#155 Ich kann nicht mehr glauben. Und jetzt?

Du hast dich lange mit deinem Glauben herumgeschlagen und dich schließlich entschieden: Das war’s. Mit dem Glauben an Gott bist du fertig. Doch worauf du nicht gefasst gewesen bist, ist die Leere, die du jetzt empfindest. Da, wo vorher ein Gegenüber gewesen ist, ist jetzt nichts mehr. Ein Loch, eine Lücke. Wie geht man damit um? Lässt sich das füllen? Wer oder was tritt jetzt an die Stelle, die vorher von Gott besetzt worden ist? Diese Frage hat uns Astrid gestellt, und wir haben versucht, darauf zu antworten. Aber hört selbst.

19 Kommentare zu „#155 Ich kann nicht mehr glauben. Und jetzt?“

  1. Klug, das alles. Was Jay über seinen Umgang mit Zweifeln sagt, erinnert mich an Viktor Frankls Therapieform der paradoxen Intuition. Was er meint, verdeutlicht er mit dieser Anekdote:
    Der Lehrer fragt Peter, warum er zu spät zum Unterricht kommt.
    Peter sagt: Draußen was es so glatt, immer wenn ich einen Schritt nach vorne gemacht habe, bin ich zwei zurückgerutscht.
    Ja, aber wie hat er es denn dann überhaupt zur Schule geschafft?
    Ganz einfach, sagt Peter, ich bin einfach wieder nach Hause gelaufen.

    Frankl hat die Methode zum Beispiel bei Erektionsproblemen eingesetzt, indem er in der Therapiestunde dem betroffenden Pärchen zwar empfohlen hat, sich immer dann, wenn sie scharf aufeinander wären, sich ins Bett zu legen und rumzumachen, aber ihnen ausdrücklich verboten hat, dabei miteinander zu schlafen. Im Ergebnis mussten die meisten Patienten ihm dann beichten, dass sie es aufgrund des Verbots zwar unbedingt vermeiden wollten, aber dann doch miteinander geschlafen hätten – und das zu ihrem eigenen Erstaunen ohne Probleme.

    Wenn man also nicht mehr an Gott glauben kann, dann regt sich der Glaube möglicherweise erst wieder, wenn man aufhört, zwanghaft glauben zu wollen – und zwar vermutlich deswegen, weil man, ähnlich wie beim Gleichnis von der Perle im Acker, ihre Schönheit erst dann erkennt, wenn man aufhört, ihren Wert zu taxieren.

  2. „Was ist schon ein erzwungener Glaube? Außerdem gibt es für den Glauben keine wirkungsvollen Beweise, am wenigsten materielle. Thomas hat nicht deshalb geglaubt, weil er den auferstandenen Christus sah, sondern, weil er schon vorher glauben wollte. (…) Das Jenseits und materielle Beweise, o je, o je!“ (Fjodor Dostojewskij: Die Brüder Karamasow, 1014)

  3. Ja, der Viktor Frankl fiel mir auch gleich ein…
    zB. das hier: “ Wenn die Psychotherapie das Phänomen der Gläubigkeit nicht als einen Glauben an Gott, sondern als den umfassenderen Sinnglauben auffaßt, dann ist es durchaus legitim, wenn sie sich mit dem Phänomen des Glaubens befaßt und beschäftigt. Sie hält es dann eben mit Albert Einstein, für den die Frage nachndem Sinn des Lebens stellen religiös sein heißt.“
    (Frankl, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn 1995, S.75)
    LG. Chrischan

  4. Spontan fiel mir der Satz eines Freundes als Reaktion auf mein Glaubens-Aus ein: „Ich glaube ohnehin, dass am Ende nur die Liebe zählt, wenn selbst Glaube und Hoffnung vergangen sind, wie es im Korintherbrief heißt.“

    Es wäre wirklich schön, wenn das stimmt.
    Vielleicht besteht der Glaube, die Beziehung zu Gott ja auch in einem immerwährenden Verlieren und Wiederfinden, Verlorengehen und Wiedergefundenwerden?

    1. Das mag ich, wie du das formulierst, diese Spannung aus Aktiv und Passiv, zwischen verlieren und gefunden werden. Für mich selbst habe ich einen ähnlichen Gedanken dialektisch formuliert. Ich sage, mit dem Glauben ist es so:

      Erst wird man aufgehoben.
      Dann wird man aufgehoben.
      Und dann wird man aufgehoben.

