtet. Das hat aber etwas damit zu tun, dass sich der Pietismus/Evangelikalismus (auch oder gerade in der selbsternannten „progressiven“ Form) von den Wurzel reformatorischer Frömmigkeit und Überzeugung entfernt hat. Beide Extreme predigen sehr oft wenig/billiges Evangelium mit manchmal sehr nett verpackter Form von Gesetzlichkeit, die man jedoch nicht mit der notwendigen Predigt des Gesetzes verwechseln sollte („Gott liebt dich: Jetzt häng dich voll rein für Jesus, denn er will durch dich was bewirken (progressiv)/Lass das. Denn ein Christ tut das nicht. (fundamentalistisch)“)

    Was auffällt: Fundamentalistische UND progressive Kreise werden aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen Herkunft (Romantik) dem biblischen Wort nicht gerecht, da sie es nicht auslegen und dann auf die konkrete Hörerschaft anwenden, sondern der eigene, situative Kontext die Bedeutung/Aussage des Textes bestimmt. Allein das Hüpfen zwischen Büchern, statt des fortlaufenden Auslegens und die einseitige Fixierung auf neutestamentliche Abschnitte sind symptomatisch dafür…Wir wollen uns der Theologie der Bibel nicht aussetzen, uns von der Bibel lesen lassen…Wie soll Gott uns aber sonst Jesus ähnlicher machen?

    Chrysostomus und Calvin z.B. legten fortlaufend Sonntag für Sonntag aus. In solchen Predigten bekommt die Gemeinde auch „Handwerkszeug“ (wie es eine Kommentatorin unter dem letzten Zimmer-Beitrag nannte) vermittelt. Durch die Predigten lerne ich sehr viel über grundsätzliche hermeneutische Fragen, etwa wie man die Botschaften der Propheten jenseits von evangelikaler Endzeit-Manie oder „progressivem“ Sozialaktivismus adäquat auslegt. Gerade das lernen viele „Liberale“ an der staatlichen Fakultäten nicht mehr (man denke bspw. an Engemanns homiletischen Ansatz – katastrophal). Zwar wird da gute Exegese betrieben, aber der Duktus von „liberalen“ ist oftmals der eines Zwei-Klassen-Pseuointellektualismus. Man gesteht der Predigt nicht mehr zu, lebendiges Wort des lebendigen Gottes an sein bedürftiges Volk zu sein. Im Gegensatz dazu kennen viele Konservative das Evangelium besser, aber schriftgemäße Hermeneutik ist oftmals nur rudimentär vorhanden. Hier wäre wesentlich mehr akademische/wissenschaftliche Aus- und Fortbildung von Nöten.
    Wir Menschen sind einfach groß im Blabla. Deshalb MUSS Gott im Gottesdienst zu Wort kommen dürfen. Das will er eben durch die Predigt. Eindeutiges Plädoyer für den Erhalt und die Verbesserung der sonntäglichen (Auslegungs-)Predigt.

  13. Zu dem was Gofi über die Prediger gesagt hat, zu denen auch von weiter weg Leute kamen, um die Predigten zu hören: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es da auch eine Rolle spielt, wie der Prediger als Person wahrgenommen/ welches Bild von ihm gezeichnet wird und dass in evangelikalen Kreisen auch Druck gemacht wird, in den Gottesdienst zu gehen oder diesen „besonders vollmächtigen“ Prediger zu hören, der absolut die Wahrheit sagt und ja schon soundso vielen Menschen Segen gebracht hat. Meiner Erfahrung nach gibt es Fälle, in denen die Predigten nicht besonders gut sind, weder inhaltlich noch sprachlich, sondern es wird einfach genug schlechtes Gewissen gemacht, wenn man nicht hingeht, oder man wird kritisiert oder sogar bedroht, wenn man äußert, dass man mit dem Prediger nicht viel anfangen kann, die Auslegungen nicht besonders gut gemacht findet und seine Botschaft einen persönlich nicht anspricht.
    Das fehlt, denke ich, in der Landeskirche (oder in „liberalen“ Kreisen), da darf man auch einfach mal nicht im Gottesdienst sein und muss sich nicht dem/der PredigerIn verpflichtet fühlen. Und darf individuell entscheiden, welche PredigerInnen man hören will und muss nicht mit der Gemeinde-Masse mitschwimmen.

