Interessanter Talk, insbesondere für einen Hauptamtlichen ;-).
Ich glaube, jede Gemeinde / Kirche braucht einen gemeinsamen Nenner, der auch klar formuliert sein muss. Die Frage ist halt immer, wie weit oder wie eng man das formuliert. Da gibt es Menschen, die wollen es sehr offen und andere brauchen ein eher engeres Gemeindeleben, weil sie ihnen Sicherheit gibt. Solange man den anderen nicht versucht das Eigene überzustülpen oder den Glauben abspricht kann ich sehr gut mit allen Formen von Kirche leben.
Aber jetzt mal an alle, die sich eine Hossa-Kirche wünschen: Ihr glaubt gar nicht, wie bunt die Positionen der Menschen in den Gemeinden mitunter sind. Da gibt es natürlich immer die „Lautsprecher“, die die Gemeinde auf Kurs halten, aber es gibt auch viele, die sich Veränderung und mehr Offenheit wünschen. Wenn ihr also in einer Gemeinde seit, und euch mehr Offenheit, Toleranz usw. wünscht, gibt es da meistens auch Leute, die ein ähnliches Anliegen haben. Mit denen zusammen ist dann unter Umständen auch Veränderung möglich. Und wenn das alles nichts nützt, dann macht doch euer eigenes Ding, eure eigene kleine Gemeinschaft. Die muss ja nicht unbedingt Hossa-Kirche heißen ;-), aber da ist doch nichts gegen zu sagen, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammen tut.
Lieben Gruß Daniel
Kathrin
Frohes Neues an alle Hossarchist*innen!
Danke für den interessanten Talk, wir bauen ja alle zusammen am Schiff, das sich Gemeinde nennt, da ist es gut und wichtig, sich über die Vorstellungen dazu auszutauschen.
Etwas kritisch bin ich hinsichtlich der Diversität einer Hossa Kirche, bisher habe ich den Eindruck, dass wir Hossarchist*innen alle recht ähnlich ticken, bisschen linksversifft, tendenziell auf Toleranz, Nächstenliebe und viel Gnade gepolt. Ich bezweifle, dass anders Denkende, Christ*innen mit einer aus unserer Sicht engeren Auslegung der Bibel zB, sich überhaupt zu ‚unserer Kirche‘ eingeladen fühlen würden.
Das kann aus meiner Erfahrung am ehesten die Volkskirche leisten. Ich jedenfalls erlebe in meiner Ortsgemeinde (noch) Vielfalt und ‚Reibung‘ in geschwisterlicher Liebe.
Die Form der Treffen erlebe ich hier allerdings als problematisch bis abschreckend. Ihr kennt das, Gottesdienste am SonntagVormittag in ‚Frontalunterricht‘ Form, teils schwierige Sprache etc.
Das wünschen wir uns für die Hossa Kirche anders.
Aber wie genau?
Welche Form, welche Häufigkeit, welche Örtlichkeit, welchen Ablauf sollen unsere Treffen haben?
Ich fand, dass Ihr im Talk eher auf der Meta Ebene geblieben seid. Das war total interessant und für die Entwicklung einer fiktiven Gemeinde auch wichtig. Mich hätte aber das Konkrete, die Umsetzung auch noch interessiert. ZB die Frage, ob eine Liturgie auftauchen soll, in Bibel gelesen wird und wenn ja, wie, was genau gemeinsam erfahren wird.
Vielleicht gibt’s ja nochmal ne Fortsetzung ?
Liebe Grüße und herzliche Segenswünsche für 2020, Kathrin
Ich bin auch bei der Diversität etwas skeptisch, obwohl ich sie mir gleichzeitig wünsche. Aber aus einem anderen Grund: Wer bei Hossa landet hat ja nicht selten einiges hinter sich, gemeindetechnisch. Und da spielen auch ziemlich üble Verletzungen eine Rolle, wie sie auch immer im Einzelnen aussehen, bis hin zu posttraumatischem Stress. Ich finde, da sollten die Betroffenen auf jeden Fall auch die Möglichkeit haben, sich zu erholen und eben nicht schon wieder mit denselben Leuten vom selben Schlag und denselben Sprüchen und Maschen klar kommen müssen. Also ich finde, Diversität grundsätzlich ja, aber dann bitte auch die Möglichkeit, gewissen Leuten für eine Zeit aus dem Weg zu gehen. (Zum Beispiel, indem man mitbestimmen darf, mit wem man im Hauskreis ist.)
Lars
HUHUHUHUAAAA!!!
Musste bei ungefähr Minute 51 voll loslachen…„Der Gott im Brot“…
Hab mir dann bildlich vorgestellt wie beim Abendmahl ein riesiger Leib Brot auf den Tisch kommt und dann aufbricht und der Herr Jesus erscheint…
Da ist mir wohl meine Fantasie durchgegangen…
Habt ihr mal den Film „die zwei Päpste“
bei Netflix gesehen?
Dort zoffen sich Papst Benedikt XVI und der argentinische Kardinal Bergolio (der jetzige Papst Franziskus) über die Neuausrichtung der katholischen Kirche…Der eine (Bergolio) wirft dem anderen (Benedikt)vor ,Mauern um die Kirche zu errichten,so dass die Menschen
keinen Zugang mehr zu ihr finden….Benedikt verteidigt ebendiese Mauern,weil sie von Nöten wären um die Kirche vor schädlichen Einflüssen von außen zu bewahren….Sie geben ihre Positionen nicht auf … und dennoch laufen sie nicht voreinander weg und lernen den anderen mit all seinen Hintergründen besser verstehen und kennen…Faszinierend!!! Empfehlenswert zu schauen!!! Live long and prosper!!!
Conny R.
Hallo ihr Hossa´s allen ein gutes neues Jahr.
Muss Kathrin zustimmen, das eigentliche Thema wurde nur sanft gestreichelt. Daher denke ich das war nur der Prolog zum Thema. Habe mir selbst schon sehr viele Gedanken über das Thema gemacht. Was mich von der Hossa Kirche jetzt schon abhalten würde, wäre der Begriff Ältesten. Warum muss es das geben? Und dabei ist es egal wie es genannt wird, ob Leitungskreis oder Vorstand. Solange die Menschen darin als etwas besonderes (geistlicher) oder gar als Apostel gesehen werden.
