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#171 Endlich Gleich! – Warum Frauen noch immer nicht gleichberechtigt sind (m. Veronika Schmidt)

Es wird behauptet, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter längst erreicht ist. Aber die Autorin und systemische Beraterin Veronika Schmidt aus dem Schweizer Schaffhausen ist da ganz anderer Ansicht. Sie hat ein mutiges Buch zu dem Thema geschrieben, das vor allem die Verhältnisse in christlich-freikirchlichen Kreisen aufs Korn nimmt. Sie meint: In den Augen Gottes waren die Geschlechter von Anfang an nicht nur gleichWERTIG, sondern auch gleichBERECHTIGT. Worin der Unterschied besteht, was sie antreibt und warum sie ihr Buch als eine ‚entschärfte Bombe‘ bezeichnet – das alles erfahrt ihr in diesem hörenswerten Talk. Viel Spaß!

22 Kommentare

  1. Kriti-Sir Kriti-Sir

    Die fehlende Resonanz wundert mich gar nicht.

    Mir persönlich fällt es schwer, ein Fazit aus diesem Talk zu ziehen, da sich außer den üblichen Weichmachern nicht viel Substanzielles finden ließ.

    Wenn das Frauenwahlrecht nach 100 Jahren immer noch als höchstes Gut der Frauenrechtsbewegung herhalten muss, dann muss man wohl zurückfragen, wohin 100 Jahre Frauenwahlrecht uns geführt haben.
    Etwa zu einer gerechteren Familienpolitik?
    Mitnichten, sondern zum Ausbau der Kinderkrippen, Ganztagsunterricht etc. pp., damit sich die Frauen „verwirklichen“ können. Was sexy daran sein soll, dass Frauen jetzt auch noch Karriere machen (ersetze Karriere durch 40 Jahre Einzelhandelskauffrau oder 40 Jahre am Fließband usw.), weiß kein Mensch. Was man aber weiß, ist, dass es finanziell eben anders nicht geht.
    Frauen, die lieber arbeiten wollen anstatt Kinder zu bekommen – ja, bitte. Ich möchte nicht das Kind einer unglücklichen Mutter sein.
    Frauen, die lieber arbeiten wollten und Kinder bekommen – ja, bitte, aber ich möchte bitte nicht das Kind einer solchen Mutter sein.
    Frauen, die Mütter sein wollen und es finanziell mit ihrem Partner, der in irgendeinem Knebelvertrag hängt, gebacken bekommen. Ja, bitte? Die haben in unserer Gesellschaft keinen Platz.

    Ich messe alle Freiheitsparteien daran, ob sie die Grundlage für eine gelebte Mutterschaft gewährleisten können.

    Die Behauptung, dass Frauen dafür verantwortlich seien, liegt natürlich fern und dennoch muss man wieder fragen: Wo bleibt der weibliche Touch bei den Entscheidungen? Hat Merkel uns eine „weibliche“ Politik gebracht oder kennt Macht und Politik einfach kein Geschlecht?

    Ich habe es satt, Antworten wie die der „gegenseitigen Unterordnung“ zu bekommen. Blaupausen, nichts als Rosamunde Pilcher. Wer soll denn jetzt entscheiden, wenn zwei sich uneins sind?

    Sorry für den Rant, aber das musste mal so ungefiltert raus.

    • Moin, Kriti-Sir

      Ich messe alle Freiheitsparteien daran, ob sie die Grundlage für eine gelebte Mutterschaft gewährleisten können.

      Das wäre mir persönlich ein zu einseitiger Maßstab für eine Gesellschaft.

      Ich habe es satt, Antworten wie die der “gegenseitigen Unterordnung” zu bekommen. Blaupausen, nichts als Rosamunde Pilcher. Wer soll denn jetzt entscheiden, wenn zwei sich uneins sind?

      Wieso sollte das denn überhaupt eine der beiden Seiten sein müssen? Und weshalb gerade die männliche?