    1. Naja…das biblische (alt- und neutestamentliche) Konzept von Predigt ist ja immer, dass ein Prophet (ja tatsächlich: Prediger sind Propheten; das bringt auch eine enorme Verantwortung mit sich) Gottes altbewährte Thora in die neue Situation des Volkes hineinbringt. Schau mal genau, welche Pronomina im Pentateuch, den Propheten und im NT (Evangelien und Briefe) genutzt werden. Gottes Verheißung gilt seinem Volk. Darum wünscht er sich, dass wir gemeinsam als sein Volk auf sein Reden hören. „Gemeinde-Masse“ klingt hier doch sehr abwertend.

      Dass viele Prediger ihrer Verantwortung nicht bewusst sind, gute Exegese und gute Predigtmeditation zu betreiben, ist klar. Aber das Auseinanderpflücken von Predigten, wie das „Progressive“ oft machen, führt ja nicht zu Vertrauen zu Wort und Person Jesu… Wie auch, wenn jeder individuell entscheiden muss, was für ihn „dran“ ist. Gottes Wort zielt nicht primär auf Information, sondern Transformation seiner Hörer.
      Natürlich besteht Gottes Volk aus Individuen und das müssen wir berücksichtigen, aber generell ist Jesus für seine Gemeinde in die Welt gekommen, um durch sie die Welt zu segnen.

      Fühlst du dich Jesus oder dem Prediger verpflichtet? Ein guter Prediger zeigt den Zuhörern die Schönheit, Liebe und Gerechtigkeit Jesu. Unserer Generation fehlt leider oft die Leidens- und effektive Lernbereitschaft…

      1. @Sosthenes
        Gemeinde-Masse war auch abwertend gemeint. Denn ich habe erlebt: wenn man nicht die Mainstream-Meinung zu einem Prediger teilt, dann bekommt man zu hören „Mit dir stimmt etwas nicht“, „es gibt bei dir etwas, was dich abhalten will von dem Segen dieses Predigers, denn uns bringt er Segen und wenn du ihn kritisierst, kritisierst du Gott“. Die Propheten im AT waren im Übrigen oft Gegner der Mainstream-Meinung und der aktuellen Mainstream-Gottesvorstellung und haben auch oft gegen andere „falsche Propheten“ gewettert 😉
        Ja, im AT hat man kollektiver gedacht als heute. Aber genauso gibt es auch viele Stellen, v.a. in den Psalmen, wo deutlich wird: Gott geht es um die persönliche, individuelle Beziehung zu uns. Gott sieht MICH als diesen einzelnen Menschen, der ich bin. Er hat mich im Mutterleib gebildet, er kennt mich usw. Nathan sagt zu David: DU bist der Mann. Da geht es um persönliche Schuld eines Menschen vor Gott.
        Und dann bei Jesus wird das nochmal getoppt: Er bietet nicht ein und dieselbe Heilung für alle Kranken an, sondern geht zu jedem einzeln hin und heilt ihn/sie so, wie er/sie es braucht. Er heilt sogar Menschen mit demselben Leiden auf unterschiedliche Arten. Und er fragt einen Kranken: Was willst DU, das ich dir tue? Der Kranke darf und soll individuell entscheiden, was für ihn „dran“ ist“!!!
        Es geht nicht um das Auseinanderpflücken von Predigten. Es geht konkret darum, das die Mainstream-Meinung besagt, dass ein Prediger besonders vollmächtig sei, aber ich entdeckt habe: eigentlich erzählt der immer dasselbe und alle seine Bibeltextauslegungen führen am Ende zum selben Fazit. Außerdem hat er nur ein begrenztes Repertoire an Bibeltexten und vieles kommt gar nicht zur Sprache. Und er redet immer mindestens 40 Minuten und ab Minute 20 wiederholt er das Meiste.
        Ich habe immer wieder erlebt, dass dieselbe Predigt bei verschiedenen Menschen unterschiedliches angesprochen hat. Woran das liegt? Eben daran, dass bei jedem gerade etwas anderes „dran“ ist, dass jeder woanders seine wunden Punkte hat und jeder anders geheilt werden muss. Und wenn ich merke: der Prediger redet immer nur über Dinge, die bei mir gerade nicht dran sind, die mich nicht ansprechen, aufrütteln und berühren, von denen ich nichts lerne, warum soll ich dann nicht einem anderen Prediger zuhören dürfen?
        Ich weiß nicht, was du meinst mit „fühlst du dich Jesus oder dem Prediger verpflichtet“. Seit meinen Gemeinde-Erlebnissen fühle ich mich keinem Prediger mehr verpflichtet – wenn er nicht etwas verkündigt, was mich Jesus näher bringt und mich Neues lernen lässt, brauch ich das ja auch nicht.

