#203 Die weibliche Seite Gottes

Das Apostolische Glaubensbekenntnis Teil 3

Who you gonna call? In der aktuellen Folge reden wir über Geister. Oder zumindest über einen Geist. Den Heiligen Geist. Oder doch eher die Heilige Geistin? Die Heilige Geisteskraft? Wir unterhalten uns über den letzten Abschnitt des Apostolikums, über die weibliche Seite Gottes und einen Mittelfinger an das Patriarchat. Und wir tauschen uns darüber aus, wie unterschiedlich unsere Prägungen in Bezug auf dieses Thema waren. 

Mit diesem spannenden Talk schließen wir unsere Trilogie zum Apostolischen Glaubensbekenntnis ab. Peter Jackson wäre stolz auf uns. Und seid gespannt: Zum feierlichen Jahresabschluss wird es in der nächsten Folge nochmal einen ganz besonderen Gast geben

12 Kommentare zu „#203 Die weibliche Seite Gottes“

  1. Ok, den ersten Teil habe ich während des Kochens gehört, der zweite folgt gleich beim Spazierengehen. Zwischenbilanz: Als ihr davon geredet habt, dass der Heilige Geist weiblich ist, musste ich direkt an folgende Parallelen denken.

    1. Der Geist, der an der Schöpfung beteiligt ist. Der Geist schwebt über dem Wasser. Und dann kommt gleich als Nächstes das Licht in die Welt.

    2. Der Geist, der an Jesu Geburt beteiligt ist: Und du wirst schwanger sein vom Heiligen Geist! Und was Maria gebiert, ist das Licht der Welt.

    3. Der Geist, der über die Menschen ausgegossen wird. Und als es passiert, erscheint ein Licht (Feuer) auf deren Köpfen.

    Es scheint also so, als würde sich Gott durch den Geist in drei Orte hineingebären, an denen er wohnen will: in der Welt, unter den Menschen und im menschlichen Geist. Und das Zeichen dafür ist scheinbar, dass es überall dort, wo dies passiert, hell wird. Und dann ist es scheinbar auch egal, ob dies mit einem lauten Knall (wie in der Pfingstgemeinde) einhergeht oder mit einem Jay, der schweigend über das Kreuz meditiert.

    Als Letztes, und dann muss ich auch mal los, finde ich an dem Gedanken, dass an den Schöpfungsakten Gottes immer auch der Geist beteiligt ist, besonders schön, dass die Welt dann nicht nur platonistisch-nüchtern aus einer Idee Gottes hervorgegangen sind, sondern jedem Schöpfungsakt scheinbar ein göttlicher Liebesakt vorausgeht, dessen Frucht wir sind.

    Ich bin gespannt, zu welchen Gedanken ihr mich noch verleiten werdet, vielleicht später mehr. 😀

  2. Vielen Dank für den grossartigen Talk. Der Gedanke, dass es viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun hat, wie man den Heiligen Geist erlebt, hat mich getröstet. Ich habe mich vor kurzem aus einer Pfingstgemeinde verabschiedet und bin immer noch dabei, meine Wunden zu lecken. Als introvertierte Person ging bei mir vieles, was da lief, nicht. Gut zu hören, dass der Heilige Geist sich trotzdem nicht verabschiedet, weder bei mir, noch bei einer nicht perfekten Gemeinde.

    1. Liebe Margit, er wird dich immer begleiten. ich bin extrem extrovertiert und Pfingstlerin, habe aber auch introvertierte Leute in der Gemeinde oder in meiner Homegroup. Ich würde jeden empfehlen seine eigene Beziehung mit ihm zu finden. jeder Mensch ist individuell kreiert worden. Der heilige Geist weiß schon wie er mit jedem individuell in Beziehung tritt. viel Segen weiterhin. LG Susi

