#148 Wie Hossa Talk beinahe am Ende war

Den Beitrag des Bayrischen Rundfunk über ‚Post-Evangelikale‘ findet ihr hier.

Und dies hier ist die kürzere schriftliche Form.

Zu Beginn reden wir über den Film ‚Banksy & the Rise of Outlaw Art‘. Den Trailer findet ihr hier.

27 Kommentare zu „#148 Wie Hossa Talk beinahe am Ende war“

  1. Das was ihr über den wütenden Jesus gesagt habt, hat mir total geholfen! Danke dafür!
    Zum Einen, dass meine Wut auch Gottes Wut ist (oder Gottes Wut auch meine? – da hab ich mich so aufgehoben gefühlt bei Gott, mit meiner Wut über die Ungerechtigkeit, auch über meine Eigene!!)
    und zum Anderen, dass erstmal das „je und je geliebt“ gilt und dann auch die scharfen Worte. Mir ging es lange so wie Jay, dass ich immer erstmal die Gerichtsworte gelesen hab…

    Zu Gofis Gedanken über eine Krise, und dass wir immer anders aus ihr herausgehen, als wir hineingegangen sind, in der Kombination mit der Arche: Ich glaube, dass das genau das Problem eines fundamentalistischen Glaubens ist, dass er Angst davor hat, dass ICH nach der Krise anders bin als vorher, dass MEIN GLAUBE, MEINE DOGMEN sich dadurch verändern. Denn das darf ja nicht sein… Mir hat für meinen Glauben am meisten geholfen, mich von diesem Denken zu lösen, dass mein Glaube davon abhängt, ob ICH das schaffe, so zu glauben, wie ich schon immer geglaubt habe.
    Was übrigens interessant ist: Nach der Sintflut macht Noah erstmal genauso weiter wie vorher. Er opfert Gott (meint wohl, er müsste das….) und DARAUFHIN sagt Gott, dass er keine Sintflut mehr schicken wird, weil das Dichten und Trachten der Menschen böse ist (oder vllt auch, weil manche auch nach der Krise nix begriffen haben??)
    Ein wunderschönes Bild, das Gofi gebraucht hat: Die eine Seite ist zu, die sagt: Gott liebt dich und er hat dich! Und die andere Seite (meine Glaubens-Seite) ist offen und das, was ich tatsächlich weiß, ist nicht sehr viel.

    Mir kam noch eine Assoziation zu dem Punkt von Jay, dass Glauben/ Kirche für ihn dann aufhört, wenn Gott für einen klar ist – dass Nachfolge nur geht, wenn etwas in Bewegung ist. Und zwar das Thema Götzen im AT: Das sind ja die Gottesbilder, die aus Stein/Holz etc. gemacht sind. Die sich nicht bewegen. Die keine Veränderung mehr zulassen. Die jeder sich so gestalten kann, dass sie für ihn passen, klar sind, in die eigene Kiste, auf den eigenen Altar passen. Sie verhindern Weite und Bewegung in Freiheit. Götzen sind festgefahrene Denkmuster, in Blei gegossene Vorstellungen von Gott. Götzenanbetung verhindert, andere Vorstellungen von Gott wahrnehmen zu können. Und sie lassen einen fundamentalistisch werden, weil sie keine anderen Vorstellungen von Gott mehr gelten lassen. Götzen aufgeben heißt, seine eigenen sicheren Vorstellungen von Gott aufgeben. Ich glaube, dass Gott deshalb diesen Götzendienst so verurteilt, weil der Götzendienst immer auf etwas Erstarrtes fixiert ist. Und da kann keine lebendige Beziehung stattfinden und keine Nachfolge.

  2. …ach, und dass ihr mein Leben bereichert mit dem, was ihr macht (und auch Menschen zusammenbringt, die sich untereinander bereichern), hatte ich ja schon öfter mal erwähnt 🙂
    Spiritualität – Christentum und wie das alles zusammenhängt oder nicht, das fänd ich auch ein spannendes Thema.

  3. hi Gofi und Jay, die Frage ist ja auch, wo viele Leute ohne euch beiden stehen würden. Ich glaube dass ist bei vielen ein Prozess der von euch toll begleitet wurde, der aber auch so mehr oder weniger stattgefunden hätte – weil halt die Zeit so ist. Ihr habt viele Gedanken verstärkt, aber die Gedanken gemacht habe ich mir auch so.
    Mir würde noch als Gesprächsmoderator T. Hebel einfallen, oder auch HP Royer, der leider nicht mehr unter uns ist, den ich aber als jüngerer Mensch auch als glaubwürdig eingeschätzt habe. Keine Ahnung, ob er auch irgendwann in Richtung „Post-Evangelikalismus“ gegangen wäre.
    Hossa Talk könnt ihr doch auch als Beruf sehen; ihr verdient Geld damit; der Beruf macht halt leider nicht immer nur Spaß. viele Grüße

    1. Du glaubst, sie verdienen damit Geld? Also, so richtig GELD???

      Wahrscheinlich müssen sie v.a. eine/n Steuerberater/in bezahlen, um ihre Einnahmen ( siehe Spendenaufrufe) abzurechnen. Ob da sooo viel übrig blebt, wage ich zu bezweifeln.