      Erst findet man sich also sicher aufgehoben auf Gottes Schoß wieder. Aus dieser Sicherheit der vollkommenen Annahme wird dann das Leben, so wie es bisher war, aufgehoben und man verliert jeden unnötigen Ballast. Bis man dann soweit ist (leicht genug ist), um auf ein neues Level gehoben zu werden. Und dann geht’s wieder von vorne los, bis man dann irgendwann zu dem geworden ist, was man ist und in Gott schon immer war.

      Der Glauben wird m.E. dann mühsam, wenn man zwischen Stufe 2 und 3 hin- und herspringt und vor lauter Werden vergisst, einfach zu sein und so wie man ist, auf Gottes Schoß zu sitzen, wie ja auch Paulus sagt: Was euch fehlt ist, ihr habt eure erste Liebe verloren!

      So etwas würde dann einem geistigen Burnout gleichkommen, ein Boreout wäre dagegen, immer nur an Gottes Brust zu schlummern und gar nicht zu bemerken, dass sein Herz auch für den Nächsten pocht.

      1. Ja, schön, das dreimalige Aufheben finde ich auch eine passende Formulierung.
        Martin Benz hat das mit dem Verlieren und Wiederfinden mal an der Person der Maria veranschaulicht: https://movecast.podbean.com/e/mc-43-jesus-verlieren-und-wieder-finden/

        Und ich denke auch, dass die Geschichte Israels da eine gute Vorlage bietet. Aus der Sklaverei befreit und dann erstmal 40 Jahre Wüste und im gelobten Land ist dann auch nicht alles heile Welt, dann Kriege, Exil, immer mal wieder Befreierfiguren, schließlich Jesus, aber damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende und das endgültige „Ankommen“ steht noch aus.

  5. Hallo,
    bin neu hier, fühle mich aber schon tief verheimatet bei euch. Danke für die tolle Folge. Krass und ehrlich und echt lebenstauglich.
    Eine kleine Erfahrung, ich habe, obwohl ich schon über 50 bin, und als Lehrer an einer christlichen Schule arbeite (ihr wisst schon, eben mit dem ganzen evangelikalen Über- und Unterbau), mit großer Freude, ja in grandioser Zustimmung, „Der Fremde“ von Albert Camus gelesen. Die dort beschriebenen Lebenserfahrungen sind nah an dem, was ihr in euren Folgen, vor allem in der letzten, abarbeitet. Mich ganz und gar, im grellen Sonnenlicht des Lebens in eben jenes hinwerfen, selbst mithelfen und christlich formuliert werfen lassen. Nicht mehr heimlich unter der Bettdecke lesen, statt die Hände zum Beten falten, sie öffnen für …, tja, wofür eigentlich, für das Empfangen von dem Leben, indem ich gerade stecke. Bin hossaermutigt, heissa hopsasa, fröhlich springen, in den Herbst hinaus. Was hilft? Hören, lernen, und endlich mal ehrlich sein, da draußen unter uns Menschen … Liebe Grüße Carsten

  6. Na, jetzt hab ich nach längerer Abstinenz und podcasterischer Fremgeherei (Ich gestehe ich bin ein Sünder und bitt‘ um nen Atlas) was zum richtig drauf freuen heute Abend. Meine Schwester hat mir gerade per Mail empfohlen, nen Theologiekurs zu machen, aber ich habe immer weng das Problem, dass ich das als Bananenbiegerei, Inegese und Exegese nach Michael Schmidt-Salomon (mein neuer Säulenunheiliger) empfinde: Immer genau das rauslesen von dem was drinsteht. Da sind viele Gemeinden weltspitze drin. Viele halten krampfhaft am Glauben fest, weil das LEben da draußeangeblich ja so kalt ist und ohne Hofnung, dass sie sich durch jahrzentelange Beschäftigung mit einem eigentlich absurden Buch, von dem jeder das Recht hat, es guten GEwissens nach fünf Minuten beiseite zu legen, die Dinge schönreden und plausibel machen.