      LG,
      der Jay

      • Kriti-Sir Kriti-Sir

        Danke, Jay, dass du auch auf diesen „Krampf“ antwortest.
        Gegenfrage: Warum gerade die weibliche Seite?
        Fazit: So kommt man auch nicht weiter und behilft sich mit Konzepten der gegenseitigen Unterordnung und statt Ordnung entsteht Chaos 🙂

        Hausfrauen und der Maßstab der „freiheitlichen Gesellschaft“
        „Selbst dort, wo Sorgearbeit heute bezahlt wird, haben wir es eher mit einer pervertierten Karikatur dessen zu tun, wofür Feministinnen gekämpft haben. Zwar ist Sorgearbeit heute als Beruf und Lohnarbeit durchaus anerkannt, aber die Arbeitsbedingungen sind katastrophal und die Löhne mies. (…)
        Die ehemaligen Vollzeithausfrauen verdienen jetzt ihr eigenes Geld, und zwar unter miserablen Bedingungen. Der Sparzwang im Sorgesektor hält sie zudem auch noch dazu an, die daraus resultierende Misere in unbezahlten Überstunden und privater, unbezahlter Arbeit abzufedern. (…)
        Frauen müssen heute keine Angst haben, dass sie an den Herd zurückgeschickt werden, sondern vielmehr, dass sie als chronische Burn-out-Patientinnen in der Klinik landen. “

        https://www.zeit.de/kultur/2021-06/corona-gleichstellung-retraditionalisierung-geschlechterrollen-care-arbeit-10vor8/komplettansicht

        Ja, die Hausfrau ist abgeschafft, aber der Frau geht es dadurch noch lange nicht besser.
        Und ich gehe davon aus, dass viele Frauen lieber bei Ihren Kindern wäre als Überstunden im Altenheim zu schuften. Und so lange das so ist, hat die vermeintliche Gleichstellung ja nichts gebracht.

        • Aber damit beantwortest Du ja meine Frage nicht. Ich habe ja gar nicht behauptet, dass die weibliche Seite die Bestimmer-Seite sein soll. Ich verstehe bloß nicht, wieso eine Seite überhaupt „das letzte Wort“ haben sollte. Und wieso das irgendwo festgeschrieben sein soll/ werden muss. Eine Art praktischen Nutzen kann ich an so einer Regelung durchaus sehen, nur, warum ein anatomischer Grund, das Zünglein an der Waage sein soll, ist einfach nicht plausibel. Ja, Partnerschaft auf Augenhöhe mag in manchen Situationen anstrengender sein – bringt aber eben auch mehr Freiheit und Gerechtigkeit.

          In Deinen Rant über den steckengebliebenen Feminismus stimme ich sofort mit ein. Natürlich gibt es noch lange keine Gleichstellung. Deshalb haben wir den Talk ja gemacht. Unterschiedliche Bezahlung, arbeitende Frauen, die gleichzeitig das alte Rollenbild auch noch erfüllen müssen uswusf – das ist vielfach die Realität. Aber wieso das den Schluss „der Feminismus ist gescheitert und die Mutter allen Übels“ ergeben soll, anstelle von „packen wir’s an, es gibt noch immer viel zu tun“, erschließt sich mir nicht. Zigtausend Jahre Patriarchat wird man nicht in ein paar Jahrzehnten los. Das steckt in unser aller Köpfe.

          LG,
          der Jay

          • Kriti-Sir Kriti-Sir

            Ich tu mir noch schwer, was „Feminismus“ eigentlich sein will; da gibt es mittlerweile ja gefühlt einen eigenen Kulturkampf.
            Im Reich Gottes wird jeder Mensch ja sein „wie die Engel“, was traditionell als Geschlechtslosigkeit gedeutet wird, aber so einfach möchte ich es „dem, der alles neu macht“ gefühlt auch nicht machen.

            „wird man nicht in ein paar Jahrzehnten los.“ So ist es – und unser aller Leben dauert ja immer nur ein paar Jahrzehnte.

    • Ich gebe zu, es ist nicht so einfach, in einem Talk allen zur Diskussion stehenden Aspekten gerecht zu werden. Und in druckreifen Sätzen zu sprechen… 😉 Deshalb versuche ich zu präzisieren. Das größte Missverständnis bezüglich Emanzipation/Feminismus ist deren Gleichsetzung mit Berufstätigkeit. Frau kann berufstätig sein und trotzdem nicht emanzipiert oder nicht berufstätig und trotzdem emanzipiert. Frauen sollten ihre Identität weder an der Berufstätigkeit festmachen, noch an der Rolle als Familienfrau, sondern an sich selbst und dem, was sie möchten. Dies ist auch keine Frage des “eigenen” Geldes. Denn von wem auch immer das Einkommen generiert wird, es ist in den meisten Ehen gemeinsame Errungenschaft und gehört beiden. Interessanterweise wird es in Konfliktfällen dann trotzdem von vielen Männern als “ihr” Geld reklamiert. Das größte Tabu in Paarbeziehungen ist übrigens das Geld, nicht das Sexleben.