        1. Der Fokus auf ein minimales Repertoire an Predigtabschnitten ist ein großes Problem, das ich ja weiter oben tatsächlich schon benannt hatte. Die Alternative lautet back to the roots (altkirchliche u. reformatorische Praxis). Auch dass es es Jesus um dich/mich/ihn/sie geht ist doch klar…wobei deine Lesart der Heilungswunder nicht textgemäß ist (da geht es um Demonstration der Gottessohnschaft Jesu; schreibt Markus implizit in den ersten Versen seines Evangeliums).

          Ein guter Prediger kommt auch schlussendlich immer auf das eine Evangelium zu sprechen. Hier gilt es aber, die Fülle desselben in der Person Jesu aufzuzeigen. Das macht evangelische Predigt aus.

          Aber wir müssen nicht nur unsere Wunden heilen, sondern vor allem uns von unseren Sünden/bösen Einstellung wegbringen lassen. Ich bezweifle, dass wir das zulassen, wenn wir uns nicht in der heilsamen Gemeinschaft mit anderen (unvollkommenen!) Christen befinden. Jesus hat sich entschieden, sich dort durch sündige Menschen in menschlichen Worten zu offenbaren. Das zeigt etwas von seiner Demut, von der wir ethischen Solipsisten nur lernen können. Vllt ist da die erste Lektion, die wir bezüglich seiner Gemeinde von Jesus lernen müssen.

          1. @Sosthenes
            Weshalb ist die Lesart eines Textes, der die Heilung eines bestimmten Menschen beschreibt, als „Jesus hat diesen bestimmten Menschen geheilt“, nicht textgemäß? Klar sind die Heilungen ein Kennzeichen des Messias, aber dafür hätte es auch gereicht, wenn nur „Und Jesus heilte sie alle“ dagestanden hätte (was ja auch oft von den Evangelisten so oder ähnlich formuliert wird). Da hätte es diese Ausführlichkeit und die individuellen Darstellungen nicht gebraucht.
            Für mich ist Sünde das, was ich mit „wunde Punkte“ bezeichnet habe. Durch Sünde entstehen Wunden und durch Verwundungen, die uns zugefügt wurden, werden wir oft auch wieder schuldig an anderen (siehe z.B. der dt. Gebrauch des Wortes „verletzen“). Da überschneidet sich das körperliche Heilen mit dem Heilen der Seele und der Gottesbeziehung.
            Was dein Verweis auf ethischen Solipsismus an dieser Stelle zu bedeuten hat, erschließt sich mir nicht. Und auch nicht, warum du meinst, dass man nicht von seinen Sünden weggebracht werden kann, wenn man sich nicht in einer Gemeinschaft mit anderen Sündern befindet, was du offenbar damit gleichsetzt, dass man sich andere PredigerInnen anhört (was ja meistens auch einen Gemeindewechsel mit sich bringt, es sei denn, es gibt verschiedene PredigerInnen in derselben Gemeinde). Und dass Gemeinschaft auch alles andere als heilsam sein kann, kannst du in Berichten über geistlichen Missbrauch nachlesen.

      2. Hallo Sosthenes.
        Auf der einen Seite bemängelst du, dass Prediger mitunter sich ihrer Verantwortung eine gute Predigtmeditation zu betreiben nicht bewusst sind. Und du siehst es kritisch, dass Predigthörer gucken, was für sie „dran“ ist. Sehe ich das richtig? ich sehe da aber einen leichten Widerspruch in deinen Aussagen. Gerade in der Predigtmeditation geht es ja auch darum zu sehen, wer die Hörer sind und wie die Aussage des Textes zur Lebenssituation der Hörer passt. Der Prediger überlegt also konkret was für die Hörer „dran“ ist. Natürlich darf der Text nicht falsch ausgelegt werden, als Sprungbrett missbraucht, etc. Aber wenn ich als Prediger überlege was für meine Zühörer dran ist, dann darf und sollten die Zuhörer das doch ebenso. Und wenn ein Prediger eine schlechte oder gar keine Predigtmeditation betreibt ist es doch gut, wenn die Zuhörer überlegen was für sie gerade passend ist.

