#193 Gibt es Engel? – Und was bringt es, an sie zu glauben?

Zum Abschluss seiner aktiven Zeit bei Hossa Talk durfte Gofi das Thema des Talks aussuchen. Und zu Jays Entsetzen hat er sich für das Thema ‚Engel‘ entschieden: Gibt es sie? Was spricht dafür oder dagegen? Welche Rolle spielen sie in den biblischen Geschichten? Was interessiert ihn überhaupt an dem Thema? AUSSERDEM lüften wir in dieser Folge das Geheimnis, wer Gofis Nachfolger*in wird!!! Dieser Talk ist also ein Trio-Talk mit dem/der großen Unbekannten. Seid gespannt!

18 Kommentare zu „#193 Gibt es Engel? – Und was bringt es, an sie zu glauben?“

  1. Der Film „A Dark Song , Irland,GB 2016, R: Liam Gavin — mit Steve Oram ,Catherine Walker, Susan Loughnane, Mark Huberman, Nathan Vos “ stellt in meinen Augen die Epiphanie eines Schutzengels beeindruckend dar.

  2. Habe den Talk noch nicht ganz zu Ende gehört. Zwei Gedanken habe ich aber bis hier hin gehabt:
    1) Das Beispiel, das Jay mit der jungen Frau bringt, die in einem anderen Land Angst hat, und wo sich daraufhin ein „Engel“ zu ihr gesellt – Ich habe mir das immer so vorgestellt, dass Engel Geistwesen sind (laut Hebräer 1), und diese Geistwesen fahren sozusagen in einen Menschen und helfen dann durch diesen Menschen andere Menschen. Dabei verlieren die Menschen, in denen der Geist jetzt gefahren ist, nicht die Kontrolle, die Engel suchen einfach „brauchbare Gefäße“. So habe ich mir das jedenfalls früher immer gedacht.

    2) Die Stelle im Hebräerbrief, wo gesagt wird, dass man schon versehentlich Engel aufgenommen hat, weil man so gastfreundschaftlich war, bezieht sich ja wahrscheinlich auf die Abraham-Stelle, wo er Gott und seine Engel beherbergt und Gott ihm und seiner Sarah da sagt, dass Sarah schwanger wird.

    1. zu 2)

      Entweder Abraham und/oder auch die Kundschafter, die zu Rahab geschickt wurden. Die werden nämlich auch stellenweise mal als Engel bezeichnet.

  3. Ein Bereich, der zumindest etwas empirisch erforscht wurde, sind Nahtoderfahrungen. Von den 12 häufigen Elementen solcher Erfahrungen ist eine die Begegnung mit einem Wesen aus Licht, mit dem oft auch kommuniziert wird. Der Name, den die Leute diesen Wesen geben, hängt dabei vom religiösen Hintergrund ab. Nicht aber die Wahrscheinlichkeit dafür, eine Nahtoderfahrung überhaupt zu machen.

    Die grosse Frage ist jetzt natürlich, ob es für solche Erfahrungen medizinische Erklärungen gibt oder nicht. Der niederländische Kardiologe Pim van Lommel kommt in seinen Studien zum Schluss, dass unser Bewusstsein tatsächlich unser Gehirn überlebt. Ich finde das plausibel und würde solche Erfahrungen nicht vorschnell als Halluzinationen aufgrund von Sauerstoffmangel abtun.

  4. Auch Menschen ohne Wahnvorstellungen können Trugbilder haben, das ist bekannt.
    Als ich mal meine Medis selber abgesetzt habe, lag ich im Bett und sah zwei Tunnel mit zwei Toren. Die lösten sich dann Pumucklmäßig auf zur Bettdecke vor meinem Gesicht. Dann sah ich plötzlich im Nachbarbett einen Mormonenengel. Völlig realistisch. Auch der pumuckelte sich zu einer Bettdecke auf.

    Ein ander mal dachte ich im Bus, eine Bekannte zu erkennen, die gerade ausstieg. Ich fragte den einzigen weiteren Fahrgast, der neben der Tür saß nach ihr, doch er sagte, da sei niemand gewesen. Ich dachte dann, das wäre ein Engel, ging bei ihr vorbei und lud sie in die Gemeinde ein. Nach ein paar Wochen stand sie dort unvermittelt neben mir, erschien dann aber nie mehr. Ich glaube einfach, das war ein Missverständnis mit dem Mann an der Bustür. So entstehen einfach Wundergeschichten vielleicht, dass die immer größer werden.

    Ich kann mit Engeln überhaupt nichts anfangen, aber ein mittelmäßig begabtes, soziales Wesen als Gott wäre mir sehr sympathisch 🙂

    Funfact: Sir Arthur Conan Doyle (der Erfinder von Sherlock Holmes) investierte einen erheblichen Teil seines Vermögens in Elfen-Fotografie…

  5. Die Engel, von den Jesus in Bezug auf die Auferstehung spricht, sie würden nicht heiraten (Matthäus 22,29-39) passen auch als Anspielung auf die Sekte der Essener, die Josephus Flavius in seinem Jüdischen Krieg beschreibt.