Genauso geht für mich auf keinen Fall ein Hauptamtlicher (Geistlicher) Leiter. Natürlich darf bei einer größeren Gruppe der Hausmeister bezahlt werden. Das gleiche gilt auch für die Putzfrau des Gebäudes. Klar ist es einfacher und billiger von der Kanzel herunter dies als besondere Gabe zu predigen. Aber sowas darf es in meiner Hossa Gemeinde nicht vorkommen. Überhaupt würde es gar keine Predigten geben. Wie sollte mir ein Theologe etwas über meine persönliche Beziehung zu Gott sagen können. Zwei meiner Kinder haben erst eine Predigerausbildung gemacht und anschließend noch Theologie studiert. Wenn ich da höre was auf den Predigerschulen oder auf den Universitäten erzählt wird, wundert es mich schon sehr was die Prediger oder Pfarrer dann von sich geben trotz besserem Wissen. Übrigens haben meine Kinder, Gott sei Dank, inzwischen einen anderen Berufsweg eingeschlagen.
In der Hossa Gemeinde würde ich mir wünschen wie im Talk angedeutet das die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht irgendein Gemeindesystem. Ich denke das es Jesus auch um die Menschen gegangen ist und nicht um eine Organisation. Ich war einmal in einem Hauskreis wo genau dies praktiziert wurde. Bis ein Neuer kam dem die Regeln fehlten, das heißt 10 Minuten persönlich reden, 10 Minuten singen, 45 Minuten geistlicher Vortrag, heim gehen. Die Folge war das der Hauskreis kaputt ging.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber eine gute Zusammenfassung, Grundlage für eine Hossa Gemeinde, finde ich bittet das Buch „Schrei der Wildgänse“
Gruss Conny
T. Kroll
Gemeinsam Essen und Abendmahl feiern. Ich kann mir gut vorstellen, von da aus christliche Gemeinschaft und „Gottesdienste“ zu leben. Über Gott und mit Ihm reden würde sich von selbst ergeben. Und wenn es wie eine Party organisiert ist, gibt es auch Musik.
Chris.Q
Hallo Hossarchist*innen!
Ich musste in dem Teil über Leitung immer wieder an das Buch „Reinventing Organisations“ https://www.reinventingorganizations.com/ denken und fände es wirklich spannend mal zu überlegen was passieren würde wenn Leitung in Kirchen nicht mehr an einzelnen Personen hängen würden. Sondern auch die Leitung in Gemeinden ein organischer Prozess wäre, an dem jeder partizipieren kann.
Reverend Mole
Im Bund Freier evangelischer Gemeinden ist die Mitgliederversammlung das eigentliche Leitungsorgan der Gemeinde. Alle wichtigen Angelegenheiten sollen in der Mitgliederversammlung beschlossen werden. Es hat also jeder die Möglichkeit zu partizipieren. In der Praxis ist es dann aber alles andere als spannend, weil es dann doch auf einzelne Personen hinausläuft, nicht immer weil diese Personen so dominant sind, sondern weil viele froh sind, dass es gemacht wird.
Lieben Gruß
Daniel
Chris.Q
Da habe ich mich vllt. falsch ausgedrückt. Ich fand den Gedanken, dass es keine Hirarchien in der Gemeinde geben soll sehr charmant. Dennoch müssen ja gewisse Rollen in einer Gemeinde vorkommen und ausgefüllt werden. Mein verweiß auf das Buch, in dem es auch um Holocracy (https://www.holacracy.org/) geht, meinte zusätzlich zu dem, dass jeder partizipieren kann auch das es eine flache Struktur ist.
Reverend Mole
Ich habe eben nur mal den Wikipediaartikel zur Holokratie gelesen, und der Kritikpunkt in dem Artikel ist ja genau das was ich oben geschrieben habe: es bilden sich unter Umständen informelle Hierarchien. Und genau das ist das Problem. Flache Hierarchien mit den falschen Personen sind m.E. schlechter als ein System mit einer ausgeprägten Hierarchie, die aber aus den richtigen Personen besteht.
Mir ist da eine klare ersichtliche Hierarchie lieber, als eine flache Struktur, wo aber am ende doch bestimmte Personen die die Fäden in der Hand haben, es aber nicht ersichtlich ist.
Liebe Grüße
Daniel
Chris.Q
Da hast du Recht. Ich wollte auch nicht sagen, dass es einfach wäre bzw. dass es Die Lösung ist. Es ist ein New Work Vedanke der versucht klassische Hirachien unnötig zu machen.
Gerade bei den informellen Strukturen kommt es dann auf die Prozesse an und auf die eigene Person und den Willen genau da eben anders zu wirken. Etwas nur abzulehen, weil es Fallstricke hat finde ich schwierig. Man könnte auch eine Liste mit Kritikpunkten an klassischen Leitungsstrukturen anbringen. Das du dich darin wohl fühlst ist voll in Ordnung und auch legitim.
Ich glaube, dass eine solche alternative Leitungsstruktur eine Chance verdient hätte und ich glaube, das sie viel Energie freisetzten kann! Und ich würde mich darin denke ich sehr wohl fühlen.
Reverend Mole
Wohl fühlen tue ich mich darin nicht, ich sagte es „ist mir lieber“, weil ich eben die Erfahrung gemacht habe, dass es Personen gibt, die die Fäden in der Hand haben wollen. Und wenn die dann nicht die ehrenwertesten Motive haben ist es m.E. leichter in einer bestehenden Struktur damit umzugehen. Ich formuliere zum Beispiel mit jeder Leitung, mit der ich zusammenarbeite einen Kodex, nach dem wir arbeiten wollen. In meiner letzten Gemeinde hatte ich dann sie Situation, dass ein Leiter etwas „quer geschossen“ ist. Da konnte ich dann mit dem Kodex argumentieren. In flachen Hierarchien wirst du aber schwer solche Menschen unter einen Verhaltenskodex bekommen, da sie mehr aus dem Schatten heraus agieren. Das muss nicht so sein, ist aber oft so. Es gibt halt überall sogenannte Machtmenschen, die sich natürlich klassische Hierarchien zu nutze machen. Aber ich denke, dass eine gute Struktur dem Vorbeugen kann, nicht die Hierarchie an sich ist schlecht, sondern oft fehlen Sicherheitsmechanismen. In einer Gemeinde, wo ich wüsste, dass es keine Machtmenschen gibt, braucht es glaube ich wirklich kaum Hierarchien, und das wäre mir wirklich das liebste, aber das gibt es leider selten.
Lieben Gruß Daniel
Conny R.
@flache Hierarchien mit den falschen Personen …
@ausgeprägten Hierarchie, die aber aus den richtigen Personen
Das kann man auch umdrehen!