        1. Die „fromme“ Formulierung des „Dranseins“ wird i.d.R. eben so gefüllt, dass man sich selbst nicht vom Wort herausfordern lässt. Gottes Reden also im äußersten nicht auch skandalon und moria sein darf, sondern man sich der Herausforderung entzieht, indem man meint das sei „gerade nicht dran“.
          Entschuldige bitte, wenn ich mich da verkürzt und missverständlich ausgedrückt habe.

          1. Ein bisschen seltsam finde ich schon, was Du alles zu wissen vorgibst, was idR in Menschen vor sich gehen würde, wenn er oder sie irgendetwas sagt. Ich finde dich da ziemlich pauschalisierend.

            LG,
            der Jay

          2. Ja, das wundert mich auch, woher du so genau weißt, welche Motivation Menschen haben, wenn sie sagen, dass etwas für sie dran ist oder nicht.
            Das erinnert mich an die Menschen aus meiner alten Gemeinde, die sagten: Wenn dich diese Predigt nicht anspricht, stimmt etwas mit dir nicht und du WILLST dir einfach nichts sagen lassen…

          3. Hallo Sosthenes,

            Das Problem ist jetzt, das wir wahrscheinlich sehr unterschiedliche Menschen und Gruppen vor Augen haben. Meine Erfahrung ist, dass viele durchaus bereit sind sich herausfordern zu lassen. Nur dass sieht für jeden halt wieder unterschiedlich aus. Jeder steht in unterschiedlichen Lebenssituationen, jeder hat unterschiedliche Glaubensfragen.
            Stell dir doch mal eine Gemeinde vor, die gerade miterleben musste, dass ein Kind kurz nach der Geburt starb. Und von der Kanzel kommen aber in dieser Zeit nur Moralpredigten. Da würden alle in der Gemeinde ja zu recht sagen, dass diese Predigtthemen momentan nicht dran sind. Trostworte usw. wären ja offensichtlich dran. Mein Beispiel ist nun überdeutlich, aber grundsätzlich sind die Menschen doch durchaus in der Lage zu erkennen, was für Lebensfragen sie momentan haben und welche Predigtthemen momentan hilfreich wären. Da vertraue ich auf den Verstand und den Heiligen Geist.
            Und zum Begriff “ Skandalon“: der meint ja „das Wort vom Kreuz“, und das fordert meine gläubigen Predigthörer anders heraus, beziehungsweise ist nicht mehr so anstößig, wie es vor der Bekehrung war. Also diesen Begriff auf Gläubige Zuhörer zu beziehen ist ein Anachronismus.

  14. Gibt es eigentlich irgendeinen Grund per Paypal zu spenden? Ich vermute vielen ist nicht bewusst, dass das Geld dann nicht vollständig bei Hossa-Talk landet, sondern Paypal ein paar % für sich behält. Vielleicht solltet ihr das auch auf der Spendenseite schreiben, denn ich glaube viele wissen das nicht.
    Das beste ist eine Bank-Überweisung bzw. Dauerauftrag.

  15. Spannendes Thema!
    Ich denke dass die Predigt nach wie vor ihre Berechtigung hat, denke aber auch, dass sie in der klassischen Form durch Podcasts und Co sie an Bedeutung im Gottesdienst verliert.

    1. Ich glaube wir könnten hier noch mehr unterschiedliche Formen ausprobieren, z.B. mehr dialogische Formen, das ist ja etwas was ein Podcast oder Buch nicht bieten kann. Z.B. kann man auf euren Live-Talks ja auch Fragen stellen. Man könnte die Diskussion auch noch stärker öffnen, etwa mit der Fishbowl, was beim Soziopod Live auch gut funktioniert. => https://de.wikipedia.org/wiki/Fishbowl_(Diskussionsmethode)

    2. Eine Predigt erfordert ja nicht nur theologische Kenntnisse, sondern die Theologie soll ja auch angewandt werden, daher sollte eine Gemeinde auch das Know-How der Nicht-Theologinnen anzapfen (Erzieher, Informatikerinnen, Unternehmer, …). Das heißt nicht, dass jeder von denen gleich eine komplette Predigt ausarbeiten soll, aber über dialogische Formate könnten diese Leute eingebunden werden bzw. könnten sie sich auch selbst aktiv beteiligen.