      Auch die Vorstellung Beruf, Kinder und das gute Leben müssten gleichzeitig parallel abgehandelt werden, ist oft nicht realistisch. Wir sollten uns unser Leben in Phasen, Abschnitte einteilen, die Dinge nacheinander angehen. In Abschnitte, in denen wir beruflich Gas geben, Abschnitte, in denen wir uns um Kinder kümmern, Abschnitte, in denen wir uns weiterbilden oder umorientieren, Abschnitte in denen wir runterschalten. Das ermöglicht dem Paar, die verschiedenen Phasen abzuwechseln und aufeinander abzustimmen. Letztlich bleibt es eine Verhandlungssache des Paares, wie es leben will und wie es die gesetzlichen Voraussetzungen für Gleichstellung in der Gesellschaft nützt. Schlecht ist, wenn wir gewählte Lebensmodelle gegeneinander ausspielen. Doch in meinem Buch geht es eben nicht nur um das Privatleben, sondern auch um die Rollenzuschreibungen der Kirche.

      • Kriti-Sir Kriti-Sir

        Vielen Dank für die interessante Klarstellung , insbesondere hinsichtlich des größten Tabus!
        „Verhandlungssache des Paares“ – gefällt mir spontan; da hat man den religiös aufgeladenen Druck der „gegenseitigen Unterordnung“ erstmal vom Hals.

  2. Eli Eli

    Hi, Leute I
    ich bin auch ein bisschen gespalten.
    Hab ehrlicher Weise das Buch noch nicht gelesen, nur die Beschreibungen, es muss schon top sein, und vielleicht auch komplett revolutionär für Freikirchlich geprägte Menschen, und auf jeden Fall hilfreich auch für alle andere Frauen, die ihre Stärke meinen verstecken zu müssen.
    Also: Super! Alltagstauglich! Ich kauf es mir auch, da ich mir noch nicht so viel traue, wie ich gerne würde… harmoniesüchtig sein ist eine meiner Schwächen, die ich zwar überwinde, wenn ich was sehe, was so richtig gemein gegen andere ist.
    Aber für mich selber doch meist eher die Klappe halte. Ich kann also Support auch gut brauchen. Mich selber hat der Glaube eher in eine größere Freiheit gebracht… mein eigener Glaube, und Vorbilder, die ich mir selbst gesucht habe, weil sie mich überzeugen. da sind viele tolle Frauen dabei, Sozialarbeiterinnen und Sozialistinnen und Christinnen. Am liebsten habe ich es, wenn alle drei Komponenten dabei sind. <3 Was Veronika von den Sufragetten sagte, hat mich sehr bewegt…. stimmt wir waren echt schon weiter. Jetzt ist ja Feminismus eine gefährliche Sache, die viele Christ*Innen unglaublich beunruhigt… 🙁

    Eine Anfrage an den Talk habe ich aber schon… die Geschichte mit "Satan hat sich das ausgedacht" die finde ich grottenschlecht. 1. ich glaube nicht an einen Satan, der Strategien schmiedet… an eine destruktive Macht, die sich der Machtbesessenheit, Gier, Bosheit, Feigheit, Unterwürfigkeit, Falschheit von Menschen bedient vielleicht schon eher. Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber Täter und Mitläufer eine Entschuldigung zu liefern, Satan hatte da eigentlich schuld, das kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen.

    Als Entschuldigung für zögerliches Eintreten für die Gleichberechtigung würde ich eher strukturelle Sünde nehmen… wenn man schon ne Erklärung braucht, warum das so lang geduldet wird.

    Eins bin ich mit ihr, dass Gott gegen jede Art von Unterdrückung ist… was ja vielleicht genügt. Und wir sollten es auch sein. Wir sollten es nicht ertragen, wenn jemand klein gemacht wird…

    und so komm ich zu dem nächsten, was mir auffiel, als ich Veronikas Blog durchgeschaut hab:

    So…. Punkt 2: Warum in Aller Welt greift sie Trans-Frauen auf ihrem Blog an und spricht ihnen das Frau-Sein ab? Oder habe ich es falsch verstanden? Das finde ich jetzt komplett komisch…. so was sucht sich doch keine*r raus….