      Da gibt es ja auch Kosten. (u.a. auch die/den Steuerberater/in, aber nicht nur. Die Zeit, die sie investieren, könnten sie auch für etwas anderes gewinnbringend einsetzen. Zum Beispiel. 😀 )

      Wir sind halt im Sinne der sog. „Gerechtigkeit“ total übereguliert. Noch nicht mal ein Kleinunternehmer kann heutzutage ohne Steuerberater überleben, weil wir weltweit annähernd die meisten Steuergesetzgebungen haben (und das hat in den letzten 20 Jahren Überhand genommen. Vor 15-20 Jahren war ich noch selbständig, aber das würde ich heutzutage niemals mehr machen…. Viel zu gefährlich, was sich die Politik mal wieder einfallen lässt, und dann hab ich nicht die Rücklagen dafür…)

      Ich arbeite „zufälligerweise“ im Steuerberatungsbereich und kann nur sagen, dass den Nettosteurezahlern das Leben EXTREM schwer gemacht wird.

      Für alle, die nicht wissen, was Nettosteuerzahler sind:

      Das sind die Leute, die IN KEINER WEISE vom Staat abhängig sind, sondern ihre Kohle alleine erwirtschaften. Also auch abhängig Beschäftigte wie ich.

      Gleichzeitig sind das die, die (als einzige!!!) die Steuern zahlen, von denen unser Sozialstaat lebt.
      Derzeit sind das ungefähr um die 45 % der Bevölkerung.

      Wenn Du also als Lehrer/in, Sozialarbeiter/in oder sonstwie durch öffentliche Gelder subventioniert arbeitest, bist Du kein/e Nettosteurzahler/in. Denn Du bekommst ja Dein Geld vom Staat (der nur Geld hat, weil Menschen außerhaulb des Staatsbetriebs die Kohle erwirtschaften.) Linke Tasche – rechte Tasche.

      Ich sag’s nur, weil ich gleich in einem anderen Thread noch was zum Wirtschftsverständnis sagen werde. Anscheinend haben die meisten Menschen nämlich vergessen, wo die Kohle herkommt. (Und es ist kein Zufall, dass viele hochausgebildete Nettosteuerzahler derzeit Auswanderungs- oder Verweigerungsgedanken haben. Sie wollen ja nicht die modernen Arbeitssklaven werden.)

      So, und jetzt kann mich die „Kapitalismus-ist-scheiße-Fraktion“ gerne mal wieder an den Pranger stellen. Weil Jesus war ja bekanntlich links usw.

      1. Huhu Ina,

        als klarer Vertreter der „Kapitalismus-ist-scheiße-Fraktion“ fühle ich mich von deinem Kommentar selbstverständlich auf’s Herzlichste angesprochen, kann dir aber dooferweise nicht wirklich widersprechen, weil die Tragödie, die du da thematisierst, nun einmal leider Wirklichkeit ist und ich zudem auch noch ein Vertreter der „Überregulierung-ist-ebenfalls-scheiße“ bin.

        Da ist guter Rat dann natürlich teuer, aber ich frage mich halt auch, wie es zu solchen „Überregulierungsorgien“ kommen kann, an deren Ende dann das Eröffnen eines kleinen Geschäfts oder Unternehmens nicht selten einem schleichenden Selbstmord ähnelt, weil kein Mensch hinsichtlich der ganzen Verordnungen, Vorschriften und den „das-muss-so-Seins“ noch durchblicken kann und sich dann alsbald das Finanzamt und etwaige Kreditgeber zum größten Albtraum entwickeln?

        Liegt das wirklich zuvorderst an einem Sozialsystem, das den Hilfsbedürftigen zur Seite stehen möchte und von dem man im Fall der Fälle ja auch profitiert, falls man selbst mal hilfsbedürftig werden sollte? Wieso sollte überhaupt die Hilfsbedürftigkeit der Menschen Überregulierungen im unternehmerischen Bereich verursachen?