Im Gegensatz zu deinen Erfahrungen habe ich die allerschlechtesten Erfahrungen in einer Gemeinde gemacht die extrem ausgeprägte Hierarchien hat. Danach war ich für kurze Zeit in einer FEG aktiv. Und ja da waren die Mitgliederversammlungen angenehmer als in der süddeutschen Gemeinschaftsbewegung, aber dennoch waren auch dort ungute Machtstrukturen vorhanden. Und wie ich es empfand ging es nur um die Gemeinde, und nicht um die Menschen dort. Sie gehörten zwar dazu waren aber nicht der Mittelpunkt.
@in einer Gemeinde, wo ich wüsste, dass es keine Machtmenschen gibt, braucht es glaube ich wirklich kaum Hierarchien… -> 100 Punkte
Gruß
Conny
Reverend Mole
Hallo Conny,
ich habe auch schlechte Erfahrungen mit ausgeprägten Hierarchien gemacht. Ich würde es mal so sagen: Für mich ist nicht die Frage, ob Hierarchien gut oder schlecht sind, dass kommt immer auf die Menschen an. Unter Umständen können Hierarchien aber auch nützlich sein, um eben Menschen mit negativen Verhaltensweisen zu bremsen. Genauso wie sie halt auch missbraucht werden können.
LG Daniel
tumnus
Ich kann als älterer Mensch Vielem, was ich da höre, von Herzen zustimmen! So sollte Gemeinde sein. Ansatzweise erlebe ich das in meiner Kirche und bin dafür sehr dankbar. Ich habe darauf gewartet, dass Ihr auf das Abendmahl als Zentrum kommt. Genauso ist es bei uns – da stehen die unterschiedlichsten Menschen im Kreis mit völlig unterschiedlichem Verständnis dessen, was da abläuft. Ich schau in die Runde und denke: Wie schön – diese völlig unterschiedlichen Menschen stehen dicht beieinander, reichen sich die Hände, sind für diesen Moment eine sichtbare Einheit. Leider fällt bei euch der Satz: In der Kirche im Kreis ist das leer. Nein, das muss nicht so sein. Liturgische Formen können sinnvoll gefüllt werden. Wir diskutieren in unserer Kirche viele Dinge nicht aus – das erscheint manchen als Nachteil, hat aber den Vorteil, dass wir vielen Menschen Heimat bieten können. Ich fürchte, eine „Hossa-Kirche“ würde aus lauter Hossaisten bestehen und dann doch wieder ziemlich einheitlich sein!
Das war nicht als allgemein gültige Aussage gemeint, sondern sollte bloß ausdrücken, was mir gegenüber immer wieder ausgedrückt wird. Viele empfinden anscheinend die Abendmahlsfeier entweder als bedrückend oder als leeres Ritual. Das kann persönliche Gründe haben, an einer schrägen Theologie liegen oder daran, wie die Feier gestaltet wird. Mir geht das selber nicht so. Deshalb stimme ich dir völlig zu, dass auch vorhandene liturgische Formen sinnvoll und mit Tiefe nicht nur genutzt werden können, sondern auch genutzt werden.
Andererseits scheint es mir vielen zu helfen, sich neu auf das Abendmahl einzulassen, wenn auch neue Formen dafür gefunden werden, die vorhandene Triggerpunkte eben nicht bedienen.
LG,
der Jay
Reverend Mole
Wäre das nicht mal ein Thema? Abendmahl: Inhalt und Form? Ich habe schon total schöne Abendmahlsfeiern erlebt und andere, die ich total blöd fand, inklusive derer, die ich selbst gestaltet habe.
Ich glaube im Abendmahl liegt sehr viel Potenzial, auf der anderen Seite ist es aber mitunter auch DER Streitpunkt.
Lieben Gruß
Daniel
Conny R.
Ich kann Daniel hier nur zustimmen. Das Abendmahl, das hat schon Klang. Aber warum. Was hat die Geschichte daraus gemacht? Wie wird es heute gelebt, oder gar missbraucht? Hab da auch schon einiges erlebt. Wie z.b. man nimmt es sich zum Gericht, oder ein ganzes Stadion scheint erfüllt zu sein vom Geist Gottes, oder der Pastor, Gemeindeleitung, bestimmt wer daran teil nehmen darf, usw…
Also bitte mal ein Talk darüber. Die Hossa Gemeinde würde sich freuen. ?
Gruss Conny
Katja
Au ja. Eine Hossa-Abendmahl-Folge. Mein Vorschlag: Mit Siggi und Markus. Und am Ende gibt’s nen live-Praxisversuch ?? ??
Conny R.
Meine Hossa Gemeinde!? Möchte mal ein paar Fragen stellen.
Will Jesus Gemeinde? Ging es Jesus um Gemeinde?
Will Jesus Organisation? Ging es Jesus um Organisation?
Will Jesus Hierarchie? Ging es Jesus um Hierarchie?
Brauchen die Menschen, wir, Gemeinde? Was ist Zweck und Ziel der Gemeinde?
Brauchen die Menschen, wir, Organisation? Was ist Zweck und Ziel der Organisation?
Brauchen die Menschen, wir, Hierarchie? Was ist Zweck und Ziel der Hierarchie?
Gruß
Conny
Reverend Mole
Das sind Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe. Momentan versuche ich diese Fragen für mich nicht von der Bibel her zu beantworten, sondern mehr von der Soziologie her. Interessant ist bei dem Thema der Soziologe Niklas Luhmann, der kurzgefasst davon ausging, das Menschen immer Strukturen bilden, die bestimmte Funktionen erfüllen, die das Leben erleichtern sollen. Momentan lese ich sein Buch „Funktion der Religion“, bin da aber noch nicht so weit, als dass ich da eine Quintessenz für mich raus ziehen könnte. aber wenn ich in die Bibel schaue sehe ich bei Jesus schon etwas, was ich erstmal ganz vorsichtig als „Gemeinschaft der Kinder Gottes“ bezeichnen würde. Jesus hatte ja mehr Nachfolger als die 12 Jünger, aber mit diesem 12er-Kreis wollte er ja die Erneuerung des Gottesvolkes deutlich machen, die Jünger symbolisieren dabei die Stämme Israels. In wie weit das, was Jesus sich gedacht hat dem heutigen „System Gemeinde“ entspricht, und welche Form dem am nächsten kommt, ist nochmal eine andere Frage, da habe ich an vielen Punkten auch so meine Zweifel.
Zum Thema „Hierarchien“ ist Michel Focault ganz interessant, der „Macht“ als etwas fluides versteht. Wird jemanden Macht genommen entsteht kein Machtvakuum, sondern die Macht liegt dann woanders, oder bei jemand anderen. Um nochmal auf Luhmann zurückzukommen machen Strukturen also Sinn, die die auch die Funktion haben Macht zu ordnen oder zu lenken. Da müssen wir ja nur mal an die Gewaltenteilung denken, die ja überaus sinnvoll ist.