    Ich hatte immer Angst vorm Abfallen, als zwangskranker schüler wäre ich wahrscheinlich tot umgefallen, hätte ich gewusst, was für krasses Zeug ich mal schreiben werde. Bei meinen ersten Liebäuglungen in Atheisten’s Garten nebenan fühlte ich mich immer von meinem jüngsten Bruder getrennt (Kindchenschema hat da wohl gesprochen) und fürchtete die Trennung von der Familie (innerlich,natürlich verstoßen die mich nicht, alles sehr fein dort…). Später malte ich mir mit „Liebe“ en detail aus, wie Gott meine Brüder in der Hölle foltert, weil ich sie mit meinem Buch zum Abfall bringe. Das war der heimliche Wendepunkt, hat dann aber noch fünf JAhre gedauert, bis ich mich nicht mehr Christ nannte. In diesen fünf JAhren plante ich unter anerem, mein Buch erst nach dem drohenden Tod meines Vaters zu veröffentlichen, um wenigstens seine Seele zu retten, wenn meine Autofahrerrolle schon gegrillt werden würde, war ich spiritueller Saisonalki. Ich suchte die Wärme des HAuskreises und lief meinen Zugnachbarn am Bahnhof nach und gab ihnen Wolfgang-Bühne-Bücher, dann ging ich lange Zeit nicht mehr in die Gemeinde, wenn Homosexualität mit dem Steinigungsbot als Begründung abgelehnt wurde (ihr könnt mich gerade Scheibenwischerbewegungen vor meinem spiritualistischen, dritten Auge machen sehen…)

    Bin gespannt, was ihr heute zu sagen habt. Euer Podcast über den abgefallenen Hillsongmusiker und ein Buch von Tobi Faix über Entkehrung waren das letzte Quäntchen in meine Freiheit. Und die genieße ich sehr. Gehe eine Reise. Glaube im Gemüt an einen personalen Gott mit Empfindungen, den man erfreuen und enttäuschen kann, der aber nur gut ist und bete regelmäßig. Weils guttut, wenn man „es richtig macht“ und aus ERziehung. Kann mir aber auch vorstellen, dass mein LEbensmärchen Richtung Glauben an eine Energie geht und ich nur noch „Wünsche und Schaffe“ (in EWigkeit? Amen?). Chante seit vier Wochen auf die Silbe Om gegen meine PAnikattacken (unverändert seit Entkehrung, Zwänge aber deutlich besser, fast weg) Ich genieße die LEichtigkeit der Moderne, für die viele ihr LEben ließen und die große Ehrfurcht, die aus dem Nichtwissen erwachsen kann, was mir der Frankfurter Unitarier-Pastor letztens per Telefon nahelegte. Also, dann werde ich heute abend mal reinswitchen in Euer ketzerisches Brain 😉

      1. Ist in drei Wochen fertig. Dann gehts an Verlage. Leider ist der Buchmarkt grade voll im Arsch, hat mir eine Agentin gesteckt, wegen Corona. Und ich habe noch zwei andere, von denen ich eines (ein säkulares) gerne vorher veröffentlichen würde. Ich arbeite immer an drei Büchern (wie gesagt, vier sind in drei Wochen fertig): Das aktuelle zu 80%, das vorherige zu 10% (Nachbearbeitung der letzten Gedankentropfen) und das nächste zu zehn Prozent (schreibe jetzt immer das Exposé vorher, das strafft und schafft einen roten Faden). Außerdem bin ich großer Wurschtzettelheld und -krieger. Gehe lange mit meinen Büchern schwanger (bis zu ein Jahr) und mache mir extrem viele Notizen, schreibe dann neuerdings einzelne Szenen, um ins zum jeweiligen Buch passende Wording zu kommen (für mein nächstes Buch schreibe ich hierfür außerdem gerade die philosophische Landschaft, bin jetzt bei Seite 11 von geschätzt 20…)
        Jay darf Dir gerne meine E-Mail-Adresse geben, schreib mich ma an, dann meld ich mich wenns raus ist oder Du trägst Dich auf meiner Testleserrundmailliste ein!