  3. Hallo Ihr beiden,
    danke für den Talk zur heiligen Ruach. Das ist ganz meine Sicht, wie ihr das da geredet habt. Vor allem mit dem Geist, der Gemeinschaft stiftet, unabhängig davon, was der / die einzelne wie glauben kann, hat mich sehr angesprochen.
    Schmunzeln habe ich müssen über die Jungfrauengeburt als Stinkefinger an das Patriarchat – chacka, da bin ich dabei.
    Allerdings muss ich Euch ein bisschen enttäuschen, was meinen Bericht über das Buch von Papst Benedikt / Josef Ratzinger betrifft. Ihr fandet das aus Eurer evangelikalen Sicht Progressiv, ist es aber durchaus nicht. Denn Er kommt natürlich ganz katholisch von der Naturrechtslehre über die Theologie des Leibes von Papst Johannes Paul II. her. Und da ist ein wenig der Pferdefuß an der Sache, dass damit natürlich Maria ganz auf ihr Mutter sein und das wiederum auf einen Schöpferischen Akt Gottes reduziert wird. Im Mittelpunkt steht dann halt leider nicht Maria als Person sondern eher ihre Funktion.
    Für mich ist Maria aber noch viel mehr, nämlich auch selber als Person eine Prophetin, die im Magnificat ihren Glauben bekennt.
    Noch eine Ergänzung zur Entstehung des Apostolikums. Ihr hattet Euch gewundert, warum das „gekreuzigt, gestorben und begraben“ ein strittiger Punkt gewesen sein sollte. Das hat etwas mit der Lehre von den Naturen Jesu zu tun. Die Frage war: ist er nun göttlicher oder menschlicher Natur oder beides und wie ist das im Verhältnis zueinander. Und das war ein Problem, weil die Gnostiker Jesus als reines Geistwesen gesehen haben, das vom Himmel gekommen ist und nur zum Schein einen menschlichen Körper angenommen hat. So ein Wesen kann dann ja auch nicht sterben. Dagegen sagt das Glaubensbekenntnis: nein nein, der war wahrer Mensch und wahrer Gott, beides ungeteilt und unvermischt, der ist natürlich am Kreuz gestorben, keine Frage, sonst wäre er ja kein wahrer Mensch gewesen. Und der ist natürlich auch wie jeder andere Mensch von einer Frau geboren worden, also nix Superheld vom Himmel gefallen.
    Für uns heute mögen diese Fragen vielleicht nicht mehr so relevant sein, aber damals war es eine wichtige Frage die darüber entschieden hat, welche Gruppe sich letztendlich durchsetzen und das Christentum für die nächsten Jahrhunderte prägen wird.
    Herzliche Grüße
    Michael

  4. Zu Himmelfahrt als Demokratiebewegung ist mir beim Stöbern im AT noch in den Sinn gekommen, dass das auch das Pfingstgeschehen mit einbezieht. Bezog sich das Ausgießen des Geistes Gottes im AT also auf die Königssalbung („und der Geist Gottes kam auf Saul, David ec.), fällt der Geist seit Pfingsten auf alle – was ja in dem Narrativ nur bedeuten kann, dass nicht mehr nur der König, sondern jeder Einzelne der Souverän ist.

    Statt von einer Theokratie als ideale Regierungsform, müsste man so gesehen vielleicht lieber von einer „Pneumakratie“ reden – Gott regiert die Welt durch den Geist der Freiheit, der in jedem Einzelnen weht.

    Ein Jesus, der wiederkommt und sich buchstäblich auf den Thron setzt, passt dann zwar nicht mehr ins Bild – aber ich denke, wenn es zu diesem Ereignis kommt, wird sich nicht Gott (noch einmal) der Welt anpassen, sondern, dann wird sich die Welt der Wirklichkeit Gottes anpassen – wobei es, da wir nur eine Seite der Wirklichkeit kennen, müßig ist, darüber zu spekulieren, wie das dann aussehen wird.

      1. Hier eine weitere in meinen Augen besonders schöne Einführung in den Sohar. Der leider nicht unter Klarnamen auftretende Kommentator („Seekers of Unity“, YouTube-Kanalname) spricht davon, dass der Sohar die weiblich gedachte Königin Schechina mit der Sefira Malchut (Königsherrschaft) meint und diese Vorstellung mit dem Sohar erstmals entstand. Diese weibliche Vorstellung der Königin Schechina, die an jedem Freitagabend mit Sabbatbeginn symbolisch begrüßt wird, setzte sich innerhalb des jüdischen Lebens in sämtlichen Formen jüdischen religiösen Lebens durch.

        Er schreibt: „Enter the Cosmic Drama of a World of Words, a Mystical Journey, the third holiest textual corpus of Judaism. The undullable Masterpiece, the Magnum Opus of Kabbalah. A Renaissance of Human Spirit, wound to Birth forth again, to have us Reborn, rediscovering our Why.
        The Zohar is no book, it’s a World, an intricate, subtle and complex one, it’s the mythological Soul of the Soul of Judaism. Wrestle with its Historical context, controversial Authorship, its internal quixotic Structure, and the daringly provocative Ideas it brought to Life. A Paradigm Shift of Epic Proportions, radically and fundamentally reconceptualizing God, Man, Torah (the Bible) and the World.
        Settlers of the frontiers of Consciousness, Perspicacious Pioneers of the undulating precipitous pyrenees of perspecation, Sages, nay Saints, nay sacred Sorcerers, God’s of Men, embarked to Unite the Transcendence and Immanence in the Infinite Divine Romance and bring final messianic closure to the millennia-long arc of the meta-story of the inner life of God. Answering for millions the realest existentially infernal questions, why do we suffer? why are we in a state of internal alienation and external estrangement?
        More that the Zohar appeared in our universe at some God given moment, more so do we inhabit the world painstakingly conconted, constructed and conjured by the punctuation, paragraphs and pages, sapphires, spheres and sefirot, sefer, sofer and sipur of this holy text. Augmenting our perception of Being and awareness of the Divine, the unity of our lives, reaching that tipping-point of illumination, the immediacy of the ever-present messianic moment becoming a manifested reality, a tree of Life to all who grasp it, Here and Now.
        With this Book we will go out of Exile. – Zohar, 124b, Ra’aya Meheimna“