Lieben Gruß
Daniel
Conny R.
Das Strukturen notwendig sind ist mir schon klar. Ohne funktioniert das miteinander bei uns Menschen nicht. Jeder Mensch macht sich automatisch Strukturen das fängt schon beim führen des Haushalts an und bei der Arbeit geht es dann weiter, usw…. Und daraus ergibt sich auch zwangsweise eine Form von “Machtsystem“. Wie auch immer das gelagert ist. Das passt auch alles für mich.
Mein Problem fängt an wenn dies dann vergeistlicht wird. Z.B. Ein Leiter hat die Verantwortung in der Gruppe und somit auch “Macht“, ok. Wenn jetzt aber diese Position oder das Amt (Aufgabe) vergeistlicht wird, indem man sich bei Entscheidungen bezüglich einzelner Personen oder Gemeindeangelegenheiten auf Gott bezieht. Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Es kommt dadurch eine Instanz ins Spiel welche es den anderen fast unmöglich macht zu widersprechen.
Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Will damit sagen das es prinzipiell egal ist ob die Struktur flach oder hierarchisch
Ist solange sie nicht vergeistlicht wird.
Gruss Conny
Tumnus
Zu all diesen Fragen ein Buch: Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? von G. Lohfink
ein Mensch
War heute im Allianz Gottesdienst. Da wurde das sehr schön betont : eine Wilkommenskultur zu haben, die alle Menschen miteinschließt.
Auch im Gottesdienst selber hat man sich aufgehoben gefühlt egal ob evanhelisch oder katholisch, man hatte Gemeinschaft.
Aber ist auch noch mal was anderes, weil es eher ein einzelnes Projekt ist.
Aber zwischendurch dachte ich ich bin bei Hossa Talk im Praxisseminar 😉
Patrick Rabe
Moin aus Hamburg.
Es steht noch. (Wahrscheinlich, weil ich da wohne). Verblüffender Weise ist es aber auch noch da, wenn ich mal nach Schleswig Holstein entweiche. Ich hätte euch gerne in Berlin beehrt. War kurz davor, es zu machen, auch weil ich ahnte, dass das ein tolles Event nach meinem Geschmack werden könnte. Freue mich auf denTalk von dort. Und lasst euch bloß nicht kaufen. Den reichen Amerikaner, der immer alle Kirchen kauft und in ihr eigenes Gegenteil verwandelt, kenne ich. Es ist Johnny Controlletti. Der hat auch damals die Lindenberg-Kirche gekauft, und Udo dazu verdonnert, einen Song über ihn zu schreiben. Das ganze kann man im zur Zeit laufenden Udo-Lindenberg-Film anschauen. Für Christen äußerst interessant. Sie dürften die einzigen sein, die die ganzen versteckten Anspielungen verstehen. Naturalistische Udo-Fans hingegen werden vergeblich auf Schlüsselgestalten wie Marius Müller-Westernhagen, Otto oder Thomas Kretschmer warten. Es geht vielmehr um das Evangelium nach Udo und die Aussöhnung mit dem Vater, der in mehreren Gestalten immer wieder auftaucht. Verblüffender Weise ebenso wie Leute mit Apostelnamen und verschiedenen Hure-Babylon-Gestalten. Und wir sehen, wie LSD in Wein und dann in Schnaps verwandelt wird.
Cheers, Patrick
Katja
Das Element „gemeinsam Essen/Abendmahl“ wäre für mich auch sehr wichtig.
Ich lese gerade das Buch „Heiliger Alltag“ von Veronika Smoor. Dort gibt es einen Abschnitt über Tischgemeinschaft, sozusagen eine Art Meditation über ihren Esstisch 🙂 Die hat mich sehr angesprochen. Hier ein Auszug:
„Irgendetwas hat Tischgemeinschaft an sich, das den Schleier herunterreißt und uns den anderen sehen lässt.
Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, verstreuten sich seine Freunde in alle Richtungen. Für sie war alles vorbei. Sie hatten einen Doppelpunkt erwartet, einen Auftakt zu etwas Großem, zur Befreiung, zur Errichtung eines neuen Königreichs. Aber stattdessen sahen sie einen großen fetten Punkt. Jesus ist tot. Ende.
Zwei von Jesu Freunden liefen zurück in ihr Heimatdorf, ins Gespräch vertieft. Jesus gesellte sich zu ihnen, aber sie erkannten ihn nicht. Ihr Blick war verschleiert. Sie standen noch völlig unter dem Eindruck des Erlebten. Jesus fragte nach, warum sie traurig waren und aus den beiden Männern brach alles heraus. Es war alles noch so frisch, die Enttäuschung, die Trauer, die Wunden. Während sie durch die judäische Wüste Richtung Heimatdorf wanderten, erklärte Jesus ihnen, warum der Messias leiden musste. Und dabei zitierte er die entsprechenden Stellen aus den Heiligen Schriften. Die Sonne färbte sich tieforange und stand schon am Horizont, als sie sich Emmaus nährten. Jesus wollte weitergehen, aber die beiden überredeten ihn, über Nacht zu bleiben. Gastfreundschaft ist im Orient bis heute eine der größten Selbstverständlichkeiten, über die nicht nachgedacht wird, sondern die man ohne Zögern anbietet. Und die einem manchmal penetrant aufgezwungen wird. Man hat gar keine andere Wahl, als Gastfreundschaft anzunehmen. Jesus kam also mit und sie setzten sich zum Abendessen an den Tisch. Jesus nahm das Brot, sprach ein Dankgebet und brach es in Stücke. Mit dieser Handlung, die er vor seinen Freunden schon Hunderte Male ausgeführt hatte, riss er ihnen den Schleier von den Augen weg. ‚Jesus!‘ Der Augenblick der Wahrheit. Und jedes Glücks. Es gab also doch einen Doppelpunkt.
Unser Esstisch ist nur ein stummes, altes, starres Möbelstück mit Geschichte. Und doch so viel mehr. Er ist mein Doppelpunkt. Auftakt zu Begegnung, zum Genuss, zu Heiligem. […] Gott verspricht uns, dass unser Tod kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt sein wird. Danach geht’s weiter. Endstation gigantischer Tisch, an dem wir Platz nehmen und feiern werden. Wo Jesus mittendrin sitzt, Brot und Wein weiterreicht und alle Tränen abwischt. […] In meinem Esszimmer geht’s oft unhimmlisch zu. Aber der Himmel blitzt durch, wenn sich der Schleier lüftet, wir uns ins Gesicht blicken, miteinander übers Leben lachen oder darüber weinen.“
Interessanter Talk, insbesondere für einen Hauptamtlichen ;-).