        Liebe Grüße,

        Dein Andi

  7. Eine sehr spannende und emotionale Fragen über die Ihr 3 Euch da unterhaltet.
    Der Ansatz mit den Glaubenssätzen ist mir bisher v.a. aus der Psychologie/Therapien bekannt und in diesem Kontext oft ein bisschen stumpf, Vergangenheitsfokusiert und wenig lebendig vorkekommen. Diese Sätze unter der großen Frage: „An was glaube ich so generell“, zu reflektieren hat mich aber total angesprochen.
    Und vielleicht hilft das Abgleichen dieser inneren Wahrheiten mit dem großen Glaube (an Gott oder Gerechtigkeit oder was auch immer)- also das eigene oder von außen vorgelebte Weltbild – auch rauszufinden was einenem da an einem Gegenüber fehlt. Was da eigentlich sein sollte, nach den inneren Glaubenssätzen. Werde ich auf jedenfall noch weiter drüber nachdenken.

    Das Gefühl, dass da etwas fehlt kenne ich auch zu gut aber nicht nur seit der Glaube weg ist, auch schon als ich noch „hardcore“ Christ war hat da oft jemand gefehlt. Also @Astrid ich glaube du bist da nicht einmal nur unter „nicht(mehr) Glaubenden“ nicht alleine…

    Noch ein 2. Thema
    „Dann musst du mit dieser Leere leben.“ empfand ich ehrlichgesagt etwas abturnend 🙂 und vielleicht lag es nur an der Formulierung aber ich denke ein glückliches oder erfülltes Leben zu suchen ist auch nichts großartig anderes als ein Leben, das ehrlich und echt ist zu suchen und so manche großen Fragen offen zu lassen.
    LG Biene

  8. Liebe Astrid,

    .. und alle anderen schmerzhaft Ringenden: Es tut mir echt Leid, dass ich da vorhin sehr forsch und abwertend gesprochen habe über Leute in der Dekonstruktion. Ich ging ja selbst durch die Hölle. Ich bekenne, dass ich immer noch ein ziemlicher Hater bin teilweise, der Christen oft Böses und Dummes unterstellt und sich drüber lustig macht. Ich habe mal ganz subversiv ne Zeitschrift gegen die Bibel in ner christlichen Klinik liegen lassen und war dann überrascht, dass die tatsächlich gelesen wurde, die Stellen in der Bibel nachgeschlagen und heiß diskutiert wurden. Ich glaube, viele Gemeinden, sind da im Alltag relativ weit, auch wenn die letzten Dogmen unantastbar sind, und selbst der größte Fundi spricht mal mit seinem PArtner über seine Zweifel. Der Mensch ist auch schön und gut, die Ideologie kann einen innersten Raum der Unschuld nur schwer kapern.

    Ich konnte und wollte für mich persönlich nicht mehr. Wenn ich ins Krankenhaus kam, dachte ich, deswegen kommen als mystisch-sphärischen Ausgleichs andere in die Hölle. Auch heute noch habe ich als Spätfolge meines Höllen- und Dämonenglaubens manchmal ganz komische Anwandlungen wie in dem Film „Kafka“ (Angst vor archaisch-bösen Gottesheimsuchungen aus einer Welt da drüben, die bedrohlich jederzeit uns krallen und würgen kann…). Da ist mir mein neues Leben (Verstandes-Agnostiker, Gemütsgäubiger) doch lieber, das Leichte der Moederne. Mir fehlt sehr selten sehr weniges und ich muss nicht um meine Oma in der Hölle bangen, wenn ich mal irgendwo einen Feuerstrahl sehe. Dazu kommt, dass ich mir seit einer Predigt, die ich 2001 gehalten habe (mit 20 also), einen parallelen Wunschglauben aufgebaut habe, den ich gerne haben würde, mich aber nicht traute. So hatte ich schon ein Korsett, eine romantisch-aufklärerische-liberale Leitidee mit frühunitarischem Charme. Diesen Glauben, den ich mir immer ausmalte, habe ich dann relativ leicht übernehmen können, als ich den Fundi-Zeug nicht mehr WOLLTE und KONNTE.