        Klar, man will an die Kohle der Unternehmer und sammelt fleißig Steuern ein. Das tut man aber mit Vorliebe nur bei den kleinen und mittelständischen Betrieben, während man von den großen entweder gleich gar keine Steuern verlangt, oder diese zahlreiche Möglichkeiten erhalten, sich irgendwie durch Schlupflöcher den Steuern zu entziehen. Und ab einer bestimmten Größe werden dann hin und wieder auch gerne mal deren Verluste sozialisiert, aber die Gewinne ausschließlich privatisiert. To big to fail!

        Mich dünkt also, dass wir da ein ganz grundsätzliches Regulierungsproblem haben, das eine bestimmte und nicht gerade kleine Gruppe von Menschen unangemessen belastet, während eine andere, sehr viel kleinere Gruppe, unangemessene Entlastungen erfährt.

        Der vom Sozialsystem abhängige kann hinsichtlich dieses Treibens eigentlich nur große Augen machen und alle vier Jahre mal ein Kreuz, welches, so fürchte ich, die Regulierungswut des Staates nicht nachhaltig verändern dürfte. Gerade diese Klientel kann häufig sogar sein eigenes Liedchen dazu singen, weil er sich als Empfänger von Sozialleistungen grundsätzlich immer in einem Papierkrieg wiederfindet, in dem gnadenlos Leistungen gestrichen werden, wenn der Hund mal wieder irgendeinen Antrag gefressen hat und dieser dann nicht pünktlich abgegeben werden kann. Kafka hätte heutzutage sicher seine helle Freude…

        Und zum Schluß : Du, so links kann Jesus eigentlich gar nicht gewesen sein. Zwölf Mitarbeiter und keine Gewerkschaft gegründet.? Was war’n da los…. 😉

        LG
        der Daniel

  4. Salve,

    interessant zu hören wie ihr eure Rolle in der christlichen Community selbst einschätzt. Dass ihr euch als etabliert betrachtet und vielleicht genau das nicht sein wollt, fand ich bemerkenswert. Ich persönlich habe Hossa Talk ja ehrlich gesagt nie als außergewöhnlich progressiv wahrgenommen, dafür aber umso mehr als authentisch, was ich in Glaubensfragen ehrlich gesagt auch wichtiger finde, weil die Menschen dann mehr bei sich sind und dem Streben nach Progressivität und Innovation nicht ihre aufrichtig empfundene Armseligkeit opfern (bitte nicht falsch verstehen – das war ein Lob!).

    Das Zweifeln musste ich bei euch, Gott sei Dank, nicht erst lernen, sondern konnte das vorher schon ganz gut, aber es mag wohl sein, dass manche/mancher sich erst durch Hossa Talk die Erlaubnis geben konnte, auch einmal zweifeln zu dürfen?

    Jedenfalls ist es ganz und gar nicht egal, ob es euch gibt oder nicht. Ihr lasst eine sehr, sehr wichtige Facette des christlichen Glaubens überhaupt erst sichtbar werden und da ich diese noch so rein gar nicht im Christlichen als etabliert betrachten kann, fürchte ich, dass ihr es auch noch nicht so wirklich seid. Solange die Erfahrung des Scheiterns, des Ungenügens, der existentiellen Dunkelheit und des Versagens noch nicht als wichtige spirituelle Erfahrung im christlichen 21. Jahrhundert etabliert ist, kommt ihr aus der Geschichte, meiner Meinung nach, sowieo nicht mehr raus. Aber das ist natürlich nur meine Sichtweise auf euch. Vieleicht habt ihr ja aber auch Bock was ganz anderes zu machen?

    LG
    der Daniel

    PS: Hach, ich war jetzt wirklich sooo tapfer, aber im Post scriptum muss ich es dann doch ansprechen: Das Corona Virus dient Gott sicher nicht (!!!) dazu, uns Menschen zu Buße und Umkehr zu rufen! Das Virus ist ein Naturphänomen, meinetwegen eine Naturkatastrophe, aber sicher keine Strafe und auch kein Gericht Gottes. Man kann in der Analyse dieser Pandemie bestimmt sehr viel Nützliches für das Leben leben lernen und sicher auch für das spirituelle Leben ( z.B. Psalm 90,12), aber es ist eine fast schon als bösartig zu bezeichnende Verschwörungstheorie, dass Gott sich eines so todbringenden RNA-Fetzens bedienen würde, um in uns Menschen ein ganz bestimmtes Verhalten hervorrufen zu wollen. „Herr, erbarme dich unser!“