    Als Cis-Frau bricht mir kein Zacken aus der Krone eine Trans-Frau als Schwester zu sehen.

    Vielleicht antwortest du ja, Veronika…

    • Zur „Satan-Sache“. „Satan“ ist als biblische Metapher gedacht, weil ja geschichtlich gesehen genau deswegen die Frau (und die Sexualität) über Jahrhunderte dämonisiert wurde und man sie an ihren untergeordneten Platz verwies. Sie ist die von Satan Verführte, die den Mann verführt. Es ist eine Umkehrung dieser alten Geschichte. Die Beweislast wird umgekehrt. Man kann die Erwähnung Satans tatsächlich schräg finden. Aber er wird von vielen Christen auch ins Spiel gebracht, wenn es um die feministischen Bewegungen geht. Katharine C. Bushnell kehrt im Buch „Wach auf, Eva“ den in bibeltreuen Kreisen so beliebten “Feminismus-Satan”-Beleg um und führt aus, dass es ein «Unerlöster-Mann-Satan”-Komplott gegen die Frau ist.

      Ja, das Trans-Thema! Schwierig. Nein, eine Trans-Frau als Schwester zu sehen ist nicht das Problem. Ich greife nicht Trans-Frauen an, sondern die instrumentalisierenden Bewegungen dahinter, deren Vertreter:innen gar nicht Trans sind, sondern ganz andere Interessen verfolgen. Es geht auch darum, dass es nicht möglich sein sollte, das Männer sich (aus unlauteren Gründen) per Selbstdeklaration zu Frauen erklären können und in die hart erkämpften Schutzräume von Frauen eindringen . Bis vor wenigen Jahren war es übrigens vor allem ein Männerthema. Mann-zu-Frau-Transsexualismus (biologische Männer) war 8-mal häufiger als umgekehrt.

      Die Akzeptanz ist ein Männerproblem, kein Frauenproblem. Transmenschen werden fast ausschließlich von Männern bedroht und umgebracht (bevorzugt auch in patriarchalen Staatssystemen). Das größte Problem ist doch, dass wir das Spektrum der Diversität nicht akzeptieren und leben können. Letztlich machen sich Menschen ja nur wieder für einzig zwei vorgegebene Schubladen passend, wenn sie sich operieren lassen. Weiterführender Artikel https://www.emma.de/artikel/jk-rowling-frauen-werden-abgeschafft-338023?fbclid=IwAR1ZVkXx-BCntERfLiaeqZMJ-U0ceMgQA7O2kV9XwvbvPTmwvAHh5d6VtZw

      • Eli Eli

        Der Artikel ist gut, Veronika . Meine Befürchtungen beziehen sich darauf, dass diese Gedanken in deinem Blog nun eben von den selben Evangelikalen instrumentalisiert werden, die vor 10 Jahren noch gegenn Alice Schwarzer und Harry Potter gewütet haben und das deine Zielgruppe ist. Und die haben einfach ganz andere „Hausaufgaben“ glaube ich.

      • Johanna Johanna

        Hallo Eli und hallo Veronika,

        bisher habe ich hier noch nie mit diskutiert, aber hierzu möchte ich sehr gerne etwas loswerden. Schon während der Podcast-Folge hatte ich ein sehr ungutes Gefühl bzgl. einiger Aussagen von Veronika, wie z.B. dass die Gesellschaft sich „in dem ganzen Gender-Thema ein bisschen verrannt“ habe und „Geschlechter auszunivellieren keine gute Entwicklung“ sei. Das klang für mich doch im Unterton etwas nach transexklusivem Feminismus. Nun habe ich mir den Blog-Artikel „Gender-Studies – Sargnägel des Feminismus“ angesehen, den sicherlich auch Eli meinte. Hier wird das ungute Gefühl für mich ziemlich drückend. Transfrauen wird hier ihre Identität als Frau einfach abgesprochen – so, wie J. K. Rowling es tut. Was daran problematisch ist, lässt sich leicht in diverse Artikeln über J.K. Rowling nachlesen. Einen Artikel, der sehr sachlich auf beide Seiten eingeht, ist dieser: https://www.zeit.de/kultur/2020-06/joanne-k-rowling-vorwurf-transfeindlichkeit-konflikt-twitter/komplettansicht Natürlich gibt es einzelne problematische Transpersonen und Transfrauen. Von biologischen Männern zu sprechen, ist aber einfach nur verletzend und hilft keinem! Warum darf man Transpersonen nicht einfach glauben, dass sie eine Frau / ein Mann sind? Einfach mal ganz unabhängig davon, dass natürlich die Geschlechterklischees eh ganz dringend hinterfragt werden müssen.