Ich glaube, jede Gemeinde / Kirche braucht einen gemeinsamen Nenner, der auch klar formuliert sein muss. Die Frage ist halt immer, wie weit oder wie eng man das formuliert. Da gibt es Menschen, die wollen es sehr offen und andere brauchen ein eher engeres Gemeindeleben, weil sie ihnen Sicherheit gibt. Solange man den anderen nicht versucht das Eigene überzustülpen oder den Glauben abspricht kann ich sehr gut mit allen Formen von Kirche leben.
Aber jetzt mal an alle, die sich eine Hossa-Kirche wünschen: Ihr glaubt gar nicht, wie bunt die Positionen der Menschen in den Gemeinden mitunter sind. Da gibt es natürlich immer die „Lautsprecher“, die die Gemeinde auf Kurs halten, aber es gibt auch viele, die sich Veränderung und mehr Offenheit wünschen. Wenn ihr also in einer Gemeinde seit, und euch mehr Offenheit, Toleranz usw. wünscht, gibt es da meistens auch Leute, die ein ähnliches Anliegen haben. Mit denen zusammen ist dann unter Umständen auch Veränderung möglich. Und wenn das alles nichts nützt, dann macht doch euer eigenes Ding, eure eigene kleine Gemeinschaft. Die muss ja nicht unbedingt Hossa-Kirche heißen ;-), aber da ist doch nichts gegen zu sagen, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammen tut.
Lieben Gruß Daniel
Frohes Neues an alle Hossarchist*innen!
Danke für den interessanten Talk, wir bauen ja alle zusammen am Schiff, das sich Gemeinde nennt, da ist es gut und wichtig, sich über die Vorstellungen dazu auszutauschen.
Etwas kritisch bin ich hinsichtlich der Diversität einer Hossa Kirche, bisher habe ich den Eindruck, dass wir Hossarchist*innen alle recht ähnlich ticken, bisschen linksversifft, tendenziell auf Toleranz, Nächstenliebe und viel Gnade gepolt. Ich bezweifle, dass anders Denkende, Christ*innen mit einer aus unserer Sicht engeren Auslegung der Bibel zB, sich überhaupt zu ‚unserer Kirche‘ eingeladen fühlen würden.
Das kann aus meiner Erfahrung am ehesten die Volkskirche leisten. Ich jedenfalls erlebe in meiner Ortsgemeinde (noch) Vielfalt und ‚Reibung‘ in geschwisterlicher Liebe.
Die Form der Treffen erlebe ich hier allerdings als problematisch bis abschreckend. Ihr kennt das, Gottesdienste am SonntagVormittag in ‚Frontalunterricht‘ Form, teils schwierige Sprache etc.
Das wünschen wir uns für die Hossa Kirche anders.
Aber wie genau?
Welche Form, welche Häufigkeit, welche Örtlichkeit, welchen Ablauf sollen unsere Treffen haben?
Ich fand, dass Ihr im Talk eher auf der Meta Ebene geblieben seid. Das war total interessant und für die Entwicklung einer fiktiven Gemeinde auch wichtig. Mich hätte aber das Konkrete, die Umsetzung auch noch interessiert. ZB die Frage, ob eine Liturgie auftauchen soll, in Bibel gelesen wird und wenn ja, wie, was genau gemeinsam erfahren wird.
Vielleicht gibt’s ja nochmal ne Fortsetzung ?
Liebe Grüße und herzliche Segenswünsche für 2020, Kathrin
Ich bin auch bei der Diversität etwas skeptisch, obwohl ich sie mir gleichzeitig wünsche. Aber aus einem anderen Grund: Wer bei Hossa landet hat ja nicht selten einiges hinter sich, gemeindetechnisch. Und da spielen auch ziemlich üble Verletzungen eine Rolle, wie sie auch immer im Einzelnen aussehen, bis hin zu posttraumatischem Stress. Ich finde, da sollten die Betroffenen auf jeden Fall auch die Möglichkeit haben, sich zu erholen und eben nicht schon wieder mit denselben Leuten vom selben Schlag und denselben Sprüchen und Maschen klar kommen müssen. Also ich finde, Diversität grundsätzlich ja, aber dann bitte auch die Möglichkeit, gewissen Leuten für eine Zeit aus dem Weg zu gehen. (Zum Beispiel, indem man mitbestimmen darf, mit wem man im Hauskreis ist.)
HUHUHUHUAAAA!!!
Musste bei ungefähr Minute 51 voll loslachen…„Der Gott im Brot“…
Hab mir dann bildlich vorgestellt wie beim Abendmahl ein riesiger Leib Brot auf den Tisch kommt und dann aufbricht und der Herr Jesus erscheint…
Da ist mir wohl meine Fantasie durchgegangen…
Habt ihr mal den Film „die zwei Päpste“
bei Netflix gesehen?
Dort zoffen sich Papst Benedikt XVI und der argentinische Kardinal Bergolio (der jetzige Papst Franziskus) über die Neuausrichtung der katholischen Kirche…Der eine (Bergolio) wirft dem anderen (Benedikt)vor ,Mauern um die Kirche zu errichten,so dass die Menschen
keinen Zugang mehr zu ihr finden….Benedikt verteidigt ebendiese Mauern,weil sie von Nöten wären um die Kirche vor schädlichen Einflüssen von außen zu bewahren….Sie geben ihre Positionen nicht auf … und dennoch laufen sie nicht voreinander weg und lernen den anderen mit all seinen Hintergründen besser verstehen und kennen…Faszinierend!!! Empfehlenswert zu schauen!!! Live long and prosper!!!
Hallo ihr Hossa´s allen ein gutes neues Jahr.
Muss Kathrin zustimmen, das eigentliche Thema wurde nur sanft gestreichelt. Daher denke ich das war nur der Prolog zum Thema. Habe mir selbst schon sehr viele Gedanken über das Thema gemacht. Was mich von der Hossa Kirche jetzt schon abhalten würde, wäre der Begriff Ältesten. Warum muss es das geben? Und dabei ist es egal wie es genannt wird, ob Leitungskreis oder Vorstand. Solange die Menschen darin als etwas besonderes (geistlicher) oder gar als Apostel gesehen werden.