        Introduction to the Zohar, the Book that Changed Judaism… Forever https://www.youtube.com/watch?v=nObu-d2Xv0I

  5. Ich musste schmunzeln, als ihr an den mangelnden Beschreibungen der heiligen Geistkraft hängen bliebt. Beim Hören des Apostolikums summte in mir ein „holy, holy, holy“ im Kopf. Ich finde den Gedanken spannend, dass der Erzählfokus vielleicht nicht auf Geist, Kirche oder Gemeinschaft liegt, sondern auf dem roten Faden des Adjektivs „heilig“. Ich glaube ja an die Heigkeit von all diesen Dingen (wie auch an die Heiligkeit der Fragen und des Zweifels). Nur son Gedanke…

  6. Hallo!

    „gelitten unter Pontius Pilatus“ bezieht sich nicht auf das gesamte Leben von Yeschua, der sich ja größtenteils in Galiläa aufgehalten hat, wo Pilatus nicht regierte, sondern der Tetrach Herodes Antipas! Jenen hat Siggi in einem Worthaus-Vortrag vorgestellt. Ihr müßt euch auch mal merken, was da Richtiges gelehrt wird!

    Pfingsten sei einfacher zu akzeptieren als Ostern? Wirklich??? Ereignisse vor 2000 Jahren, die man nicht widerlegen kann, sind eher zu akzeptieren als die Ausgießung des Heiligen Geistes, die man ja direkt und persönlich erlebt oder auch nicht.

    Daß die Kreuzigung nicht umstritten gewesen sei, ist nicht ganz richtig! Die Doketisten bestritten eine echte Kreuzigung, da Yeschua nur einen Scheinleib gehabt haben soll. Aus dem Doketismus sind die Irrlehren Gnosis, Manichäismus und Islam hervorgegangen. Der Streit hält somit bis heute an.

    Der Begriff Geisteskraft ist problematisch.
    Die Sekte der Zeugen Jehovas sieht im Heiligen Geist eine unpersönliche Kraft: https://bryanhodge.net/2015/03/11/the-holy-spirit-an-impersonal-force/
    Auch die Sekte der Adventisten hat ursprünglich diese Irrlehre vertreten:
    https://www.youtube.com/watch?v=VkRdrz8-uzI&t=3190s
    Aufklärung der Mißverständnisse:
    https://www.blueletterbible.org/Comm/stewart_don/faq/the-identity-of-the-holy-spirit/09-why-do-some-argue-that-the-holy-spirit-is-an-impersonal-force.cfm

    Abschweifung: Mit seinem Verweis auf Extraversion und Intraversion verweist Jay auf das Persönlichkeitsmodell der Big 5: https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Five_(Psychologie)
    Bei einem Gottesdienst der Zeal Church (ICF-Abspaltung hier in der Zone) hat der Prediger die Reaktion eines Introvertierten auf seine Ansprache nicht von diesem wissenschaftlichen Modell abgeleitet, sondern von dem pseudowissenschaftlichen Modell der Enneagramm-Charaktertypen. Letzteres wird bekanntlich auch von Richard Rohr propagiert. Gut, daß Jay sich von diesem Unsinn löst! 😉

    https://www.youtube.com/watch?v=HARPzic2_xw
    Benny Hinn ist höchstwahrscheinlich ein Pseudoprophet, den wir im Neuen Jerusalem nicht sehen werden und der den Heiligen Geist nicht hat, sondern betrübt. Er ist ein Fake, ein Showman; er fürchtet nicht den, der Körper und Seele in der Hölle vernichten kann. Jay darf sich klar und mit Verve von dem Sektierer abgrenzen! Für Postevangelikale dürfte besonders Hinns falsche Prophezeiung interessant sein, daß Gott um 1995 alle Homosexuellen mit Feuer vernichten wird.

    Es gibt alle möglichen Illusionen und Halluzinationen. Selbst die Wahrnehmung des eigenen Körpers kann irregeführt werden, wie z.B. bei Phantomschmerzen.
    Warum sollte es nicht auch unechte „Gotteserfahrungen“ geben?

    Ansonsten wurden auch viele richtige wichtige Sätze gesagt.

    Schön, daß endlich der Live-Talk vom Freakstock rauskommt!
    Da sollte dann auch Marcos kompetente Auskunft darüber drin sein, was der Unterschied zwischen postevangelikaler Dekonstruktion und wissenschaftlicher Theologie ist. Thorsten Dietz meinte, ich hätte euch da was unterstellt …

    Alles Gute!

    1. Thomas (der Hooligelikale)

      Hey,
      ist Richard Rohr nicht der Säulenheilige der Dekonstruktionisten ?
      (zumindest in den Staaten…)

      Vom Enneagram hat auch meine Schwiegermama schon gehört, und die befasst sich sonst eigentlich nicht dezidiert mit christlicher Literatur…
      ( dafür ist sie von „Familienstellen“ überzeugt und hält es eher mit Homöopathie denn mit hergebrachter Pharmazie)

Schreibe einen Kommentar zu Dieter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert