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#217 Jay und Marco verklären die Welt

Dualismus, die Welt und der ganz andere 

In dieser Weltklasse-Folge sprechen Jay und Marco über eine Frage, die Jay schon seit einer ganzen Weile beschäftigt: Welche Beziehung haben Christinnen und Christen zu „der Welt“? Was ist mit diesem Begriff überhaupt gemeint und lässt sich aus der Bibel wirklich eine solch dualistische Weltsicht herauslesen, die alles in Welt und Gemeinde teilt? Wir reden über unterschiedliche Haltungen, über Angst und Neugier und über „den ganz anderen“, der uns im Evangelium nach Johannes vorgestellt wird. 

Außerdem erzählen Marco und Jay über ihre Erlebnisse beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg und reflektieren die Reaktionen zur Predigt beim dortigen Abschlussgottesdiensts und den Satz „Gott ist queer.“ 

Kurzum ein hoffentlich weltoffener Talk und ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft. 

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6 Kommentare

  1. Einer ist nen Penner, der andere dichter, und doch, wer hätte das gedacht, kommt da was Gute bei raus. 🙂

    Beim Hören dachte ich, dass es viel einfacher wäre, alle Bibelstellen mit „Welt“ durch „Exil“ zu ersetzen, also zum Beispiel:

    – Im Exil habt ihr Angst, aber ich habe das Exil überwunden.

    – Ihr lebt zwar im Exil, aber ihr seid nicht mehr im Exil.

    – Stellt euch nicht dem Exil gleich = Tut nicht so als würdet ihr noch im Exil leben!

    Und natürlich die Königsstelle:

    – Denn so sehr hat Gott die Menschen im Exil geliebt, dass er seinen Sohn ins Exil geschickt hat, um alle, die an ihn glauben, nach Hause zu holen.

    Das jedenfalls würde ebenfalls den Dualismus zwischen Kirche und Welt, von dem ihr geredet habt, aufheben, da es dann gut sein kann, dass Menschen nach wie vor im Exil leben, obwohl sie in der Kirche sind und andersherum Menschen außerhalb der Kirche schon längst auf dem Weg nach Hause sind.

  2. André Ay André Ay

    Hallo!
    Jay macht auf einen total wichtigen Punkt aufmerksam: Die Möglichkeit, dich zu bilden und was zu lernen!
    Dazu muß man viele Bücher lesen.
    Medium Podcast wichtiger als Buch?
    Das ist nicht gut. Es muß umgekehrt sein.
    Wenn du Gelaber wie „Weiß ich auch nicht, aber mach mal lieber nicht!“ vermeiden und dir durch eigenes Nachdenken eine Urteil bilden willst, dann kannst du die 8 Schritte der ethischen Urteilsbildung aus der Transformativen Ethik von Dietz und Faix gehen. Das wichtigste ist dabei die Relation zwischen Schritt 2 und Schritt 5. In Schritt 2 mußt du erstmal die gesamte aktuelle wissenschaftliche Fachliteratur zu der Frage lesen, um dich erstmal kundig über das „Gebiet“ zu machen (Podcast Karte und Gebiet). Dann fällt dir Schritt 5 zu: Die Betrachtung gemäß der biblischen Grundwerte Liebe, Gerechtigkeit und Freiheit.
    Alles Gute!

  3. Bei dem Satz „Gott ist queer“ bin ich noch nicht wirklich sprachfähig, aber den Hinweis auf Matthäus 25 fand ich hilfreich. Auf der anderen Seite könnte man eine queere Identität in diesem Zusammenhang auch als etwas Defizitäres verstehen, weshalb ich es besser fände, Gott nicht die Identifikation mit dem Geschlecht, sondern dem sozialen Status zuzuschreiben, in dem Sinne, dass es Gott selbst ist, der ausgegrenzt wird.

    Das hätte m.E. zudem den Vorteil, dass man Gott als Erfinder von Sexualität als etwas metasexuelles verstehen kann und daher nicht in der Gefahr steht, Gott mit Bildern zu beschreiben, die in die menschliche Sexualität verwickelt sind. Diese Heiligkeit, dass Gott als der ganz Andere über dem Menschsein und damit auch über der Sexualität steht, ist m.E. wichtig für seine Vertrauenswürdigkeit.

    Ich denke also, dass es richtig ist, das Menschsein, wie es sein sollte, aus Gott abzuleiten, aber falsch ist, das Gottsein aus dem Menschsein abzuleiten.

    In der Abschlusspredigt und auch in der Einführungspredigt in seiner Heimatgemeinde, die ich mir beide angehört habe, hätte ich mir gewünscht, dass er Jesus-zentrierter gewesen wäre – nicht, weil man in jeder Predigt das Evangelium verkündigen muss, sondern, weil beide Predigten ihrem Charakter nach programmatisch sind.

    Aus dem Bibelzitat „Jetzt ist die Zeit – tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ dann „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer!“ abzuleiten, fand ich unter diesem Gesichtspunkt irritierend und ich habe zumindest den Verdacht, dass diese Umlenkung Ausdruck einer Kirche ist, die dabei ist, aus (vermutlich) rationaltheologischen Gründen, ihren zentralen Glauben aufzugeben. In den genannten Predigten wird das m.E. auch daran deutlich, dass der Name „Jesus“ so allgemein verwendet wird, dass man ihn gut und gerne auch ganz unkonkret durch „Liebe“ ersetzen könnte.