    1. Zum Postscriptum.
      Das sehe ich exakt genauso!!! Nur damit keine Missverständnisse aufkommen.

      Im Talk ging es nicht darum, eine Pandemie als Gericht Gottes zu bezeichnen, sondern eher darum, diese als Aufforderung zur Buße ZU DEUTEN. Also als Moment, in dem man innehalten und sich fragen könnte, wie es sich hilfreicher leben lässt. Nicht weil Gott einem diese Anfrage durch die Pandemie stellt, sondern weil es die Pandemie (bzw ihre Folgen) im gewissen Sinn selber tut.
      LG
      Der Jay

      1. Hi Jay,

        mit ein bisschen guten Willen verstehe ich ja auch durchaus diese Deutungsmöglichkeit, nur sagt mir mein Gewissen gleichzeitig unmissverständlich, dass ich diesbezüglich besser nicht gutwillig sein sollte.

        Ich verstehe unter Glauben grundsätzlich die bewusste Rückbindung meiner Person und meiner Existenz an Gott und lebe dadurch im Vertrauen und Hoffen auf den, den Jesus Vater nannte.

        Glauben wird aufgrund dieser Rückbindung, die selbstverständlich auch die gesamte christliche Religionsgeschichte mit einschließt, zur Existenzmitteilung – was ich erlebe, erlebe ich im Glauben, ebenso was ich denke und fühle. Der Glaube bildet sozusagen den Rahmen des gesamten Lebensvollzuges.

        Oder anders, Gott teilt sich mir in allem mit und steht in allem mit mir in Beziehung, weil alles für mich und aufgrund meines Glaubens, mit Gott verbunden ist – eben Glauben als Existenzmitteilung.

        Allein aus dieser Perspektive betrachtet, könnte ich die Deutung der Pandemie als Aufforderung zur Buße durchaus verstehen.

        Zur Buße und Umkehr können mich allerdings auch meine Verdauungsprobleme und mein dicker Kopf am Morgen nach einer durchzechten Nacht gemahnen. Da braucht es keine Naturkatastrophe, um mich demütig werden zu lassen. Notfalls reicht sogar ein Blick in die Bibel…

        Das Problem ist einfach, dass diese Pandemie sehr viel Leid verursacht, ausnahmslos jeden Menschen massiv schädigen kann und die Deutung dieser völlig natürlich entstandenen Naturkatastrophe, als Aufforderung Gottes an uns Menschen, doch endlich Buße zu tun, notwendig den Eindruck entstehen lässt, dass dieses Leid einen tiefgründigen Sinn hätte. Das hat es aber nicht.

        Wir können dadurch lediglich mal wieder erkennen, dass wir nichts wirklich im Griff haben, nicht die Krone der Schöpfung sind und die Natur ggf. einen Schnipsel RNA einer geliebten Oma, Mutter und Ehefrau gnadenlos vorzieht. Die Natur ist so und kann auch nicht anders sein.

        Gott jedoch, ist eben gerade nicht so! Er bringt den Menschen nicht einfach nur hervor und ermöglicht ihn, wie es die Natur tut, sondern er will diesen Menschen, er bejaht diesen Menschen und läuft ihm ggf. so lange nach, bis er den Verirrten und Verlorenen endlich gefunden hat.

        Die Deutung einer Pandemie als Bußaufruf Gottes, erzeugt deshalb meiner Meinung nach, schlussendlich ein Gottesbild, dass Jesus mit seinem gesamten Wirken überwinden wollte.

        Deshalb hat er sich von Johannes dem Täufer (der ein leidenschaftlicher Bußprediger war) getrennt, das Reich Gottes ausgebreitet vor sich gesehen und uns allen das Evangelium eines liebenden, vergebungsbereiten Gottes gebracht, der Wohnung in unseren Herzen nehmen möchte, um dort all die Schatten unserer verwirrten und überforderten Existenz in sein Licht zu integrieren, damit wir der werden, der wir sind, sein sollen und sein dürfen.

        Er spricht zu uns durch unsere Herzen, durch sein Wort oder auch dem Lächeln eines Fremden, aber nicht durch schreckliche Naturkatastrophen, in dem es den Betroffenen wohl kein Trost sein dürfte, dass sie dem „Aufruf Gottes zur Buße“ zum Opfer gefallen sind.

        Ich wünsche mir hinsichtlich des Gottesbildes einfach nur diese unmissverständliche Klarheit, die ich beginnend bei Jesus wahrnehme und die in deutlicher Konkurrenz, zu den selbstverständlich ebenfalls zu unserer Tradition gehörenden Vorstellung steht, dass Gott sich Naturereignisse bediene, um uns Menschen moralisch die Leviten zu lesen.