        Ich kann Eli daher nur zustimmen – genau diese Haltung verschärft Transfeindlichkeit! Diese Haltung IST Transfeindlichkeit. Dazu einen Artikel der EMMA zu teilen, die ebenfalls dafür bekannt ist, transexklusive Ansichten zu vertreten, macht die Sache für mich leider nicht besser.

        Was wir brauchen, ist intersektionaler Feminismus. Einen, der alle mitdenkt, alle Sexualitäten, Geschlechtsidentitäten und alle anderen Diskriminierungsformen. Sonst kommen wir anschließend wieder zu neuen Diskriminierungsformen. Und so einen Feminismus brauchen wir ganz besonders auch in der Kirche, wo queere Menschen erst recht unter Diskriminierung und Stigmatisierung zu leiden haben.

        Liebe Grüße
        Johanna

        • Hallo Eli, hallo Johanna
          Ich will diesem wichtigen, schwierigen Transgender-Thema nicht ausweichen – und es gäbe noch viel zu sagen, auch zu Bedenken aus sexologischer Sicht. Wobei es niemals darum geht, Transpersonen abzusprechen, dass sie so empfinden, und sie in ihrem so sein nicht zu akzeptieren. Und doch möchte ich erwähnen, dass der Talk nicht davon handelt, sondern erstmal von Geschlechtergerechtigkeit grundsätzlich. Es geht im Anliegen um gesellschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche, religiöse etc. Gleichstellung von Mann und Frau und Divers. Und zwar ohne Ansehen der Person, wie dies in der Bibel mehrmals erwähnt ist. Für die christliche Lebenswelt (und dahin richtet sich mein Fokus mehrheitlich) ist das allein schon Herausforderung genug. Wäre die bedingungslose Gleichberechtigung gegeben, wäre die Inklusion aller Individuen um einiges selbstverständlicher. Darauf kann weiter aufgebaut und differenziert werden. Deshalb – Gleichberechtigung «first» – denn diese betrifft ALLE.

          In der Schweiz leben wir ein politisches System, welches die Bevölkerung nicht nur an Entscheidungen teilhaben lässt, sondern ihr sogar die Entscheidungshoheit mittels Abstimmungen zugesteht. Deshalb ist für den Erfolg beispielsweise einer Initiative oder Gesetzesänderung von großer Bedeutung, dass das «Fuder», über welches das Volk abstimmen wird, nicht zu überladen ist und die Stimmbürger:innen verstehen, worum es geht. Denn ansonsten steigt die Gefahr, dass der gesamte politische Vorstoß versenkt wird. Geschieht übrigens ziemlich oft. Dann müssen die Regierung und das Parlament nochmals über die Bücher und neue Vorschläge erarbeiten. Genau dasselbe passiert in der christlichen Lebenswelt, wenn die Forderung nach Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau und Divers eins zu eins verknüpft wird mit Fragen der veränderten Biologie, Identität und sexueller Anziehung*: Das Gesamtpaket wird scheitern.
          LG Veronika
          *Der Blog-Beitrag, auf den ihr euch bezieht, ist einer von drei zusammenhängenden Blogs, die miteinander verlinkt sind. Im ersten Blog «On the basis of sex: männlich – weiblich – kompliziert» schreibe ich, dass die Unterscheidung von Biologie, Identität und Anziehung oder Orientierung sehr wichtig ist.

  3. Katja Katja

    Hallo ihr,
    mir war der Talk auch irgendwie zu „platt“. Und das mit dem Satan fand ich schräg.
    Insgesamt kam nicht viel Neues für mich und manche Antworten von Veronika fand ich etwas an den Fragen vorbei.
    Danke an Veronika für die Beantwortung meiner Frage, weshalb man Kinder so stark nach Geschlechtern trennt!
    Meine Frage zielte darauf ab, weshalb die Kategorie „Geschlecht“ so wichtig ist. Warum nicht Augenfarbe, Charakter oder sonst etwas anderes? Ist das Geschlecht so wichtig für die Identität eines Menschen? Weshalb ist es das Erste, was andere über ein Neugeborenes wissen möchten? Was „bringt“ ihnen dieses Wissen? Und weshalb man den Geschlechtern bestimmte Farben, Muster, Kleidungsstücke zuordnet. Woher kommt das?

    • Liebe Katja
      Das biologische Geschlecht ist wohl deswegen wichtig, weil es einfach existiert und nicht negiert werden kann. Etwa 75 Prozent der Menschen passen einigermaßen in das weiblich-männlich Schema und bilden auch die entsprechenden Stereotypen ab. Doch die klischeehaften Bilder sind auch gesellschaftlich „gemacht“. Die Zuordnung zu einem Geschlecht ist komplex. Das biologische Geschlecht (die Entwicklung der Geschlechtsorgane aufgrund der Biologie), die Geschlechtsrolle (wie wir uns als Frau oder Mann verhalten) und die sexuelle Orientierung (zu welchem Geschlecht wir uns hingezogen fühlen), alles spielt eine Rolle für unserer Geschlechtsidentität. Also, wie wir uns als Frau, Mann, Divers erleben, geben und wen wir lieben. Schön wäre, wenn tatsächlich Aufgrund des Geschlechts keine gesellschaftlichen Vor- und Nachteile erwachsen würden und in der Folge jeder Mensch einen Lebensentwurf finden dürfte, der zu ihm/ihr passt.

      Die geschichtliche Ungleichheit der Geschlechter ist Grund dafür, dass es so wichtig ist, ob ein Bub oder ein Mädchen geboren wird. Weil damit oft die Lebensmöglichkeiten und Lebensbedeutung vorgegeben ist/war. Die Gesellschaft und wir als Elternpaar geben dem Geschlecht kulturell bedingt diese wichtige Bedeutung. Die Marktwirtschaft zementiert die Ungleichheit zudem, weil sich so Geld verdienen lässt. Aber die Unterschiede und Vorlieben lassen sich auch nicht einfach wegreden und wegzaubern. Sie sind da. Dazu eine interessante Studie: https://www.youtube.com/watch?v=B1U_sXZtIMU

      • Katja Katja

        Liebe Veronika,
        vielen Dank für deine Antwort.
        Selbstverständlich gehe auch ich davon aus, dass es zwischen den Geschlechtern Unterschiede gibt und es geht mir nicht darum, sie zu nivellieren.
        Ich habe nur bei meinem eigenen Kind (zu meiner Überraschung) festgestellt, dass mit die Kategorie (biologisches) Geschlecht im Umgang mit ihm überhaupt nicht wichtig ist. Sondern dass ich es als Mensch sehe, mit seinem eigenen Wesen und Charakter.
        Es stößt mich ab, dass in einer Gesellschaft bestimmte Verhaltensweisen von Kindern erwartet werden, weil sie ein bestimmtes biologisches Geschlecht haben. Oder dass sie schon im Kindergarten wissen, was „Mädchenfarben“ und was „Jungsfarben“ sind. Ich merke in manchen Situatioen, wie stark ich geprägt bin von diesen Erwartungen – im Gegensatz zu meinem Kind, das keine Hemmungen kennt, sich auch mal „genderfremd“ zu verhalten/ zu kleiden etc.

  4. André Ay André Ay

    Dieses Burning-Church-Dingens (15.-22.8.) ist dubios.
    13.-17.8. ist das Worthaus Sommercamp 2021 in Thüringen, wo Thorsten Dietz auch rumspringt.
    Zweifellos hat ihm Christus die wundersame Gabe verliehen, zwei Körper zu haben, so daß er seine Multitasking-Fähigkeit an Orten, die hunderte Kilometer voneinander getrennt sind, praktizieren kann. Aber für uns gewöhnliche Unsterbliche gilt das leider nicht durchgehend.
    Warum ist das immer in Österreich statt mittig im deutschen Sprachgebiet?

    • Weil der Veranstalter eine Gemeinde aus Österreich ist. Ich denke, es ist nur fair, denen zuzugestehen, dass sie ihre Veranstaltungen dort machen, wo es ihnen gefällt. Oder?