    „120 Obschon Juden von Geblüt, wie die anderen, hängen sie doch weit mehr aneinander, als das bei den übrigen der Fall ist. Sie fliehen die Vergnügungen als etwas verwerfliches und sehen in der Enthaltsamkeit und in dem Widerstande gegen die Leidenschaften die wahre Tugend. Die Ehe steht bei ihnen in keiner besonderen Achtung, dafür nehmen sie aber die Kinder anderer Leute an, solange dieselben noch im zarten Alter stehen, wo sie am gelehrigsten sind. Sie halten dieselben dann so, als wären sie ihre leiblichen Kinder, und bilden sie ganz nach ihrem eigenen Muster. 121 Sie thun das aber nicht aus dem Grunde, weil sie etwa die Ehe und die Zeugung einer ehelichen Nachkommenschaft ganz beseitigen möchten, sondern bloß darum, weil sie die Zügellosigkeit der Weiber fürchten und von der Ueberzeugung ausgehen, dass keine einzige Frau ihrem rechtmäßigen Gatten die Treue bewahre.“

    https://de.wikisource.org/wiki/Juedischer_Krieg/Buch_II_1-9

    Auch die Engel bei Jesu Auferstehung und bei seiner Himmelfahrt lassen zumindest ansatzweise daran erinnern.

    Und der Engel von Petrus, den hab ich einfach als Sendbote verstanden, denn damals lief ja viel über Übermittler. Als Engel könnte man vieles verstanden haben, was zu einem „höheren Zweck“ fungieren könnte. Vielleicht auch sowas wie Brieftauben oder Steine, die man zum Briefbeschweren über Mauern warf, oder Signalgeber auf Türmen oder Bergen die in Hörner bliesen oder durch Fackeln Lichtzeichen gaben.

    Der Kardinalfehler ist es wohl, die Bilder aus den Visionen auf die realen Beschreibungen anzuwenden.

  6. Bernhard Draxler

    Ein wenig schade fand ich, dass Ihr in diesem Talk gar nicht auf den wundervollen, poetischen Film „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders mit Bruno Ganz in der Hauptrolle eingegangen seid. Kann aber auch sein, daß Ihr ihn gar nicht kennt? Dann würde ich ihn unbedingt zum Anschauen empfehlen, auch wenn man gar nicht an Engel glaubt. Allein schon die Konzertszene mit Nick Cave ist es wert.

  7. Hallo!
    Der zauberhafte Schmittini hatte mir schon brühwarm von meinem Glück erzählt, daß ich hier erwähnt werde. Allerdings konnte ich die Folge nicht so schnell hören, denn der zauberhafte Schmittini hatte großes Interesse, die Echtheit eines 50-Euro-Scheines von mir intensiv zu untersuchen. Nach einem Feuer spielte eine Zitrone eine wichtige Rolle.
    Engel werden hier erwähnt und richtig einsortiert: https://www.youtube.com/watch?v=18cBsAxx1Hs
    Alles Gute!

  8. Klaus Schreiner

    Hallo Jay, ich kann deine Skepsis gut nachvollziehen. Besonders beeindruckt hat mich dein Satz bei 43:00:
    Ich zitiere sinngemäß: „In der Situation, in der ich einen Schutzengel gebraucht hätte, war keiner da. Ich muss dann so oder so irgendwie damit klarkommen, dass Gott das zugelassen hat. (Die Frage, ob ich den Glauben an Gott oder Engel verliere, stellt sich.) Mit Gott verliere ich sehr viel. Mit einem Engel verliere ich nichts.“ Danke für diesen Gedanken!

    Wir haben übrigens Schmittini auf dem Worthaus-Wochenende in Tübingen getroffen. Liebe Grüße!

  9. @ Jay: Vielen Dank für die Mitteilung von Marc Chagalls mich sehr beeindruckender Engelvision. Hier der Wortlaut der Vision zum Nachlesen:

    “ Plötzlich öffnet sich die Zimmerdecke und ein geflügeltes Wesen schwebt hernieder mit Glanz und Gepränge und erfüllt das Zimmer mit wogendem Dunst. Es rauschen die schleifenden Flügel. Ein Engel! denke ich. Ich kann die Augen nicht öff-
    nen, es ist zu hell, zu gleißend. Nachdem er alles durchschweift hat, steigt er empor und
    entschwindet durch den Spalt in der Decke, nimmt alles Licht und Himmelsblau mit sich fort.“

    Marc Chagall, Mein Leben. Stuttgart: Verlag Gerd Hatje, 1959. S. 82.

    Zitiert via https://www.horst-schwebel.de/pdf/Benjamin.pdf

  10. @ Jay und Gofi: Bitte. Sehr gern. Sorry für Mixing und gruseliges Denglisch.

    Wie interessant und vielfältig der Talk wurde, entpuppt sich mir erst bei mehrmaligem Hören.

    Dass Propheten wie zB Jesaja Engel schauten und Chagall eine total beeindruckende Vision eines solchen hatte oder biblische Texte solche beinhalten, bedeutet nicht zwingend, dass es sie gibt im Sinn von Entität. Vielleicht sind sie im Lauf vieler Jahrtausende entstandene Begriffe, Vorstellungen und Metaphern, um sonst nicht in Sprache vermittelbare Erfahrungen in Worte zu fassen.

    Doch wer zB einen silbernen Anhänger trägt, in den die hebräischen Worte für Ps 91,11 geprägt wurden („Denn er befiehlt seinen Engeln, / dich zu behüten auf all deinen Wegen“), weil ihm diese Worte ein positives Gefühl vermitteln, hat diese Metapher ihr Ziel erreicht.

    Mich freut Gofis Themenwahl, gerade weil es ein sehr schwieriges und in vieler Hinsicht unerschöpfliches Thema darstellt, das uns heute eher fern liegt. Fragen, ob Gott und Engel überhaupt existieren, ob sie Menschen beschützen oder tragischerweise nicht, sind sehr sinnvolle Fragen, gerade weil sich für sie keine zwingenden Antworten finden. Sie einem unreflektierten Glauben zu überlassen, fände ich naiv. Danke für die Anregungen!

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