Genauso geht für mich auf keinen Fall ein Hauptamtlicher (Geistlicher) Leiter. Natürlich darf bei einer größeren Gruppe der Hausmeister bezahlt werden. Das gleiche gilt auch für die Putzfrau des Gebäudes. Klar ist es einfacher und billiger von der Kanzel herunter dies als besondere Gabe zu predigen. Aber sowas darf es in meiner Hossa Gemeinde nicht vorkommen. Überhaupt würde es gar keine Predigten geben. Wie sollte mir ein Theologe etwas über meine persönliche Beziehung zu Gott sagen können. Zwei meiner Kinder haben erst eine Predigerausbildung gemacht und anschließend noch Theologie studiert. Wenn ich da höre was auf den Predigerschulen oder auf den Universitäten erzählt wird, wundert es mich schon sehr was die Prediger oder Pfarrer dann von sich geben trotz besserem Wissen. Übrigens haben meine Kinder, Gott sei Dank, inzwischen einen anderen Berufsweg eingeschlagen.
In der Hossa Gemeinde würde ich mir wünschen wie im Talk angedeutet das die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht irgendein Gemeindesystem. Ich denke das es Jesus auch um die Menschen gegangen ist und nicht um eine Organisation. Ich war einmal in einem Hauskreis wo genau dies praktiziert wurde. Bis ein Neuer kam dem die Regeln fehlten, das heißt 10 Minuten persönlich reden, 10 Minuten singen, 45 Minuten geistlicher Vortrag, heim gehen. Die Folge war das der Hauskreis kaputt ging.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber eine gute Zusammenfassung, Grundlage für eine Hossa Gemeinde, finde ich bittet das Buch „Schrei der Wildgänse“
Gruss Conny
Gemeinsam Essen und Abendmahl feiern. Ich kann mir gut vorstellen, von da aus christliche Gemeinschaft und „Gottesdienste“ zu leben. Über Gott und mit Ihm reden würde sich von selbst ergeben. Und wenn es wie eine Party organisiert ist, gibt es auch Musik.
Hallo Hossarchist*innen!
Ich musste in dem Teil über Leitung immer wieder an das Buch „Reinventing Organisations“ https://www.reinventingorganizations.com/ denken und fände es wirklich spannend mal zu überlegen was passieren würde wenn Leitung in Kirchen nicht mehr an einzelnen Personen hängen würden. Sondern auch die Leitung in Gemeinden ein organischer Prozess wäre, an dem jeder partizipieren kann.
Im Bund Freier evangelischer Gemeinden ist die Mitgliederversammlung das eigentliche Leitungsorgan der Gemeinde. Alle wichtigen Angelegenheiten sollen in der Mitgliederversammlung beschlossen werden. Es hat also jeder die Möglichkeit zu partizipieren. In der Praxis ist es dann aber alles andere als spannend, weil es dann doch auf einzelne Personen hinausläuft, nicht immer weil diese Personen so dominant sind, sondern weil viele froh sind, dass es gemacht wird.
Lieben Gruß
Daniel
Da habe ich mich vllt. falsch ausgedrückt. Ich fand den Gedanken, dass es keine Hirarchien in der Gemeinde geben soll sehr charmant. Dennoch müssen ja gewisse Rollen in einer Gemeinde vorkommen und ausgefüllt werden. Mein verweiß auf das Buch, in dem es auch um Holocracy (https://www.holacracy.org/) geht, meinte zusätzlich zu dem, dass jeder partizipieren kann auch das es eine flache Struktur ist.
Ich habe eben nur mal den Wikipediaartikel zur Holokratie gelesen, und der Kritikpunkt in dem Artikel ist ja genau das was ich oben geschrieben habe: es bilden sich unter Umständen informelle Hierarchien. Und genau das ist das Problem. Flache Hierarchien mit den falschen Personen sind m.E. schlechter als ein System mit einer ausgeprägten Hierarchie, die aber aus den richtigen Personen besteht.
Mir ist da eine klare ersichtliche Hierarchie lieber, als eine flache Struktur, wo aber am ende doch bestimmte Personen die die Fäden in der Hand haben, es aber nicht ersichtlich ist.
Liebe Grüße
Daniel
Da hast du Recht. Ich wollte auch nicht sagen, dass es einfach wäre bzw. dass es Die Lösung ist. Es ist ein New Work Vedanke der versucht klassische Hirachien unnötig zu machen.
Gerade bei den informellen Strukturen kommt es dann auf die Prozesse an und auf die eigene Person und den Willen genau da eben anders zu wirken. Etwas nur abzulehen, weil es Fallstricke hat finde ich schwierig. Man könnte auch eine Liste mit Kritikpunkten an klassischen Leitungsstrukturen anbringen. Das du dich darin wohl fühlst ist voll in Ordnung und auch legitim.
Ich glaube, dass eine solche alternative Leitungsstruktur eine Chance verdient hätte und ich glaube, das sie viel Energie freisetzten kann! Und ich würde mich darin denke ich sehr wohl fühlen.
Wohl fühlen tue ich mich darin nicht, ich sagte es „ist mir lieber“, weil ich eben die Erfahrung gemacht habe, dass es Personen gibt, die die Fäden in der Hand haben wollen. Und wenn die dann nicht die ehrenwertesten Motive haben ist es m.E. leichter in einer bestehenden Struktur damit umzugehen. Ich formuliere zum Beispiel mit jeder Leitung, mit der ich zusammenarbeite einen Kodex, nach dem wir arbeiten wollen. In meiner letzten Gemeinde hatte ich dann sie Situation, dass ein Leiter etwas „quer geschossen“ ist. Da konnte ich dann mit dem Kodex argumentieren. In flachen Hierarchien wirst du aber schwer solche Menschen unter einen Verhaltenskodex bekommen, da sie mehr aus dem Schatten heraus agieren. Das muss nicht so sein, ist aber oft so. Es gibt halt überall sogenannte Machtmenschen, die sich natürlich klassische Hierarchien zu nutze machen. Aber ich denke, dass eine gute Struktur dem Vorbeugen kann, nicht die Hierarchie an sich ist schlecht, sondern oft fehlen Sicherheitsmechanismen. In einer Gemeinde, wo ich wüsste, dass es keine Machtmenschen gibt, braucht es glaube ich wirklich kaum Hierarchien, und das wäre mir wirklich das liebste, aber das gibt es leider selten.
Lieben Gruß Daniel
@flache Hierarchien mit den falschen Personen …
@ausgeprägten Hierarchie, die aber aus den richtigen Personen
Das kann man auch umdrehen!
Im Gegensatz zu deinen Erfahrungen habe ich die allerschlechtesten Erfahrungen in einer Gemeinde gemacht die extrem ausgeprägte Hierarchien hat. Danach war ich für kurze Zeit in einer FEG aktiv. Und ja da waren die Mitgliederversammlungen angenehmer als in der süddeutschen Gemeinschaftsbewegung, aber dennoch waren auch dort ungute Machtstrukturen vorhanden. Und wie ich es empfand ging es nur um die Gemeinde, und nicht um die Menschen dort. Sie gehörten zwar dazu waren aber nicht der Mittelpunkt.