        Bei Hiob ist das, wie bereits in der Vergangenheit erwähnt, alles angelegt, dann aber leider nicht weiter verfolgt und durchgehalten worden, weil es einfach zu verführerisch zu sein scheint, den Menschen mit Hinweis auf schreckliche Naturphänomene bewusst machen zu wollen, dass ihr Leben verletzlich, zerbrechlich und flüchtig wie Staub in unseren Händen ist.

        Das „Ja-Gottes“ zum Menschen, lässt sich dann nur allzuleicht überhören, weil die Natur eben nicht bedingungslos „ja sagt“, sondern „mir doch egal“ – „pass dich eben bestmöglich an“.

        LG
        der Daniel

        1. Äh, hast du meinen Kommentar, auf den du da antwortest, überhaupt gelesen?

          Eine Pandemie als Bußruf zu verstehen, wäre für mich immer nur eine menschliche Deutung. Mit Gott hätte die gar nichts zu tun.

          Oder anders gesagt, ein Atheist könnte das genauso tun.

          LG,
          Der Jay

          1. Selbstverständlich habe ich deinen Kommentar gelesen. Vielleicht habe ich ihn nicht richtig verstanden und deshalb fühlst Du dich jetzt eventuell missverstanden, aber gelesen habe ich ihn und mich darüber hinaus auch bemüht, ihn richtig zu verstehen.

            Du schriebst doch, es ginge darum, die Pandemie als Aufforderung Gottes zur Buße zu deuten. Nicht als Gericht Gottes, sondern eher so, dass die Pandemie als Moment verstanden wird, in dem man innehalten und sich fragen könnte, wie es sich hilfreicher leben lässt.

            Und das nicht, weil Gott einem diese Anfrage durch die Pandemie stellt, sondern weil es die Pandemie (bzw ihre Folgen) im gewissen Sinn selber tut.

            Darauf habe ich dann mit dem Hinweis geantwortet, dass sich im Glauben, verstanden als Existenzmitteilung, selbstverständlich sämtliche Lebenserfahrungen, also natürlich auch eine Pandemie, so deuten lassen, dass Gott einem damit etwas bestimmtes sagen möchte (in dem Fall dann die Deutung der Pandemie als Aufforderung zur Buße).

            Ich stimme also durchaus zu, dass für den Gläubigen jedwedes Lebensereignis eine über das grundsätzliche Geschehen hinausgehende Bedeutung haben kann, die er dann mit Gott in Verbindung bringt.

            Eine Pandemie ist dann also für den Gläubigen nicht einfach nur der weltweite Ausbruch einer Infektionskrankheit, die ihn vielleicht über die Gründe nachdenken ließe, wieso in letzter Zeit so viele neue Keime den Artensprung auf den Menschen schaffen, sondern sie wird darüber hinaus noch als Aufforderung zur Buße gedeutet, als Moment, in dem sich innehalten und fragen lässt, wie es sich hilfreicher Leben ließe.

            Das Innehalten und die Frage, wie sich hilfreicher Leben ließe, teilt sich auch meiner Meinung nach durch die Pandemie ansich mit.

            Überall wurde während des Lockdowns ja darauf aufmerksam gemacht, dass man die gewonnene „Ruhezeit“ nun konstruktiv nutzen könne, um einmal so richtig Abstand von dem Alltagstreiben aus Konsum, Arbeit und gemeinschaftlichen Vergnügungen in finden könne. Die Krise solle man als Chance begreifen und hoffentlich gestärkt daraus hervorgehen.

            Hier und da wurden noch weitere Überlegungen angestellt und z. B. die Frage erörtert, ob die zunehmenden Artensprünge der Keime vielleicht auch etwas mit dem Klimawandel, oder wirtschaftlich betrachtet, etwas mit der Globalisierung zu tun haben könnten?

            Die Themen Überbevölkerung, Industrie 3.0, Digitalisierung und das seltsame Phänomen der Hamsterkäufe und des Schwindens von Klopapier und Nudeln wurden angesprochen.

            All das und sicher noch viel mehr, entsprach dann schließlich dem allgemeinen, gesellschaftlichen Innehalten in Zeiten von Corona. Und ja, es war die Pandemie (und ihre Folgen) selbst, die diese Fragen stellte und deren Beantwortung noch lange nicht abschließend erfolgt sind. Wir leben also in spannenden Zeiten…

            Wonach meiner Beobachtung nach die Pandemie allerdings nicht von selbst gefragt hat, ist die Frage nach Gott und der etwaigen Notwendigkeit von Buße.