      Und wieso ein Thorsten Dietz nicht auf zwei Hochzeiten tanzen sollen könnte, die sich immerhin fünf Tage lang nicht überschneiden, erschließt sich mir auch nicht.

      Es mag Dich frustrieren André, aber die Welt dreht sich nicht um Deine Bedürfnisse. Und sogar Referenten haben ein eigenes Leben, in dem sie lauter Zeug machen können, das nichts mit Dir zu tun hat. Ist blöd, ich weiß. Aber was willste machen? 😉

      LG,
      der Jay

      • André Ay André Ay

        Es geht mir weniger um den Referenten. Ich hatte die Vermutung, daß die Interessenten beider Veranstaltungen sich überschneiden könnten. Dann wären nicht-überschneidende Termine besser gewesen.
        Viele Grüße!
        André

  5. Eli Eli

    Liebe Verona,
    Danke für deine Antwort.
    Auch deine Bedenken darüber, dass Aktivist*Innen oft mit sehr agressiv und instrumentalisiert wirken, hat seine Berechtigung (aber auch seine Wurzeln… )
    Es ist nur so, die Ablehnung von Trans-Leuten ist tief und unhinterfragt im christlichen Lager und wenn du nun wieder ein „Vorsicht … Da sind auch Gefahren“- Argument gibst, werden all die fommen und burgerlichen Trans-Kritiker*Innen diese Munition wieder gnadenlos verwenden um sich das Thema vom Hals zu schaffen.

    Eine evangelikale Feministin wie du schreibt einige Bedenken. .. halleluJa dann können wir ja weiter so machen…. misstrauen, verteufeln, Transleute als Opfer einer dämonischen Genderverschworung hinzustellen oder halt einfach wieder mal klarstellen, dass es nicht normal ist usw. .. einfach je nach Veranlagung fürsorglich oder vehement das „Problen“ schon mal verstanden haben und die „Lösung“ kennen.

    Ich vertraue in dieser Hinsicht keiner christlichen Freikirche mher, dass dieLeitungen fähig oder willig sind, einfach mal zu sagen… stop. Wir hören jetzt zu. Wir wissen nämlich als cis Leute nicht, wie sich eine Transpersonal fühlt. Und ob sich uberhaupt alle gleich fühlen. Aber klar ist…. Jeder ist willkommen so wie er ist.
    Und das denke ich, wäre Leitungsaufgabe…. Frauen, vielleicht vorallem die, die auch eine eigene Emanzipationsgeschichte haben, da hast du recht, kommen meist viel besser mit LGBT+ Leuten zurecht… können sich besser einfuhlen und sind oft akteptierender. Denn sie wissen besser, was der subtile fromme Druck macht. ,

    Wie du ganz richtig bemerkst, andere Frauen kämpfen wiederum gegen Veränderungen. ..Wenn ihre eigene Position gut ist, weil sie von einem männlichen Leiter entdeckt und eingesetzt wurden oder sowieso gern im Hintergrund sind und sich da wohlfühlen.

    Ich höre jetzt auf. Aber ich hoffe du verstehst, warum ich befürchte, dass gerade mit deinem Wissen und deinem Ansehen in der christlichen Welt, deine warnenden Worte einfach nur wieder als weitere Bestärkung genommen werden, um TransgenderMenschen als problematisch und gefährlich einzustufen und ihnen so irgendwie die Luft zum Atmen und der Raum zum Leben entzogen wird.

    LG, Eli

  6. Esther Schmid Esther Schmid

    Hallo zusammen
    Merci für den Talk, ich fand ihn spannend und mit guten Anregungen.
    Merci auch fürs Stellen meiner Frage. Die Antwort von Veronika fand ich etwas kurz, aber sehr hilfreich.
    Das Thema Schuld (und Vergebung) und der oft knorzige und mit (meiner Meinung nach) komischen Schwerpunkten versehene Umgang damit in christlichen Kreisen beschäftigt mich sehr. Das spielt meines Erachtens nach auch in viele andere Themen mit rein. Macht ihr da noch mehr dazu? (Ich hab euern Talk erst vor kurzem entdeckt, vielleicht gibt es ja auch schon Sachen dazu?)
    LG Esther

  7. Katja Katja

    ÜBERBLICK soll das natürlich heißen 😄🙈 (obwohl mir schon bei mancher konservativer Position, die er beschreibt, etwas übel wurde)

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