@in einer Gemeinde, wo ich wüsste, dass es keine Machtmenschen gibt, braucht es glaube ich wirklich kaum Hierarchien… -> 100 Punkte
Gruß
Conny
Hallo Conny,
ich habe auch schlechte Erfahrungen mit ausgeprägten Hierarchien gemacht. Ich würde es mal so sagen: Für mich ist nicht die Frage, ob Hierarchien gut oder schlecht sind, dass kommt immer auf die Menschen an. Unter Umständen können Hierarchien aber auch nützlich sein, um eben Menschen mit negativen Verhaltensweisen zu bremsen. Genauso wie sie halt auch missbraucht werden können.
LG Daniel
Ich kann als älterer Mensch Vielem, was ich da höre, von Herzen zustimmen! So sollte Gemeinde sein. Ansatzweise erlebe ich das in meiner Kirche und bin dafür sehr dankbar. Ich habe darauf gewartet, dass Ihr auf das Abendmahl als Zentrum kommt. Genauso ist es bei uns – da stehen die unterschiedlichsten Menschen im Kreis mit völlig unterschiedlichem Verständnis dessen, was da abläuft. Ich schau in die Runde und denke: Wie schön – diese völlig unterschiedlichen Menschen stehen dicht beieinander, reichen sich die Hände, sind für diesen Moment eine sichtbare Einheit. Leider fällt bei euch der Satz: In der Kirche im Kreis ist das leer. Nein, das muss nicht so sein. Liturgische Formen können sinnvoll gefüllt werden. Wir diskutieren in unserer Kirche viele Dinge nicht aus – das erscheint manchen als Nachteil, hat aber den Vorteil, dass wir vielen Menschen Heimat bieten können. Ich fürchte, eine „Hossa-Kirche“ würde aus lauter Hossaisten bestehen und dann doch wieder ziemlich einheitlich sein!
An den Satz erinnere ich mich nicht mehr… Aber ja, ich stimme dir völlig zu, dass liturgische Formen sinnvoll genutzt werden können.
Ja, das sehe ich ähnlich. Deshalb werden wir auch keine Kirche gründen. 😉
LG,
der Jay
Nur der Nachfrage halber: 47:30 Wenn man das in der Kirche feiert, ist ds so leblos…. Aber ok, Du musst nicht antworten!
Das war nicht als allgemein gültige Aussage gemeint, sondern sollte bloß ausdrücken, was mir gegenüber immer wieder ausgedrückt wird. Viele empfinden anscheinend die Abendmahlsfeier entweder als bedrückend oder als leeres Ritual. Das kann persönliche Gründe haben, an einer schrägen Theologie liegen oder daran, wie die Feier gestaltet wird. Mir geht das selber nicht so. Deshalb stimme ich dir völlig zu, dass auch vorhandene liturgische Formen sinnvoll und mit Tiefe nicht nur genutzt werden können, sondern auch genutzt werden.
Andererseits scheint es mir vielen zu helfen, sich neu auf das Abendmahl einzulassen, wenn auch neue Formen dafür gefunden werden, die vorhandene Triggerpunkte eben nicht bedienen.
LG,
der Jay
Wäre das nicht mal ein Thema? Abendmahl: Inhalt und Form? Ich habe schon total schöne Abendmahlsfeiern erlebt und andere, die ich total blöd fand, inklusive derer, die ich selbst gestaltet habe.
Ich glaube im Abendmahl liegt sehr viel Potenzial, auf der anderen Seite ist es aber mitunter auch DER Streitpunkt.
Lieben Gruß
Daniel
Ich kann Daniel hier nur zustimmen. Das Abendmahl, das hat schon Klang. Aber warum. Was hat die Geschichte daraus gemacht? Wie wird es heute gelebt, oder gar missbraucht? Hab da auch schon einiges erlebt. Wie z.b. man nimmt es sich zum Gericht, oder ein ganzes Stadion scheint erfüllt zu sein vom Geist Gottes, oder der Pastor, Gemeindeleitung, bestimmt wer daran teil nehmen darf, usw…
Also bitte mal ein Talk darüber. Die Hossa Gemeinde würde sich freuen. ?
Gruss Conny
Au ja. Eine Hossa-Abendmahl-Folge. Mein Vorschlag: Mit Siggi und Markus. Und am Ende gibt’s nen live-Praxisversuch ?? ??
Meine Hossa Gemeinde!? Möchte mal ein paar Fragen stellen.
Will Jesus Gemeinde? Ging es Jesus um Gemeinde?
Will Jesus Organisation? Ging es Jesus um Organisation?
Will Jesus Hierarchie? Ging es Jesus um Hierarchie?
Brauchen die Menschen, wir, Gemeinde? Was ist Zweck und Ziel der Gemeinde?
Brauchen die Menschen, wir, Organisation? Was ist Zweck und Ziel der Organisation?
Brauchen die Menschen, wir, Hierarchie? Was ist Zweck und Ziel der Hierarchie?
Gruß
Conny
Das sind Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe. Momentan versuche ich diese Fragen für mich nicht von der Bibel her zu beantworten, sondern mehr von der Soziologie her. Interessant ist bei dem Thema der Soziologe Niklas Luhmann, der kurzgefasst davon ausging, das Menschen immer Strukturen bilden, die bestimmte Funktionen erfüllen, die das Leben erleichtern sollen. Momentan lese ich sein Buch „Funktion der Religion“, bin da aber noch nicht so weit, als dass ich da eine Quintessenz für mich raus ziehen könnte. aber wenn ich in die Bibel schaue sehe ich bei Jesus schon etwas, was ich erstmal ganz vorsichtig als „Gemeinschaft der Kinder Gottes“ bezeichnen würde. Jesus hatte ja mehr Nachfolger als die 12 Jünger, aber mit diesem 12er-Kreis wollte er ja die Erneuerung des Gottesvolkes deutlich machen, die Jünger symbolisieren dabei die Stämme Israels. In wie weit das, was Jesus sich gedacht hat dem heutigen „System Gemeinde“ entspricht, und welche Form dem am nächsten kommt, ist nochmal eine andere Frage, da habe ich an vielen Punkten auch so meine Zweifel.
Zum Thema „Hierarchien“ ist Michel Focault ganz interessant, der „Macht“ als etwas fluides versteht. Wird jemanden Macht genommen entsteht kein Machtvakuum, sondern die Macht liegt dann woanders, oder bei jemand anderen. Um nochmal auf Luhmann zurückzukommen machen Strukturen also Sinn, die die auch die Funktion haben Macht zu ordnen oder zu lenken. Da müssen wir ja nur mal an die Gewaltenteilung denken, die ja überaus sinnvoll ist.