            Diese Fragen habe ich persönlich nämlich nur bei Christen gestellt gefunden. Meist im Zusammenhang mit dem Gericht, der Endzeit und der Dringlichkeit, sich jetzt endlich zum rechten Glauben bekehren zu müssen (was der rechte Glauben ist, bekommt man dann selbstverständlich in aller Ausführlichkeit vorgebetet).

            Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liegen, oder dich noch immer nicht richtig verstanden haben sollte, aber wer diese Pandemie als Aufforderung zur Buße deutet, hört da doch nicht alleine die Pandemie sprechen.

            Den Begriff der Buße könnte man nun selbstverständlich säkularisieren und dann in der Aufforderung zur Buße so etwas wie einen bewussteren Umgang mit sich selbst, den anderen und diesem Planeten verstehen, aber ich fürchte, dass man dadurch nur für unnötige Missverständnisse und ggf ungläubiges Kopfschütteln sorgen würde, da Buße heutzutage nun einmal ein sehr unüblicher und klar religiös gefärbter Begriff ist, der nicht wenigen Menschen beim Hören Schnappatmung verursachen dürfte.

            Ich hoffe, dass du dich nun besser verstanden fühlst und es mir vielleicht auch besser gelungen ist, zu verdeutlichen, weshalb ich persönlich die Pandemie nicht mit der Aufforderung zur Buße in Verbindung bringen wollte.

            Ich selbst möchte natürlich auch gerne richtig verstanden werden und bemühe mich deshalb auch, meine Gesprächspartner richtig zu verstehen, aber ich merke selbstverständlich auch, dass mir das hier bei Hossa Talk wohl leider nicht immer so richtig gelingt. Sei jedoch bitte versichert, dass ich immer deine und auch die Kommentare aller anderen User lese und zu verstehen versuche, um adäquat darauf eingehen zu können.

            LG
            der Daniel

          2. Ja, dann schreiben wir wohl aneinander vorbei. Buße bedeutet für mich Umkehr und ist nur in 2. Linie ein religiöser Begriff.
            LG,
            der Jay

            Edit: Aber ich verstehe natürlich, dass das Wort Buße uU andere Assoziationen hervorruft. Von daher kann es gut sein, dass es nicht gut gewählt war.

  5. Ja, schon möglich, dass Hossa Talk nicht wirklich wichtig ist!

    Ja, schon möglich, dass Hebammen überflüssig sind!

    Mir persönlich habt ihr als „Hebammer“ meine wirklich schwere Geburt aus dem dunkelsten Evangelikalen-Leib erleichtert.

    Ihr ward beständig an meiner Seite.
    Ihr habt mich angespornt.
    Ihr habt mich getröstet.
    Ihr habt mich erfrischt.
    Ihr habt mich ermutigt als ich aufgeben wollte.

    Und als ich dachte zu sterben unter den schrecklichen Wehen und der Geburtslast habt ihr gezogen und gedrückt bis ich von neuem geboren war.

    DANKE!

  6. Gofi, zum Thema aufhören: Du weisst schon, was mit Pearl Jam musikalisch passiert ist, als sie nach der zweiten Platte Dave Abruzzese rausgkickt haben …? Seitdem ist es netter Rockn Roll, aber mehr auch nicht. Think about it.

  7. Ich knacke noch ein bisschen an der Hippie Jesus und Arschtritt Jesus Metapher. Ich finde das zu einseitig schwarz-weiß gedacht. Erinnert mich immer an das neoliberale „Fördern und Fordern“ Credo der Schröder Jahre. Meist kam dabei ja letzteres heraus.
    Ich will meine Spiritulaität aber nicht wie eine kapialistische Verwertungsmaschine leben.
    Da muss es noch anderes geben..

  8. Ein super-interessanter Talk „aus dem Hintergrund“, wie ich ihn mir eigentlich schon lange gewünscht habe.

    Erst mal: Ich finde es klasse, dass Ihr immer noch weitermacht. Kann aber auch verstehen, dass das ganze Community Management drum herum viel Zeit verschlingt. Allerdings ist für mich auch genau das, was Hossa Talk so besonders macht. Podcasts gibts wie Sand am Meer – auch wahnsinnig gute Podcasts mit super spannenden Inhalten, coolen Talkern usw. usw. Bei Hossa Talk ist da noch etwas anderes: Es ist (mittlerweile) eine – lose – Gemeinschaft um den Podcast herum entstanden. Und die bedeutet, denke ich, ganz vielen Menschen einfach ganz viel persönlich.

    Das hier ist mehr als eine Kommentarsektion.