  16. Hallo Lilli,

    Du hast direkt auf mARI reagiert. Wie soll ich da auf die Idee kommen, dass Du das „allgemein“ meinst? Und wenn man in ein Gespräch kommen will, formuliert man das normalerweise etwas einladender.

    Deine Art zu schreiben fand ich enorm fordernd, daher meine Schlussfolgerungen, dass Du womöglich auch sonst fordernd bist.

    Meine Fragen an „evangelikale Frömmigkeit“ sind ernst gemeint. Ich habe z.B. immer noch nicht verstanden, was Du mit Orientierung meinst und warum mARIs Gedanken Deiner Ansicht nach so daneben liegen.

    „Trost, ist schon in der Bibel nachzulesen, ein tiefes Bedürfnis von Menschen, was auch häufig in den Psalmen vorkommt, da frag ich mich was diese selbstbeschäftigung von widersprüchlichen Gedanken hier für eine Berechtigung haben. Ich denke doch nicht , ihr seid kleine Gören, die meinen die Welt wäre ein großes Sonnenstudio, und man könnte sich ein paar schöne Gedanken über Gott machen.“

    Aha, ich schwebe also in der Gefahr, eine „kleine Göre“ zu sein, die die Welt als „Sonnenstudio“ missversteht? Oder wer und was ist hier jetzt gemeint???

    Ich komme bei Dir nicht mit, tut mir leid.

    Viele Grüße
    Ina

  17. Bin jetzt erst ganz durch mit der Folge … und muss rasch noch was klarstellen: Der berüchtigte pastorale Sing-Sang-Ton wird unsereins (= landeskirchlichen Pfarrer/-innen) NICHT offiziell beigebracht! Allenfalls hört man ihn irgendwo und denkt dann, man müsse so reden (übrigens erwarten das auch nichtkirchliche Kreise oft …). Aber die kritische Selbstreflexion hat Gott sei Dank auch in den Predigerseminaren usw. zunehmend Einzug gehalten …

  18. Ich glaube das Wort Gottes als liebevolle Einladung ist zeitlos. Ich erlebe es in England jede Woche wie Gemeinden wieder voll werden.

    Ich hab manchmal den Eindruck, dass wir als deutsche alles zerdenken mit Sätzen wie „das Zeitalter der Predigt ist vorbei“ während in vielen Teilen der Welt Gemeinden wachsen und Leute einfach Bock drauf haben.

    Den Konkurrenz Gedanken verstehe ich. Aber ich glaube, dass Gottes Liebe und sein Wirken egal ob auf ner fetten Konferenz von nem top Redner oder in ner kleinen Dorfkirche von einem laienprediger presentiert immer anziehend für Menschen ist. Gott redet durch alle Elemente des Gottesdienstes. Aber ich glaube es ist was besonderes wenn man zur Ruhe kommt und einem Menschen zuhört. Das kann man nicht ersetzen.
    Ich liebe worship / Lobpreis Gibts übrigens nicht erst seit 20 Jahren 😉 ) spiele regelmäßig Konferenzen und leite selbst worship. Aber so gern ich das mache: ich sehe den Lobpreis immer als vor und Nachbereitung der Predigt. Ich erlebe es jede Woche wie gut das funktioniert. Schade, dass es vielen nicht so geht.
    Für mich liegt’s nicht an der Predigt sondern wie sie gehalten wird.

    Für mich ist die Vermittlung von Informationen schön aber nicht das einzige Motiv. Das was mein Leben verändert, ist wenn mich eine Predigt mich in eine Beziehung zu Gott führt.
    Bei dem Gedanken: „das Wort Gottes wurde inzwischen ja weitestgehend ausgelegt und wir wissen die meisten Sachen“ (sinngemäß) kann ich gar nicht mitgehen. Ich glaub auch wenn ich schon lange Christ bin kann ich immer noch was mitnehmen und lernen.

    Mein Tipp:
    John Mark Comer von Bridgetown Church in Portland. (Nicht meine Gemeinde) Wer das hört und sagt, dass Predigten heute nicht mehr relevant sind… naja gut schade. Die Predigt wird diese Gedanken aber locker überdauern 😉

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