Lieben Gruß
Daniel
Das Strukturen notwendig sind ist mir schon klar. Ohne funktioniert das miteinander bei uns Menschen nicht. Jeder Mensch macht sich automatisch Strukturen das fängt schon beim führen des Haushalts an und bei der Arbeit geht es dann weiter, usw…. Und daraus ergibt sich auch zwangsweise eine Form von “Machtsystem“. Wie auch immer das gelagert ist. Das passt auch alles für mich.
Mein Problem fängt an wenn dies dann vergeistlicht wird. Z.B. Ein Leiter hat die Verantwortung in der Gruppe und somit auch “Macht“, ok. Wenn jetzt aber diese Position oder das Amt (Aufgabe) vergeistlicht wird, indem man sich bei Entscheidungen bezüglich einzelner Personen oder Gemeindeangelegenheiten auf Gott bezieht. Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Es kommt dadurch eine Instanz ins Spiel welche es den anderen fast unmöglich macht zu widersprechen.
Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Will damit sagen das es prinzipiell egal ist ob die Struktur flach oder hierarchisch
Ist solange sie nicht vergeistlicht wird.
Gruss Conny
Zu all diesen Fragen ein Buch: Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? von G. Lohfink
War heute im Allianz Gottesdienst. Da wurde das sehr schön betont : eine Wilkommenskultur zu haben, die alle Menschen miteinschließt.
Auch im Gottesdienst selber hat man sich aufgehoben gefühlt egal ob evanhelisch oder katholisch, man hatte Gemeinschaft.
Aber ist auch noch mal was anderes, weil es eher ein einzelnes Projekt ist.
Aber zwischendurch dachte ich ich bin bei Hossa Talk im Praxisseminar 😉
Moin aus Hamburg.
Es steht noch. (Wahrscheinlich, weil ich da wohne). Verblüffender Weise ist es aber auch noch da, wenn ich mal nach Schleswig Holstein entweiche. Ich hätte euch gerne in Berlin beehrt. War kurz davor, es zu machen, auch weil ich ahnte, dass das ein tolles Event nach meinem Geschmack werden könnte. Freue mich auf denTalk von dort. Und lasst euch bloß nicht kaufen. Den reichen Amerikaner, der immer alle Kirchen kauft und in ihr eigenes Gegenteil verwandelt, kenne ich. Es ist Johnny Controlletti. Der hat auch damals die Lindenberg-Kirche gekauft, und Udo dazu verdonnert, einen Song über ihn zu schreiben. Das ganze kann man im zur Zeit laufenden Udo-Lindenberg-Film anschauen. Für Christen äußerst interessant. Sie dürften die einzigen sein, die die ganzen versteckten Anspielungen verstehen. Naturalistische Udo-Fans hingegen werden vergeblich auf Schlüsselgestalten wie Marius Müller-Westernhagen, Otto oder Thomas Kretschmer warten. Es geht vielmehr um das Evangelium nach Udo und die Aussöhnung mit dem Vater, der in mehreren Gestalten immer wieder auftaucht. Verblüffender Weise ebenso wie Leute mit Apostelnamen und verschiedenen Hure-Babylon-Gestalten. Und wir sehen, wie LSD in Wein und dann in Schnaps verwandelt wird.
Cheers, Patrick
Das Element „gemeinsam Essen/Abendmahl“ wäre für mich auch sehr wichtig.
Ich lese gerade das Buch „Heiliger Alltag“ von Veronika Smoor. Dort gibt es einen Abschnitt über Tischgemeinschaft, sozusagen eine Art Meditation über ihren Esstisch 🙂 Die hat mich sehr angesprochen. Hier ein Auszug:
„Irgendetwas hat Tischgemeinschaft an sich, das den Schleier herunterreißt und uns den anderen sehen lässt.
Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, verstreuten sich seine Freunde in alle Richtungen. Für sie war alles vorbei. Sie hatten einen Doppelpunkt erwartet, einen Auftakt zu etwas Großem, zur Befreiung, zur Errichtung eines neuen Königreichs. Aber stattdessen sahen sie einen großen fetten Punkt. Jesus ist tot. Ende.
Zwei von Jesu Freunden liefen zurück in ihr Heimatdorf, ins Gespräch vertieft. Jesus gesellte sich zu ihnen, aber sie erkannten ihn nicht. Ihr Blick war verschleiert. Sie standen noch völlig unter dem Eindruck des Erlebten. Jesus fragte nach, warum sie traurig waren und aus den beiden Männern brach alles heraus. Es war alles noch so frisch, die Enttäuschung, die Trauer, die Wunden. Während sie durch die judäische Wüste Richtung Heimatdorf wanderten, erklärte Jesus ihnen, warum der Messias leiden musste. Und dabei zitierte er die entsprechenden Stellen aus den Heiligen Schriften. Die Sonne färbte sich tieforange und stand schon am Horizont, als sie sich Emmaus nährten. Jesus wollte weitergehen, aber die beiden überredeten ihn, über Nacht zu bleiben. Gastfreundschaft ist im Orient bis heute eine der größten Selbstverständlichkeiten, über die nicht nachgedacht wird, sondern die man ohne Zögern anbietet. Und die einem manchmal penetrant aufgezwungen wird. Man hat gar keine andere Wahl, als Gastfreundschaft anzunehmen. Jesus kam also mit und sie setzten sich zum Abendessen an den Tisch. Jesus nahm das Brot, sprach ein Dankgebet und brach es in Stücke. Mit dieser Handlung, die er vor seinen Freunden schon Hunderte Male ausgeführt hatte, riss er ihnen den Schleier von den Augen weg. ‚Jesus!‘ Der Augenblick der Wahrheit. Und jedes Glücks. Es gab also doch einen Doppelpunkt.
Unser Esstisch ist nur ein stummes, altes, starres Möbelstück mit Geschichte. Und doch so viel mehr. Er ist mein Doppelpunkt. Auftakt zu Begegnung, zum Genuss, zu Heiligem. […] Gott verspricht uns, dass unser Tod kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt sein wird. Danach geht’s weiter. Endstation gigantischer Tisch, an dem wir Platz nehmen und feiern werden. Wo Jesus mittendrin sitzt, Brot und Wein weiterreicht und alle Tränen abwischt. […] In meinem Esszimmer geht’s oft unhimmlisch zu. Aber der Himmel blitzt durch, wenn sich der Schleier lüftet, wir uns ins Gesicht blicken, miteinander übers Leben lachen oder darüber weinen.“