    Wenn Worthaus die „Predigt“ ist, dann ist Hossa Talk der Kirchenkaffee. Oder der Hauskreis. dieser Vergleich würde Gofi vlt ärgern, aber er liest ihn eh nicht, wenn ich das richtig verstehe 🙂

    Den Begriff „post-evangelikal“ finde ich gar nicht so schlecht. Denn die Szene arbeitet sich eben doch ziemlich stark an dem ab, wo sie herkommt, ohne etwas ganz Neues zu entwerfen (vlt WILL man das auch gar nicht so sehr). Dass Leute mit den Labeln, unter denen sie landen, unglücklich sind, ist glaube ich auch normal. Dass es Labels gibt, ebenfalls.

    LG

    1. Großartig, Florian, da kann ich mich voll anschließen! Zum echten Kirchkaffee bin ich noch nie gern gegangen, aber tatsächlich kommt Hossa mit der entstandenen Verbundenheit dem eigentlichen Ziel ‚gemeinsam auf der Reise sein‘ einfach auch viel näher als das Kekse und Heißgetränk in stickigen Gemeinderäumen mit lauter lächelnden Menschen Einnehmen.
      Ich steh gern mit Euch am Stehtisch! 🙂

  9. Margrit Kunešová

    Hallo Jay und Gofi, schon länger wollte ich euch schreiben, aber endlich erst jetzt habe ich mich dazu durchgerungen (schreiben ist nicht gerade meine Stärke). Mein Name ist Margrit, bin Schweizerin und wohne seit mehr als 25 Jahre in Prag. Vor ca. 2 Jahren bin ich per Zufall auf Hossa-talk gestossen, als ihr ein talk mit Siegfried Zimmer (den ich sehr gerne auch im worthaus anhöre) hattet. Seitdem höre ich euren podcast mehr oder weniger regelmässig mit viel Freude und Interesse. Habe auch meine Zwillingsschwester (die in der Schweiz, nähe Bodensee wohnt) dazu „überredet“ seitdem hört sie auch gerne Hossa-talk. ?Ich bedanke mich ganz herzlich bei euch, dass ihr euren Weg mit Gott auch mit verschiedenen interessanten Gästen so offen und ehrlich teilt. Die neuste Folge fand ich sehr gut und stimme mit euch überein.
    Also nochmals ein dickes Dankeschön und macht weiter so.
    Liebe Grüsse aus Prag
    Margrit Kunešová
    P. S.
    Habt ihr schon etwas gehört von Michael Trenkel?

    1. Hallo Margritt,
      schön, dass du dabei bist. Und danke für die freundlichen Worte. 🙂

      Michael Trenkel kenne ich bisher noch nicht, habe ihn mal gegoogelt, klingt spannend, worüber er so spricht.

      LG,
      Der Jay

      PS Wir haben Hörer in Prag…!!! 🙂

  10. Hi Ihr beiden,

    wenn’s euch mal schlecht geht, denkt einfach: da ist einer, dem gehts gut wegen uns.

    Was feiere ich an Hossa-Talk? Es ist nicht so bidlungsbürgerlich und vorlesungsmäßig wie Worthaus. Hossa! Ihr seid beide Sänger und Popliteraten, was sich durch alles durchzieht. Hossa! Ihr habt noch die knackig-evangelikale Sprache die sich um die großen, schillernden Knackpunkte dreht. Das ist immer so interessant, auch wenn man Jahre später erkennt, dass das alles Quark ist und die Landeskirchler mit ihren dürren Worten letzten Endes doch sehr oft Recht hatten 😉 Durchdacht ist halt durchdacht…

    Ihr seid wie die Freaks: nicht einzuordnen. Werdet bitte kein Gemeindelehrdienst, sondern bleibt Künstler.

    Ich fänds schön, wenn immer die postevangelikale Therapiecouch in der Ecke steht und einlädt zum ERquicken, aber wenn es auch rausinge zu neuen Ufern. Ladet doch mal nen Buddhisten ein, der wie in der Andreasgemeinde von seinem Glauben schwärmt. Das wäre doch mal ein Projekt für zwei alternde Berufszweifler.

    Ich kuschle gerne und liebe Bällchenbäder. Ich träume davon, dass die religiösen Gruppen der Stadt ofene Kuschelkreise sind, in denen sich die Beladenen erquicken und sofort mit eingekuschelt werden. Und dass wir leidenschaftlich streiten und danach das Brot brechen. Dass wir aber nicht in die religiöse Gruppe jedwelcher Art gehen wie in einen Krieg, sondern gerne zu seinen geliebten Menschen.

    Wir haben ein paar mal geschreiben und ich habe ein paar mal kommentiert, und dennoch ist da so viel da – ist das nicht Transzendenz?