    Ich habe in meiner Krankenhaus-Laufbahn gelernt, dass es ein Wechsel aus Kämpfen und Nichtkämpfen ist (siehe wieder Frankl) und schließe mich da Jay und Gofi, Katja und Alexander an. Dekonstruktion und ‚Rekonstruktion brauchen wie psychische KRankheiten Zeit, aber manchmal braucht man auch jemanden, der einem den Helm aufschnallt, wenn man mit dem Kopf durch die Wand will 😉 Mein Vorbild war immer mein Bruder, der hats ganz locker-flufffig weggeblaseen, bei mir wars halt anders. Viele Faktoren spielen da ne Rolle – Sozialisation, Theologie der Gemeinde, Freundeskreis, Erziehiehung, Biochemie im Hirn, Zufälle…. Ich wünsch Dir auf jeden Fall, dass Du wieder ans Schicksal glauben kannst und aus Deinem Leben ein Märchen und Abenteuer machen kannst, auch wenn sich das wahrscheinlich gerade absurd für Dich anhört!

    Alles Liebe, Dein Andi

  9. Hey ihr zwei Lieben…

    gestern der neuste (155) und heute morgen den 55 (höre sie ja alle nach).

    Brauchte Taschentücher……

    Ihr seid so ein SEGEN!!!

    Danke, Danke, Danke das ihr euerer Berufung folgt.

    Ganz liebe Grüsse von Daniel,

    Jacqueline meiner Frau und meinem Freund Urs

  10. Ich wollte noch einen Nachsatz machen, weil ich manchmal so große Bilder male wie „Auf Gottes Schoß“ sitzen, siehe Kommentar oben.

    Ich denke, es gibt 2 Arten von „banalem Atheismus“, einem rationalen und einem emotionalen.

    Der Rationale sagt: Wenn man die Bibel gar nicht wortwörtlich verstehen kann, so wie es mir immer beigebracht wurde, dann kann ich gar nichts mehr glauben.

    Und der Emotionale sagt: Wenn Gott gar nicht so erfahrbar ist, wie die Leute das immer so schön blumig ausdrücken (da hat Gott zu mir gesprochen, da hat Gott mich in den Arm genommen…), dann kann man ihn gar nicht erfahren.

    Ich denke, man muss in beiden Fällen einen Weg finden, die großen feststehenden Wahrheiten auf die eigene Lebens- und Gefühlswelt zu übertragen, ohne das Kind mit dem Bade des Relativismus auszuschütten. Metaphern wie „auf Gottes Schoß sitzen“ helfen mir dabei, ein religiöses Gefühl in einer Weise zu deuten, die meinem rational und emotional verankertem Glauben entspricht. Mir geht’s also gar nicht darum, ob ein Gefühl (oder eine Erfahrung) genauso intensiv ist wie es ein Bild suggeriert, sondern, andersherum, wird es dadurch intensiv, dass ich es auf Gott hin deute.

    Die Diskrepanz zwischen dem, was ist und dem, wie man es erlebt, wird man dabei immer in Kauf nehmen müssen, daher fand ich auch gut, dass ihr im Talk von der Lücke gesprochen hat, die es geben darf und muss und die man auf keinen Fall mit weniger füllen sollte als dem, was dort hineingehört. Jörg Splett meint ja, dass Gott Adam und Eva deswegen verboten hat, vom Apfelbaum zu essen, weil er abends Apfelkompott kochen wollte. Wenn wir „Geduld nötig haben“, dann heißt das wohl, die Lücke auszuhalten, in der Hoffnung, irgendwann wirklich das zu sehen, was wir jetzt glauben.

    Keine Ahnung, ob das verständlich ist, ich muss jetzt arbeiten.

  11. Ich fand das gut wie Jay das ausgedrückt hat : an einem bestimmten Punkt zu akzeptieren, dass ich Gott nicht denken und beweisen kann. Das fühlt sich blöd an, weil ich mir ja einmal vorgenommen hatte, nie mehr an meinem Verstand vorbei zu glauben. Ich will mich nicht mehr selbst bescheissen, das ist völlig inakzeptabel… Mir geht es jetzt ganz gut mit der Formulierung : ich hoffe, dass es Gott gibt und das ewige Leben. Das ist so eine wachsende Bereitschaft , mit einer vagen Zuversicht zufrieden zu sein, und ich bin positiv überrascht, wieviel mir das gibt. Das zweite, was für mich schmerzlich ist, ist, daß ich nicht mehr an eine persönliche Beziehung zu Gott glauben kann, so wie es so vollmundig behauptet wird. Auch da werde ich irgendwie mit zurecht kommen. Ihr habt so viele kreative Ideen gebracht im talk, evtl neue Zugänge zu Gott zu finden : vielen Dank dafür.
    Herzliche Grüße

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