    Nochmal allgemeiner gesprochen kommt es mir bei den Diskussionen zwischen linksliberalen und rechtkonservativen Christen so vor, dass sie deswegen so oft aneinander vorbeireden, weil sie zwei unterschiedliche Denkansätze haben. D.h. der rechtskonservative Christ redet stärker von Strukturen und der linksliberale Christ stärker von Menschen, sodass der eine schnell herzlos und der andere schnell unsachlich wirkt.

    Die rechtskonservative Sicht kann ich insofern nachvollziehen als dass es auch mir schwerfällt, die ganzen sexualliberalen Obertöne, die bei dem Satz „Gott ist queer“ mitschwingen, nicht zu hören – und an der Stelle stehen Christen m.E. in Gefahr, denselben Fehler wir immer zu begehen (siehe Patriarchat) und Gott für die eigenen Zwecke zu vereinnahmen.

    Wie man sehen wird, sobald ihr entsprechende Zitate postet, ist Facebook für diese Diskussion natürlich der denkbar schlechteste Ort, weil es dort viel zu stark um Reputation geht und daher m.E. kein wirklicher Verständnisaustausch möglich ist. Gerade deswegen liegt bei mir natürlich schon die Tüte Chips bereit. 🙂

  4. Sören Sören

    Hallo Jay, hallo Marco,
    tat wieder gut euch zu hören!
    Ich finde es befreiend, vor der eigenen Herzenstüre aufzuräumen, Fragen stehen zu lassen, sich von Menschen, die etwas Anderes glauben Hilfe zu holen und ich bräuchte auch keinen Teufel, mir reicht es schon an meinem teils düsteren Gottesbild zu arbeiten.
    Eine Frage an auch beide habe ich doch noch, bzgl. der Verse in Matthäus 4, 1-11. Da steht Jesus mit dem Versucher auf der Zinne des Tempels. Wie deutet ihr diese Stellen. Da zeigt ein gewisser Herr Teufel dem Jesus alle Reiche der Welt und bietet ihm diese an, wenn Jesus ihn daraufhin anbetet.
    Geht es bei dem Bösen um weltliche Mächte, um Gier in uns selbst. Das würde sich ja dann wie ein roter Faden auch durch die Kirchengeschichte ziehen.

    Mir hat Alexander Solchenizyn’s Spruch immer sehr geholfen:,,Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft durchs eigene Herz.“
    Danke für euren Talk, so bleibt Hirn und Herz in Bewegung, das tut gut.

    Liebe Grüße

    Sören

  5. Andi Andi

    „Preacher Slam ist, wenn 22 Pfaffen hinter einem Ball herrennen und am Ende Marco gewinnt!“ (Churchill und Chamberlain sagten das exakt gleichzeitig in zwei verschiedenen Podcasts, das ist verbürgt, indem ich mich dafür verbürge!)

    Mein Privatmanichäismus besagt, dass es da (zumindest für viele) großes Leid gibt, für andere große Freude. Dann gibt’s noch die wild Gemixten und die So-naja-Typen. Große Mischbereiche (Schattierungen zwischen Licht und Dunkelheit/diverse Geschlechter/ethische Grau- und Neutrale-Mitte-Bereiche/gemeinsame Schnittmenge im Gehirn von Bewusstsein und Materie z.B. im Bereich des Organischen im Gehirn) gibt unglaublich viel Spielraum und Platz zum Atmen.

    Der kleine Pharisäer in uns hätte gerne, dass Böses immer Böses und Gutes immer Gutes gebiert. Aber nein, es geht da kreuz und quer hin und her. Ich betrachte eine Tat gerne in einer Linie von Legitimation über Motive (die auch schon sich mischen können) über die Qualität (das „sich Mühe geben und das Können der Sache“) der Ausführung über den direkten Nutzen bis hin zu den Folge- und Nebenwirkungen. Auch auf allen diesen Posten können einzelne gut und andere schlecht sein, so dass da wieder so eine manichäische Mischung bei rauskommt. Die Manichäer (Augustinus war einer bevor er Christ wurde) glaubten, das Licht und die Finsternis seien einst getrennt gewesen, hätten sich dann auf Erdzeiten heillos ineinander vermengt, und unsere Aufgabe sei es (in ihrem Fall durch asketische Übungen wie z.B. Atemtechniken) wieder das Gute triumphieren zu lassen.

    Bei einer Lesung von Rüdiger Safranski letztens bei uns in WüTown habe ich den Begriff des Polymythismus mitgenommen. Immer schön mehrere Erzählungen in der Hinterhand haben, geschmeidig hinter den Linien der Erkenntnis wandeln. Mal als Monist, mal als Dualist, mal als Trialist (Paulus, Freud, Hegel, Pestalozzi…)

  6. Morten Morten

    Hallo Jay, hallo Marco,
    tat wieder gut euch zu hören!
    Ich finde es befreiend, vor der eigenen Herzenstüre aufzuräumen, Fragen stehen zu lassen, sich von Menschen, die etwas Anderes glauben Hilfe zu holen und ich bräuchte auch keinen Teufel, mir reicht es schon an meinem teils düsteren Gottesbild zu arbeiten.
    Eine Frage an auch beide habe ich doch noch, bzgl. der Verse in Matthäus 4, 1-11. Da steht Jesus mit dem Versucher auf der Zinne des Tempels. Wie deutet ihr diese Stellen. Da zeigt ein gewisser Herr Teufel dem Jesus alle Reiche der Welt und bietet ihm diese an, wenn Jesus ihn daraufhin anbetet.
    Geht es bei dem Bösen um weltliche Mächte, um Gier in uns selbst. Das würde sich ja dann wie ein roter Faden auch durch die Kirchengeschichte ziehen.
    „Hoch entwickelt“ auf YouTube
    https://youtu.be/3csFKuUUubQ

    Liebe Grüße
    Morten

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