    1. Lieber Andi,
      das spricht mir aus der Seele. Gerade Gespräche mit Gläubigen anderer Religionen würde ich super gerne öfter führen. Wenn da jemand interessante Kontakte hat, immer her damit.

      Und ja, dieses irgendwie gemeinsame auf dem Weg sein, das ist für mich auch ein hineindippen in Transzendenz.

      LG,
      der Jay

  11. Hey, ihr gehört zu der handvoll Leute, denen ich sogar im meinen ungläubigsten Zeiten ohne Schutzvisier begegnen könnte. Und mit denen ich über die geistlichen Themen reden kann, die die eine Hälfte meiner Bekannten nicht interessiert und die andere Hälfte mich mit ihrer Sicherheit stresst.
    So einen Mix zwischen respektlos-ehrlichem dekonstruieren und aufrichtig zum eigenen Glauben stehen und dann noch Hauskreismässig auch andere mitreden zu lassen ist das, was für mich die Basis von christlicher Gemeinschaft ist.
    Echt, ich liebe euch. Ihr würdet der Christenheit total fehlen.

  12. Hallo ihr beiden,

    vielen vielen Dank für euer durchhalten und dranbleiben. Ihr seid ein riesen Segen. Es ist wirklich eine Freude wenn man seine Berufung auslebt (Erlebe ich momentan im Beruf sehr stark).

    Zu euren angestrebten „mehr“ an weiblichen Gästen hätte ich ein Vorschlag.

    Veronika Schmidt die geniale Sexologin (wie ich gerade sehe war sie im 102# bei euch) hat das Buch „ENDLICH GLEICH“ herausgegeben.

    Sie ist zurecht ein wenig eintäuscht und traurig darüber das weder in christlichen Medien oder sonst wo eine angemessene Reaktion und Beachtung zustande kommt.

    Das Buch ist ein echter gewinnender Befreiungsschlag.

    Dazu ein weiterer Talk wäre sicher super.

    Ja ich weiß ihr hattet letzthin schon mehrere geniale Feministinnen bei euch.

    Und vieleicht seid ihr ja schon längstens dran an der Sache 🙂

    Also seid lieb gegrüsst,

    und bleibt uns bitte noch eine Weile erhalten (im Zweifeln gibt es noch viele Themen die dringend „angezweifelt“ werden sollten 😉 (wie z. B. Ökologische Verantwortung / Soziales Engagement (wo liegt da meine Verantwortung zu den Schwächsten der Welt)

    Daniel

  13. Sören Schlinke

    Lieber Gofi, lieber Jay!

    Ich bin Euch beiden sehr dankbar für Hossa Talk,
    weil ich mich an Euren Gedanken erfreuen, reiben und prüfen kann!
    Es ist eine Entwicklung bei mir in Gang gekommen, die ich auch Euch und Euren Gesprächen zu verdanken habe!
    Gott ist mit Sicherheit in und durch Euch am Wirken und Gestalten! Dafür danke ich dem Gott! Muss man immer einer Meinung sein? Nein! Der Widerspruch bringt mich auch voran!
    Wenn ich Dir, Jay, und Dir, Gofi, zuhöre, dann spüre ich Gottes Liebe!
    Ich wünsche Euch viel Kraft und Freude, weiter das zu tun, was euch am Herzen liegt!
    Damit beschenkt ihr Menschen, mich auf jeden Fall! Danke Euch! Sören aus Berlin

  14. Die Therapiecoach und das Bänkchen, auf dem zwei zweifelnde Opas sitzen und ein lebendiger Beweis dafür sind, das Zweifeln und Glauben sich nicht ausschließen, die wünsche ich dem ICF- und dem EC-Kreisverband von Herzen.

    Es ist tragisch, wenn man als frommer Laden viel zu safe und/ oder viel zu cool ist, und diese Möbelstücke in den Keller stellt oder sogar ganz entsorgen will.
    Ob nun Jay und Gofi, oder Jay mit jemand anderem, oder ganz andere weisegewordene Menschen 😀 diesen Platz einnehmen……..

    Es gehört einfach ins Reich Gottes, diese durchs Leben, Laufen und Fallen erworbene Weisheit und Gelassenheit und Weitherzigkeit für all die Nicht-Safen und Nicht-Coolen . Äääähm, ich glaube, Jesus hatte da auch einiges dazu gesagt. Und ich glaube, da gibt’s Berufungen. Das ist wichtig!!!

    Wie viele Leute haben aufgeatmet, als sie sich endlich mal von einem frommen Chaoten namens Adrian Plass verstanden gefühlt haben. Und sind nun immer happy, dass es solche Chaoten auch im richtigen Leben gibt, und sie nicht die einzigen sind.

    <3 Eli

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